Boris T. Kaiser, Gastautor / 03.10.2014 / 17:53 / 3 / Seite ausdrucken

Drei Fragen und eine Gegenfrage

Boris T. Kaiser

Wenn man sich des Öfteren öffentlich kritisch mit dem Islam auseinandersetzt, wird man immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum man sich denn so sehr auf dieses Thema konzentriere und andere viel weniger kritisch betrachte. Gerade von Menschen, die eigentlich sehr religionskritisch sind, aber beim Islam auf einmal eine „unerklärliche“ Beißhemmung bekommen, wird man für seine „überkritische“ Haltung zum Islam oft heftig angegriffen.

Nun, ich kann natürlich nicht für alle Islamkritiker sprechen, sondern nur für mich selbst, aber bei mir beruht mein Schwerpunkt in der Kritik zu einem wesentlichen Teil ganz einfach auf persönlichen Wahrnehmungen und Erfahrungen. Ich bin in einem Viertel mit einem sehr großen Ausländeranteil aufgewachsen. Mein Freundeskreis bestand damals etwa zu etwa 80 Prozent aus Türken. Wundervolle, liebe und lustige Menschen, von denen einige bis heute zu meinen engsten Freunden gehören.

Leider hat sich aber auch ein beachtlicher Teil (ich würde schätzen etwas mehr als ein Drittel) im Laufe der Jahre nach Schul- und Jugendzeit erheblich religiös radikalisiert. Junge Männer, mit denen ich abends jahrelang regelmäßig in die Disko ging, um mit mäßigen Erfolg Frauen aufzureißen, begegneten mir tagsüber auf einmal mit ihren türkischen Importbräuten, die kopftuchtragend und schweigend hinter ihnen her watschelten. Auf Facebook posteten gerade jene, die lange Zeit von einem reinen, religiösen Leben so weit entfernt waren wie ich von einer Karriere als Profibasketballer, auf einmal islamistische Propagandavideos von „Einladung zum Paradies“, Erdogan-Fanboy-Clips oder schlicht und ergreifend antisemitische und rassistische Hetze gegen alle „Ungläubigen“.

Die Leute die sich in dieser Weise veränderten waren, wie gesagt, keine Mehrheit in meinem Umfeld, aber leider auch keine kleine Minderheit. Ich habe mich gefragt: Wie kommt es, dass Leute, die genauso aufgewachsen sind wie ich und meine anderen Freunde, die aus dem gleichen sozialen Umfeld kamen, die gleichen Chancen und Probleme hatten, die gleiche Scheiße gebaut, das gleiche Glück und die gleichen Enttäuschungen erlebt hatten, sich so radikalisierten und andere nicht?

Der einzige Unterschied den ich ausmachen konnte war, dass die einen irgendwann eine Kehrtwendung gemacht haben und sich stärker dem Islam zugewandt haben und die anderen weiter unseren westlichen Lebensstil pflegten. Ich bezweifle, dass meine alten Freunde und Bekannten diese fatale Entwicklung auch durchgemacht hätten wenn sie sich dem Christentum, Judentum oder dem Buddhismus zugewandt hätten.

Womit wir auch schon bei der zweiten schon deutlich konkreter formulierten Frage der Islamkritiker-Kritiker wären: „Warum kritisiert ihr die Juden und Israel nicht genauso wie die Moslems und die islamischen Länder?”

Es mag ein wenig egoistisch klingen, aber für mich hat es in meiner Bewertung Israels schon eine gewisse Relevanz, dass ich dort als europäischer Christ gefahrenlos hinreisen und mich gefhrlos bewegen kann. Jedenfalls solange mich kein Palästinenser in die Luft jagt. Ich antworte solchen Leuten dann meistens mit dem Versprechen, sofort einen harten israel- und judenkritischen Blog zu schreiben, wenn „die Juden“ damit anfangen, den israelischen Boden   mit dem Blut geköpfter Europäer zu tränken.

Die dritte Frage, die man als Islamkritiker häufig gestellt bekommt, ist die, warum man nicht öfter mal lieber etwas gegen Nazis sage. Hinter dieser Frage steckt natürlich schon die böswillige Unterstellung, man würde insgeheim mit Nazis sympathisieren. Dass man den Islam auch und gerade wegen seinen faschistoiden Zügen kritisiert, spielt für die Urheber dieser infamen Unterstellungen keine Rolle. In meiner Stadt ist es aber nicht die NPD, die jeden Samstag mit einem eigenen Stand in der Fußgängerzone steht, es sind die Salafisten mit ihrer Propagandaaktion „Lies“. Die NPD hätte weder die Kapazitäten noch könnte sie sich das trauen. Sie würde nach kürzester Zeit von einer aufgebrachten Menschenmenge vertrieben werden. Deshalb drehe ich heute die Frage einfach mal um und frage alle Gutmesnchen da draußen: Warum seid ihr gegenüber den sehr erfolgreichen islamischen Faschisten nicht genauso aktiv wie gegenüber einer unbedeutenden Kleinstpartei von abwrackten Nazi-Spinnern?

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Leserpost

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Sigrid Herrmann-Marschall / 04.10.2014

“Sind sie auch mit türkischen Mädchen ausgegangen? Haben diese lebenslustigen Menschen ihre Schwestern in die Disco mitgenommen?” Das ist ein wichtiger Punkt. Er zeigt nämlich auf, dass diese Jungs, so “westlich” wie sie damals schienen, doch auch nur das machten, was auch in jedem anderen islamischen Land gemacht würde: Männer nehmen, was sie kriegen können, auf die Frauen passt man auf, schränkt sie ein. Dass sie das in einer hier leidlich akzeptierten Weise taten, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das nicht notwendig mit einem neuen Denken vergesellschaftet war.

Marek Kowalski / 03.10.2014

Frage an Boris. Sind sie auch mit türkischen Mädchen ausgegangen? Haben diese lebenslustigen Menschen ihre Schwestern in die Disco mitgenommen? Habe ich jedenfalls nie erlebt im Jugendclub und in der Disco gab es bei uns nie türkische/arabische Mädchen, aber viele ihrer “was guckst du?” Brüder….so einige landeten auch im Knast wegen Drogen oder Gewaltdelikten.Von Deutschen und anderen Ausländern ist mir dies nicht bekannt geworden…

Stefan Neudorfer / 03.10.2014

Mutige und ehrliche Worte, die ich nur bestätigen kann.

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