Henryk M. Broder / 29.07.2022 / 12:00 / Foto: Achgut.com / 50 / Seite ausdrucken

Dr. Blume und die Republik Israel

Inzwischen hat jedes Bundesland einen eigenen Antisemitismusbeauftragten. Von den meisten weiß man nicht einmal, wie sie heißen. Ganz anders dagegen agiert der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg. Er verpasst keine Gelegenheit, sich selbst ins Rampenlicht zu rücken. Und seine interreligiöse Ehe. Blumes Vorbild: kein Geringerer als Martin Buber.

Man kann dem Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg so manches vorwerfen, nur nicht eines: dass er erfolgreich agiert. Wie alle lokalen Medien Anfang März berichteten, habe es im Jahre 2021 in BW „eine Zunahme antisemitisch motivierter Straftaten von 228 (2020) auf 337 Fälle – ein Zuwachs von fast 50 Prozent" gegeben.

Ein Drogenbeauftragter mit einer ähnlich katastrophalen Erfolgsbilanz würde auf der Stelle versetzt werden, in das Grünflächenamt oder das Referat für Sport und Bewegung. Dr. Blume aber, der Antisemitismusbeauftragte des Landes BW, bleibt nicht nur wie angeleimt auf seinem Posten. Je klarer wird, dass er von Antisemitismus kaum eine Ahnung hat, umso lauter tönt er, als wollte er allen beweisen, dass es noch andere Themen gibt, von denen er nichts bis gar nichts versteht.

Vor kurzem hat der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Baden-Württemberg auf seinem Twitter-Account seine Follower gefragt, ob sie denn wüssten, „dass im Judentum und in der Republik Israel die üble Nachrede Lashon Hara verboten ist?" 

Was in der Republik Israel erlaubt oder verboten ist, liegt eigentlich außerhalb der Zuständigkeit des Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg. Freilich, der Boden der Geschichte des Landes Baden-Württemberg reicht bis in das Heilige Land, insofern könnte man schon meinen, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg müsse auch Israel im Blick behalten.

Seit wann ist Israel kein Königreich?

Wie kommt er aber auf den Ausdruck Republik Israel? Hat er angenommen, Israel wäre ein Königreich, und erst ein Blick in die Liste der Könige Israels habe ihm klargemacht, dass die Zeit der Könige Israels schon lange, sehr lange vorbei ist? Seit seiner Ausrufung am 14. Mai 1948 ist Israel eine Republik, obwohl die Anhänger von Benjamin Netanyahu behaupten, „Bibi" sei der wahre „Melech Israel". Die offizielle Bezeichnung lautet Medinat Israel, der Staat Israel.

Okay, Staat und Republik ist ungefähr das Gleiche, Und wer im Südwesten der Republik lebt, der weiß, dass Baden früher ein Großherzogtum und Württemberg ein Königreich war. Geschenkt. Warum aber lässt der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg seine Follower wissen, „dass im Judentum und in der Republik Israel die üble Nachrede Lashon Hara verboten ist"? Wem bringt diese Information etwas?

Den Begriff „Lashon hara" gibt es wirklich. Er bedeutet so viel wie „abfällige Rede", man könnte „Lashon hara" auch mit "üble Nachrede" oder „Verleumdung" übersetzen. Oder mit „Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider Deinen Nächsten".

Ebenso wie in der Republik Deutschland ist auch in Israel „üble Nachrede" bzw. „Verleumdung" strafbar. Nur gelten in Israel andere Maßstäbe als in Deutschland. Man ist großzügiger im Umgang miteinander. Bei Anwendung deutscher Regularien würde das halbe Land im Knast sitzen. Und zwar nicht nur die Angehörigen der ungebildeten Stände, sondern auch Feingeister, die im Goethe-Institut Vorträge über die Geschichte des Bauhauses besuchen.

Ist es das, was uns der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg sagen will? Seid nicht zimperlich! Lasst Dampf ab! Nehmt euch ein Beispiel an den Israelis! Mitnichten.

Wenn einem so viel Gutes widerfährt...

Wie fast immer, wenn er zu irgendwas Stellung bezieht, geht es dem Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg um den geistigen Lebensmittelpunkt seiner Existenz: den Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Dr. Michael Blume. Er fühlt sich immerzu verfolgt, verleumdet und „rassistisch" angegangen. Wegen seiner „Ehe mit einer Muslimin", die er immer wieder thematisiert, wobei er als sein „persönliches Vorbild" die „erfolgreiche Ehe des Habsburger Juden Martin Buber mit der Münchnerin, in einem Nonneninternat erzogenen Paula Winkler" nennt. Wenn einem so viel Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert.

Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg ist eine Witzfigur, wenn auch nicht ansatzweise so witzig wie der gestiefelte Kater, der Hauptmann von Köpenick oder der Hochstapler Felix Krull. Dafür aber voll im Zeitgeist. „Wenn wir den Antisemitismus global und glaubwürdig bekämpfen (...) wollen", schreibt er in seinem ersten Rechenschaftsbericht, „dann muss dies auch stärkere Anstrengungen für die Wende zu erneuerbaren Energien und die Dekarbonisierung bedeuten", denn: „Die Verfeuerung fossiler Rohstoffe vergiftet nicht nur Umwelt und Klima, sondern verformt auch Gesellschaften, Staaten und religiöse Lehren ins Autoritäre." Soll heißen: Nur in einer klimaneutralen Gesellschaft hat der Antisemitismus keine Chance. 

„Das Problem ist", meint dagegen Dieter Bohlen, „mach einem Bekloppten klar, dass er bekloppt ist". Das ist keine Verleumdung und keine üble Nachrede, es ist nur eine „mission impossible". Wer den Antisemitismus durch Dekarbonisierung aus der Welt schaffen will, hat keine Ahnung, wovon er labert. Aber für den Posten eines Antisemitismusbeauftragten in BW ist es allemal genug.

Foto: Achgut.com

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Jörg Themlitz / 29.07.2022

@Thorsten Gutmann: Ja, ich dachte ein Witz. Jetzt bin ich schlauer und entsetzt. Obwohl politische Propaganda bei Großveranstaltungen kennen wir von Stalin, Hitler, Honecker. Damit demaskieren sich Regime. Und… Frau Göring-Eckardt nimmt sich etwas weniger Zeit zum duschen. Schätzen wir mal eine Minute. Dafür öffnet der DFB die Fußballstadien, Klimaanlagen, Flutlicht, Bier- und Grillstationen, plus viel Strom für die Live Übertragungen für eine Minute länger. In meiner sozialistischen Geschichtsklitterung Erziehung habe ich mir anhören dürfen: Um die deutschen Truppen und die hungernde Bevölkerung zu unterstützen, verzichtete die deutsche Kaiserin im I. WK auf ihr zweites Frühstücksei. Wie bekannt, wir haben den Krieg verloren. semper idem

Emil.Meins / 29.07.2022

Scheint ein naher Verwandter von Karl “Krankiman” Lauterbach zu sein, zumindest in der Besessenheit über seine vermeintliche “Berufung” und seine “Allwissenheit”, die er ständig zur Schau stellen muss. Passen also in eine Schublade, die zwei Knallerbsen, die sich für Interkontinentalraketen halten, aber allenfalls Silversterkracher kleinen Formats sind. Im Falle von Herrn Blume handelt es sich dabei wohl um sog. “Ladycracker”, die wir als Kinder noch, unbedarft als “Judenfürzle” bezeichneten, was angesichts dessen, daß er sich selbst wohl als eingebildeten “Beschützer des Judentums” ansieht (wobei das Gegenteil eher der Fall ist), die doppelte Ironie beinhaltet, daß damit auch treffend die Qualität und Werthaltigkeit seine geistigen Emanationen beschrieben ist, nämlich die von Darmwinden, die irgendwie etwas mit Juden zu tun haben. Und als gebürtiger Schwabe hat der Mann sicher auch mit einer gewissen cranialen Raumbeschränkung zu kämpfen, die die Entwicklung eines adäquaten Gehirnvolumens begrenzt (gemeinhin als “Engstirnigkeit” bekannt), die der Schwabe aber meisterlich zu kompensieren versteht, was dann direkt zum “Gscheidschwätzer” und “Forzebabbler” überleitet. Bekannte Typen dieser Art sind der ehemalige “Landesvater” Öttinger, und auch der derzeitige versucht sich durch nasal gepreßtes “Langsamschwätzen” selbst bedeutung zu verleihen, da man bei normalem Sprechtempo sonst sofort bemerken würde, daß er eigentlich gar nichts gesagt hat.  Aber insgesamt hat der Schwabe meist etwas Gepresstes, Abgeklemmtes, Verkniffenes in seiner Sprache und Wesensart, was sich bildlich hervorragend im Begriff “Entaklemmer” abbildet. (Jemand, der versucht, der Ente durch Druck auf den Bauch noch das letzte Ei abzupressen). Interessant zu lesen ist “sein” Artikel auf Wikipedia.

Robert Weihmann / 29.07.2022

Unfassbarm wie das Gedöns ums Klima jeden Winkel unseres Landes invasiv einnimmt und auch noch der kleinste Politiker davon sabbeln muss, obwohl sein Resort damit null zu tun hat.  “Nur in einer klimaneutralen Gesellschaft hat der Antisemitismus keine Chance.” Es wird noch dazu kommen, dass man jeden, der die Klima- und Energiepolitik unseres Landes kritisiert, zum antisemitischen Rechtsextremisten erklärt. Einem Staatsfeind der “Republik Buntland”.

Reiner Arlt / 29.07.2022

„Die Verfeuerung fossiler Rohstoffe vergiftet nicht nur Umwelt und Klima, sondern verformt auch Gesellschaften, Staaten und religiöse Lehren ins Autoritäre.” Ein bemerkenswerter Satz - aber umgekehrt wird ein Schuh draus: „DER KAMPF GEGEN Die Verfeuerung fossiler Rohstoffe vergiftet und verformt Gesellschaften, Staaten und religiöse Lehren ins Autoritäre.”

H.Milde / 29.07.2022

Hat dieser vorbildliche Antisemitismusbeauftragte Blume es nicht auch gutgeheißen, daß ua. der woke AUDI-Konzern nach einer anonymen antisemitischen Denunziation die Anzeigen beim Juden Broders´s, als antisemitisch und rechts verleumdeten Medium “exklusierte”? Wie war das mit “Lashon hara”, der üblen Nachrede. und den Nachrednern von üblen Nachreden? “Der größte Schuft im ganzen Land, ist und bleibt der Denunziant”, schon gehört Herr “Antisemitismusbeauftragter”,  von und für wen auch immer sie es sein mögen.

Eytan Meisels / 29.07.2022

Amüsant und scharf wie immer. Ich möchte nur klarstellen, dass Bubers Frau nach ein paar Jahren zum Judentum übergetreten ist. Nichts desto weniger ist es interessant, dass Buber ein Verhältnis mit einer Nichtjüdin einging. Im Gegensatz zur Mehrzahl der deutschen Juden begriff Buber aber zur Zeit was in Deutschland passiert und floh nach (damalig) Palästina. Der letzte Punkt a propos Antisemitismus(beauftragte).

Erik Meinhardt / 29.07.2022

Dieser Beauftragte macht mich immer wünschen, meine alte Heimat sei nach wie vor geteilt. Und man könnte unbehelligt im Großherzogtum die Sonne geniessen, derweil über den anderen Landesteil die ganze Welt lacht.

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