Claudio Casula / 24.07.2021 / 06:15 / Foto: Lisa Ferdinando / 46 / Seite ausdrucken

dpa-Faktenchecker: Von der EU gepampert

Seit Jahren widerlegen sogenannte "Faktenchecker" Behauptungen der Opposition, die Regierung kommt stets gut weg. Dabei sind die Hüter der Wahrheit natürlich völlig objektiv und unbestechlich.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ist die größte Nachrichtenagentur Deutschlands. Da sie praktisch alle Rundfunkanstalten und Tageszeitungen mit Nachrichten versorgt, hat sie einen enormen Einfluss auf das, worüber (und letztlich auch mit welcher Tendenz) berichtet wird. Die Sammlung, Verarbeitung und Verbreitung von Nachrichten, so gibt sie vor, erfüllt sie „unparteiisch und unabhängig von Einwirkungen und Einflüssen durch Parteien, Weltanschauungsgruppen, Wirtschafts- und Finanzgruppen und Regierungen“.

Wie unparteiisch und unabhängig kann die dpa sein, von wem wird sie finanziert? Nun, in den redaktionellen Grundsätzen heißt es:

„Subventionen oder sonstige finanzielle Zuwendungen des Staates erhält dpa nicht. Sämtliche Einnahmen werden auf dem freien Markt erwirtschaftet. Die dpa ist eine GmbH und agiert nach rein marktwirtschaftlichen Prinzipien.”

Das ist beruhigend! Sonst ließe sich womöglich befürchten, die dpa könnte bei ihren Faktenchecks etwaige Sponsoren schonen, aber davon kann natürlich keine Rede sein. In den Faktencheck-Regeln wird diesem Verdacht auch gleich vorgebaut:

„Die dpa ist strikt überparteilich, an keine Konfession oder Weltanschauung gebunden und wirtschaftlich unabhängig. Unter dieser Prämisse wählen wir auch die Themen für unsere Faktenchecks aus. Für uns ist keine gesellschaftliche oder politische Haltung ausschlaggebend, sondern allein der Geist des Grundgesetzes.“

Sechsstellige EU-Zuschüsse für "visual fact checks"

Und der Geist des Grundgesetzes ist prinzipiell im Kanzleramt zu Hause, weshalb die dpa-Faktenchecker sich gewohnheitsmäßig nicht die Politik der Regierung zur Brust nehmen, sondern deren Kritiker. Die, so belegt der Faktencheck dann regelmäßig, eigentlich immer im Unrecht sind.

Doch halt – wie war das? „Sämtliche Einnahmen werden auf dem freien Markt erwirtschaftet.“ (Der Umsatz der dpa betrug im Jahr 2019 immerhin 92,9 Millionen Euro.) Allerdings ist im brussels report zu lesen, dass das Europäische Parlament allerlei Massenmedien in Europa mit finanziellen Zuschüssen unterstützt, die Liste der Subventionsempfänger ist dort verlinkt. Und auf dieser Liste des Generaldirektorats für Finanzen findet sich u.a. eine gewisse dpa mit Sitz in Hamburg, Germany. Für „visual fact checks (interactive graphics, animated videos)“ flossen 132.093,50 Euro. Aber wurde nicht wörtlich beteuert: „Subventionen oder sonstige finanzielle Zuwendungen des Staates erhält dpa nicht“? Vielleicht nicht des Staates, aber der EU? Also mit unseren Steuergeldern? Pieter Cleppe (auch Achgut.com-Autor) urteilt: „Es ist grundsätzlich besorgniserregend im Sinne der demokratischen Kontrolle, wenn Politiker versuchen, die ,vierte Gewalt' finanziell abhängig zu machen."

Schockierend, dass ein kurzer Faktencheck schon die Rede von den ausschließlichen „Einnahmen auf dem freien Markt“ offenkundig widerlegt. Jetzt steht natürlich auch die Frage im Raum, wie objektiv und kritisch die Faktenchecker der Deutschen Presse-Agentur sind bzw. sein können, wenn es um die EU geht, man beißt ja selten die Hand, die einen (mit)füttert. Wir werden das demnächst mal unter diesem Aspekt stichprobenartig prüfen. Bei unseren Faktencheckern kann man gar nicht vorsichtig genug sein.

Foto: Lisa Ferdinando via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Günter Lindner / 24.07.2021

Oftmals weiß ein Mensch der alte Texte lesen kann, mehr von der Zukunft, als ein Journalist der nur bei dpa und anderen Propaganda Agenturen Texte, Bilder und gestellte Szenen kauft, und diese in seine persönliche Glaubenshaltung oder sich selbst verschönt, um sich sein Gehalt zu sichern. Gute Journalisten stellen den Pro und Kontra Experten, die richtigen Entlarfungsfragen und stehen auf keiner Seite. Deshalb wird der Leser uns Seher gezwungen selbst aktiv, und bleibt nicht bei einer einzigen Haltungspropaganda hängen.

Rainer Mewes / 24.07.2021

@Andreas Rochow - zur Ergänzung möchte ich nochmals Hans-Dieter Jünger zitieren: “- ja, wie willst du dieser Herde Verlorener, die sich für Erlöste halten, nur beibringen, daß tatsächlich ständig Krieg ist, alle teilnehmen, aber nur noch ganz wenige es merken!”

Dr Stefan Lehnhoff / 24.07.2021

Faktenchecker sind Profilügner und die dpa ein Zentralorgan der Feindpropaganda. Zu Holzschnitt artig? Ich kann nichts für die Wahrheit.

Jürgen Fischer / 24.07.2021

Noch viel intransparenter sind deren Kollegen vom RND; auf dessen Seite erfährt man rein gar nichts über die Finanzierung und Beteiligungen. Wüsste man nicht, dass die ddvg der SPD ... ach, ich mag gar nicht weiterschreiben. Da lob’ ich mir die correctiv-Hanseln, die geradezu verschwenderisch mit Informationen über ihre Spender umgehen: mit „Luminate – Omidyar Network Foundation 414.078,67 €“ weiß man, was man wissen muss. Schade nur, dass man niemals rauskriegen wird, ob und wieviel Geld hintenrum „zusätzlich“ in die ÖRR-Anstalten fließt. Vorstellen kann ich es mir allemal. Die kriegen den korrrupten Hals nie voll. Was als Gegenleistung dafür kommt, haben wir zuletzt bei der Flut in RLP und NRW gesehen.

E Ekat / 24.07.2021

alles gut und schön, aber die haben ein stichhaltiges Argument: die brauchen das Geld.

S.Bahr / 24.07.2021

Ich glaube „Fakten zu checken“ ist eine vergebliche Liebesmühe des Systems. Die Menschen, die sich davon beeinflussen lassen sind und bleiben dummes Wahlvolk, denen kann man alles glauben machen. Die andere Personengruppe, auf welche die Manipulation es eigentlich abzielt, bleiben unbeirrt aufgrund ihrer geringen Anfälligkeit hinsichtlich Manipulationen und werden in ihrer oppositionellen Meinung nur noch gefestigt.

Belo Zibé / 24.07.2021

Die redaktionellen Grundsätze der dpa tönen so, wie jener Schiedsrichter vor einem Fussballspiel der aufgestellten Mannschaften von Don Camillo und Peppone. Er beteuert sogar von seinem Wesen her unparteiisch zu sein , entpuppt sich dann aber als doppelt geschmiert.

Fritz kolb / 24.07.2021

Ich wäre sehr dankbar, liebe Redaktion, wenn mich diese Fratze der Intrige, Unfähigkeit und Arroganz nicht schon am frühen Morgen bei Achgut begrüßt.

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