Georg Etscheit / 05.02.2025 / 16:00 / Foto: Pixabay / 17 / Seite ausdrucken

Donald Trump jr. jagte gefiederte Kotzbrocken

Nachdem Donald Trump jr. eine Halbgans bei der Jagd erlegt hatte, wurde der Präsidentsohn wiederum von italienischen Tierschützern ins Visier genommen – obwohl diese ihm eigentlich dankbar sein müssten.

Als Hunter Biden, Sohn des gerade abgewählten US-Präsidenten Joe Biden, vorgeworfen wurde, in eine Bestechungsaffäre mit einem ukrainischen Energiekonzern verwickelt gewesen zu sein, wurden er und sein Papa von den meisten Medien mit Glaceehandschuhen angefasst. Schließlich wollte man dem senilen Präsidenten, der im Wahlkampf gegen Donald Trump keine gute Figur machte, nicht noch mehr Steine in den Weg legen.

Nach verlorener Wahl wurde Hunter wie andere mit dem Gesetz hadernden Getreuen von seinem Vater begnadigt, allerdings nicht in Sachen Ukraine-Connection, sondern wegen eines gegen den Junior laufenden Verfahrens wegen Steuerhinterziehung und illegalen Waffenbesitzes, was Trump als president elect postwendend als „Justizmissbrauch“ brandmarkte.

Donald Trumps ältester Sohn heißt zwar nicht Hunter („Jäger“), sondern Donald wie der Paps, doch wenn er sich etwas zuschulden kommen lässt, im aktuellen Fall wohl eher ein minderschweres Delikt, rauscht gleich ein Orkan der Windstärke zwölf durch den Blätterwald. Wenn man den Medien Glauben schenkt, sorgt derzeit ein Jagdausflug des 47-Jährigen in der Lagune von Venedig „für Empörung in Italien“.

Es geht um eine in den fachlichen Augen des prominenten Jägers „eher ungewöhnliche Ente für dieses Gebiet“, die dem Namen nach eine Gans ist, streng wissenschaftlich gesehen aber zur Ordnung der Entenvögel gehört, Unterfamilie Halbgänse. Der Name des Tieres, das Donald Trump jr. illegalerweise erlegt haben soll, lautet Rostgans (Tadorna ferruginea), ein durchaus auffälliges Tier mit leuchtend orangebraunem Gefieder und einem zimt- bis rahmfarbigen Kopf.

Trump hatte noch vor Amtsantritt seines Vaters als 47. US-Präsident in seinem Online-Magazin „Field Ethos“ ein Video seines Jagdausflugs südlich von Venedig veröffentlicht, bei dem auch besagte Rostgans gemeuchelt wurde. In den englischsprachigen Untertiteln des Videos heißt es, das betreffende Jagdrevier sei „privately managed“: Man sei im Besitz von Jagdkonzessionen „of these companies“. Man gehe dort nur einmal die Woche auf Jagd und respektiere den Lebensraum der Wildtiere.

Ursprünglich in Zentralasien beheimatet

Auf Facebook meldete sich sogleich ein, laut Bildzeitung, „italienischer Lokalpolitiker“ namens Andrea Zanoni, der die Tötung des Tieres als „Verbrechen“ bezeichnete. Zanoni ist allerdings keine so kleine Nummer, wie Bild suggeriert, sondern ein früherer Tierschutzaktivist, der zuletzt für den Partito Democratico (PD) im Europaparlament saß und sich, nachdem er nicht wiedergewählt wurde, der Ökopartei „Europa Verde“ anschloss.

Nicht näher bezeichnete Umweltschützer forderten von der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, den Trump-Abkömmling zur Rechenschaft zu ziehen, die Opposition im italienischen Parlament kündigte an, Anzeige zu erstatten. Den Berichten zufolge spielte sich die mutmaßlich illegale Jagd in einem Wasserschutzgebiet namens Valle Pirimpiè ab, etwa auf halber Strecke zwischen Venedig und Chioggia gelegen. Trump jr. trug dabei laut Bildzeitung „militärische Tarnkleidung“, was zusätzlich ein schlechtes Licht auf ihn werfen soll. Dabei ist Flecktarn bei vielen Jägern und Anglern eine durchaus übliche Bekleidung.

Rostgänse sind ursprünglich in Zentralasien beheimatet und verfügen über erstaunliche Flugfähigkeiten. Auf dem Zug in ihr Winterquartier überqueren sie regelmäßig den Himalaya und steigen dabei bis zu einer Höhe von 6.000 Metern auf. Das entspricht immerhin der Hälfte jener Flughöhe, die der Privatjet von Donald Trump senior erreicht, mit dem der Junior mutmaßlich nach Italien gereist ist.

Unhöflich und schlau

In Europa trifft man wilde Exemplare der Gattung Tadorna ferruginea nur selten an, dafür haben sich die Tiere als sogenannte Gefangenschaftsflüchtlinge etabliert. In Deutschland werden zurzeit etwa 240 Brutpaare gezählt, für die eine ganzjährige Schonzeit gilt. Rostgänse gelten als invasive Art und seien, so der Deutsche Jagdverband, an vielen Gewässern in Europa unerwünscht, da sie, ähnlich der Nilgans, andere Entenarten „vehement“ aus ihrem Brutrevier verscheuchten und so heimische Arten verdrängen könnten. Ein gefiederter Kotzbrocken also, wenn man ehrlich sein wollte.

Besonders wild trieb es die Rostgans in der Schweiz, wo sie ab 2005 als Neozoe bekämpft wurde. Leider sind die Tiere nicht nur unhöflich zu Artgenossen, sondern auch schlau und verlagerten ihren Wirkungsbereich auf die deutsche Seite. 2015 wurde für Baden-Württemberg ein Mitwinterbestand von 1233 ermittelt“, sechsmal so viel wie 2009. Wie groß der Bestand in der Lagune von Venedig ist, konnte im Zuge der Recherchen zu diesem Beitrag nicht ermittelt werden. Doch das invasive Verhalten der Tiere dürfte sich nicht wesentlich von dem hierzulande unterscheiden.

Eigentlich sollten die italienischen Tierschützer Donald Trump jr. dankbar sein, dass er wenigstens einem der Kotzbrocken den Schnabel gestopft hat.

 

Georg Etscheit ist Autor und Journalist in München. Fast zehn Jahre arbeitete er für die Agentur dpa, schreibt seit 2000 aber lieber „frei“ über Umweltthemen sowie über Wirtschaft, Feinschmeckerei, Oper und klassische Musik u.a. für die Süddeutsche Zeitung. Er schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss, und auf Achgut.com eine kulinarische Kolumne.

Foto: Pixabay

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Manfred Knake / 05.02.2025

Na ja, Herr Etscheid, Kotzbrocken” sind für mich eigentlich die Hobby-Jäger, die, wie hier in Niedersachsen, ihre Jagdhunde an lebenden, flugunfähig gemachten Enten ausbilden und das dreisterweise als “tierschutzgerecht” bezeichnen. Nach dem Tierschutzgesetz ist das ohnehin verboten, Diese gruselige Praxis sollte eigentlich in der Novelle des niedersächsischen Jagdgesetzes verboten werden. Das rief die lodengrünen “Naturschützer” auf den Plan. Am 30. Januar fielen sie mit Bus zu Tausenden zu einer Demo in Hannover ein, und fielen z.T. aus diesen auch schon angetrunken heraus, wie mir Zuschauer berichteten. Nun sollen die flugunfähig gemachten Enten weiterhin beschossen und vom Jagdhund geborgen werden dürfen. Die grüne Landwirtschaftsministerin knickte ob des Jäger-Gejohles ein. In Dänemark ist diese Jagdpraxis verboten, dort wird an Dummies (nein, nicht die Jäger), an Gummienten ausgebildet. Geht doch.

janblank / 05.02.2025

Es geht wieder mal nicht um die Sache. Also eine eingewanderte Ente. Es geht um Religion. Es geht um Ketzerei, Sünde, Heilige (gern auch Tiere) Glauben und hier ganz offen: Den Teufel. Und der muss nun mal Trump sein. Finde ich persönlich gut, dass der sich den Schuh des Mephisto auch gerne anzieht. Möge es den blutarmen Heiligen krachend mit AC/DC entgegenbrüllen: Hell ain`t a bad place to be.

G.Brugger / 05.02.2025

Neulich wurde hier bei Achgut die Streamingserie Yellowstone empfohlen, und ich habe rein geschaut. Nicht wirklich mein Ding, es hat im Kern etwas von “Dallas” oder “Dynasty” und ist eher ziemlich seifig. Aber eine Folge hat es mir angetan. Da kommen “Tierschützer” in die Region (Montana), um gegen die dortige Rinder- und Pferdezucht zu demonstrieren. Dabei kommt es zu einer eher kleinen Rangelei zwischen Demonstranten m/w/d und Polizisten, und die Anführerin wird dabei verhaftet und muss vor Gericht. Sie ist, wie sich heraus stellt, Wiederholungstäterin. Was sich auf das Strafmaß auswirkt. Zuerst wäscht der Richter ihr in einer fulminanten Ansprache gewaltig den Kopf und macht ihr klar, dass es ihm völlig egal ist, dass sie “eine gute Sache” als Grund für ihr ungesetzliches Verhalten anführt.  Dann verkündet er das Urteil. Zwei Mal lebenslänglich für den gewalttätigen Widerstand gegen zwei Polizisten. Aber er, der Richter, wolle mal nicht so sein - nach 14 Jahren könne sie vorstellig werden, was eine verkürzte Haftzeit und Bewährung angeht. Und jetzt erst mal ab in den Knast. Das folgende Geknatsche der Dame ist sehenswert. Und regt zum Träumen an…

Heike Olmes / 05.02.2025

Tierschützer haben manchmal echt einen Vogel. Heute hörte ich im Radio, dass Tierschützer dagegen klagten, durch Kastration der männlichen Tiere die Taubenplage einzudämmen. Ich habe nicht genau hingehört, um welche unzumutbaren Strapazen es sich für die armen Viecher handelt. Aber man hielt es für effektiver, wenn Menschen unter Brücken oder an Häusern rum krabbeln und die Eier einsammeln. Lattenschuss, so viel zum Thema.

D. Heilos / 05.02.2025

Sind das nicht die Gänse, die auch hier einheimische Enten und Blesshühner verjagen und deren Gelege zerstören? Die brauchen wir nicht!

Lutz Herrmann / 05.02.2025

Die AfD muss diese Gans zu ihrem Wappenvogel ernennen. Dann würden sich die Omas gegen Rechts um die Tierchen kümmern. Erfolglos zwar, aber es ist bekanntlich der Gedanke der zählt.

L. Luhmann / 05.02.2025

“Auf Facebook meldete sich sogleich ein, laut Bildzeitung, „italienischer Lokalpolitiker“ namens Andrea Zanoni, der die Tötung des Tieres als „Verbrechen“ bezeichnete. Zanoni ist allerdings keine so kleine Nummer, wie Bild suggeriert, sondern ein früherer Tierschutzaktivist, der zuletzt für den Partito Democratico (PD) im Europaparlament saß und sich, nachdem er nicht wiedergewählt wurde, der Ökopartei „Europa Verde“ anschloss.” - Tierschutzaktivisten:Innen machen gerne einen auf Tierschutz und Umweltschutz. Und wenn sie an der Macht sind, dann gefährden oder töten sie u.a. Menschen. Ich habe bei Tierschützenden sehr oft den Verdacht, dass sie Menschenhasser:Innen sind! Die Grünen in Deutschland haben sich gleich an ihrem Anfang als Umweltschutz-Partei vorgestellt und man hat es ihnen bis auf den heutigen Tag abgenommen. Aber seit einigen Jahren sollte es endlich glasklar sein, dass wir es mit korrupten und diktatorischen Kreaturen zu tun haben, die Deutschland und die Deutschen regelrecht hassen! Früher haben sie uns den Scheiß von “Karl dem Käfer ” erzählt und heute schreddern sie täglich Milliarden Insekten und Vögel etc. ... aber die Grünen:Innen sind geimpft und X-fach geboostert und genau das haben sie auch verdient!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Georg Etscheit / 26.06.2025 / 12:00 / 23

Deutschlands erste Öko-Diktatur

Vor 90 Jahren trat das Reichsnaturschutzgesetz in Kraft. Die braunen Ökos jubelten und betrieben fortan Naturschutz nach Gutsherrenart. Angesichts der „Klimakrise“ träumen auch heute manche Umweltaktivisten…/ mehr

Georg Etscheit / 14.06.2025 / 14:00 / 24

Der Grillhammer

Aus Gründen des „Hitzeschutzes“ soll bei öffentlichen Sportveranstaltungen aufs Grillen verzichtet werden. Anfang vom Ende einer zutiefst männlichen Passion? Merkwürdig, dass der jüngste „Grillhammer“ nicht…/ mehr

Georg Etscheit / 01.06.2025 / 12:00 / 10

Cancel Cuisine: Leipziger Lerchen

Was einst als Vogelpastete auf dem Teller landete, wird heute als Backware verkauft. Der Lerchengesang ist verklungen – geblieben ist ein Mürbeteig-Mahnmal der deutschen Vogelküche.…/ mehr

Georg Etscheit / 25.05.2025 / 14:00 / 17

Cancel Cuisine: Wie ökologisch ist die Sterneküche?

Viel Gerede von Nachhaltigkeit, saisonaler Küche und sozialer Verantwortung – doch hinter den Kulissen der Sternegastronomie sieht es oft ganz anders aus. „Ein Menu. Getragen…/ mehr

Georg Etscheit / 18.05.2025 / 12:00 / 11

Cancel Cuisine: Söder und Tofu

Söders Polemik gegenüber Tofu ist unangebracht, weil es sich um ein gesundes, nahrhaftes und überaus vielseitiges Lebensmittel handelt, sofern man es nicht zu dämlichen, veganen…/ mehr

Georg Etscheit / 10.05.2025 / 10:00 / 28

Immerhin nicht mit Aktentasche

Der neue Papst Leo XIV. ist ein frommer Mann. Das ist keine Selbstverständlichkeit heutzutage, selbst in hohen Kirchenämtern. Dass ein Papst wie ein Papst aussieht…/ mehr

Georg Etscheit / 07.05.2025 / 12:00 / 20

Mein Zivildienst: Lehrreiche Konfrontationen mit dem Leben

Mein Zivildienst bescherte mir Begegnungen mit ganz normalen Menschen, mit Schicksalsschlägen, Krankheit und Tod, mit Fehlern und Unvermögen, mit dem prallen, ungeschminkten Leben jenseits des…/ mehr

Georg Etscheit / 07.05.2025 / 06:00 / 22

Habemus papam: Mich!

Wer kann zum Papst gewählt werden? Antwort: ein Bischof oder eine Person, die zum Bischof geweiht werden kann. Man muss nicht unbedingt Theologie studiert haben,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com