Die Amerikaner nennen es hardball. Das ist die harte Alternative zum weicheren softball. Beide gehören der Welt des baseball an, einer Sportart, die dem gemeinen Kontinentaleuropäer ziemlich verschlossen ist. Also auch mir. Zugleich ist baseball das Markenzeichen schlechthin eines echten Amerikaners. Darin ähnelt der Sport dem cricket der Engländer. Auch dies eine Sportart, die außerhalb des ehemaligen britischen Weltreichs kaum jemandem zugänglich ist. Soviel zum rein Sportlichen. Jetzt wird es Zeit, zum eigentlichen Thema zu kommen, zu Donald Trump.
Erst noch dies: Hardball wird nicht nur auf dem Baseball-Feld gespielt, sondern auch im übertragenen Sinne. Einer der effektivsten Hardball-Spieler im übertragenen Sinne ist Donald Trump. Wenn er seine Twitter-Knaller loslässt, geht es den Getroffenen meist so, als hätte sie der harte Ball nicht im übertragenen Sinn sondern mit realer Wucht getroffen. Die Gegenwehr erinnert oft an softball, also an die Variante, die – wir ahnen es – vor allem von Frauen gespielt wird. Ehe ich in den Gendersumpf abrutsche, füge ich schnell hinzu: Auch Frauen spielen hardball, und auch mit softball kann man seinen Gegner an empfindlicher Stelle treffen.
Allerdings hat Donald Trump für die softball returns derer, die er mit seinem harten Bällen schwer getroffen hat, nur ein müdes Lächeln übrig. Doch dann kam die Sache mit Baltimore und den Ratten.
Trump, der Twitterer, nannte die ostamerikanische Hafenstadt Baltimore ein „widerliches, von Ratten und Nagern befallenes Drecksloch“. Als dieser harte Ball aus Washington das benachbarte Baltimore erreichte, wurde er von Peter Jensen, einem Redakteur der Baltimore Sun, aufgefangen und brutalstmöglich zurückgeschleudert. „Es ist besser ein paar Ratten zu haben, als eine Ratte zu sein“, schrieb er in seiner Kolumne, die im Nu millionenfach gelesen wurde. Das war in der Tat eine Hardball-Antwort auf einen Hardball-Spieler. Es ist besser, ein paar Ratten zu haben, als eine Ratte zu sein. Junge, Junge.
Das Spiel geht weiter, aber ich will mich nicht weiter in diesen sehr amerikanischen Sport einmischen. Wie amerikanisch er ist, erkennt man daran, dass es unmöglich ist, sich diesen Dialog in Deutschland vorzustellen. Angela Merkel würde sich niemals so klar über irgendwelche Nagetiere in den weniger attraktiven Lokalitäten von – sagen wir – Duisburg äußern. Und kein deutscher Redakteur würde im Traum daran denken, eine Person der politischen Führungselite in irgendeinen Nagetierverdacht zu bringen.
Das ist sicher gut so. Andererseits: Wenn der Umgangston so rabiat wird wie in der derzeitigen amerikanischen Politik, dann bleibt das in dieser alten Demokratie eben keine Einbahnstraße. Da fliegen dann die Ratten hin und her. Vom Weißen Haus nach Baltimore und postwendend zurück. Es ist ein hässlicher Sport, aber die Antwort der Baltimore Sun zeigt, was eine freie und mutige Presse ist. Den Mut hat ja nicht nur der Redakteur Peter Jensen, den hat auch sein Chefredakteur, der mitspielt. Dieser Mut ist ein Kennzeichen der großen amerikanischen Zeitungen. Über solchen Mut stürzte schon ein Präsident, und andere gerieten ins Trudeln.
Kurz und gut, auch das ist Donald Trumps Amerika. Der Präsident mag hart zuschlagen, aber es darf ebenso hart zurückgeschlagen werden. Man nennt das eine freie Presse. Sie ist alternativlos in einem freien Land.