Roger Letsch / 27.05.2018 / 11:00 / 19 / Seite ausdrucken

Dieser Shitstorm richtet sich gegen euch selbst

Die AfD hat für den heutigen Sonnatg zu einer Großdemo nach Berlin eingeladen und der erwartbare Reflex war natürlich, dass es zu Gegendemonstrationen kommen wird. Soweit, so normal. Ich will hier weder die Demo noch deren Antipoden bewerten, es sollte aber in einer Demokratie mit funktionierender (!) Meinungsfreiheit sogar möglich sein, dass beides zusammen friedlich abläuft. Ich weiß, dass ich hier gegen meine Erwartungen schreibe.

Ganz nebenbei bemerkt hätte sich unter dem Motto „Zukunft Deutschland“ noch vor wenigen Jahren die halbe Republik in einer Art bedingungslosem Konsens versammeln können, heute ist dies ein Thema, in dem Kritiker schon Anflüge von Neunzehnhundertschwarzweiss zu erkennen glauben, gegen die dringend vorgegangen werden müsse. Frei nach dem Motto „Zukunft Deutschlands? Das muss verhindert werden!“.

Renate Künast von den Grünen fand das Ansinnen der AfD nicht gut und rief – erwartbar wie erwähnt – zur Gegendemo auf. Für ihr Video mit dem Aufruf zum Kampf gegen die AfD erhielt sie einen veritablen Shitstorm, der sie zu einem weiteren Video veranlasste. Dieser Text richtet sich aber nicht an Renate Künast, sondern an die Shitstormerzeuger da draußen.

Was ich mich bei solchen Gelegenheiten nämlich immer wieder frage, ist, warum macht ihr es Leuten wie Künast, die ein erkennbar schräges Verhältnis zu Genauigkeit, Wahrheit und Meinungsfreiheit haben, immer wieder so leicht? Ernsthaft! Diese Frau mischt ihre eigene Unkenntnis so sichtbar mit Halbwahrheiten und Verdrehungen und liefert geradezu Steilvorlagen, sie inhaltlich in wenigen, klaren, freundlichen Worten der Lüge zu überführen und ihr schafft es nicht, euch Äußerungen wie „häng dich auf“ oder „du bist hässlich“ zu verkneifen?

  • Künast spricht empört darüber, dass die AfD gefordert habe, Syrer in ihre Heimat zurückzuschicken. Ein Land, in dem Krieg herrscht. Statt ihr dafür den Tod zu wünschen,
  • postet man einfach ein aktuelles Bild vom Strand in Latakia und die Sache hat sich. Krieg herrscht nämlich nicht überall und Frieden zumindest für all jene, die hier Schutz beantragen und ihren Urlaub dennoch in der Heimat verbringen.
  • Künast behauptet, ihr wolltet die „Grundfeste der Gesellschaft“ abschaffen – ist es da wirklich so schwer, ihr in kurzen Sätzen darzulegen, dass ihr im Gegenteil diese Grundwerte, die das Grundgesetz garantiert, erhalten wollt? Dazu gehört eben auch, sich mit Menschen wie Künast zivilisiert auseinandersetzen zu müssen.
  • Sie behauptet, die AfD würde zu Gewalt gegen Muslime, Schwule und Lesben aufrufen? Anstatt Beweise für derlei absurde Anschuldigungen zu fordern, droht man ihr mit allen erdenklichen Ferkeleien und verlässt damit – ohne auf Antwort zu drängen – die sachliche Ebene, um auf der emotionalen Ebene auszuflippen.
  • Jede dieser sinnlosen Drohungen verschafft Künast und Co. ein Alibi, euch Antworten nicht zu geben. Jede Beleidigung dient dazu, die Repressalien zu rechtfertigen, die der Meinungsfreiheit in diesem Lande auferlegt werden.

So wird das nichts, Leute! Lasst euch nicht von Politikern provozieren, die nichts zu verlieren haben, schon gar kein Land, das sie lieben, weil sie einem anonymisierten Internationalismus verpflichtet sind. Sie ziehen euch auf ihr Niveau herunter und dort schlagen sie euch mit Floskeln und ihren Erfahrungen.

Sie warten auf eure Höcke-Momente und Poggenburg-Aussetzer

Hört auf, Flüche zu verteilen und auf Provokationen mit Drohungen und Beleidigungen zu reagieren. Ich weiß, dass ihr das die meiste Zeit versucht, es aber leider nur zu vielleicht 95 Prozent schafft. Aber das genügt nicht, es müssen 100 Prozent sein! Denn die Aufmerksamkeit der Medien wird sich nicht auf eure friedlichen Äußerungen konzentrieren und eure berechtigten Forderungen auch weiterhin nicht kommentieren, sondern ins Lächerliche ziehen. Sie warten auf eure Höcke-Momente und Poggenburg-Aussetzer um dann zu verbreiten: „So sind sie wirklich, so sind sie alle, so sind sie immer“. Für dieses Urteil genügen schon wenige Vorfälle, weil sie die Sicht derjenigen bestätigen, die nicht mit euch reden wollen.

Die Erklärung 2018 ist ein gutes Beispiel dafür, wie Opposition überraschen kann, wenn sie artikuliert, standhaft aber friedlich vorgeht. Die Server des Bundestages sind kurz vor dem Zusammenbrechen, weil sie – gewöhnt an die üblichen Simulationen von minimaler Mitbestimmung – die Menge der Anfragen kaum schaffen können. So generiert man Wahrnehmung und nicht dadurch, dass man eine Abgeordnete, deren Facebook-Profil noch nie so viel Aufmerksamkeit erlebte wie beim aktuellen Shitstorm, durch sinnlose, eines Demokraten unwürdige Beschimpfungen mit Energie versorgt.

Deshalb: widerlegt deren Behauptungen, entlarvt ihre Lügen aber ertragt die Schmähungen. Und wenn ihr letzteres nicht könnt, artikuliert euch besser!

Hier kann die Erklärung 2018 noch unterzeichnet werden. Bringt die Bundestagsserver zum glühen!

Dieser Beitrag erscheint auch auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

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Franck Royale / 27.05.2018

Ja, das ist wirklich ärgerlich, wobei man selbst so einen Shitstorm kaufen kann - aber ich will hier keine Verschwörungstheorie auftischen. Es ist vor allem deswegen so ärgerlich, weil Opposition im Allgemeinen, und Opposition zu den Grünsozialisten im Speziellen in der Geschichte der BRD noch nie so einfach war. Da steht mit den Grünen eine Gurkentruppe auf dem Feld, die kaum eine richtige Ausbildung hat, bestehende Regeln bricht, ständig neue Regeln erfindet, den Gegner ankeift, den Pfiff nicht hört, den Ball beschmiert, den Rasen kaputt macht, die Eckfahnen bricht, die Außenlinien ignoriert, sich zum Weltmeister hochjubelt, zahlende Zuschauer als Pack beschimpft. Mit ein bißchen Eloquenz und Disziplin könnte man sie des Spielfeldes verweisen. Kurz hat in Österreich gezeigt wie das geht.

Andreas Roller / 27.05.2018

Danke für diesen Artikel Herr Lesch, Sie sprechen mir aus der Seele. Ob man nun AfD Anhänger ist, teilweise sympathisiert oder auch nur die größtenteils berechtigten Anliegen, die diese Partei vorbringt unterstützt - solche unnötigen, unflätigen und schlicht dummen Äußerungen vermeintlicher Mitunterstützer ärgern einen. Das schadet der Opposition. Solche emotionalen Ausraster liefern den Politikern billige Gegenargumente ohne wirklich sachlich argumentieren zu müssen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß es solche Äußerungen auch im Bekannten- und Kollegenkreis schwerer machen für die Opposition zu argumentieren, sobald der Hinweis auf die unsachlichen Beschimpfungen in Netzdiskussionen von angeblichen AfD Anhägern kommt. Hier fällt mir leider auch meist nicht mehr ein als ein “es sind nicht alle so…” und möglichst schnell wieder auf die Sache selbst zurückzukommen.

Dr. Günter Crecelius / 27.05.2018

Ihrer Argumentation stimme ich uneingeschränkt zu. Allerdings bleibt bei mir eine Frage: Sind die Autoren der unappetitlichen bis ungehörigen Einlassungen immer sauber identifiziert?

Roland Stolla-Besta / 27.05.2018

Danke, Herr Letsch, für Ihre klaren und deutlichen Worte. Gerade wir Oppositionellen sollten den „edlen Seelen“ von der politisch-korrekten Seite ein Vorbild geben, daß Demokratie eben von gegenteiligen Meinungen und Standpunkten lebt, was viele der rötlich-grünen Mitbürger entweder vergessen oder überhaupt nicht begriffen haben. Im übrigen habe ich eine eher negative Meinung von den Leuten: viele, die nun so herzig gegen rechtes Gedankengut und „Faschismus“ (was auch immer sie darunter verstehen mögen) demonstrieren, ständen, wären die Zeiten andere, haargenau auf der Seite der jeweils politisch-korrekten Seite.

Gisela Tiedt / 27.05.2018

Sehr geehrter Herr Letsch, vielleicht verhält sich alles so, wie Sie es vermuten. Natürlich sind Argumente angesagt, keine Dreckschleudereien. Wenn ich allerdings lese, was Frau Kramp-Karrenbauer über die AfD behauptet (“Rattenfänger”, ,,Bedrohung für jüdisches Leben in Deutschland”),  dann bin ich nur noch voller Misstrauen. Sind Sie sicher, dass die widerlichen Ergüsse des von Ihnen kritisierten Shitstorms nicht gezielt von AfD-Gegnern gepostet werden, um die AfD zu diffamieren?

Emmanuel Precht / 27.05.2018

Treffer mitten ins Schwarze, Überlassen wir die Dreckstürme doch den “Guten”, vielleicht kann man aus deren Empörungswellen in entsprechenden Kraftwerken noch was Sinnvolles erzeugen. Große Laufräder vielleicht, in denen die “Guten” ihren Hass ablaufen können. Die Besonnenen haben solch ein Untreiben gar nicht nötig. Wohlan…

Stefan Bley / 27.05.2018

Hallo Herr Letsch, ich finde Ihren Aufruf durchaus nachvollziehbar. Ich habe aber ebenso vollstes Verständnis dafür, wenn Politiker, die sich als Antidemokraten gerieren beschimpft werden. Ich lehne es auch ab mit staatsverachtenden Amtsträgern wie Künast und Roth zu diskutieren.

Gerd Breternitz / 27.05.2018

Der Artikel trifft genau den Punkt - so muß man vorgehen und sie ins Leere laufen lassen. Danke.

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