Peter Grimm / 12.04.2017 / 18:05 / Foto: thierry ehrmann / 10 / Seite ausdrucken

Dieser Anschlag hat nichts mit Fußball zu tun

Zum Glück gab es bei dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund keine Toten. Wenn man dem Bekennerschreiben glauben kann, waren Todesopfer geplant. In holprigem Deutsch beziehen sich die Autoren des Schreibens, das die dpa am Tag nach der Tat zuerst publizierte, zuerst an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz im Dezember des vergangenen Jahres: "Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen, 12 ungläubige würden von unseren Gesegneten Brüder in Deutschland getötet“, beginnt der kurze Text.

Es waren also schon wieder islamideologisch motivierte Täter, die hier Menschen ermorden wollten, um ihrer kruden Weltanschauung mit Terror und Gewalt Respekt zu verschaffen. Es ist nichts Neues. Wieder kommen die routinierten Reaktionen der verantwortlichen Politiker zum Einsatz. Die eingeübten Floskeln lagen ihnen ja fast noch vom Anschlag in Stockholm am letzten Freitag auf der Zunge.

Aber manche Dinge verändern sich im Umgang mit dem alltäglicher werdenden radikalislamischen Terror doch. Die politischen Verantwortungsträger, die bei früheren Anschlägen umgehend vor Islamophobie und Generalverdacht warnten, um dann zu sagen, dass die Tat nichts mit „dem Islam“ zu tun habe, verkneifen sich diesen Satz mittlerweile. Sie würden damit auch nur noch Hohn und Spott ernten. Also wird weitgehend über die Motivation der Täter geschwiegen, damit der Ruf ihrer Religionsideologie nicht noch weiter beschädigt wird.

Wie schon nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz, wurde erst nach Stunden und scheibchenweise eingeräumt, dass hier augenscheinlich im Namen Allahs und seines Propheten gemordet werden sollte, obwohl das dazugehörige Bekennerschreiben schon lange vorlag. Angeblich aus ermittlungstaktischen Gründe warteten die Behörden mit dem Hinweis auf den politisch unbeliebtesten Teil der Botschaft. Vielleicht helfen ja die kommenden Feiertage und die Ferien, dass dieser Anschlag bald wieder aus Schlagzeilen und Bewusstsein verschwindet.

Dass gezielt eine Mannschaft angegriffen wird, ist neu

Dabei gäbe es doch etwas zu sagen, das sowohl originell als auch zutreffend ist: Dieser Anschlag auf Borussia Dortmund hat nichts mit Fußball zu tun! Es ist doch eigentlich eine beruhigende Nachricht, dass das Spiel auf dem Feld nicht durch Sprengfallen auf der Bus-Route ergänzt wird. Die Beunruhigung durch radikalislamische Umtriebe ist in der Bevölkerung ohnehin vorhanden und wächst mit jedem prominenten Anschlag oder unbekannten Übergriff. Das große Beschweigen fördert diese Beunruhigung. Eine Chance zur Beruhigung böte die offene Auseinandersetzung mit der Ideologie, der solche Attentäter folgen und welche auch in Vereinen genährt wird, die hierzulande eher Förderung als angemessenen Argwohn erfahren. Doch Ansätze dazu sind leider kaum zu erkennen.

Doch zurück zu dem Anschlag, der nichts mit Fußball zu tun hat. Es gab schon früher Anschlagspläne auf Fußballspiele. Aber die zielten vor allem auf das volle Stadion. Dass gezielt eine Mannschaft angegriffen wird, ist neu. Mögen die Dortmunder Attentäter auch ein paar Schwierigkeiten mit der deutschen Schriftsprache haben, ihre Opfer wählten sie mit Bedacht. Im Bekennerschreiben wenden sie sich mit einer entsprechenden Bemerkung direkt an die Bundeskanzlerin, von der sie nach dem radikalislamischen Anschlag von Berlin wohl etwas mehr Unterwerfung und Rückzug erwartet hatten:

„Aber anscheinend scherst du dich Merkel nicht um deinen kleinen dreckigen Untertanen. Deine Tornados fliegen immer noch über dem Boden des Kalifats, um Muslime zu Ermorden. Jedoch wir bleiben standhaft durch die Gnade Allahs.

Ab sofort stehen alle ungläubigen Schauspieler, Sänger, Sportler und Sämtliche prominente in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen auf Todesliste des Islamischen Staates.

Und das solange die folgenden Forderungen nicht erfüllt werden:

- Tornados aus Syrien abziehen.

- Ramstein Air Base muss geschlossen werden."

Eigentlich ungerecht. So viele der nun bedrohten ungläubigen deutschen Schauspieler, Sänger, Sportler und Prominenten haben doch oft genug öffentlich gegen Islamophobie und die Angst vor massenhafter muslimischer Einwanderung Position bezogen. Und im Ernstfall wird das kein radikalislamischer Attentäter zu würdigen wissen.

Dieser Beitrag erschien auch in Peter Grimms Blog Sichtplatz hier

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Leserpost

netiquette:

Jochen Brühl / 13.04.2017

Sofern tatsächlich Islamisten die Täter waren, ist die Begründung für das gute Etablissement natürlich sehr tragisch. Das ganze Gutsein zahlt sich nicht aus und so einer wie Bushido wählt auch noch die AFD. Gut, der zählt ja bei den Guten auch als Verstoßener, nach dem er zu erkennen gegeben hat, sich nicht ganz gendergerecht zu äußern und zu verhalten. Der hat jetzt aber auch nicht das Problem der Guten. Eine total irre Welt.

Jürgen Streeb / 13.04.2017

Der Terror, der über uns hereingebrochen ist, kennt keine Grenzen, weder Landesgrenzen noch ethische Grenzen. Hilflos müssen wir zusehen wie unsere Lebenswirklichkeit fundamental verändert wird. “Deutschland wird sich verändern und zwar drastisch, und ich freue mich drauf”, hat eine bekannte Politikerin der Grünen im Jahr 2015 gesagt. Sie hatte recht mit der Veränderung. Gewalt und Tod sind omnipräsent. Wir müssten uns daran gewöhnen, wird uns als Trost mittlerweile mit auf den Leidensweg gegeben. Wie grotesk und sarkastisch! Dieser Terror hat durchaus einen Namen, er hat einen Ursprung, den zu benennen man nur äußerst zögerlich bereit ist, wűrde es doch bedeuten, eigenes Fehlverhalten eingestehen zu müssen. Als geradezu skandalös empfinde ich angesichts der Opfer und dem unsäglichen Leid der Angehörigen das Verhalten vieler Medien. Da wird eifrig vertuscht, verharmlost und verschwiegen, wo immer nur möglich. Himmelschreiend und unsäglich das Auftreten des Herrn KLEBER, dem Anchorman des ZDF, der weiterhin krampfhaft versucht, den Terror zu bagatellisieren und die Anschläge mit seiner Verbalakrobatik zu beschönigen.

Andreas Huber / 13.04.2017

Anderer Ansatz. “Auf die gestellten Forderungen wird man nicht eingehen, weil man sich dem Terror nicht beugen darf.” So könnte nun eine mehrheitsfähige Stellungnahme aussehen. Zu den Forderungen gehört die Schließung der Ramstein Air Base. Ich stelle folgende Frage: Wer hat das größte Interesse daran, daß Ramstein erhalten bleibt?

Udo Lattek / 12.04.2017

Und wieder klammert man sich trotzig und selfiebesoffen an der Vorstellung, es den Terroristen so richtig mit teutscher Duldsamkeit gezeigt zu haben. Wie kleine Kinder, die glauben, nicht gesehen zu werden, wenn die Äuglein nur fest verschlossen bleiben. Momentan wird die Phrase “eine absolute Sicherheit wird es niemals geben” ganz besonders gerne eingesetzt, um jeden noch so kleinen Ansatz von Nachdenklichkeit schon im Keime zu unterdrücken. Allein, die Inflation mit der diese Leerformel benutzt wird, zeigt an, wie verzweifelt die Lage mittlerweile ist.

Anne Cejp / 12.04.2017

Da haben wir ja ein Thema für die Ostermärsche: “Schließt die Ramstein-Air-Base!” Ist das Brandenburger Tor schon gelb-schwarz angeleuchtet oder bleibt Berlin standhaft bei seiner Beleuchtungsenthaltung?

Frank Stricker / 12.04.2017

Das beste kam natürlich wieder vom “blauen Klaus” (Kleber) gestern abend,, als überhaupt noch keine Erkenntnisse vorlagen, stammelte er in den Teleprompter “Es liegen absolut keine Hinweise auf einen Terrorakt vor”. Ob das ZDF ernsthaft meinte da wären ein paar Silvesterböller hochgegangen die man beim aufräumen vergessen hatte? Die Stringenz der ÖR Medien die Bevölkerung für dumm zu verkaufen nimmt wirklich dramatische Formen an.

Michael Scheffler / 12.04.2017

Ist es nicht interessant, dass der Terror nun wieder auf Prominente abzielt?

Martin Lederer / 12.04.2017

Mal sehen, ob sich dieses neue islamistische Konzept gegen “Promis” durchsetzt? Über was dann die Promis in den Talkshows reden? Über die neueste Sicherheitsanlagen für ihre Häuser? Oder wie man einen Waffenschein bekommt?

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