Rüdiger Stobbe / 25.01.2019 / 06:25 / Foto: Mixalkov / 34 / Seite ausdrucken

Dieseldebatte: Der höhere Grenzwert steht längst im Gesetz

Von Rüdiger Stobbe.

100 Lungenfachärzte haben auf Initiative von Prof. Dr. med. Köhler, dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. eine Stellungnahme unterzeichnet, welches die Wissenschaftlichkeit des aktuell diskutierten Stickoxid-Grenzwerts von 40 µg NO2/ m3 Luft in der Außenluft in Frage stellt.

Unabhängig von den in der  Stellungnahme zur Gesundheitsgefährdung durch umweltbedingte Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaub und Stickstoffverbindungen (NOx) vorgebrachten Argumenten, leidet die Debatte um Grenzwerte, Fahrverbote und Gesundheit von Beginn an einer sachlichen Unzulänglichkeit, die erhebliche Konsequenzen hat.

Im 39. Bundesimmissionsschutzgesetz ist nicht nur der Jahresdurchschnittsgrenzwert in Höhe von 40 µg NO2/m3 Luft festgelegt. Es gibt daneben und erstgenannt den wesentlich relevanteren, weil wirklichkeitsnäheren Stundenmessgrenzwert von 200 µg NO2/m3 Luft.

Warum ist dieser Stundenmessgrenzwert relevanter, wirklichkeitsnäher als der Jahresdurchschnittsgrenzwert? Einmal pro Stunde wird das Mittel aus den jeweiligen in dieser Stunde  gemessenen NO2-Werten festgeschrieben. Die an der jeweiligen Messstelle erhobenen Werte beschreiben genau die Menge NO2, der Menschen, die sich im Bereich der Messstelle aufhalten, an ihr vorbeigehen, tatsächlich ausgesetzt sind. Gesetzlich erlaubt sind 200 µg NO2 und nicht nur 40 µg. Die 200 µg dürfen sogar 18 x, das sind 18 Stunden pro Jahr, überschritten werden. 18 x von 8.760 Stunden, die ein Jahr dauert.

Der Jahresdurchschnittsgrenzwert 40 µg ist der Mittelwert aus den tatsächlich gemessenen Stundenmessgrenzwerten. Im Idealfall also die Summe der 8.760 gemessenen Stundenmessgrenzwerte dividiert durch 8.760. Wegen Wartung, Defekt usw. der Messtellen werden die 8.760 Messungen in aller Regel nicht erreicht. Weit über 8.000 Messungen pro Station (weit über 500 in Deutschland!) sind es aber regelmäßig.

Der 40 µg Jahresdurchschnittsgrenzwert ist im Gegensatz zu den Stundenmessgrenzwerten ein rein theoretischer Wert. Wenn zum Beispiel ein Mann auf seinem Heimweg vom Büro regelmäßig während der Hauptverkehrszeit einer Großstadt an der Messtelle vorbeikommt, wird er mit Sicherheit einem erheblich höheren Wert als 40 µg NO2 ausgesetzt. Was offensichtlich auch für die Gesundheit in Ordnung ist. Sonst wäre der Stundenmessgrenzwert niedriger. Erlaubt aber sind konkret bis zu 200 µg NO2/ m3 Luft!

Weshalb gibt es überhaupt einen Jahresdurchschnittsgrenzwert? Grenzwerte sind in aller Regel nicht so ausgelegt, dass sie regelmäßig erreicht werden sollten. So verhält es sich auch beim NO2. Außenluft die ständig annähernd 200 µg NO2 enthält, wäre nicht im Sinn des Umwelt-, des Gesundheitsgedankens. Ein Jahresdurchschnittsgrenzwert dient dazu, das andauernde Fast-Reißen des realen Grenzwertes zu verhindern. 

Zu einem Stundenmessgrenzwert von 200 µg NO2/m3 Luft, ist ein Jahresdurchschnittsgrenzwert von 40 µg NO2 nicht plausibel, sprich viel zu gering. 100 µg, vielleicht auch noch 80 µg wären vertretbar. Der um ein 5-faches niedrigere Durchschnittswert bezogen auf den erlaubten Wert 200 µg ist meines Erachtens wissenschaftlich unhaltbar. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die 40 µg in erster Linie politisch begründet sind. Zumal bei anderen Schadstoffen die Verhältnisse stimmen. 

In der Debatte um NO2 ist regelmäßig nur der theoretische, weil per Durchschnittsrechnung ermittelte Grenzwert 40 µg Bestandteil der Diskussion. Der Stundenmessgrenzwert, der Wert, der real und konkret die Menge NO2 angibt, der der Mensch an der Messstelle ausgesetzt wird, wird nirgendwo auch nur erwähnt. 

Mit 200 µg plus 18 möglichen Überschreitungen ist dieser Wert weiter, realistischer ausgelegt, als derJahresdurchschnittsgrenzwert 40 µg NO2, und damit weniger geeignet, vor allem politisch gewollte "Umweltveränderungen" durchzusetzen.

Hinzu kommt, dass bei der Analyse der Excel-Datei des Umweltbundesamtes - Originaldatei im Web - eine Überschreitung des 200 µg-Grenzwertes in 2017  – 2018 liegt noch nicht vor – lediglich 52 x (zweiundfünfzig!)  vorkam. Bei Millionen Messungen in ganz Deutschland. 18 x wurde der Grenzwert an einer Messstation nicht einmal überschritten. Weitere und weitergehende Informationen finden Sie hier.

Die Debatte muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Und die stehen auf erlaubten 200 µg NO2 / m3 Luft, die in Deutschland so sauber ist, wie fast nirgendwo auf der Erde. 

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A.Lisboa / 25.01.2019

Das Problem mit den Grünen war und ist, dass die bürgerlichen Parteien die Grünen und deren Glaubensbekenntnisse von Anfang an nicht als politischen Gegner ernst genommen haben. Strauß hat sie vom hohen Roß aus immer nur als linke Spinner abgetan. Nie hat man ernsthaft ihre Sprache, ihre Ziele oder ihr Parteiprogramm richtig auseinander genommen und politisch ganz klar als Lügenpaket entlarvt und kontinuierlich bekämpft. Nie hat man für die breite Masse offensiv offengelegt, dass die Grünen ihren Ursprung in den Kommunistischen Plattformen der 70er haben. Wer weiß denn, dass Kretschmann in den 70ern die Steinzeitkommunisten (Rote Khmer), Mao und Ho Tschi Minh bewundert hat. Nie hat man die Grünen wirklich entlavt: Das Grün und die Umweltpolitik sind nur das Deckmäntelchen um den verhassten bürgerlichen Staat um- und abzubauen, in ein sozialistisches bzw. in jedem Fall totalitäres System. Die Bürgerlichen (auch die AfD) waren und sind bis heute nicht fähig, eine so klare politische Sprache zu benutzen, dass jeder auf der Straße versteht welche Gefahr von dieser grünen Sekte für unser Gesellschaftssystem ausgeht. Diese Kritik müsste auch ständig über die Medien transportiert werden! Die Grünen selbst machen es viel schlauer: Sie wiederholen gebetsmühlenartig immer den gleichen Mist, egal ob es stimmt oder nicht (siehe Grenzwerte für Stickoxide, das Netz ist der Speicher usw.). Die jungen Menschen heutzutage folgen nun bereits wie die Lemminge ihren Göttern mit Sonnenblume, das ist genau das, was erreicht werden sollte. Die Ideologen haben gewonnen.

Martin Landvoigt / 25.01.2019

Dass sich Deutsche im Gegensatz zu Bürgern anderer Länder zumeist duckmäuserisch verhalten und alles Mögliche hinnehmen, ist sicher kein genetischer Defekt, sondern Ergebnis einer Volkserziehung. Die Vorstellung, dass es in breiter Front nach Vernunft gehe, haben hier sicher die wenigsten. Man ersetzt Sachverstand und Argumente durch einen Glauben an Experten, die nicht nach Kompetenz ausgewählt werden, sondern ob sie dem politischen Willen dienstbar sind. Argumente spielen dann keine Rolle, denn die bevorzugten Experten - also jene Helfershelfer der Macht - können es alleine beurteilen. Abweichler werden immer schärfer sanktioniert. Aber auch eine Nazi-Keule nutzt sich ab ... und das ist schade, denn echte Nazis wollen sicher die allermeisten gar nicht. Aber wie kann man jene von Konservativen unterscheiden, wenn sie alle das gleiche Bapperl aufgeklebt bekommen? Es fehlt noch der Durchbruch hin zu den Mehrheiten der Vernünftigen, aber das kann durchaus kommen, wenn immer mehr Lügengebäude zusammenbrechen ... es ist nur eine Frage der Zeit. Der Stundengrenzwert von 200 µg ist immer noch zu vorsichtig, denn eine Wirksamkeit bei Lungenkranken wurde erst bei mindestens 290 µg beobachtet. Bei gesunden wären sogar 9000 µg problemlos.

Peter Michel / 25.01.2019

Mittlerweile ist mir der Wert“Wurscht“. Alte Autos habe ich stets in Drittländer verkauft und dort wird sich auch nichts ändern, das Problem habe ich somit verschoben. Mea cupa, ich habe nicht an andere gedacht. Aber was die Luft und irgendwelche Mess-Stationen betrifft, mir hat es in La Paz auf 3600 Meter Höhe gereicht, die außergewöhnlichen KfZ-Düfte zu konsumieren. Teilweise fahren die Fahrzeuge mit einem Auspuff auch 1,60 Meter über dem Straßenboden, einfach „köstlich“. Ich kann den deutschen Irrsinn daher überhaupt nicht verstehen.

H.Roth / 25.01.2019

Gibt es eigentlich auch Studien, die nachweisen, wie hoch die Indoor-Belastung für die Lunge ist, als Folge der Dämmvorschriften? Zum Beispiel durch Schimmelsporen. Die meiste Zeit verbringen die Menschen in Deutschland doch in geschlossenen Räumen. Unser erstes Kind hatte z.B. sehr häufig Atemwegsinfekte und andere Infekte in der Mietwohnung,  in der wir damals lebten. Kein Altbau. Als wir in ein ungedaemmtes, älteres Haus umzogen,  war es nur noch selten krank.

Jürgen Althoff / 25.01.2019

Ein Aspekt wurde überhaupt noch nicht erwähnt: wer nicht im Strassenbau, in der Landwirtschaft oder sonstwo im Freien arbeitet, verbringt 22 von 24 Stunden in geschlossenen Räumen, wo sich niemand un Grenzwerte kümmert. Ich denke an die rotgrüne Demonstrantin gegen Diesel, die nach Rückkehr in ihre Wohnung Kerzen anzündet, den ökologische Holzofen entzündet und ihr Essen auf einem Gasofen zubereitet.

Ralf Nowak / 25.01.2019

Das zeigt doch das wir nur Versager in der Regierung haben!Deshalb wohl auch die neuen Polizeigesetze…

Peter Schaefer / 25.01.2019

Wie schaffen wir denn NO2 < 40 und gleichzeitig NOx < 30, wenn NO2 ≤ NOx?

Jochen Lindt / 25.01.2019

Grenzwerte sind egal.  Wenn es genug E-Autos gibt, werden die natürlich auch verboten.  Die Volkserziehung endet doch nicht beim Diesel, sondern erstreckt sich auf alle Lebensbereiche.

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