Vera Lengsfeld / 12.12.2020 / 17:00 / 94 / Seite ausdrucken

Die Würde des Schülers ist antastbar

Um ihr Versagen zu bemänteln, greifen Politiker zu immer absurderen Maßnahmen, um die von ihnen verursachte Corona-Krise zu „bekämpfen“. Jüngst forderte Sachsens Ministerpräsident Kretschmer „autoritäre Maßnahmen“. In Berlin ist man bereits einen Schritt weiter. Die willigen Helfer scheren sich nicht mehr um die Würde des Menschen, die in Artikel 1 unseres Grundgesetzes als unantastbares Recht verankert ist. Sie treffen autoritäre Maßnahmen, wie sie bislang nur in Diktaturen praktiziert wurden. An einer Berliner Schule wurde eine Schülerin vom Maske tragen befreit. Nachdem der erfolgte Schulrausschmiss rückgängig gemacht werden musste, wird die Schülerin jetzt isoliert und diffamiert. Davon zeugt ein Brief, den die Schulleitung an die Eltern der Mitschüler dieses Mädchens verschickt hat (liegt der Autorin vor). Der Name der Eltern und der Schule sind mir bekannt. Hier das Schreiben:

Sehr geehrte Eltern der 10Gb,

eine Schülerin der Klasse, die von der Pflicht zum Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung befreit ist, wird vom heutigen Dienstag an die …schule wieder besuchen. Um das Infektionsrisiko zu reduzieren und die Schulgemeinschaft zu schützen, haben wir folgende Maßnahmen ergriffen, die Sie und Ihre Kinder kennen müssen, um verantwortungsbewusst mit der Situation umgehen zu können. Der Klasse habe ich diese Regeln heute früh mündlich vorgetragen.

  • Die Schülerin wird in den Pausen allein im Klassenraum verbleiben, wenn die anderen Schülerinnen und Schüler auf dem Hof sind.
  • Die Schülerin wird einen Platz am Fenster erhalten. Es ist auf dem Schulgelände und in den Klassenräumen von ihr zu allen anderen Personen immer ein Mindestabstand von 1.50 Metern einzuhalten.
  • Die Schülerin wird den Klassenraum zur ersten Stunde als letzte erst nach dem zweiten Klingeln betreten.
  • Beim Wechsel von Fachräumen hat die Schülerin einen eigenen Weg, der ihr bekannt ist, zu wählen. Sie darf dabei von keiner Schülerin bzw. keinem Schüler begleitet werden.
  • Für alle Schülerinnen und Schüler der 10 Gb gilt, dass sie bei offensichtlicher Missachtung des Abstandsgebots mit Erziehungs- und im Wiederholungsfall mit Ordnungsmaßnahmen zu rechnen haben.

Um das beträchtliche Infektionsrisiko, das in den letzten Wochen gerade auch in die Schule getragen wurde, zu reduzieren, gehe ich von Ihrem Verständnis für diese Maßnahmen aus. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Notwendigkeit dieser Maßnahmen.

Einen konkretisierenden Hinweis möchte ich an dieser Stelle noch anbringen. In den vergangenen Wochen mussten wir immer wieder Klassen, Kurse und in der Gesamtzahl viele Schülerinnen und Schüler in Quarantäne schicken. Dazu sind wir gesetzlich nach bestimmten Kriterien verpflichtet. Eine Quarantäne ist für sich schon nicht angenehm, aber für einige Schülerinnen und Schüler ist viel Präsenzunterricht ausgefallen, so dass die Bildungsziele verfehlt werden könnten. Das betrifft z.B. Abschlüsse wie das Abitur oder den MSA. Den Wunsch nach freiwilliger Wiederholung eines Jahrgangs werden wir aber zumeist nicht genehmigen können, weil uns dafür die Raum- und Personalkapazitäten fehlen. Daher ist Infektionsschutz nicht nur notwendig, um Risikogruppen zu schützen, sondern auch im Interesse aller Schülerinnen und Schüler.

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Leserpost

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Gudrun Dietzel / 12.12.2020

@Dr, Stefan Lehnhoff, es ist der Schulleiter, aber nicht nur. Das ganze Kollegium macht mit, ich befürchte die meisten Eltern auch (deshalb dieser Brief) und zu befürchten steht, auch die Kinder, die wahrscheinlich schon jeder jugendlichen Aufmüpfigkeit beraubt worden sind. Soweit ist es schon, die natürlichen Instinkte sind abgetötet worden. Die Massenpsychologie des Faschismus ((Wilhelm Reich) hat gegriffen. Reich sagt: in jedem von uns steckt ein Faschist. Ich sage: die Frage ist nur, unter welchen Bedingungen läßt man ihn raus?

von Kullmann / 12.12.2020

Das ist eine Frechheit gegenüber einer Kranken. Sie durch Ausgrenzung vermeintlich schützen zu wollen ist ebenso eine Frechheit. Die Schüler mit ihren Läppchen vor dem Mund tragen nichts zur Sicherheit bei. Die Mitglieder der Schulleitung mit ihren undichten Masken, die seitlich ihre Viren auf die Schüler übertragen können, sollten bei offenem Fenster und Kniebeugen das Mädchen um Vergebung bitten. Das Ordnungsamt kann bei solch einer Schulleitung auch mal deren Maske zurecht rücken!

R. Bunkus / 12.12.2020

Ach, dürfte man doch den Vergleich damit ziehen, wie dereinst Juden oder Neger (Menschen, die man als solche seinerzeit bezeichnete) behandelt wurden. Es macht mich traurig und wütend, dass so etwas heutzutage noch möglich ist. Kein Politiker braucht ernsthaft noch von Inklusion schwafeln, keiner “Wehret den Anfängen!” rufen, der jetzt nicht aufsteht und gegen diesen fatalen Irrsinn das Wort und aktiv Maßnahmen ergreift.

Rolf Lindner / 12.12.2020

@ Frances Johnson: Wenn die Schülerin Asthmatikerin ist, hat sie mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund einer Besonderheit, die sich typisch im Blut von Asthmatikern findet, einen besonderen Schutz vor Retroviren (wie den SARS-CoV-X) überhaupt und ist eine geringere Gefahr für die Verbreitung des Virus als ihre maskentragenden Mitschüler. Für den Fall sollte die Schulleitung über diese Tatsache informiert werden. Dann wäre es deren Pflicht die gesamte Schule darüber zu informieren und die Mobbingmaßnahmen aufzuheben. Möglicherweise provoziert das einen exponentiellen Anstieg der Inzidenz von Asthmaerkrankungen.

Frank Baumann / 12.12.2020

Es ist wieder soweit. Wir sind mittendrin. Und (fast) alle freuen sich. Und zwar genau die, die jahrzehntelang die Fresse aufgerissen haben, eine Diktatur des Unrechts wie das III. Reich hätte mit ihnen als tapferen Widerstandskämpfern nicht stattfinden können. Aber, wie ich gelesen habe, passiert gerade in Amerika Vergleichbares. Schöne neue Welt…

Nico Schmidt / 12.12.2020

Sehr geehrte Frau Lengsfeld, ein gelber Stern hätte doch auch gereicht. Wie weit ist es schon gekommen. Bin gespannt, wie die arme Schülerin mit dem Mobbing klar kommt. MFG Nico Schmidt

Arthur Sonnenschein / 12.12.2020

Die Bildungseinrichtungen der Bundesrepublik gehören zu den Haupttreibern jener Entwicklung, die aktuell zu dem in Frau Lengsfelds Beitrag geschilderten erbärmlichen Schauspiel führt. Der Staat und seine Organe tun aktuell alles um diese Einrichtungen zu zerstören und zu diskreditieren. Damit wird der nachwachsenden Generation ein grosser Gefallen erwiesen, denn jede Minute ausserhalb dieser Einrichtungen ist ein Gewinn und öffnet den Weg weg von der 1938 etablierten Schulpflicht mit Schulgebäudezwang. Nur weiter so.

Ulla Schneider / 12.12.2020

@Dr. Lehnhoff:Dass ist die Abwehr. Es widerspricht Ihrem Gerechtigkeitssinn. Alles im normalen Bereich.

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