Rainer Bonhorst / 12.03.2019 / 16:00 / 12 / Seite ausdrucken

Die Woche der Schwüderlichkeit?

Es ist eine schöne Tradition, dass sich Christen und Juden in Deutschland seit mehr als sechs Jahrzehnten zur Woche der Brüderlichkeit zusammenfinden. Jährlich eine ganze Woche Brüderlichkeit ist besser als gar nichts. Wer weiß, ob zwei Wochen so viel besser wären. Und ich fürchte, dass – sagen wir – eine zweistellige Anzahl an Brüderlichkeitswochen uns alle überfordern würde. Overkill wird oft zum Bumerang, wenn ich die Metaphern mal ein bisschen mischen darf.

Ich möchte zur brüderlichen Woche, in der wir uns gerade befinden, nur zwei Randbemerkungen machen, eine ernste und eine, die man, wenn möglich, besser nicht ernst nimmt.

Zunächst die ernste: Es ist nun wirklich an der Zeit, den Kampf gegen den Judenhass energisch an allen Fronten zu führen. Also auch gegen die moslemischen Judenhasser, die zu uns eingewandert sind. Der Judenhass, der schon länger hier ist, ist schlimm genug. Aber dass wir zusätzlich noch eine so große Portion moslemischen Judenhasses importiert haben, ist eine Katastrophe. Ich finde, dass in den vielen schönen Reden gegen den Antisemitismus dieser importierte Hass viel energischer angesprochen werden sollte als bisher. Zum alt eingesessenen Antisemitismus fällt ohnehin keinem mehr etwas Neues ein. Da werden die Redner und Rednerinnen leider immer mehr zu Leierkastenmännern und Leierkastenfrauen.

Woche der Brüderlichkeit ganz ohne Gender-Stern?

Soviel dazu. Jetzt zum Ausgleich die etwas leichtere Note: Ich stolpere über den zweifellos traditionsreichen Titel der Woche. Nämlich, dass es sich um eine Woche der Brüderlichkeit handelt. Es ist erstaunlich, dass sich noch keine Gender-Enthusiastin dieses Titels in Protestform angenommen hat.

Kann eine Woche heutzutage wirklich noch als Woche der Brüderlichkeit durchgehen? Ganz ohne Gender-Stern und Innen und sonst noch was? Ist diese Brüderlichkeit nicht ein peinlicher Hinweis darauf, dass beide betroffenen Religionen schamlos patriarchalisch sind? Haben wir es hier nicht mit einer geradezu toxischen Göttlichkeit zu tun? Jeweils ein einzelner Gott erlässt nicht nur selbstherrlich Gebote, sondern verlangt in eigener, männlicher Hoheit obendrein eine ganz bestimmte Lebensführung und hält anschließend auch noch Gericht darüber, ob man seine Gebote befolgt hat!

Es mag ja sein, dass es schwierig ist, am Geschlecht der beiden monotheistischen Religions-Oberen zu rütteln. Und wer so etwas bei der (in historischer Reihenfolge) dritten monotheistischen Religion versuchen wollte, der würde sehr schnell und endgültig eines Besseren belehrt.

Aber muss man hier auf Erden diesem himmlischen Macho-Gehabe vorauseilend gehorchen? Wäre es nicht zeitgemäßer, der Woche der Brüderlichkeit auch eine längst überfällige Schwesterlichkeit zuzugestehen? Schließlich sind wir doch alle Brüderlein und Schwesterlein. Noch zeitgemäßer wäre es natürlich, das Geschlechtsspezifische dieser Woche ganz zu überwinden. Aber wie? Vor einer Woche der Schwüderlichkeit oder der Bresterlichkeit dürften selbst die Neuerer zurückschrecken, die sonst vor keiner Sprachverhunzung halt machen.

Da also der sprachreformierende Weg mehr oder weniger versperrt ist, wird dem Genderwesen letztlich doch nichts anderes übrig bleiben, als das Übel an der Wurzel zu packen. Also dem christlichen und dem jüdischen Gott die toxische Männlichkeit zu entreißen. Wer das schaffen will, muss allerdings eine kräftige Portion toxischer Weiblichkeit mitbringen.

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Hans-Peter Dollhopf / 12.03.2019

Das Militär ist eine der Urformen des Kommunismus. Armeen schmieden aus Massen von Individuen Gemeinschaften, in denen alle mit allen teilen. Durch die Zeiten waren Armeen Schicksalsgemeinschaften von Männern. Ihre Brüderlichkeit war männlicher Urkommunismus. Gleichheit und Brüderlichkeit als zwei der drei Basen der Bürgerlichen Revolution reflektieren diesen Umstand. Die Freiheit ist die weibliche Säule unserer Moderne und vollkommen getrennt von der Gleichmacherei der Geschlechter! Politische Korrektheit, dieses jede Kreativität tötende Spermazid, kann darum nur von Männern in die gesellschaftliche Praxis eingeführt worden sein, um die Gleichheit vor der Freiheit zu schützen.

Marc Blenk / 12.03.2019

Lieber Herr Bonhorst, wenn die Veganer kommen, wird Gott halt ein Kamel oder eine Ziege. Falls Streitigkeiten dies vorerst verhindern, ginge es ja auch eine Stufe drunter als BundeskanzlerIn.

Helmut Bühler / 12.03.2019

Nicht auf halbem Wege stehenbleiben, Herr Bonhorst! Leierkastenmänner und Leierkastenfrauen, das hätten wir vorgestern gelobt. Heute heißt das “Leiernde”. Bitte korrigieren.

Steffen Schwarz / 12.03.2019

Die Albernheit dieser GenderiXXXler ist so unendlich wie das Universum. Und alle machen mit, Hier stehen schon Stellenanzeigen in der Systempresse (auch von Privatfirmen) mit m/und neu jetzt auch d wie divers. So wird z.b.  eine diverse Systemadministrat- xxx-in gesucht- Welch ein Irrsinn.

Karla Kuhn / 12.03.2019

” Also dem christlichen und dem jüdischen Gott die toxische Männlichkeit zu entreißen. ”  Wenn ich mir so manche Männer anschaue, scheint das so mancher Weiblichkeit im handumdrehen gelungen zu sein die “Männlichkeit” zu entreißen.  

Eckhard Fischer / 12.03.2019

Geschätzter Herr Bonhorst, Geschwisterlichkeit wäre vielleicht eine Melange aus Brüderlein und Schwesterlein. Vielleicht… man weiß es nicht. Die Brüder (!) Grimm können leider keinen Rat mehr geben. Beste Grüße E. Fischer

Matthias Braun / 12.03.2019

” Die verborgene Quelle des Humors ist nicht Freude, sondern Kummer. “ ( Mark Twain )

Udo Kemmerling / 12.03.2019

Über Brüderlichkeit redet man nicht, die lebt man. Um sie zu leben, würde die riesige Mehrheit von Christen und christlich-abendländisch sozialisierten “Brüdern” unnachgiebig dafür sorgen müssen, dass Juden in Deutschland ohne Angst und in Sicherheit leben können. Über Gender-Gaga verlier ich kein zusätzliches Wort!

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