Werter Herr Caldarella, leider haben Sie wohl das Pech, nicht “ausländisch” im Sinne von “orientalisch” auszusehen - dann wäre Ihnen dieses Ungemach sicher erspart geblieben, vor allem, wenn Sie sich im Kreise von Freunden befunden hätten. Nun - uns Achse-Lesern wäre dann allerdings eine schöne Geschichte aus dem Irrenland D vorenthalten worden. Danke!
Autor Sergio Caldarella schießt in guter Italowesternmanier etwas über´s Ziel hinaus .Seine Straßenbahnstory erinnert an die Hotelstory des Musensohnes Ofarim . Gekränkte Eitelkeit des besonderen Menschen . Ich möchte auch in keinem Haus wohnen , wo in guter Moscheemanier die wohlriechende Fußbekleidung auf dem Treppenabsatz verteilt steht . Anarchismus ist mein Ding nicht .
Guten Abend Herr Caldarella; ich denke, daß der Sinn oder auch Zwang zu festen Regeln ein typisch deutsches Phänomen ist. Ordnung und Übersicht ( Ordnung ist das halbe Leben) sind Grundzüge, die hier stark vertreten sind. Meine Landsleute, zumindest in der Mehrzahl kennen seltenst das “Sowohl als auch”, eher das “Entweder-oder”. Sie erleben es gerade life, im Gepäck die Österreicher. Klaus Bertelsmann schrieb einmal zum Bereich ” Ausdruckstanz und Bewegung” ......... ist vom rechten Winkel besessen”. Der rechte Winkel nicht als pol. Gedanke, sondern in der Fortbewegung keine Assoziation zulassend, die Jagd des Schrittes zügig, ohne Innehalten und Atmung, ohne Nachzudenken dem Ziel entgegen, sei er noch so falsch. Ihm verbleibt keine Zeit auf dem Weg dorthin. Es gibt keine Leere für den Moment des kreativen Gedankens, um evtl. andere Gesichtspunkte zu erdenken und zu berücksichtigen. - Es ist die Erziehung - und deswegen haben es andere Landsleute so schwer, dort einen Splitter hineinzuwerfen, um den Gedankengang zu öffnen. Zwangsneurosen entwickeln sich durch diese regide Ordnung in der Steigerung des sog. Sicherheitsgefühls: wenn du dich daran hältst ist alles in Ordnung. - Wenn ein Kind die ersten Erfahrungen in dieser, unserer Welt macht, beginnt es mit den “Pausen” zwischen zwei “Tätigkeiten”, Pausen , in denen die Kreativität erwächst (PaulKlee). Es schaut, wenn ein Ball rollt, und dann erst setzt es sich in Bewegung. Diese kurze Pause dazwischen ist der Gedanke der Sicherheit und des Ichgefühls. Das ist menschlich ursprünglich und macht stark. Diese natürliche Enwicklung wird durch Hast weggeschliffen: Sofort, komm zum Ende, dalli, dalli, halte dich an die Regeln, schnell, schnell, ohne Überlegung, andere machen das auch .....schön nebeneinander, hintereinander .... Und wirklich, hier ist es besonders auffällig, jetzt gerade im “Untertanenbereich”, Die Unsicherheit wird durch einzuhaltende Regeln ersetzt, egal wie dumm sie sind. - Ordnung muß sein.
Herzlichen Dank für diesen Artikel an den Autor und Achgut.
Der gemeine Deutsche ist wieder ganz bei sich selbst. Inzwischen bin ich mir sicher das das genetisch bedingt ist.
Das Hauptproblem des hier hervorragend beschriebenen Zustandes in unserem Land dürfte darin bestehen, das die meisten Mitmenschen zu hysterischen Corona-Eiferern mutiert sind. Jede auch noch so sinnfreie Regel die die Herrschenden vorgeben werden unterwürfig, unhinterfragt befolgt. Nein, nicht nur das, jeder, besser Viele, maßen sich an selbst mitwirken zu müssen bei der Regelkontrolle wenn es um das Thema Corona geht. Im Übrigen bin ich dafür, Regeln einzuhalten, nur die Kontrolle darüber haben ausschließlich dazu befugte Instanzen vorzunehmen und eben nicht jede Verkäuferin die mich mahnt, die Maske richtig zu tragen
Ich wurde als Provinzler vor einigen Jahren in Berlin von vier (ausländischen) Kontrolleuren bedrängt und mußte Strafe zahlen, weil ich statt für das 2,10 EUR Innenstadtticket ein Ticket für 2,40 EUR gelöst hatte, daß wohl für die Peripherie galt. Beschwerden bei der BVG und dem OB brachten… gar nichts, außer daß ich seitdem Kafka verstehe.
Lieber Herr Sergio Caldarella, es fällt mir schwer, ein Schmunzeln beim lesen Ihrer von Entrüstung geprägten Gedanken zu unterdrücken. Was immer Sie auch als Rechtsstaat erkennen, die Herrschafts-Ausübenden in diesem Land (der ehemals Dichter und Denker) haben ihre eigene Auffassung davon und das drücken sie Kraft der ihnen gegebenen Macht gnadenlos durch. Und machen Sie sich nichts vor, das sieht in der restlichen globalen Welt nicht anders aus. Übrigens scheint mir, daß der weise Königsberger sich geirrt hat; dies Volk hier lernt weder durch Vernunft noch durch Schaden. Es läßt sich seinen Weg vorschreiben und tut es noch so weh. Darin hat dies Volk Erfahrung.
Hinzu kommt, daß im Zuge der (versuchten) Umsetzung all dieser dummdreisten Maßnahmen immer mehr Menschen rekrutiert werden, deren geistiger Horizont mir als ziemlich unterirdisch erscheint. Von den zukurz Gekommen, welche nun ihre Minderwertigkeitsgefühle an den p.t. “Mitbürgern” glauben, abreagieren zu können, gar nicht zu schreiben. Wieder mal der Beweis erbracht, daß der Firnis der Zivilisation äußerst dünn ist.
Lieber Herr Caldarella, meine eigene Erfahrung war etwas lustiger, und weil der Regelbesessene nicht der ruhige, umgängliche Kontrolleur, sondern ein anderer Fahrgast war, folgte daraus kein Bußgeldbescheid für mich. Ansonsten gab es Ähnlichkeiten, besonders in der zweifelhaften Neigung des selbsternannten Regulators, sich selbst viel zu ernst zu nehmen. Es gibt deutsche, europäische und weltweit bestehende Schwachstellen in der menschlichen Natur; das Regime bedient sich ihrer. Individuelle und institutionelle Parasiten leben vom Ausnutzen individueller und gesellschaftlicher Schwachstellen. Solange wir in Deutschland einen überwiegend gut funktionierenden, demokratischen Rechtsstaat hatten, kam sozialer Parasitismus selten vor und wurde fast allgemein als kriminell abgelehnt. Wichtigtuer wie den von Ihnen erwähnten Kontrolleur haben wir belächelt. Heute gibt es eine aufgeblähte Polit-Industrie, und jeder ihrer Aktivisten für Willkommenskultur, gegen den Klimawandel oder gegen Rechts kann es an Regelwütigkeit, Kleinlichkeit und Unfähigkeit zur ironischen Skepsis mit 500 Straßenbahnkartenkontrolleuren der erwähnten Sorte aufnehmen. Zur eigentlich politischen Klasse gehören z.B. ein absehbarer Kanzler, der eine Woche vor den Wahlen beim Waschen seiner Schmiergelder erwischt worden ist, ein Bundespräsident, der das “Bullenhelme sollen fliegen!” seiner Lieblingsband nicht nur für Musik hält, sondern auch dafür wirbt, eine Nochkanzlerin, die ihren Mentor Kohl sehr schmutzig aus der politischen Szene intrigiert hat, und dem Throne nahe stehen alle möglichen Journalisten und Aktivisten, darunter wohl nicht nur eine mit Stasi-Hintergrund. In einer derartigen Parasitokratie steigt die Korruption, aber auch die Regulierwut aus Angst. Vielleicht sind auch absurde Auftritte wie der, von dem Sie berichten, Abwehrreaktionen, die sich gegen den Falschen richten - ein Problem, das wir im demokratischen Rechtsstaat nicht hatten.
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