Es spricht tatsächlich in dem Fall einiges dafür, das Virus als “die Vira” zu bezeichnen. Schließlich ist eines Fakt: Es werden gleich oft Männer und Frauen angesteckt, aber Männer erkranken und sterben signifikant öfter daran. Das heißt umgekehrt, sehr großzügig formuliert, dass für das Virus Frauen im Allgemeinen als Überträger und Männer als Opfer/Erkrankte fungieren. Es hat also tatsächlich eine sehr weibliche Komponente.
Ach ja, herrlich, einfach mal „auf einer Glatze Locken drehen!“ „Die Virus“ kannte ich schon von Uwe Steimles Statement zu Corona: „Mir sinn hier durschgeimfd, mir sinn digdadurgestählt, mir hamm‘s ganze Lähm Zweedagder inhaliert, da nimmt jede Vire Reißaus!“
Das ist wieder typisches Mansplaining, einem Virus erklären wollen, als was es sich zu definieren hat. Biologische Merkmale sind ein soziales Konstrukt. Und jeder/jedes/jede Vire darf sich aussuchen, als was sie sich sieht. Ihm/ihr mit Masken zu begegnen, hat etwas Abschätziges, rassistisches. Es mit Impfungen bekämpfen zu wollen - ja wo leben wir denn, daß schon wieder ein Genozid als Schutzimpfung verharmlost wird? Viren lives matter! Immerhin entstammen wir ja auch irgendwie aus der Ursuppe Pangäas und danken es durch Verfolgung und Vernichtung. Haben wir nichts aus der Vergangenheit gelernt?
Und die ViRussin klagt: Viri me deficiunt - die Männer schwinden mir, trauen sich nicht mehr heran. Oder die Männer sagen: Vires me deficiunt - die Kräfte schwinden mir. Denn gutta cavát lapidem, non vi, sed saepe cadendo - steter Tropfen höhlt den Stein. Aber immerhin: Die Toxizität ist weiblich ... .
Sprache ist vielfältig, bunt, wie die Gesellschaft. Es heisst auch “der Gerät”,Dönervertilger wissen das, Alder. Ein Clip mit Anke Engelke als Deutschlehrerin zeigt, wohin die Sprache driftet.
Lieber Autor, es ist ja nett gemeint, mit Ihrer Gleichberechtigung - aber wie Sie nach einem Blick in ein beliebiges Online-Wörterbuch feststellen können, bilden <domus> und <manus> den Genitiv auf <ūs>, <virtūs> auf <ūtis> - <vīrus> hingegen auf <i>; der Überstrich hier immer für Vokallänge die auch mit der Betonung einhergeht. Es handelt sich also um verschiedene Deklinationsklassen mit verschiedenen Genera - Gleiches sollte man gleich, Ungleiches ungleich behandeln - <Hase> und <hasse> sind ja auch grundverschiedene Dinge, was so eine Vokallänge und Betonung alles ausmacht… Vielleicht können wir uns darauf einigen, neuauftretende Viren abwechselnd mit Männer- und Frauennamen zu belegen, z. B. das neue Anna-Virus Anna, das neue Anton-Virus, da wäre es dann wieder gendergerecht…
Man/frau/div könnte natürlich zum/r Krankheitserreger*In greifen. Leider ist das Virus kein/e Einzeller*In sondern nur eine Vorstufe des Lebens. Weiterhin sollten Negativbegriffe wie “die Not”, “die Krankheit”, “die Pest” und “die Inflation” überdacht werden, ebenso wie männliche Positivbegriffe wie “der Atomreaktor”, “der Kampfpanzer”, “der Flugzeugträger” und “der Haushaltsüberschuß”.
Rückblickend stellt sich die Frage, warum die Amerikaner*Innen den Bomber*Innen der Japaner*Innen weibliche Namen gegeben haben, den Jäger*Innen der Japaner*Innen aber männliche, und wieso waren die deutschen Jäger*Innen und Bomber*Innen geschlechtslos?
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