2012 besuchte ich in Berlin für ein Jahr eine Schauspielschule, die in Kreuzberg in der Ritterstraße liegt, Ausstieg U8 Kottbusser Tor oder U8 Moritzplatz. Die beschriebenen Szenen sind dort ebenso vertreten. Der Zustand der Straße dort ist eine Zumutung, ja, die ganze Stadt. Ich lebte zwar im einigermaßen ruhigen Britz, aber jede Fahrt in die Innenstadt war ein Wagnis. Gott sei Dank lebe ich nun wieder in Hamburg und Kiel. Doch diese Städte werden es wohl bald Berlin nachmachen, es gibt bereits unübersehbare Anzeichen. Jeder aufmerksame Fahrgast Auch wenn sie einen nicht immer gleich physisch umhauen, so stinken sie einem doch wenigstens als Warnung entgegen. In solchen Momenten frage ich mich, welches Land Frau Merkel eigentlich meint, wenn sie sagt “ein Land, in dem wir gut und gerne leben.”
Die Wahlergebnisse der letzten Bundestagswahl zeigen in den sozialen Brennpunkten eine deutliche Dominanz von Rot-Rot-Grün. Die Situation der Stadt ist eine Blaupause für das, was in den nächsten zwanzig Jahren auf ganz Deutschland zukommt…
Als Bürger, der genau in den von Autor Wendt beschriebenenen Vierteln wohnt (und sich derzeit beruflich so verändern wird, daß er nicht nur dem Bezirk Tiergarten, sondern generell Berlin den Rücken für immer kehrt) kann ich dieser gut protokollierten Anamnese kapitaler Verwahlosung bestätigend zustimmen. Es ist wichtig heraus zu stellen, daß es sich hierbei nur um die Auflistung größerer Schlagzeilen der letzten 2 Wochen handelt. Wobei ander Berliner Bezirke wie Neukölln, Wedding, Spandau etc. hier noch gar nicht in diesem Zeitfenster gespiegelt worden sind. Was wahrscheinlich den Rahmen sprengen würde. Allerdings reicht der Hinweis, daß dies der Zustandsbericht von einem Radius von maximal 30 Minuten rings um das Kanzleramt handelt. Korrekt. Ich habe großelterlicherseits Berliner Familie und bin nach längerem Aufenthalt in Süddeutschland vor genau einem Jahr nach Belrin zurück gekehrt, um ein attraktives berufliches Angebot wahrzunehmen. Meine Frau, selbst keine Deutsche, löste deswegen sogar ihren sichren Arbeitsplatz in München auf, um für den Neustart an meiner Seite zu sein. Nach einem Jahr in der Hauptstadt sehen wir die Rückkehr nach Berlin als kolossalen Fehler an. Wobei der gesammelte Stoff alltäglicher Gefährnisse locker den Plot für mehrere Kriminalromane gebe, immerhin etwas. Es ist, mitten in Moabit, dem neuen “Szene - Kiez”, genau so, wie es der Autor beschreibt: Abends kriegt man kein Auge zu wegen grölender Horden vor und ausgelassener Partys hinter der Haustür. Sperrmüll wird gar nicht mehr auf die Straße gestellt, weil diese schon vollgestellt ist, da bleibt der Müll gleich im Treppenhaus. Ist auch einfacher. Dadurch verengt sich auch der Raum für die Partygäste, die ihren oralen Auswurf denn auch gleich ebenfalls im Treppenhaus entsorgen. Der Postbote läßt die Post dann auch gleich hinter der Tür, mit dem Kommentar, daß er 2noch keine Gummistiefel trüge und im Auswurf nicht ausrutschen wolle”. Die WG unten links, von der keiner weiß, wovon sie sich ernährt,dampft derweil den Hinterhof dermaßen mit Cannabisschwaden zu, daß wir uns auf den strengen Winter freuen, weil dann die Fenster geschlossen bleiben. Auf dem Weg zur Arbeit wird man dann von harten Vertetern einer nahöstlich - monotheistischen Religionsgemeinschaft darauf hingewiesen, “daß das unsere Straße sei und hier keine Hunde, Alta”. Gegenargumentation wurde mit Hilfe von Stahlschloß und Fahradkette sowie Schlagring schnell unterbunden. Werktags, 11.ooh vormittags, wohlgemerkt Auf Freizeit abends verzichten wir, seitdem praktisch jeder 2. U Bahn - Besuch entweder von SEK - Einsätzen verzögert wurde oder, noch schlimmer, Schlägereien und Übergriffe auf Frauen durch Jungmännergruppen erst gar keine Polizei aufkommen ließen. Vom Müll auf den Straßen, lauter Spritzen auf dem vor einem Jahr völlig umsonst renovierten Kinderspielplatz und fäkalierenden, ähm, Jungmännern des abends in den Lehrgarten der Grundschule nahbei (!) will ich gar nicht mehr reden. Alltag. Meine Frau eskortiere ich spätestens abends immer mit dem Auto. Was zu Lasten meiner Freizeit geht, da sich praktisch keine Parkplätze finden lassen. Dafür am nächsten Tag demolierte Rückspiegel, Kratzer oder einfach nur Bierflaschen auf dem Autodach durch Partygäste der vielen Hostels im Bezirk. Letzten Winter erschnüffelte mein Hund eine Tote auf der Parkbank, vor der ein paar Kinder spielten. Erforen. Hat keinen groß gestört. Ein Nachbar rief dann doch die Polizei. Schließlich war es kurz vorm Frühling und dann taut alles wieder auf, Der einzige Bäcker in der Nähe wurde zum x-ten Mal überfallen. Brot wird also nur noch beim ReWE an der Ecke gekauft, Die dortigen Studentinnen, die an der Kasse schwitzen, haben in ihrer Facebook Timeline vermutlich den 15.000sten “Me Too” Eintrag gepostet, da sie stets und dauernd von - wieder mal - Jungmännergruppen an der Kasse angepfiffen, bejohlt und begrapscht werden. Die Security schaut aus Angst weg, im besten Falle lassen sie nur etwas Diebesgut mitgehen, Ein paar brave, alte Esel wie ich schlendern dann doch mit der Geldbörse zum “Cash -Terminal”, um ihre Waren zu bezahlen. Auf ein “Danke sehr” und “Schönen Feierabend” schauen sie plötzlich dankbar wie verängstigte Welpen, die aus einem Tierheim gerettet werden. Ich könnte jetzt noch locker, 7 - 8 Seiten ohne großes Nachdenken oder Erinnern an dieser Stelle mit Erlebnissen zwischen Bundesratsufer und Siemensstraße, zwischen S Bellevue und U9 Turmstraße füllen, aber das erspare ich Ihnen. Das Fazit aus all dem heißt Staatsversagen und unsere Konsequenz lautet “Weg hier”, ab in das - auch nicht mehr ganz so sichere, aber immerhin doch noch etwas sauberere Süddeutschland. Ich verzichte dankend auf den eigentlich perspektivisch guten Job und unsere 1.200,- € 3ZKB Wohnung (Ja, wir wohnen in einem renovierten und relativ hochpreisigen Gebäude) und ziehe für das gleiche Geld lieber in ein Zimmer weniger nach Stuttgart, München oder Ulm. Berlin? Würden meine Großeltern nicht wieder erkennen. Ich auch nicht mehr.
Und sie hat weitere vier Jahre Zeit um das Debakel zu vollenden. Mir graust es vor der Zukunft!
Trefflich analysiert und auf den Punkt gebracht. Solange Politiker in ihren gepanzerten Limousinen durch Berlin fahren und das hierdurch erzeugte sichere Gefühl genießen wird sich an den Verhältnissen auch nichts ändern!
Derartige Artikel zum Zustand Berlins habe ich schon dutzendweise gelesen. „Kalter Kaffee“ würde der Berliner sagen. Die Bevölkerung bekommt serviert, was sie bei der letzten Wahl bestellt hat. Erst wenn auch der letzte Ignorant und Gutmensch Erfahrungen mit der Realität gemacht hat, könnten Zweifel an eigener Weltsicht einsetzen. Bis dahin feiert Guido Westerwelles apodiktisches Urteil von der „spätrömischen Dekadenz“ Triumphe.
Allen verantwortlichen Politikern in Berlin sollten die gepanzerten Dienstwagen weggenommen werden und sie sollten gezwungen werden, alle Erledigungen in Berlin zu Fuß oder mit der U-Bahn zu machen.
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