Tja, lieber Herr Zydatiss, da haben Sie es uns aber wieder gegeben. Den ersten Lachanfall bekam ich an der Stelle, wo Sie den “investigativen Journalismus” ins Spiel brachten, denn den halte ich auch für eine Fiktion, zumindest seit Woodward und Bernstein sich zurückgezogen haben. Natürlich gibt es reichlich Spinner in diesem Metier, aber manche haarsträubende Theorie wird auch gezielt in Umlauf gebracht, um andere Theorien, die der Wahrheit vielleicht gefährlich nahe kommen, zu diskreditieren. An dem Aufkommen solcher Dinge sind häufig die Amerikaner schuld, denn deren Lieblingswort ist “geheim”. Warum hält man denn die Kennedy-Akten für Jahrzehnte unter Verschluss, wenn darin nur die simple Wahrheit steht? Und warum wird, nachdem die Amerikaner laut Kevin Reimann vor 50 Jahren mindestens zehnmal auf dem Mond gelandet sind, von Obama eine Technologie in Auftrag gegeben, dass die USA bis 2020 in der Lage sind, bemannte Flüge zum Mond durchzuführen? Das gibt doch nur wieder Wasser auf die Mühlen der Ungläubigen. Und dann gibt es ja immer die gezielt platzierten Sekundärlegenden. Man setzt einfach das Gerücht in die Welt, dass die Amis auf dem Mond außerirdische Artefakte gefunden haben. Und schon wird nur noch diskutiert, ob das stimmt oder gelogen ist. Aber niemand fragt mehr, ob sie überhaupt da oben waren. Zumal ja die Originaldokumentationen auch noch rein zufällig vernichtet wurden. Schon der Name “Verschwörungstheorien” soll dem Ganzen ja einen spinnerten Beigeschmack verleihen. Dabei sind sie nur ein Ausdruck des Zweifels an der offiziellen Version eines Ereignisses.
Es ist schon gelegentlich gesagt worden: Wir alle haben ein Bedürfnis nach Erklärung, und sei sie abstrus. Je komplexer das Ereignis, desto abstruser darf und muss diese Erklärung ausfallen. Die Geschichte etwa der Grenzöffnung durch die geschätzte Frau Bundeskanzlerin, wie sie Robin Alexander dokumentiert hat, ist halt so bodenlos banal, dass sie mit einer zünftigen Verschwörung einfach nicht mithalten kann. Life is a tale / told by an idiot / full of sound and fury / signifying nothing, läßt Shakespeare seinen Macbeth sinnieren, als er mit seinen diversen Verschwörungen gescheitert ist.
Sehr geehrter Herr Zydatiss, da haben Sie sich aber ein schwieriges Thema herausgesucht ! Jeder kritisch denkende Mensch wird für sich regelmäßig feststellen und hinterfragen wie weit er sein Infragestellen von einzelnen Vorgängen betreiben will. Eine objektive Abgrenzung zwischen richtig und falsch, Verschwörungstheorie und “Realität” wird wohl erst - wenn überhaupt - in den Geschichtsbüchern der Zukunft nachzulesen sein. Als Autor eines solchen Artikels geraten Sie selbst sehr schnell in den Anruch sich anmaßen zu wollen selbst tagesaktuell und objektiv bewerten zu können, was zu recht hinterfragt und angezweifelt wird und was zu unrecht. Da sitzen Sie auf einem hohen Roß. Ihre Beobachtung der Entwicklung hin zum sog. “Verschwörungsdenken des Mainstreams / der Mittelschicht” ist ja albern. Das Gegenteil wäre dann wohl der leichtgläubige, naive Bürger, welcher unkritisch jegliche “Wahrheit” z.B. unserer Mainstream-Medien übernimmt. Ein Traum für unsere Regierenden. Da sind mir, ehrlich gesagt, die kritischen Querdenker allemal lieber - auch wenn diese sicherlich in Einzelfällen ggf. über das Ziel hinausschießen. Sie sprechen von irrationalen Ängsten und Politmüdigkeit. Wollen Sie das bewerten ? Erste Aufgabe der Politik ist es ihren Wähler ihr Handeln und die Logik ihres Handelns einfach und verständlich zu erklären. Die Wähler sind nicht dumm. Und selbst wenn sie es sein sollten schulden die Politiker ihren dummen Wählern diese Transparenz. Dann reduziert sich auch das Potential für Verschwörungsdenken. Das Maß der Dinge muss jeder für sich abwägen. “Nervensägen” sind solche Menschen jedoch nicht. Sehr überheblich von Ihnen. Allenfalls anstrengend. Ich sehe auch keine Zwangsläufigkeit darin, dass verschwörungstheoretisch denkende Menschen nicht gleichzeitig auch konkret politisch handelnd sein sollten. Im Gegenteil !
“In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auch auf dieser Weise geplant war”. Franklin D. Roosevelt. Aber wahrscheinlich ist auch dieses Zitat nur eine Verschwörungstheorie…
Manchmal hat, natürlich von esoterischen Spinnern abgesehen, eine Verschwörungstheorie die ganz einfache Grundlage, dass in etlichen Zusammenhängen das Handeln der entscheidenden Personen und der Ablauf der Ereignisse sich kaum mehr mit vernünftigen Gründen erklären lässt. Es muss dabei gar nicht unbedingt eine universelle, globale, jahrhundertelange Verschwörung sein, wie man sie etwa mit den Illuminaten verbindet. Oft zeigt sich die politische “Elite” derartig realitätsfremd und handelt in einer Form gegen die Interessen der Bevölkerung, dass man nicht nur Unvermögen vermuten sondern die böse Absicht unterstellen könnte unser Land zu ruinieren, in wessen Auftrag auch immer. Als Beispiele kann man die Verteidigungspolitik mit der Zerstörung der Bundeswehr, die Energieversorgung, die Flüchtlingspolitik, die “Klimarettung”, den Feldzug gegen das Auto, die “Bankenrettung” oder den ungezügelten Machtanspruch der EU anführen, alles Bereiche, die durch Propaganda der Medien orchestriert und mit Einschüchterung der Kritiker garniert gegen jeden gesunden Menschenverstand durchgezogen werden. Da liegt für viele sicher der Gedanke an ein Komplott nicht fern, und sei es die Vorstellung von Angela Merkel als Honeckers Rache. Da braucht man keine Aliens in der Area 51, da reichen schon die Politiker in Berlin.
Das Wesen der Verschwörungstheorie ist die Theorie, dass die Theorie weder nachgewiesen noch dementiert werden kann. Beispiel die Bilderberg-Konferenz. Seit Beginn der Bilderberg-Konferenz 1954 gab es ca. 2500 Teilnehmer. Viele nahmen ein- oder zweimal teil, einige mehrmals. Heisst im Durchschnitt pro Jahr 50 Teilnehmer in verschiedener Zusammensetzung. Die Theorie, dass die Bilderberger die Weltpolitik beeinflussen oder steuern, ist richtig und falsch. Richtig deshalb, weil jede Person auf politischen Zusammenkünften mehr oder weniger Politik beeinflusst. Der deutsche Michel beeinflusst z.B. die deutsche Politik in dem er bei Wahlen bestimmte Personen oder Parteien wählt - oder online seine Meinung anonym oder mit Klarnamen mitteilt. Die Bilderberger treffen sich, um sich auszutauschen. Entscheidungsgewalt abseits der bekannten internationalen Politik ist abstrus. Man kann sicherlich irgendwie irgendwas versuchen zu steuern, doch nie nach abgesprochenem Handbuch. Wer sowas glaubt, muss auch an den Gott glauben, der alles vorausbestimmt. Oder an Außerirdische auf der Erde, den Reptiloiden - und schon bin ich in eine weitere Verschwörungstheorie geschlittert.
Natürlich gibt es wirre Spinnereien. Da es heute aber schon zur Normalität geworden ist, nicht mainstream-konforme Ansichten zu allen möglichen Themenfeldern als Verschwörungstheorien zu diffamieren, kann ich über diesen Artikel nur müde lächeln. Entsprechend wäre die Achse mit ihren Artikeln auch ein Sprachrohr von Verschwörungstheoretikern. Und was bitte sind irrationale Ängste?
Das “links-grüne Bürgertum” als Hort der Vernunft und staatstragende Schicht in Deutschland? Welche nunmehr aber auch durch Verschwörungsdenken und Esoterik infiziert sei? So daß “die ohnehin in unserer Gesellschaft allgegenwärtigen irrationalen Ängste” noch verstärkt und die Menschen noch politikmüder würden? - - - Ich habe schon lange keinen solchen Quark mehr gelesen. Es liegt in der Natur des Menschen, von rationalen und irrationalen Ängsten bestimmt zu sein. Ängste sind häufig nicht eindeutig rational oder irrational, sondern vereinen beides. Eine wichtige Ursache für Politikmüdigkeit könnte auch eine Regierung sein, der die Anliegen des Volkes am Arsch vorbeigehen. (Was dann aber irgendwann zum Umkippen führen kann, wie z.B. 1989). Das “links-grüne Bürgertum” ist eine Metapher für scheinbar gebildete Mitläufer, die vor allem eines verbindet: jeglicher Vernunft zugunsten einer Ideologie abgeschworen zu haben. Und Ideologie tötet. Immer. Marx. Lenin. Hitler. ... ... ...
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