Manfred Haferburg / 04.10.2024 / 06:25 / Foto: Montage achgut.com / 102 / Seite ausdrucken

Die verpulverte Billion – wo bleibt der Staatsanwalt?

Die Energiewende verschlang bisher rund 700 Milliarden Euro und ruiniert die Wirtschaft. Wenn man die  AKWs einfach weiterbetrieben und für die Hälfte der Summe neue gebaut hätte, wäre dreimal soviel CO2 eingespart worden. Ein Fall für die Gerichte?

Vernünftige Artikel über die Energiewende in den Medien sind äußerst rar. Um so erfreulicher ist es, wenn man auf einen solchen aufmerksam gemacht wird. So geschehen mit einem Beitrag am 27.09.2024 von Dr. Olaf Zinke in der Zeitung „agrarheute“ mit dem Titel: „Strompreise für 11 Stunden negativ – Strommarkt komplett aus den Fugen”, der mich an Rüdiger Stobbes verdienstvolle wöchentliche Achgut-Kolumne "Woher kommt der Strom?" erinnerte.

Am Donnerstag, dem 26.09.2024, waren die Strompreise am Spotmarkt für 11 Stunden negativ. Das heißt, dass der deutsche Stromkunde und Steuerzahler für das Verklappen von Schrottstrom Geld an die ausländischen Abnehmer bezahlen musste. Der Grund dafür ist im Erfolg der Subventionspolitik der Ampel zu suchen, die weit mehr „erneuerbare Energieerzeugungskapazität“ installieren lässt, als verbraucht werden kann. Das gilt sowohl für Solarpaneele als auch für Windkraftanlagen. Die Achse berichtete zuletzt über den Solarzubau-Wahn am 09.09.2024:

Das Ziel der Bundesregierung bis 2030 ist die Installation von Solarpaneelen mit einer Leistung von 215 Gigawatt (GW). Im Jahr 2023 wurden über eine Million neue Solaranlagen installiert… Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte jüngst beim Petersberger Klimadialog zu mehr Tempo: „… Pro Tag müssen 43 Fußballfelder an Solaranlagen entstehen, ein bis zwei Elektrolyse-Anlagen pro Woche…“ Bundeswirtschaftsminister  Habeck sagte in einem Strategiepapier des beschleunigten Solarausbaus: „Mit der heute vorgelegten Strategie wollen wir den Ausbau nochmal deutlich beschleunigen und alle Bremsen lösen, die ein höheres Tempo beim Zubau bislang verhindert haben“.

"Zu viel zerreißt den Sack"

Eine alte Müllerweisheit besagt: „Zu viel zerreißt den Sack“. Und es ist egal, ob die Überproduktion von nicht verwendbarem Strom aus den Sonnenpaneelen oder den Windrädern oder von beiden kommt. Oft bleibt der Sack leer, dann müssen die Konventionellen und der Import es richten. Oft läuft der Sack über, dann muss der Schrottstrom teuer verklappt werden. Wenn aber weiter so ausgebaut wird, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Sack zerreißt. Dann wird eine Netzfrequenz von 51,5 Herz erreicht, was Netzzusammenbruch oder Blackout wegen Überfrequenz bedeutet. Wind und Solar als Mehrheits-Stromerzeuger bedeuten nämlich ein enormes Klumpenrisiko. Es gibt europaweite mehrtägige Dunkelflauten. Dann kommt gar nichts. Es gibt Sturmtage bei Sonnenschein, dann kommt viel zu viel. Nur manchmal ergänzen sie sich, das ist dann Glückssache. Doch will man eine Netzsicherheit auf der Basis von Glückssache?

Ein Beispiel? Am Donnerstag, dem 26.09., wies die Bundesnetzagentur eine Produktion von Windstrom Onshore von 644.321 Megawattstunden aus. Zum Vergleich: Am Montag, dem 23.09., hingegen waren es nur knapp 59.668 Megawattstunden. Am Donnerstag wurde zehnmal mehr Windstrom erzeugt als am Montag. Dieser enorme Mengenzuwachs lässt sich weder speichern noch exportieren. Die Kohle- und Gaskraftwerke müssen es ausgleichen. Am Montag produzierten die Konventionellen 527.728 MWh, und am Donnerstag wurden sie auf 324.927 MWh gedrosselt, das sind 40 Prozent weniger. Ganz abschalten kann man sie nicht, weil sonst das Netz nicht mehr stabil zu fahren ist. Die Schwungmassen ihrer Großaggregate werden für die Sekundenreserve benötigt.  

Viel hilft viel? 

Der normale Strombedarf in Deutschland an Arbeitstagen beträgt ungefähr 75 Gigawatt. Dagegen steht die geplante installierte Solarleistung von 215 Gigawatt, also rund das Dreifache des Bedarfs. Dazu kommt noch die installierte Leistung der Windkraft. Nach dem aktuellen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sollen bis Ende 2030 in Deutschland 115 Gigawatt (GW) Windenergie an Land installiert sein. Das macht zusammen 330 Gigawatt installierte Leistung von den Erneuerbaren. Dazu sollen noch etwa 20 Gigawatt H2-Ready-Gaskraftwerke gebaut werden, auf deren Betrieb man aus Stabilitätsgründen nicht ganz verzichten kann, also zusammen 350 Gigawatt. Das ist fast das Fünffache des maximalen Bedarfs. 

Dies bedeutet, dass an sonnigen und windigen Tagen vier Fünftel der Erneuerbaren abgeregelt werden müssen und sinnlos die Landschaft verschandeln. Und es bedeutet, das bei Dunkelflauten mehr als die Hälfte der benötigten Leistung fehlt, so dass nicht mehr für alle Verbraucher Strom zur Verfügung steht.

20 Milliarden für nichts

Im Jahr 2024 gab es schon insgesamt über 400 Stunden mit negativen Strompreisen. Ein neuer Rekord, und die geneigten Leser wissen schon, wer das bezahlen muss. Bis Juli 2024 hatte die Bundesregierung bereits elf Milliarden Euro an die Netzbetreiber ausgezahlt. Die Ampel muss bis zum Jahresende noch einmal 10 Milliarden in die EEG-Umlage zuschießen, da führt kein Weg vorbei. Wenn nicht sofort umgesteuert wird,  erwarten Energieexperten ab 2026 jährliche Kosten von mindestens 30 Milliarden Euro, allein für die Nichtproduktion von Strom. Doch auch wenn die Ampel die Gesetze sofort ändert und den Sonnenkönigen und Windbaronen künftig die Nichterzeugung bei Stromüberangebot nicht mehr bezahlen will – die bisherigen Verträge gelten 20 Jahre, also bis 2044. Wir von der Achse warnen seit Jahren vor dieser dümmsten Energiepolitik der Welt (Wall Street Journal). Der Tsunami im fernen Japan hat in Deutschland mehr Kernkraftwerke zerstört als in Japan. Der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie war der größte energiepolitische Fehler aller Zeiten.

Bis 2030 eine Billion verpulvert und praktisch nichts erreicht

Nun gibt es eine Studie aus Norwegen, die diese dümmste Energiepolitik der Welt auf ihre Bezahlbarkeit und ihren Umwelteffekt untersucht hat. Das Team um Jan Emblemsvåg veröffentlichte eine Studie der Technischen Universität Norwegens (NTNU, Ålesund, Norway, Received 10 January 2024 Accepted 9 May 2024) mit dem Titel: „What if Germany had invested in nuclear power? A comparison between the German energy policy the last 20 years and an alternative policy of investing in nuclear power” (Was wäre, wenn Deutschland in Kernkraft investiert hätte? Ein Vergleich zwischen der Deutschen Energiepolitik der letzten 20 Jahre und einer alternativen Politik der Investition in Kernkraft – Übersetzung des Autors)

Hier die Ergebnisse in Kurzform: Die Kosten der deutschen Energiewende betrugen seit 2002 etwa 696 Milliarden Euro. Erreicht wurde eine CO2-Einsparung von 25 Prozent, allerdings weitgehend verursacht durch eine Deindustrialisierung. Wenn Deutschland seine KKW hätte weiterlaufen lassen und die Hälfte der Kosten-Summe in neue KKW investiert hätte, dann wäre der CO2-Ausstoß um 73 Prozent gesunken. 

Wenn man nun noch bedenkt, wie das Wirtschafts- und Umweltministerium beim Abschalten der letzten Kernkraftwerke die Öffentlichkeit und den Bundestag belogen haben, dann wundert es schon, dass eine strafrechtliche Verantwortlichmachung der zuständigen Politiker noch nicht einmal in Erwägung gezogen wird. 

 

Manfred Haferburg wurde 1948 in Querfurt geboren. Er studierte an der TU Dresden Kernenergetik und machte eine Blitzkarriere im damalig größten AKW der DDR in Greifswald. Wegen des frechen Absingens von Biermannliedern sowie einiger unbedachter Äußerungen beim Karneval wurde er zum feindlich-negativen Element der DDR ernannt und verbrachte folgerichtig einige Zeit unter der Obhut der Stasi in Hohenschönhausen. Nach der Wende kümmerte er sich für eine internationale Organisation um die Sicherheitskultur von Atomkraftwerken weltweit und hat so viele AKWs von innen gesehen wie kaum ein anderer. Im KUUUK-Verlag veröffentlichte er seinen auf Tatsachen beruhenden Roman „Wohn-Haft“ mit einem Vorwort von Wolf Biermann.

Foto: Montage achgut.com

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 04.10.2024

Auf welche Reise “wir” von der Politik geschickt werden, zeigen doch die in den Städten überall auf das Straßenpflaster gemalten Fahrradsymbole. Und wer nicht mobil ist, weil körperlich irgendwie gehandikapt ?

W. Renner / 04.10.2024

@Barbara Strauch: „ Wir haben keine Gewaltenteilung mehr …“  Die BRD hatte noch NIE eine Gewaltenteilung. Diese würde nämlich bedingen, dass Regierungsmitglieder nicht gleichzeitig auch Parlamentsmitglieder sein können und die Justiz nicht weisungsgebunden ist.

W. Renner / 04.10.2024

Das Gehalt des Staatsanwaltes ist auch ein Teil der verpulverten Billion.

Andreas Bitz / 04.10.2024

Herr Haferburg, Sie haben sich rechtzeitig vor Kontrollen und Hausstürmungen und 6 Uhr-Bademantelsituationen in Sicherheit gebracht. Aber warum negieren Sie die konkrete Absicht, den unbedingten Willen, Deutschland auf das Agrarniveau des 18. Jhdts mit Ochsen und Eselskarren zu deindustrialisieren und den Herren aus Osmanien / Arabien zu übereignen?

Barbara Strauch / 04.10.2024

Wir haben keine Gewaltenteilung mehr. Legislative und Jurisdiktive haben sich der Exekutive völlig untergeordnet und die ist offenbar von machtbesoffenen Minderleistern geentert worden, die im normalen Arbeitsleben schnell aussortiert worden wären. Allerhöchste Zeit für ein Aufwachen! Wollen wir so “weitermarschieren, bis alles in Scherben fällt”? Ich nicht!

Ilona Grimm / 04.10.2024

@Marc Munich, ich nehme Ihre Christentums-Apologetik zum Anlass, die gestrige Polemik (klingt geschwollen, muss aber so sein) von Frau Christiane Neidhard bezüglich meiner erklärten Verantwortung gläubiger Christen gegenüber Israel (Volk und Land) zu beantworten: Erstens, Frau Neidhard, Sie heißen CHRISTiane! Wissen Sie, auf wen dieser schöne Vorname deutet? Zweitens, werte Frau Neidhard, verwechseln Sie - wie alle anderen (getauften und ungetauften) Atheisten - Schein-Christen mit solchen, die der Lehre Jesu Christi nach der Bibel folgen. Das eine ist eine Namens-Christenheit, die sich in NICHTS vom sündigen Rest der Menschheit unterscheidet. Das andere sind Christen, die nach besten Kräften der Lehre Jesu folgen, wie die Evangelien sie als Zeugnisse weitergeben und u.a. der Apostel Paulus in seinen Briefen in die Tiefe gehend erklärt. Gläubige Christen, die sich auf die Bibel stützen, sind Sünder wie alle Menschen. Das ist seit dem Sündenfall im Paradies unvermeidlich. Aber sie geben sich redlich Mühe, Sünde zu vermeiden und nach den Regeln Jesu zu leben und zu handeln. Jesu Regeln unterscheiden sich vielfach ganz erheblich von den Regeln mancher Kirche. Sie, werte CHRISTiane Neidhard, haben bei Ihrem Kommentar aus dem üblichen Repertoire der Christenhasser geschöpft. Luthers Judenhass haben Sie allerdings vergessen. Unterscheidungsvermögen ist Ihnen leider versagt geblieben. Christliche Märtyrer über zwei Jahrtausende (einschließlich des besagten „dritten Reichs“) lassen Sie wohlweislich unerwähnt. →Derzeit sind weltweit mehr als 365 Millionen Christen in 78 Ländern wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex gilt dies sogar in einem sehr hohen bis extremen Maß; davon betroffen sind 317 Millionen der dort lebenden 756 Millionen Christen.← Das meldet die Organisation „OPEN DOORS“, die für jedes Jahr die neuesten Zahlen und Schwerpunkte veröffentlicht.

Benedictus Zweifel / 04.10.2024

@ Gerd Maar: Die Schuld für diese Katastrophe trägt einzig und alleine die überwältigende Mehrheit der Souveräne dieser Republik. Die diesen Wahnsinn im Auftrag als “Staatsdiener” ausführenden Parteien (CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke) haben sich niemals an die Macht geputscht. Sie wurden von dieser Mehrheit gewählt, frei und geheim: Wieder und wieder und wieder. Kein “sapere aude” keine Erinnerungen , kein gesunder Menschenverstand, kein “Liebe Deinen Nächsten wie DICH selbst”. Religiöse Beseeltheit von “Weltrettungsphantasien” und gekoppelt mit Übermoral, kindischen Allmachtphantasien und albernster Überheblichkeit: “Wir wissen Alles besser als der Ganze Rest der übrigen Welt”. Und durch die Massenvergabe der deutschen Staatsbürgerschaft an unkontrolliert(!) eingewanderte Migranten, werden 2025 ganz andere Wähler den neune BT wählen. Der “Point of no return” wurde 2021 überschritten.

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