Henryk M. Broder / 14.05.2019 / 06:38 / 108 / Seite ausdrucken

Die verlorene Ehre der Lamya Kaddor

Ich muss und will mich bei den Duisburgern und Duisburgerinnen entschuldigen, weil ich mich gelegentlich abfällig über ihre Stadt geäußert habe. Dabei ist Duisburg überhaupt nicht hässlich, ganz im Gegenteil, sehr grün und voller Architektur-Überraschungen vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die vor der Abrissbirne gerettet wurden. Zum Strafverfahren wegen der verlorenen Ehre der in und um Dinslaken weltberühmten "Islamwissenschaftlerin" Lamya Kaddor bin ich schon am Vortag angereist, habe mich im Hotel Duisburger Hof einquartiert und mir die Stadt angesehen.

Nach einem opulenten Früstück am nächsten Morgen sind Joachim Steinhöfel und ich gut gelaunt und voller Vorfreude zu Fuß in das schräg gegenüberliegende Justizgebäude gelaufen, in dem eines der drei Duisburger Amtsgerichte untergebracht ist, wo wir bereits erwartet wurden.

Wie es dann weiter ging, erfahren Sie hier, hier, hier und hier, wobei ich die Berichte an dieser Stelle nicht kommentieren will. Ich hole das ein andermal nach. Am besten hat mir die Reportage in der "Lokalzeit" des WDR gefallen, in der es hieß, Frau Kaddor habe nicht weniger als "120 beleidigende Kommentare angezeigt". Während also Majestätsbeleidigung als Straftatbestand abgeschafft wurde und "Gotteslästerung" nur verfolgt werden kann, wenn eine "Störung des öffentlichen Friedens" vorliegt, was auch für "weltanschauliche Bekenntnisse" gilt, könnte demnächst ein eigener Paragraf - "Beleidigung von Lamya Kaddor" - in das Strafgesetzbuch eingeführt werden. 

Steinhöfel und ich hatten uns jedenfalls sehr auf ein Treffen mit Lamya Kaddor gefreut, die wir einiges fragen wollten. Unter anderem, wie die Universität heißt, die ihr einen Doctor honoris causa verliehen hat, ob es tatsächlich stimmt, dass sie an einem einzigen Tag im Jahre 2016, püntlich zum Erscheinen ihres neuen Buches, 107 (in Worten einhundertundsieben) Strafanzeigen erstattet hat und ob sie daran denkt, sich bei Necla Kelek dafür zu entschuldigen, dass sie, Kaddor, jahrelang Lügen über Kelek verbreitet hat, bis sie, Kaddor, von einem Berliner Gericht gestoppt wurde.

Nachschub für den IS

Wir hätten auch gerne gewusst, warum sie, Kaddor, nicht im Wege einer Privatklage gegen mich vorgegangen ist, statt ein Strafverfahren zu initiieren, bei dem sie nun als Zeugin aussagen sollte. Ganz so, als hätte sie einen Ladendiebstahl beobachtet, den ich begangen hatte.

Bei dieser Gelegenheit hätten wir auch die Vetreterin der Anklage gefragt, warum sie Frau Kaddor nicht auf den Weg der Privatklage verwiesen hat, statt sich auf Kosten des Steuerzahlers der verlorenen Ehre einer an Selbstüberschätzung leidenden pädagogischen Aushilfskraft anzunehmen, die als Erzieherin vollumfänglich gescheitert ist, was fünf ihrer ehemaligen Schüler bezeugen, die zum IS übergelaufen sind.

So weit ist es nicht gekommen. Die Verhandlung wurde nach etwa 10 Minuten von der Richterin abgebrochen. Die Anklage hatte es schlicht versäumt, Beweismittel vorzulegen. Ob Frau Kaddor da war oder nicht – in einem der Berichte war die Rede davon, sie hätte in einem Zeugenraum auf ihren Auftritt gewartet – wissen wir nicht. Wir bekamen sie jedenfalls nicht zu Gesicht. 

Was macht man in einer solchen Situation? Wir beschlossen, uns etwas Gutes anzutun und sind in das Ristorante Villa Patrizia gefahren, um dort zu Mittag zu essen. Gerne hätten wir Frau Kaddor mitgenommen, aber sie hatte das Gerichtsgebäude bereits verlassen, zurück nach Dinslaken vermutlich. Zwischen dem ersten und dem zweiten Gang haben Joachim Steinhöfel und ich ein kurzes Video aufgenommen.

Und so wurde es doch noch ein schöner Tag. Kurzum: Ich kann Duisburg jedermann nur wärmstens empfehlen.

PS: Beinahe hätte ich es vergessen. Das hier sollten Sie sich auch ansehen.

Foto: achgut.com

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Leserpost

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Sabine Schönfeld / 14.05.2019

Ich fühle mich übrigens auch schwer beleidigt und das waren sicher nicht nur gerade lächerliche 107 Herabsetzungen, die ich verspürte. Sondern tatsächlich jedes Mal (!) wenn ich von irgendeinem einschlägigen “Islamwissenschaftler”, Politiker und sonstigen Islamverstehern in den einschlägigen Medien erklärt bekomme, der Islam sei eine ganz harmlose und nette Religion, so etwa wie das Christentum oder der Buddhismus. Denn es beleidigt meine Intelligenz zutiefst, mir einen derartigen unfassbaren Stumpfsinn anzuhören, wenn es doch ein Leichtes ist, sich selbst ein Bild zu machen, das in der Regel völlig gegenteilig ist. Man kann problemlos nach wie vor in viele vom Islam geprägten Länder reisen und sich dort mit den Frauen oder generell mit den Menschen unterhalten. Weiterhin kann man sich auch hierzulande näher mit jungen Frauen unterhalten, die im Vertrauen durchaus erzählen, in welcher Weise sie hierzulande in ihrer vom Islam geprägten Familien aufgewachsen sind. Es gibt 1000 Bücher zum Thema und 10000 Artikel mit relevanten Informationen. Man kann den Koran lesen, er ist hierzulande frei verkäuflich. Es gibt Menschenrechtsberichte der UN über vom Islam geprägte Staaten, es gibt unzählige Berichte über den IS. Es gibt jede Menge Informationen über “Geflüchtete” der letzten Jahre in Deutschland - in den verschiedensten Medien. Es gibt alles zusammen eine schlichtweg erdrückende Beweislast dafür, dass die These der “netten harmlosen Religion” nicht haltbar ist. Und es ist absolut zutiefst herabsetzend, wenn man noch immer denkt, man könnte hierzulande mich und andere auf solch unterirdische Weise für dumm verkaufen. Also bin ich absolut, in hohem Maße stinkbeleidigt! Und zwar so sehr, dass es sogar unter meiner Würde wäre, diese Menschen zu verklagen, denn dann würde ich sie ja offiziell zur Kenntnis nehmen und ihnen Bedeutung zumessen! Das tue ich nicht.

Siegrid Tiesler / 14.05.2019

Welch gute Idee von Ihnen, die Leser einzuladen, den Prozess zu verfolgen!! So war es mir eine Freude nach Duisburg zu fahren um Sie live zu sehen. Außerdem wollte ich die Gelegenheit nutzen für die Andersdenkenden Gesicht (Flagge) zu zeigen. Darüberhinaus war ich neugierig darauf, wie das Gericht urteilen wird. Im Raum stand die Verletzung der Ehre Frau Kaddors aufgrund der angeblich getätigten Äußerung, sie habe einen an der Klatsche. Sehr enttäuscht war ich über die Nichtanwesenheit Frau Kaddors im Gerichtssaal. Wenn sie sich doch auf das Übelste ehrverletzt fühlte, müsste sie denn nicht dem Gefühl der Ehrverletzung Gewicht durch ihre Anwesenheit verleihen!!? Die indirekte Botschaft der Nichtanwesenheit könnte (psychologisch) so gedeutet werden, Frau Kaddor seien Prozess und die Verurteilung doch nicht so wichtig. Leider war der Prozess nach 10 Minuten zu Ende. Da kein Urteil gesprochen werden konnte, wollte ich mir selbst ein Urteil bilden, wie strafrechtlich relevant die Äußerung” einen an der Klatsche haben ” sein könnte. Im Internet fand ich diese Äußerung den Redensarten!! zugeordnet. Einer flapsigen Redensart schuldend einen Strafbefehl zu erlassen, demzufolge Herr Broder mit 2000 Euro Strafe zu ahnden sei? Ohne stichhaltigen Beweise? Grotesk in rechtsstaatlicher Hinsicht meiner Meinung nach. Die Einschätzung des Prozesses ist von vielen Lesern vorgenommen worden. Ich kann mich den Meinungen nur anschließen. Schließlich und endlich möchte ich noch hinzufügen, dass ich aus dem Lehrberuf stamme, und die überaus empfindliche Seele der anderen Kultur sehr gut kenne. Sie teilte Ehrverletzendes aus, hatte für sich hohe Ansprüche, wie sie behandelt werden wollte und fühlte sich sehr schnell auf das Fürchterlichste in der Ehre verletzt und rassistisch behandelt. Nichtsdestotrotz bedaure ich überhaupt nicht in Duisburg gewesen zu sein. Ganz im Gegenteil. Herr Broder hat mich anhand seiner Links und Videos in Bezug auf unsere Rechtsstaatlichkeit bereichert!!!

Sven Wallraf / 14.05.2019

Ist denn nun die werte Dame, die sich als Wissenschaftlerin bezeichnen lassen möchte, tatsächlich mit einer Doktorarbeit versehen oder noch einfacher, gibt es überhaupt eine Universität, an der Sie studiert haben soll? Und die eigentliche Frage: gibt es keinen Strafbestand, wenn man Gerichte mit über 100 Strafanzeigen lahmlegt, nur um vermeintlich Öffentlichkeitsarbeit zu erhaschen, weil sich das eigene Pamphlet so schlecht verkauft? Auf jeden Fall herrlich, wie sich die Klagende und die Staatsanwältin blamiert haben.

R. Lichti / 14.05.2019

Und wenn man die Sache mal von der anderen Seite aufzieht: Wäre die Aussage der Wahrheit entsprechen, wenn man öffentlich sagen würde “Frau Kaddor hat keinen an der Klatsche”? Aber was man so über Frau Kaddor alles erfährt, da könnte man fast verstehen, dass der “Friedens-” und Koranstifter postuliert hat, dass “Frauen gegenüber einem Mann nur zu 50% gewertet werden können”! Also hat der Koran doch recht oder hat er in dieser Sache noch maßlos untertrieben?

Dr. Gerhard Giesemann / 14.05.2019

@Lutz Herzer: Danke für das Interesse. Die Mail war an Prof. Zick direkt gerichtet und weitere 25 “CC”. Hat keinen veranlasst, hier “Vvh” zu sehen - außer dem Herrn Tariq. So kam es dann zum Prozeß. Weil ich stur war und das Angebot des StA zur Einstellung nicht annahm (weil sie mir trotz Nachfragens mündlich und schriftlich nicht śagen wollten, wer mich angezeigt hatte), und auch dem folgenden Strafbefehl habe ich widersprochen. Gucksdu mal unter dem Namen des Richters im ww-net, sehr interessant. Die sind so langsam alle am Durchdrehen - um es nicht deutlicher zu sagen. ICH habe mir das nicht ausgesucht, sollen sie zusehen, wie sie aus der Chose wieder rauskommen. Bin echt gespannt.

Karl-Heinz Vonderstein / 14.05.2019

Frau Kaddor scheint auch eine von denen zu sein, die Kritik an ihrer Person mit Beleidigung und Anfeindung verwechselt oder gleichsetzt. Ist auch ne Art Werbung für sich zu machen und um Aufmerksamkeit zu erzielen.  

Klaus Schmid / 14.05.2019

Und das “Ristorante Villa Patrizia” hat Sie, Herr Broder, tatsächlich bedient? Duisburg ist eben nicht Hamburg.

herbert binder / 14.05.2019

Über eine Stadt, nennen wir sie einfachheitshalber Duisburg, so zu reden/schreiben, wie das hier der Herr Broder tut - OK, ja, prima, super - aber das muß man sich halt auch erst einmal “leisten” können (in des Wortes mehrfacher Bedeutung). Groß anreisen (wohlgemerkt gezwungenermaßen und nicht etwa aus “Sehnsucht”), kurz einmal reinschauen, hier und da schnuppern, einige Rosinchen picken und dann wieder schnellstens die Flatter machen, sozusagen up, up and awaý - das erinnert in seinem Wesensgehalt ein wenig (?) an “nach Diktat verreist”. [Ein solches Szenario gelänge nach meiner Überzeugung sogar für….ich sach mal….Berlin]  Ob aus einer solch “hymnischen Überwältigungsprosa” nun ein Paar Schuhe wird, sei dahingestellt. Die Duisburger jedenfalls, so nehme ich an, werden das in großer Zahl nicht ungern gehört und/oder gelesen haben. Dennoch: Berlin bleibt….Duisburg (und v.v.).

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