Die AfD beklagt zu Recht eine ausgrenzende, undemokratische Behandlung ihrer Partei und ihrer Wähler seitens der anderen Parteien. Sie befindet sich objektiv gesehen also in der besseren Position. In der Position dessen, der das Gerechtigkeitsempfinden eines interessierten Beobachters auf seiner Seite hat. Der Beobachter ist der AfD gerade auch, weil sie durch die Anderen diskriminiert wird, eher wohlgesonnen. Er betrachtet ihre Anliegen als zum größten Teil berechtigt und ärgert sich über die nicht vorhandene faire Diskussionsbereitschaft seitens der älteren Parteien. Diese gute Ausgangslage sollte sich die AfD nicht dadurch zerstören, indem sie undurchdachte Scheingefechte anzettelt, die eher an Zickenkrieg erinnern. Das hat sie nicht nötig. Sie sollte immer fest auf dem Boden der Sachlichkeit stehen bleiben. Denn die könnte ihre Stärke sein, da sich die Anderen zunehmend unsachlich bis hysterisch aufführen. Am Ende vertrauen die Menschen dem, der ruhig und sachlich bleibt. Dem, der sich der Überlegenheit und Durchdachtheit seiner Argumente sicher ist. Denn dann braucht dieser sie nur in aller Ruhe zu wiederholen. Es ist die Wirklichkeit, die ihm früher oder später Recht gibt. Also AfD, behaltet die Ruhe, bleibt sachlich und überlegt bevor ihr sprecht, dann gehört euch vielleicht die Zukunft. Oder aber, die anderen Parteien werden die Fehlerhaftigkeit ihrer eigenen Argumentation einsehen und ebenfalls zur Vernunft zurückkehren. Das wäre aber auch wünschenswert. Dann hättet ihr dem Land und den Bürgern einen Riesendienst erwiesen. Denn die Ruhe und Sachlichkeit, die Merkel versucht auszustrahlen und die von den Leuten geschätzt wird, ist wohl eher eine schauspielerische Leistung und wird nicht den Realitätstest überstehen.
Was ist so schlimm daran, dass im Bundestag wieder kontrovers debattiert wir? Über Themen gestritten, die bislang unter der Decke gehalten wurden? Nichts, aber auch gar nichts! Und ob es der AfD schadet oder nicht, werden wir noch sehen. Alleine die Yücel-Debatte hat doch zweierlei verdeutlicht. Die Demaskierung, etwas , was die etablierten Parteien im Falle der Afd vornehmen wollten, vollzieht sich jetzt bei ihnen selbst. Gegen das substanzlose Gepöbel von Herrn Özdemir war die faktenreiche Rede von Dr. Curio eine Wohltat. Und nur weil schlimme Menschen-verachtende Texte schon Jahre alt sind, wie der Autor meint, sind sie doch nicht vergeben und vergessen.
Die AfD gibt bisher im Bundestag ein (m.E.) ausgezeichnetes Bild ab. Das Einzige, was ihr wirklich schaden kann, sind eigene Entgleisungen – wie etwa die kürzliche von Herrn Poggenburg. Der Journalist Yücel hat zwar unmögliche Dinge gesagt, aber, wie es aussieht, ist er selbst wohl eher emotional unreifer Rebell, der gegen alles ist, und in seiner Unreife denkt, er dürfe jeden verbal niederknüppeln, wenn er sich danach fühlt. In Deutschland genießen solche Leute zum Glück das Recht der Meinungsfreiheit; die AfD sollte ihn in Ruhe lassen. – Ärgerlich ist allerdings, dass Mainstream einen Herrn Yücel beklatscht, während vergleichbare Äußerungen von AfD-Anhängern als Hass-Rede geächtet, auf Facebook gelöscht oder von der Antifa mit Gewalt gegen Personen beantwortet werden. Darauf darf man schon hinweisen.
Klar hat da die AfD hier eine Show für die Kameras abgezogen. Aber nennen Sie mir eine Partei, die weniger Show macht als die AfD. Aber Dr. Gottfried Curio, der diesbezüglich für die AfD in die Bütt gestiegen ist, hat seine Kunst mit dem feinen Skalpell vorgeführt, während Amthor, Kubicki & Co. nur mit der groben Nazikeule operierten. Ja ist ist richtig, dass sich die Bundesregierung nicht zu Äußerungen von “Schreiberlingen” äußern soll, weil sie diesbezüglich die Neutralität zu wahren hat und für die Meinungsfreiheit eintreten muss. Aber dann hätte Frau Merkel auch “Deutschland schafft sich ab” von Dr. Thilo Sarrazin nicht mit “nicht hilfreich” bewerten dürfen. Wenn schon Neutralität und Meinungsfreiheit, dann für Rechts und Links gleichermaßen. Und noch von der anderen Seite betrachtet; Akif Pirinci ist ja auch ein Deutschtürke, der sein Recht auf Meinungsfreiheit großzügig in Anspruch nimmt und den Erdogan auch gerne im Gefängnis sehen würde. Hätte die sich Gabriel auch wegen Pirinci so ins Zeug gelegt, oder hätte er einfach seine Verwaltung Dienst nach Vorschrift machen lassen? Hätte die Bundesregierung seine Freilassung auch einfach unkommentiert lassen? Ja, die AfD hat Show gemacht, aber die anderen Parteien sind unnötigerweise über das Stöckchen gesprungen. Formal Unentschieden, aber mit besserem künstlerischen Ausdruck bei der AfD.
Für wie blöd halten sie , Herr Grimm , die AFD ?? Nach meinem Dafürhalten war die Behandlung dieser Thematik im Bundestag sogar ein äußerst geschicktes Vorgehen der AFD . Jeder , sogar jeder Trottel , konnte hören und sehen , wie die sog. Altparteien die Aussagen dieses Hetzers beurteilen ..... Diese sog. Altparteien wurden vorgeführt , nicht umgekehrt ! Satire war es jedenfalls nicht , wie es so oft fälschlicherweise und verlogen bis zum Erbrechen im Bundestag zu hören war . Allein die ” Aufteilung Deutschlands zwischen Frankreich und Polen ” wird bei der nächsten Wahl die Zustimmung zur AFD steigen lassen ! Nur weiter so !
Der Versuch der AfD, die Äußerungen Yücels verurteilen zu lassen, war nicht dumm sondern im Gegenteil ein geschickter Schachzug. Das sieht man schon daran, wie klug die Rede eingeleitet wird. Man freue sich über die Freilassung Yücels aus türkischer Willkürhaft. Und dann: “Selbstverständlich soll die Freiheit sich so zu äußern erhalten bleiben. Selbstverständlich soll dagegen jetzt nicht rechtlich vorgegangen werden. Natürlich soll die Bundesregierung sich nicht zu jeder Schmähung äußern.” Es wird der Vorwurf in den Raum gestellt, dass die Bundesregierung nur deshalb so verbissen für die Freilassung Yücels (die stärker betrieben wurde als die der anderen eingesperrten Deutsch-Türken) gekämpft hat, WEIL er die antideutschen Äußerungen vorgebracht hat. Weil in der Narrative der AfD die Regierungsparteien Deutschland ebenso hassen wie es Yücel vorgeworfen wird, während sie sich als Einzige FÜR die Deutschen einsetzen. Ich glaube den AfD-Abgeordneten war von Anfang an klar, dass die anderen Parteien das Spiel nicht mitspielen würden, sondern natürlich gegen den Antrag der AfD stimmen werden. Doch haben sie damit genau den Beweis für die AfD-Narrative erbracht: Die Regierung hasst Deutschland und verteidigt daher die deutschenfeindlichen Äußerungen, während die AfD sich als einziges FÜR die Deutschen einsetzt. Dass die Medien die Aussagen der AfD aus dem Zusammenhang reißen und nur stellenweise zitieren werden war ihnen von Anfang an klar. Aber was für Diskussionen führt man schon noch mit Medienberichten? Fast jeder weiß, dass da viel getäuscht wird. Wenn man über das Thema diskutiert, guckt man sich das Video der ganzen Rede an (sie geht ja nur 5 Minuten), und hört die gesamte Argumentation von Gottfried Curio. Mit ihrem Antrag wollten sie nicht die AfD-Hasser überzeugen. Das ist fast unmöglich. Sie wollten auch nicht die politisch-Desinteressierten überzeugen. Die bekommen jeden Tag so viele Bröckchen übers politische Tagesgeschehen und neues AfD-Bashing mit, dass es im Rauschen untergeht. Sie wollten damit die Leute überzeugen, die offen diskutieren. Und sie wollten natürlich auch den AfD-Anhängern zeigen, dass man sich zu solchen Themen kritisch äußern kann, und trotzdem auf dem Boden des Grundgesetzes steht.
Man muss die Forderung der AfD, sich von Yücels Äußerungen zu distanzieren, nicht gut heißen. Dennoch hat sie bewirkt, dass es eine Diskussion im Bundestag darüber gegeben hat, wie man mit solch hasserfüllten Äußerungen gegen das Land und Personen, egal wann diese ausgesprochen wurden, umzugehen hat. Dass die AfD nicht auf Beifall aus war, dürfte jedem klar sein. Reden, die von allen Seiten Beifall bekommen, gibt es viel zu viele im Bundestag. Die AfD ist Oppositionspartei und hat ihre Finger in Wunden der Regierenden zu legen. Anlass war ja nicht die Haftentlassung Yücels als solche, sondern der Brimborium, der um diese Ikone der “Deutschfreundlichkeit” gemacht wurde. Ob Yücels Äußerungen nun von der Pressefreiheit oder als Satire gedeckt sind, sei mal dahingestellt. Eines hat die Debatte jedenfalls auch klar gemacht: licet iovi non licet bovi. Was aus der einen Ecke kommt, wird anders bewertet, als das, was aus der anderen Ecke kommt. Dieses zweierlei Maß ist es, was zur Spaltung der Gesellschaft beiträgt.
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