Die unterdrückte Debatte über die Opfer der Migrationspolitik

Der Blick zurück ist verpönt. Was passiert ist, ist passiert. Oder anders gesagt: „Nun sind sie halt da!“ Doch die Beschäftigung mit Vergangenem gilt völlig zu unrecht als rückwärtsgewandtes Gejammer Ewiggestriger. Denn aus der Vergangenheit können wir lernen, damit sich Fehler nicht wiederholen. Der Blick zurück ist notwendig, um Ursachen zu verstehen und Mängel zu beheben. Die Politik hasst derlei Betrachtungen. Sie will als Vermarkter der Zukunft punkten. Wer sich mit der Bewältigung der eigenen (Fehl-)Entscheidungen beschäftigt, kann dabei nur verlieren. Lieber mimt man den Gestalter, was am besten funktioniert, wenn man scheinbare Antworten auf Fragen gibt, von denen heute noch niemand weiß, ob sie sich je stellen werden und Themen meidet, die dringende Antworten erfordern.

Die Berufspolitik scheut real existierende Probleme, weil sie ahnt, dass sie künftig ebenso scheitern wird wie in der Vergangenheit. Lösungen würden ein Mindestmaß an gesundem Menschenverstand erfordern – Gift für den Parteienstaat und den Funktionärsapparat. Der immerwährende Kreislauf aus Fehlern, vermiedenen Entscheidungen und verschlimmbesserndem Aktionismus scheint sich stetig zu beschleunigen.

Seit 2015 erlebt Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Leib die Konsequenzen dieses politischen Irrlichterns, einer fatalen Mixtur aus Starrsinn, Realitätsverweigerung und Ideologie. Ganz gleich, wie offensichtlich es für jedermann ist, egal, wie viele Verfassungsrichter handfeste Rechtsbrüche bescheinigen, würden die Regierenden jedoch niemals öffentlich einräumen, dass sie einen falschen Weg beschritten haben.

Unser Land, das jahrzehntelang in aller Welt für seine Stabilität und Sicherheit geschätzt wurde, steht heute vor den Scherben der Ära Merkel. Wo unsere Großeltern nach dem Krieg nicht einmal darüber nachdenken mussten, ob ihnen beim Verlassen der eigenen vier Wände Schaden drohen könnte, wo unsere Eltern völlig unbeschwert die wilden 1960er und 1970er Jahre feierten, wo wir selbst zwar im „Kalten Krieg“, aber in großer persönlicher Sicherheit aufwuchsen und wo unsere Kinder einen schier endlosen Überfluss bei gleichzeitiger Abstinenz jedweder Gefahr erleben durften, ist heute niemand mehr sicher. Nirgendwo.

Man übt sich in Bagatellisierung

Nicht im Schwimmbad, nicht auf einem Dorffest, nicht beim Stadtbummel, nicht im Bahnhof und schon gar nicht auf offener Straße, weil immer und überall mit mordlüsternen Axtschwingern und Messerstechern zu rechnen ist, die ihre angeblichen oder tatsächlichen Traumata abarbeiten. Was die Kanzlerin und ihre Getreuen in den vergangenen vier Jahren zerstört haben, ist kaum noch zu beheben. Es wird die Herkulesaufgabe einer ganzen Generation sein, das Schlimmste zu verhindern.

Derweil übt man sich in Bagatellisierung: Als ein Düsseldorfer Freibad nach wiederholten Feldzügen nordafrikanischer Intensivtäter unrühmliche Bekanntheit erlangte, teilten die städtischen Zuständigen zufrieden mit, dass einige der Rädelsführer deutsche Staatsbürger seien – so als sei dies ein typisch deutsches Problem und kein importiertes. Dass man einen deutschen Ausweis so selbstverständlich bekommt wie der Stammgast den Verdauungsschnaps aufs Haus, fiel dabei unter den Tisch.

In Stuttgart schlachtete ein Zuwanderer sein Opfer am helllichten Tag mitten in einem Wohngebiet ab. Anschließend stand nicht etwa der grauenvolle Mord im Mittelpunkt des polit-medialen Interesses, sondern die angebliche Hetze derer, die ihrer Bestürzung Ausdruck verliehen, und die Frage, ob das Strafmaß denn wohl hoch genug sei, um derlei Täter (gemeint war nicht der Schwertmörder, sondern die Videofilmer sowie die Verbreiter) abzuschrecken.

Einige Lokaljournalisten wagten es, Klartext zu reden, offenbar erschrocken darüber, dass die Gefahr vor der eigenen Haustür angekommen ist. Der Rest sah sich aufgrund des kursierenden Videos zwar zur Berichterstattung gezwungen, sortierte die Meldung aber unter „ferner liefen“ ein. Der Deutschlandfunk ließ indes wissen, dass man derlei nicht für berichtenswert halte – und lieferte damit ein erschütterndes Sittenbild des Journalismus. „Augen zu und durch“ scheint das Motto der Zeit, vor dessen Scheitern BND, Verfassungsschutz, BKA und Bundespolizei schon im Oktober 2015 in einem dramatischen Appell gewarnt hatten: 

„Der hohe Zuzug von Menschen aus anderen Weltteilen wird zur Instabilität unseres Landes führen“, hieß es damals. „Wir produzieren durch diese Zuwanderung Extremisten, die bürgerliche Mitte radikalisiert sich, weil sie diese Zuwanderung mehrheitlich nicht will und ihr dies von der politischen Elite aufgezwungen wird. Wir werden eine Abkehr vieler Menschen von diesem Verfassungsstaat erleben.“ Die Bedenken wurden von Millionen geteilt, die sich dafür an den Pranger gestellt sahen. Längst hat die Realität sie bestätigt. Hoffentlich werden spätere Generationen sie einmal angemessen rehabilitieren.

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Leserpost

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Frank Stricker / 05.08.2019

@Wolfgang Kaufmann , wenns ja nur Stuttgart mit der “Messervorhersage” betreffen würde , es betrifft leider mittlerweile ganz Deutschland. Was ja fast schon ein running gag ist , je mehr Gewaltverbrechen und brutale Sexualdelikte bekannt werden , desto “sicherer” wird die Lage in offiziellen Statements schöngeredet. Die Framing-Begriffe lauten dann “Einzelfall” und “psychische Störungen”. Und wenn die Kanzlerette dann noch ein freundliches Gesicht macht und ein bißchen zittert , spätestens dann ist alles in Butter !

Karl-Heinz Vonderstein / 05.08.2019

Hab einen Arbeitskollegen, der würde zu ihrem Artikel jetzt sagen, das wären Fake News und Hetze.Sie ahnen es, ein Gutmensch der Mann! Hab ihn mal darauf angesprochen, ob er wie ich der Ansicht sei, dass uns die Migration Probleme bereitet, er meinte, nein, es gäbe keine Probleme mit der Migration, es sind einige wenige Irre, mehr nicht und stattdessen gäbe es jede Menge Rechte bei uns, die gegen Ausländer und Migranten hetzen.Die von der AfD sind für ihn alle Neonazis.Hier in Aachen gabs einige Leute, die am Karlsbrunnen (Karl der Große), nahe dem Rathaus eine Mahnwache abhielten, für den achtjährigen getöteten Jungen in Frankfurt und seine Mutter. Er postete ein Bild dazu, mit der Überschrift “Aasgeier in Aachen halten Mahnwache ab”.Darunter waren wohl auch ein paar AfD- Symphatisanten.Er nennt AfDler gerne Aasgeier und natürlich Rassisten. Lügner und Hetzer.Mitleid für den Jungen und seine Mutter zeigte er bisher nicht, zumindest nicht gegenüber mir und bei dem, was er dazu auf Facebook gepostet hatte. Stattdessen empörte er sich über das, was die AfD dazu gesagt oder gepostet hatte und meinte sie sollten sich schämen. Hier die Seite achgut nennt er Fake News und findet, sie sei eine hetzerische Seite. Faszinierend so Gutmenschen, so kalt im Herzen und doch meinen sie, sie wären die Guten und Menschlichen.  

Thomas Taterka / 05.08.2019

Ich bin überhaupt nicht einverstanden mit dem ” seit 2015 ” . - Es ist bereits ein Problem seit Mitte der 90er !!! Und die Liste der Opfer ist endlos lang. Die Polizei weiß das auch, wenn sie ehrlich ist und - Ärzte, die in der Notaufnahme gearbeitet haben, besonders an Freitagen u. Samstagen und Rettungsdienste und BVG - Angestellte und Taxifahrer und Lehrer und Sozialarbeiter und Schwimmbadangestellte und die Einwohner von bestimmten Stadtbezirken und grüne Politiker und die SPD sowieso und jeder,  JEDER ! , der regelmäßig im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist. - Und jetzt möchte ich noch an jemanden erinnern, der lange vor 2015 in Halensee durch einen Lungenmesserstich von hinten elend in einem Freibad zu Tode gekommen ist, weil er sich über die mutwillige Vermüllung einer Liegewiese beschwert hatte. Ich kenne seinen Namen nicht.  Das heißt aber nicht, daß er vergessen wurde. Er hat sich beschwert, weil es ihm zuviel wurde. Das war seine ” Schuld ” und sein Ende.

Wolfgang Kaufmann / 05.08.2019

Wenn Boko Haram wieder mal ein paar Dutzend Menschen meuchelt, ist dies nicht hilfreich, weil es unser Narrativ nicht bedient. Und die Messervorhersage für Stuttgart? Schwert zu sagen; auch kein so prickelndes Thema. – Aber Boeing ist diese Woche eine fette Schlagzeile wert: „Das Ungeheuer von Seattle: Wurden 346 Menschen Opfer von Gier und Größenwahn?“ – Sie müssen einfach ganz fest daran glauben, dass an allem Übel die Amerikaner schuld sind! So schonen Sie Ihre Hirnzellen und leben ein entspannteres Leben.

Tobis Kramer / 05.08.2019

Ramin Peymani: “Es wird die Herkulesaufgabe einer ganzen Generation sein, das Schlimmste zu verhindern.” Welche Generation soll das denn sein? Die jetzige Generation der Mitläufer und Klatscher wird es definitiv nicht sein. Vielleicht die nächste oder übernächste. Nur werden die dann anfangen müssen, alles wieder von vorn aufzubauen. Sofern der Wille dazu dann da ist. Und es ist ja nicht nur das fortwährende Multikulti mit all seinen gesellschaftszerstörerischen Facetten, es ist auch die immer weiter fortschreitende Deindustrialisierung dieses Landes. Was hier in wenigen Jahren bereits zerstört wurde (und man ist scheinbar noch längst nicht fertig mit dieser Zerstörung), wird eine Generation nicht schaffen wieder aufzubauen. Über zwanzig Jahre DDR-Diktatur erlebt, neue Freiheit in Deutschland mit der Wende gewonnen, dreißig Jahre später wieder DDR-Verhältnisse, ... Geschichte von der üblen Sorte.

Kay R. Ströhmer / 05.08.2019

Leider hat der Autor weitestgehend Recht. Sicherheit ist zu einem Privileg geworden. Allerdings scheint das die überwiegende Mehrheit der Benachteiligten überhaupt nicht zu kümmern: Man läuft weiterhin denen nach, die Sicherheit nur noch für sich und ihresgleichen gewähren wollen.

J. Polczer / 05.08.2019

Schilda? Ist irgendjemand Schilda ein Begriff? Dort waren die Personen doch auch so überzeugt von ihrer Sicht der Dinge, obwohl man sich dabei nur noch an den Kopf gefasst hat - zumindestens als klar denkender Mensch.

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