Hier ein paar abwegige Bemerkungen zur Ungleichheit von Mann und Frau. Wir sind ja gerade mal wieder daran erinnert worden, dass Frauen weniger Geld verdienen als Männer. Zu den vielen Gründen, die für diese alte Geschichte herangezogen werden, gehört auch der Hinweis, dass Frauen die „falschen“ Berufe wählen. Ein Teil des Problems wäre gelöst, so heißt es, wenn mehr Frauen Ingenieure würden, weil Ingenieure mehr Geld verdienen als Krankenschwestern. Die Ungerechtigkeit würde also enden, wenn Frauen die besser bezahlten Berufe wählten. Wenn sie sich vom Menschlichen (Krankenschwester) weg ins Technische (Ingenieur) umerziehen ließen. Das stimmt wohl, ist aber ein klassischer Kurzschluss.
Denn warum wählen junge Frauen die „falschen“ Berufe wie Krankenschwestern, Friseurinnen, Altenpflegerinnen? Und warum wählen junge Männer die „richtigen“ Berufe wie Ingenieure, Piloten, Automechaniker?
Könnte es möglicherweise daran liegen, dass viele Jungen immer noch lieber mit Eisenbahnen spielen und viele Mädchen immer noch lieber mit Puppen? Und dies obgleich die moderne Erziehung seit Jahrzehnten versucht, den Mädchen die Eisenbahnen und den Jungen die Puppen schmackhaft zu machen?
Die Umdrehquote scheint angesichts dieser Bemühungen jedenfalls ziemlich bescheiden zu sein.
Da dies ein genderpolitisches Minenfeld ist, will ich es nur kurz und fragend betreten und sofort wieder verlassen.
Und lieber die Frage stellen, ob es ein Naturgesetz gibt, das den Ingenieur besser bezahlt als die Krankenschwester. Ich glaube nicht. Und wie ist es mit den Gesetzen des Marktes? Ich meine, es gibt nicht einmal ein für alle Zeiten in Stein gemeißeltes Marktgesetz, das dies vorschreibt.
Es mag ja sein, dass es besonders wichtig und also auch besser zu bezahlen ist, Kühlschränke zu konstruieren, die uns alarmieren, wenn die Milch sauer wird. Aber der Gedanke, dass die Pflege kranker Menschen auch eine gewisse Bedeutung haben könnte, ist auf Dauer nicht von der Hand zu weisen. Ja, als Patient kommt man sogar auf die Idee, dass die Arbeit einer Krankenschwester wichtiger ist als die Herstellung von Sauermilchalarmkühlschränken. Was dann ja für eine bessere Bezahlung der Krankenschwester spräche. In unserer alternden Gesellschaft könnte diese Bedeutungsverschiebung sogar immer offensichtlicher werden.
Mit anderen Worten: So schick die Idee ist, Frauen umzuerziehen, um das Ungleichgewicht in den Einkommen zu beseitigen, so reizvoll finde ich auch den Gedanken, so genannte Frauenberufe einfach besser zu bezahlen.
Warum ist dieser Gedanke so unpopulär? Warum wählt man nicht diesen einfacheren Weg? Weil er weder den schlecht zahlenden Branchen noch den Emanzipationspolitikerinnen ins Konzept passt. Wirtschaft und Emanzen ziehen da mal wieder an einem Strang. Die Wirtschaft aus finanziellen Gründen, die Emanzipationsfraktion aus erzieherischen Gründen. Frauen sollen Ingenieure werden, basta.
Nichts gegen den Girl’s Day in der Maschinenfabrik. Eine prima Sache. Technik schnuppern kann verlockend sein und begeisterte Ingenieurinnen schaffen. Aber es gibt unter den Frauen offenbar einen harten und gar nicht so kleinen Kern von Nichtingenieuren. Sollen die die ewig doofen schlecht Bezahlten bleiben? Mir leuchtet das nicht ein.
Das einzige Problem: Sollten die sogenannten Frauenberufe eines Tages tatsächlich besser bezahlt werden, könnte es allen biologischen Beharrungskräften zum Trotz zu einer Rollenverschiebung in umgekehrter Richtung kommen. Immer mehr Männer würden versuchen, in die gut bezahlten Pflegeberufe zu drängen. Ob das die Wärme und menschliche Qualität der Pflege heben würde, ist eine andere Frage. Ich habe da einen privaten Verdacht, will ihn aber nicht äußern, um in der Genderfrage nicht gänzlich auf unzeitgemäße Abwege zu geraten.