Thomas Rietzschel / 14.12.2020 / 14:00 / Foto: achgut.com / 23 / Seite ausdrucken

Die Triage vor der Triage

Es ist erst wenige Tage her, da schäumten die CORONA-Erregten, sobald von Triage die Rede war und das Wort auch nur am Rande fiel. Auf allen Ebenen, vom Kanzlertempel bis in die nordfriesischen Rathäuser, tönte es, als sei Deutschland drauf und dran, „unsere Werte“ in den Dreck zu treten und die Schwelle zur Barbarei zu überschreiten, wenn Ärzte demnächst vor die Wahl gestellt würden, das letzte Intensivbett ihrer Klinik mit der herzkranken Oma oder dem studierenden Enkel zu belegen.

Damit es so weit nicht kommt, wird ein Lockdown nach dem anderen verhängt. Die Bundesländer wetteifern um den ersten Platz bei der Ausrufung der Friedhofsruhe. Auch beim Aufbau der Impfzentren wollen sie einander ausstechen. Kein Ministerpräsident, kaum ein Bürgermeister, der nicht als Erster Vollzug melden möchte, geht es um den Umbau von Messe-, Sport- oder Veranstaltungshallen zu Feldlazaretten, in denen wie am Fließband verarbeitet werden kann, was Biontech, Moderna und andere Hersteller schon auf Lager haben.  

Wenn die Verteilerzentren einmal auf Volllast laufen, könnten täglich Tausende geimpft werden. Der Endsieg im Corona-Krieg würde in greifbare Nähe rücken. Der Horror der Triage wäre gebannt. In diesem Glauben werden wir gewogen. Nun aber spricht sich herum, was ohnehin absehbar war: Auch bei der Impf-Schlacht wird es ohne eine Triage nicht abgehen. Weder sprudeln die Medikamente aus den Pharmafirmen so überquellend, dass genügend Impfstoff zu Verfügung stünde, um gleich alle versorgen zu können, noch kann er allen auf einmal, innerhalb weniger Wochen oder gar Tage verabreicht werden. Dafür fehlt es sowohl an den räumlichen als auch an den personellen Kapazitäten. 

Personen in zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge

Deshalb hat das Bundesministerium für Gesundheit jetzt einen Referentenentwurf für eine „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2“ vorgelegt. Vorgeschrieben wird „eine Piorisierung“ der Abgabe „von COVID-19-Impfstoffen“.  An erster Stelle rangieren „Personen, die aufgrund ihres Alters oder Gesundheitszustandes ein signifikant erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf haben, sowie Personen, die solche Personen behandeln, betreuen oder pflegen". Als nachfolgende prioritär zu impfende Personengruppe "haben insbesondere diejenigen Personen einen Anspruch auf eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, die in zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge und für die Aufrechterhaltung zentraler staatlicher Funktionen eine Schlüsselstellung besitzen“.

Im Grunde eine Selbstverständlichkeit, nur eben nicht der verheißene Endsieg, die Erfüllung des Versprechens gesundheitlicher Absicherung für alle in Kürze, vielmehr eine weitere Vertröstung auf die Zukunft. Um dem Dilemma der Triage zu entkommen, wird ihr eine neue vorgeschaltet. Zeit gewonnen, alles gewonnen – nicht zuletzt für die fortgesetzte Ausbreitung der Pandemie – und damit zugleich für einen fortgesetzten Lockdown, die unumschränkte Herrschaft der Exekutive auf unbestimmte  Zeit, klarer gesagt: Probelauf zur Gewöhnung der Massen an die autoritäre Herrschaft, wie es auch der sächsische Ministerpräsident ankündigte. 

Die Bürger kommen vom Regen in die Traufe. Ein Ende ist nicht abzusehen, nicht vor dem Sankt Nimmerleinstag. Kommt hinzu, dass die „Impf-Verordnung“ des Bundesgesundheitsministeriums erst nach der Absegnung durch den Bundestag in Kraft treten kann, „nach Anhörung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut und des Verbands der Privaten Krankenversicherungen“. Da die „Priorisierung“ aber bereits ab dem 15.12.2020 gelten soll, blieben für den Marsch durch die Institutionen bloß noch knappe drei Tage. Ein Unding für die bürokratischen Apparate deutscher Behörden. 

Wem zuerst oder überhaupt geholfen werden soll

Würden wir uns verführen lassen, den „Referententwurf“ aus dem Hause Spahn ernst zu nehmen, bliebe nur die ernüchternde Feststellung, dass er sich selbst ad absurdum führt. Erstens lässt sich das Dilemma der Triage nicht dadurch abwenden, dass man sie durch eine andere, vielleicht weniger auffällige, verzögert. Zwar mögen die schweren bis tödlichen Folgen einer Staffelung der Impfung nach Dringlichkeit nachher nicht mehr so unmittelbar erkennbar sein, doch bleibt es dabei, dass die Ärzte ihre Entscheidung, wem nun zuerst oder überhaupt noch geholfen werden soll, nach wie vor übers Knie brechen müssen. Ist doch zweitens die Zeit für eine rechtliche Verankerung der „Piorisierung“ so knapp bemessen, dass sie keinem Arzt schnell genug zur Verfügung stehen wird. 

Aber kam es darauf überhaupt an? Oder ging es bloß wieder um den Theaterdonner, wurde abermals mit Platzpatronen geschossen, die niemanden, nicht einmal die Viren, außer Gefecht setzen, obwohl sie das Publikum glauben machen, es würde tatsächlich scharf geschossen? Vermutlich! Die Triage zur Abwehr der Triage ist, bei Licht besehen, ein dramaturgischer Trick zur Irreführung des Publikums, ein theatralischer Schwindel, aufgezogen von Laiendarstellern, die verloren wären, würden sie sich eingestehen, dass ihre politische Bühne eben doch nicht die Welt ist, für die wir sie halten sollen. Opfer ihrer Einbildung, müssen sie immerfort versuchen, ihr Publikum mit szenischen Einfällen hinter die Fichte zu führen. Wie sonst könnten sie sich selbst zu „denjenigen Personen zählen, die auf der Rangliste der zu Impfenden ganz oben stehen, weil sie „für die Aufrechterhaltung zentraler staatlicher Funktionen eine Schlüsselstellung besitzen“, um nochmals das Spahn-Papier zu zitieren.

Menschlich verständlich mag das durchaus sein, wem wäre das Hemd nicht näher als der Rock. Ob es redlich oder gar anständig ist, wäre eine andere Frage, die die Damen und Herren auf den Kommandohöhen der Corona-Schlacht selbst beantworten müssen. 

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Dirk Jungnickel / 14.12.2020

Was aber wird sein wenn die C - Schlachten geschlagen sind ? Wenn sich die freiwillig und unfreiwillig Geschlachteten erschöpft in den diversen Auffangeinrichtungen befinden,  und wenn sich das mutierte Virus kichernd wieder nach China zurück gezogen hat ? Meine Prognose: Der / die deutsche Michel***in wird sich weigern, die (nutzlose) Maske abzulegen und sie vorsichtshalber täglich dreimal desinfizieren.  Er / Sie wird sich nicht an die Weisheit halten, wer sich nicht impfen läßt braucht keine Impffolgen zu befürchten. Der / die deutsche Michel***in wird bei jedem Schnupfen eine Nachimpfung verlangen. Als einziges werden vielleicht die Internierungslager für C - Leugner und die Zwangsbeatmungen abgeschafft. Und Kanzler Spahn wird vielleicht einräumen, dass man manchmal ein wenig zu hart vorgegangen sei.

A. Iehsenhain / 14.12.2020

Die Szenen von den Impfzentren im TV haben große Ähnlichkeit mit der Logistik für die extraterrestrischen Gurken in “Die Körperfresser kommen”. Wobei in Deutschland schon seit Jahren “Die Nacht der lebenden Toten” stattzufinden scheint. Vielleicht gibt es mit Curewichs, Vermoderna oder BioNdreck ja bald noch mehr Zombies…

Christina S. Richter / 14.12.2020

Also ich bleibe dabei: Zuerst bitte konsequent der BuPrä, dann die BuKin, dann alle Minister*innen, Abgeordneten*innen, Landräte*innen, Bürgermeister*innen impfen mit BioNTech&Co;- denn sie sind am aller wichtigsten, ohne sie dreht sich kein Rad…Wer ja wer soll denn sonst das Ruder im Lande übernehmen???? Seien Sie bitte vernünftig, sonst läuft ohne Sie das Geschehen außer Kontrolle - danke!

J. Heini / 14.12.2020

Die regierenden Politiker stehen ganz oben auf der Impfliste? Das ist mir neu. Die Impfliste, die ich kenne, listet sie am untersten Ende der Risikogruppen ein. Und in diese Gruppen fallen um die 37 Millionen Menschen. Ich würde es im Gegensatz zu Ihnen sehr befürworten, dass sie sich zusammen mit Dr. Wieler und Dr. Drosten, Frau Illner und wie heisst die andere Dame? als erste impfen lassen. Ich bin absolut kein Impfgegner. Mein Impfpass ist up to date. Aber einen mit einer völlig neuartigen Methode zusammengestellten Impfstoff ohne ausreichende Testung möchte ich nicht probieren. Zumal ja noch nichtmal nachgewiesen ist, dass er langfristig Immunität bewirkt. Er verhindert über Anregung der körpereigenen Produktion von Antigenen kurzfristig einen schweren Ausbruch der Krankheit. Aber Antigene baut der Körper recht schnell ab. Daher auch die zweite Impfung, damit man über die Virensaison hinwegkommt. Wenn die Krankheit nicht im Zellgedächtnis der T-Zellen gespeichert wird, wird man nicht immun. Diese Speicherung konnte aufgrund der Kürze der Testzeit bisher nicht nachgewiesen werden. Wenn man beim RKI genau liest, wird das dort auch so beschrieben.

Dirk Jungnickel / 14.12.2020

Was aber wird sein wenn die C - Schlachten geschlagen sind ? Wenn sich die freiwillig und unfreiwillig Geschlachteten erschöpft in den diversen Auffangeinrichtungen befinden,  und wenn sich das mutierte Virus kichernd wieder nach China zurück gezogen hat ? Meine Prognose: Der / die deutsche Michel***in wird sich weigern, die (nutzlose) Maske abzulegen und sie vorsichtshalber täglich dreimal desinfizieren.  Er / Sie wird sich nicht an die Weisheit halten, wer sich nicht impfen läßt braucht keine Impffolgen zu befürchten. Der / die deutsche Michel***in wird bei jedem Schnupfen eine Nachimpfung verlangen. Als einziges werden vielleicht die Internierungslager für ” C - Leugner”  und die Erschießungskommandos abgeschafft. Und Kanzler Spahn wird vielleicht einräumen, dass man manchmal ein wenig zu hart vorgegangen sei.

Sebastian Weber / 14.12.2020

Habe neulich gehört, dass auf den Intensivstationen die Corona-Patienten Vorrang vor allen anderen Patienten (Herzinfarkt, Unfall etc.) haben - kann das sein? Also quasi “Pauschal-Vorab-Triage” - unabhängig vom Alter, Überlebenschance, Chance auf ein “normales Leben” nach der Intensivstation? Ich glaube es nicht ...

N.Lehmann / 14.12.2020

Unglaublich was in Deppenland geschwafelt wird. Das irgend jemand diese Corona-Marxisten ernst nimmt, ist nur mit Verblödung und Aberglaube zu verstehen. Die Chinesen setzen einen Virus frei und deren Wirtschaft erholt sich prächtig?! Einfach clever! Da Deutschland nur von Minderbemittelten regiert wird, können wir auf Geistesblitze nicht mehr hoffen. Für unsere unermütliche Befehlshaberin, sollte Xi regelmässige Militärparaden mit Stuhlgang abhalten. Dem chinesischen Volk, fühlt sie sich eher verpflichtet.

Jo Waschl / 14.12.2020

Ach ja…der Herr Spahn und dass Wetteifern…wie hat er doch die Briten vor 6 ! Tagen noch geradezu in den Dreck gezogen, weil diese via Notzulassung für den Impfstoff am Dienstag losgelegt haben: ” Wir prüfen dass erst ganz genau - es ist kein Wettbewerb, wer der Erste ist sondern es soll sicher sein und wir setzen auch keinen unter Druck”. Bereits 5 Tage später hat er kapiert, dass die Briten der EU jetzt schon MINDESTENS einen Monat voraus sind; bekommt postwendend ein feuchtes Höschen und übt Druck auf die Zulassungsbehörde aus: “Jeder Tag, den wir früher beginnen, verhindert Leid”..Tja Herr Spahn…da könnte es fast ein bisschen unruhig werden, wenn schon wenige Wochen nach der offiziellen Trennung von EU und GBR aufgezeigt wird, welch große Vorteile die Selbständigkeit von Staaten haben kann und welcher korrupte Sauhaufen da in Brüssel regiert. Was er wahrscheinlich auch noch gecheckt hat -> GBR = Insel += Ab 01.01.2021 noch schärfere Pass & Einreisekontrollen = es wird so gut wie keiner mehr auf die Insel kommen, der den Virus weiterverteilen kann. Gleichzeitig wird schon munter losgeimpft - die Ersten werden schon am 10. Januar Immun sein ! Das Ganze läuft jetzt in der ersten Phase mit einer vertraglich zugesicherten Menge von 40 Millionen Pullen; also quasi 20 Millionen geimpfte incl. Risikogruppe bei einer Bevölkerung von knapp 67 Millionen Einwohnern. Dazu kommen bis Januar knapp 2 Millionen infizierte, die schon Immun sind + die ganzen ungetesteten, die ihre Infektion mit Corona gar nicht mitbekommen haben ( z. B. in Ischgl & Wuhan waren dass über 85 %  ! ) Falls das Ganze bei den Briten bis April (hoffentlich !) reibungslos abläuft, werden die am 1. Mai ihre Masken in den Müll schmeißen, während in der EU vielleicht noch gar nicht alle Länder flächendeckend den Impfstoff bekommen haben und der Virus weiter durch alle Länder der EU vor sich herzirkuliert. Nicht nur die Schweizer werden sich dann verwundert fragen: ” Wer hat´s eigentlich erfunden” ?!?!

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