Gunnar Heinsohn / 13.09.2014 / 15:58 / 3 / Seite ausdrucken

„Die Tapferen“ im SPIEGEL

Erfrischend, dass sich 43 israelische Geheimdienstleute in den Medien gegen die Westbank-Politik ihrer Regierung wenden, obwohl die auch gegen sie gerichtete finale Bedrohung des kleinen Landes nicht eine Sekunde aufhört. Lehrbuchmäßig dann natürlich wieder der SPIEGEL, in dessen Zionismus-Büro nicht nur Jakob Augstein und Rania Salloum glänzen, sondern auch Julia Heyer ganz vorne dabei ist, wenn jüdische Selbstkritik auf die Mühlen antijüdischer Selbstgerechtigkeit geleitet werden kann (http://www.spiegel.de/politik/ausland/israel-ehemalige-soldaten-des-geheimdienstes-kritisieren-besatzung-a-991366.html).

Nie Gehörtes plaudern die Schlapphüte aus. Sexuelle Präferenzen potentieller arabischer Informanten werden ermittelt. Dabei haben sämtliche Geheimdienstchefs von Berlin bis Moskau Frau Heyer in die Hand versprochen, dass bei ihnen diese Grundtechnik des Spionagegeschäfts niemals verwendet werde. Surreale Züge gewinnt ihr Bericht, wenn einer der Jungen sein Land anklagt “wir können alles, deshalb dürfen wir alles” und dabei in „Ringelshirt und Jeans auf einer Fensterbank“ ganz entspannt die Sonne genießt. Die Verleihung einer Schlagzeilen-Medaille für „die Tapferen“  ist deshalb das Mindeste, was Julia Heyer ihrer Redaktion vorschlagen kann.

Mutig bleibt das Vorgehen der Reservisten gleichwohl auch dann, wenn sie ohne Lebensgefahr von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch machen können. Die jüdische Erfindung der Geschichtsschreibung als Verbuchung eigener Missetaten bleibt auch im bedrängten Israel en vogue. Doch gar nicht weit weg in Gaza ließe sich lernen, was bei Israels angeblicher „Maxime“ des Allesdürfens tatsächlich zu erwarten wäre. Genickschuss für Abweichler ist dort die Methode der Wahl. Mit vorgehaltener Waffe stoppt man Reportagen über diese Taten, die selbst die Fatah aus Ramallah als Morde einstuft. Für eine tapfere Berichterstattung gäbe es da jede Menge Lebensrettendes zu tun. Ungleich verwegener ist natürlich das Nachreportieren israelischer Presseberichte und selbst dabei nicht zu merken, dass die vermeintlich allmächtige Armee nicht einmal unbewaffneten Gazetten Angst einjagt.

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Leserpost

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Reiner Schöne / 14.09.2014

Am Anfang sollte man sich die Bilder nach den 9.11. in Erinnerung rufen, vorallem die Reaktionen der Welt und der Unterschiedlichen politischen Meinung, insbesondere Palästina, Hamas und Fatah. Isreal, ständiger Angriffspunkt diese letztgenannten Organisationen und deren politische Ziele, wobei es anscheinend nur ein Ziel gibt, die Vernichtung Israels, denn es geht denen nicht um die Verbesserung der Lebensbedinungen. Die Selbstmordattentäter, der ständige Beschuss mit Raketen können selbst das hartgesottenste Land einmal aus der Ruhe bringen. So kommen Raketen der Hamas aus Schulgebäuden, Krankenhäusern und selbst aus Moscheen und Kirchen. Die auf den ständigen Beschuss folgende Reaktion Israels, wird dann von linksgerichteten und Hamas-Symphatisanten, als Krieg gegen das Volk Palästina ausgelegt und in den Medien auch so verkauft. Dabei wird nicht erwähnt, das die Hamas absichtlich ihre Tunnel unter zivilen Wohnhäusern oder die Raketen aus Krankenhäusern kommen, sondern Israel beschießt diese zivilen Ziele. Man muss die Wahrheit nicht verdrehen, man muss nur etwas weglassen oder anders erzählen um einen anderen Sinn heraus zu bekommen. Diese Soldaten haben einen Befehl als “falsch” empfunden und darauf reagiert, somit ist es eine demokratische Armee, nicht wie in anderen dikaturischen oder damalige Ostblock-Staaten-Armeen, wo man sich erst nach Ausführung des Befehls beschweren kann. Die Bild-Zeitung und die Parteien in Deutschland sind soweit nach links gedriftet, sie können keinen Krieg gegen Rechts führen, da sie den Anfang schon nicht mehr erkennen können.

Andreas Gerlach / 14.09.2014

Ich las die Überschrift bei SPON, dann die ersten Absätze und dachte sofort: Der Artikel kommt ins Fadenkreuz der “Achse”. Ich fand’s erschreckend, wie man diese Leute als “tapfer” bezeichnen kann. Gut, sie riskieren vielleicht ihr berufliches Fortkommen, aber das war’s vielleicht auch schon. Ein Palästinenser, der sich gegen die Hamas auflehnt, wird an der nächsten Laterne aufgeknüpft. Mutig finde ich die Palästinenser, die mit der Zusammenarbeit mit den Israelis bereit sind. Ich lese gerne Leserkommentare. Ich fand die in diesem Falle noch schlimmer als den Artikel selber. Da fordern einige den Friedensnobelpreis. Die Kommentare transportieren fast alle unterschwellig Antisemitismus. Wenigstens hat die Moderation meine drei Kommentare zugelassen, die dem allgemeinen antisemitischen Grundtenor etwas entgegensetzen.

Thorsten Haupts / 13.09.2014

Keine Ahnung mehr, der wievielte Aufruf von Israelis innerhalb der Sicherheitskräfte das ist, eine andere Politik einzuschlagen. Spricht dafür, dass sich noch immer eine Menge Israelis ein ziemlich empfindliches Gewissen bewahrt haben, trotz der seit Jahrzehnten andauernden Periode von Zuständen zwischen Krieg und Spannung. Was die Kolonisation des Westjordanlandes angeht, ist ihre Kritik unter jedem Aspekt auch noch berechtigt. Was ich in deutschen Medien niemals thematisiert finden werde: Kann sich irgendjemand erinnern, ein annähernd ähnliches Gewissen in öffentlichen Aufrufen oder Briefen von Angehörigen palästinensischer Terrorgruppen oder Sicherheitskräften gesehen zu haben? Ich nicht, scheint also keine zu geben. Ergo findet jeder Palästinenser die Vernichtungsrhetorik der Hamas dufte ... Und solange das so bleibt, bin ich im Zweifelsfall auf Israls Seite. Gruss, Thorsten Haupts

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