Henryk M. Broder / 23.05.2018 / 14:00 / Foto: Unbekannt / 23 / Seite ausdrucken

Die Tagesthemen leisten Schwerstarbeit

Montagabend im Ersten: Ingo Zamperoni eröffnet die Tagesthemen mit folgenden Sätzen: Zwei Wochen ist es her, dass US-Präsident Trump den Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran verkündete und damit diejenigen vor den Kopf stieß, die den Vertrag in diplomatischer Schwerstarbeit ausgehandelt hatten.

Hat er echt gesagt, in diplomatischer Schwerstarbeit. Die Vertreter der fünf UN-Vetomächte, der Bundesrepublik und der Islamischen Republik Iran rackerten sich jahrelang ab, nächtigten in schäbigen Pensionen, futterten Fast Food und gönnten sich nicht einmal einen Besuch im Hotel Orient, verzichteten also auf alles, was das Leben lebenswert macht, nur um am Ende von dem „Hassprediger" (Steinmeier über Trump) vor den Kopf gestoßen zu werden. Ja, Undank ist der Welten Lohn.

Aber der Ami ist nicht nur ein Brutalo, er fährt auch im Alleingang und immer stärker auf Kollisionskurs zu denen, die noch immer politische Partner sind. Deswegen muss, bevor der Bericht aus Washington über den neuen Außenminister Mark Pompeo losgeht, den Tagesthemen-Zuschauern gesagt werden, wie sie den Bericht verstehen sollen. So was nennt man beim NDR neuerdings „Kontextualisierung". Dieser Service ist in der Demokratie-Abgabe inbegriffen.

Was ist es aber konkret, das die USA vom Iran fordern? Das wird in dem Bericht immerhin ausformuliert: Die Urananreicherung komplett aufzugeben, das Raketenprogramm zu beenden und sich aus dem Jemen und aus Syrien zurückzuziehen.

Das sind wirklich ungeheure Forderungen an ein Regime, das für seine Friedfertigkeit und seine Liebe zur Wahrheit ebenso berühmt ist wie für seine humanen Hinrichtungsmethoden. Mit einem solchen Regime einen Vertrag auszuhandeln, in dem es sich zur Mäßigung verpflichtet, muss das reine Vergnügen sein. Die Schwerstarbeit fängt erst da an, wo Ingo Zamperoni die Geschichte in den Tagesthemen vorstellt.

Foto: Unbekannt Link. Via Wikimedia Commons

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Raymond Walden / 23.05.2018

Die Guten mit beispielsweise amerikanischen Hinrichtungsmethoden weltweit dürfen offenbar Atomwaffen besitzen und nach ihrem Gutdünken verbreiten! Und wer “gut” ist, das bestimmt u.a. Herr Broder! Dass keine Missverständnisse aufkommen: Kein Land hat das Recht, Atomwaffen zu produzieren und vor allem auch einzusetzen, aber das übersteigt offensichtlich den Horizont aller sich ideologisch und religiös auserwählt Wähnenden.

Andreas Horn / 23.05.2018

Herr Broder, interessant für Zamperoni wird es erst, wenn er sich als “Strahlungsopfer” präsentieren kann, das gehört doch dann auch zum Irandeal?!

Peter Münzer / 23.05.2018

Wenn der Iran abruesten soll dann bitte schön muss Israel auch sein Atomprogramm aufgeben..ich finde das ziemlich scheinheilig und verlogen wenn diese Forderung nur an die arabische Welt gerichtet wird.

Dietmar Schmidt / 23.05.2018

Ich denke gegenüber dem Iran geht es nur mit klarer Ansage und dem Willen und der Macht es durchzusetzten. Gott sei Dank gibt es Amerika mit dem Präsidenten Trump. Ist zwar unbeliebt das zu sagen, aber es ist so.

Frank Stricker / 23.05.2018

Ich glaub unser Herr Bundespräsident hat mal wieder alles verwechselt ; Der Herr “Silberrücken” meinte wohl mit Hassprediger die aktuelle iranische Delegation , die er im Schloß Bellevue staatsmännisch empfangen hatte. Wahrscheinlich war er noch in Gedanken beim deutschen (oder türkischen ?)  Fußball , nachdem er sicherlich tiefgründige Gespräche mit Herrn Özil und Herrn Gündogan geführt hat. Ist doch auch völlig egal , ob Trump , Erdogan oder die Zeugen Jehovas , irgendeiner muß ja Schuld sein , wenn die SPD Richtung 10 % geht…......

Frank Holdergrün / 23.05.2018

Zamperoni zieht manchmal sein Gesicht in Falten, als ob er selbst nicht mehr alles glaubt, was ihm seine Meinungsdiktatoren in der Redaktion vorschreiben. Bestimmt liest er zum Faktencheck bei achgut!

Thomas Gruber / 23.05.2018

Diesen Kommentar, Herr Broder, halte ich für etwas kleinkarriert. Ob man von “diplomatischer Schwerstarbeit” oder, was vielleicht zurückhaltender und angemessener gewesen wäre, von “langwierigen diplomatischen Verhandlungen” spricht, halte ich nicht für so wichtig. Und aus der Tatsache, dass die Diplomaten, zumindest nach Ihrer Ansicht, unangemessen aufwendig bewirtet und beherbergt wurden, könnte man auch Neid heraus lesen. Aber bekanntlich ist jemand ohne Neider einfach nur schlecht. Allenfalls den Vorwurf, dass die Berichterstattung über die konkreten Forderungen der USA und Israels an den Iran und die Einwände der übrigen, am Abkommen Beteiligten, nämlich die einseitige Auflösung eines bestehenden Abkommens, zu kurz kommt, ist vielleicht berechtigt.

U. Unger / 23.05.2018

Darum schalte ich Herrn Zapperoni und seine Kollegen nicht mehr ein und lese bei Ihnen Herr Broder! Wenn die Haltung Deutschlands lieber keine Atomwaffen zu besitzen, so selig macht, frage ich mich, warum konnte Steinmeier die Iraner damals nicht überzeugen? Wirklich keine guten Zeiten neuerdings für die Tagesthemen, wie will man noch Weltnachrichten präsentieren, wenn es nur noch Schurkenstaaten außerhalb der EU gibt, sowie welche innerhalb, die nicht nach Juncker, Schulz und Merkel tanzen! Ich fasse mal kurz zusammen, Iran= Atommacht, USA= Trump, Rußland = Putin, Nordkorea= Kim ILL, Syrien = Assad, Türkei = Erdogan, Ungarn = Orban, Polen= Morawiecki, Österreich= FPÖ, GB= Brexit, Italien= Conte (Lebenslauf geschönt!) ...... Ich unterbreche die kurze Aufzählung. Verständliche Paranoia beim NDR! Aber leider ist das ja nicht alles an redaktioneller Alltagsproblematik 2018, über gewisse Vorfälle im Inland möchte man ja auch nicht berichten. Politik geht auch nicht, wegen AFD. Und noch dazu kritische neue Konkurrenz, wo ein Henryk M. Broder sämtliche Intendanten, Sekretärinnen und Chefredakteure mit seinen Fragen von der Arbeit abhält. Es wird nicht mehr lange dauern, dann kommt aus dem Sendebunker der Tagesschau nur noch: “Juncker, Merkel, Macron, Papst, Ditib, danach zum Wetter mit einem Kommentar der evangelischen Kirche!” Ja, harte Arbeit von Politik und ÖR, die ich nicht mehr bezahlen werde, meine Form der Kontextualisierung.

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