Henryk M. Broder / 01.12.2018 / 15:00 / 40 / Seite ausdrucken

Die Tagesthemen im Dienst des Bundespresseamtes

Die Ossis unter unseren Lesern werden sich noch an einen alten Witz aus der DDR erinnern: Was sind die vier Hauptfeinde der DDR-Wirtschaft? Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Denn die Planwirtschaft, wie sie in der DDR praktiziert wurde, gedieh prächtig, nur die Umstände machten ihr gelegentlich einen Strich durch die Rechnung.

Vorgestern, Mittwochabend, gab es in der Spätausgabe der "aktuellen kamera", die sich in "Tagesthemen" umbenannt hat, einen Beitrag über die Feinde des Global Compact for Migration, die dafür gesorgt haben, dass dieser Pakt nicht so lautlos und unwidersprochen alle Stufen zur seiner Absegnung nehmen konnte, wie es sich die Initiatoren vorgestellt hatten. Die Vorbehalte gegen den Pakt, klärte uns die Moderatorin gleich zu Beginn des Beitrags auf, beruhten allerdings "nicht auf Fakten sondern auf Falschmeldungen, gestreut über das Internet". Hier, ab 8:40. 

Diesen "Falschmeldungen" hätten die "Tagesthemen" längst vorbeugen können, wenn sie beizeiten angefangen hätten, über das Projekt zu berichten, was sie aber nicht getan haben, sei es aus Ahnungslosigkeit, Faulheit oder dem Widerwillen, der Regierung in den Arm zu fallen. 

Inzwischen gint es "eine gezielte Kampagne", so Frau Altalay, die dazu beigetragen haben soll, "dass Länder wie die USA sich der Vereinbarung nicht anschließen wollen", auch Australien, Österreich und Ungarn seien "inzwischen dagegen", angefixt von einem "rechten US-Nachrichtenmagazin" namens Breitbart, das "bewusst getäuscht haben" soll. "Auch in Deutschland wurde Stimmung im Netz gemacht." Der folgende Beitrag solle zeigen, "wie Strippenzieher und ihre Tricks bei der Meinungsmache im Internet" funktionieren. Damit ist im Prinzip alles gesgt, was der mündige Zuschauer wissen muss.

Darüber hinaus zeigt der Beirag nur, wie die Tagesthemen berichten, indem sie, in bester DDR-Manier, schon das Ergebnis des Berichts in der Anmoderation vorwegnehmen. Es ist die reine Verdachtsberichterstattung, dargeboten als eine pädagogische Anstrengung, den Zuschauer gegen "Falschmeldungen" zu immunisieren. Mit Ausnahme derjenigen natürlich, die die Tagesthemen – der verlängerte Arm des Bundespresseamtes – selber verbreiten.

Denn es gibt nur eine Wahrheit, die es verdient, unters Volk gestreut zu werden: Der Global Pact for Migration ist gut, hilfreich und zielführend, er wird aber von bösartigen Leuten schlechtgeredet und schlechtgeschrieben, so wie in der DDR die erfolgreiche Wirtschaftspolitik von "negativen Elementen" miesgemacht wurde. 

Die Kronzeugen dafür sind ein "Politikberater für digitale Strategie", der die sensationelle Kunde verbreitet, in den letzten Jahren habe sich "in der rechten Szene ein Netzwerk gebildet von Unmengen von Kanälen, von verschiedenen Accounts von Netzwerken, die natürlich Themen in die Breite tragen können"; und ein weiterer Experte, den die Tagesthemen im Großraumbüro eines Call-Centers für Trauerkleidung aufgespürt haben müssen. Der Mann sagt: "Das sind natürlich keine Zufälle, das sind organisierte Kampagnen, die auch nur deshalb funktionieren können, weil sie eben von großen Influencern parallel gesteuert werden." 

Der Bub, das wissen wir aus eigener Erfahrung, zählt sich selber zu den "großen Influencern", er hat unter anderem für Reisen nach Nordkorea geworben, mit wenig Erfolg, weswegen er inzwischen einen gemeinnützigen e.V. "für eine furchtlose Demokratie" ins Leben gerufen hat und "Kamingespräche" moderiert. Das ist natürlich kein Zufall, es ist nur eine Station auf dem langen Weg in das Team der Tagesthemen.

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Thomas Schade / 01.12.2018

Die Aufregung in diesem Tagesthemenbericht über die allgemeine Aufregung über ein von der Bundesregierung als unverbindlich erklärtes Papier ist ihrerseits aufregend mit Blick auf den Auftrag der ARD.

Susanne antalic / 01.12.2018

Es ist erschreckend was sich die ÖR erlauben, aber sie beissen nicht die Hand die sie füttert, sie sind verlogen und wissen, dass sie durch ihre Lügen durgefüttert werden, die Enscheidung über die Gebühren macht die Politik. Ich stamme sebst aus einem komunistischen Land und wenn ich die Nachrichten der ÖR anschauen würde, würde sich mein Magen drehen, aber diese Lügen schaue ich mir schon lange nicht mehr an. Was ist nur aus diesem Land geworden, scheinbar waren sehr viele Politiker und Journalisten von der DDR angetan. Ja denn im Komunismus zählt nicht die Qualität aber nur die Gesinnung und das gilt bei so vielen Mennschen in ÖR.  Wenig Können aber die Richtige Seite, man hat sehr schnell vergessen wie es in der DDR nicht funktioniert hat.

Marc Blenk / 01.12.2018

Lieber Herr Broder,  in den achtziger Jahren hatte ich im Oberhessischen das Glück, DDR - Fernsehen empfangen zu können. Ich war also privilegiert und lebte nicht wie die meistens anderen Wessies im Tal der Ahnungslosen, die technisch kaum die Möglichkeit hatten, Schnitzler und die aktuelle Kamera im Original zu sehen. Ich machte über einen Zeitraum von ungefähr zwei Jahren regen Gebrauch davon. Es war ein wichtiger Einstieg für mich zu lernen, wie Propaganda funktioniert und wie man per Ideologiekritik sich dagegen wappnen kann. Natürlich konnte ich damit nicht soviel über die DDR erfahren, wie DDR – Bürger, von denen zwar viele Westfernsehen schauten, aber der tagtäglichen Propaganda des Alltags voll umfänglich ausgeliefert waren. Ich dagegen konnte einfach abschalten, wenn es zu viel wurde und mich glücklich schätzen, wie jemand, der gerade nach einem Alptraum aufgewacht ist. Damit ist es inzwischen vorbei. Denn der Kampf ums politische Gemüt des Bürgers, im vollen Vertrauen darauf, den neuen Menschen zu schaffen, zieht sich inzwischen durch alle Lebensbereiche. Erziehung, Medizin, Politik… Überall sitzt einem der totalitäre Geist im Nacken und möchte einen am Wickel kriegen. Das nervt ungemein, ist doch allgemein gesprochen die Freiheit das leckere Elixier, unser Lebensglück zu befördern. Und es nervt immer mehr Leute, man soll sich da nicht täuschen. Je härter und dumpfer die ÖR ihren liederlichen Propagandafeldzug führen, desto mehr zeugt das doch von ansteigender Panik um Machtverlustängste. Und wer nicht mehr diskutieren möchte, kann es bald auch nicht mehr. Dies ein Gesetz aus dem Haus der geistig - politischen Dekadenz. Die nägelkauende Krampfhaftigkeit in den Redaktionen des betreuten Denkens bei der Suche nach der wirkmächtigsten Verarsche, hat immer häufiger Kopfschütteln zur Folge bei denen, die sich den Quark überhaupt noch antun. Da bin ich mir sicher. Immer mehr schwanken, die Skepsis nimmt zu.

Frank Holdergrün / 01.12.2018

Noch weitaus dramatischer hat der Bundespresseamtsvizesprecher, Oliver Welke, gestern Abend in der heutshow alle Gegner des Paktes abgebürstet. Gleich zu Beginn und überaus hämisch, leider aber ohne Argumente. Aus allen Rohren wird inzwischen auf den armen Michel eingeprügelt, vom zukünftigen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes bis hin zu Heiko Maas, der diese Woche den Bundestag mit einem Kindergarten verwechselte.

Bernhard Freiling / 01.12.2018

Ob wir irgendwann mal wieder zu richtigen Nachrichten, nicht eingefärbten, das “Was” und das “Wie” einfach nur widergebenden, zurückkehren werden? Verschwörungstheorien in alle Munde, auf allen Kanälen. H.M. Broder sieht wieder die DDR am Werke, ich die Zerstörer der Nation und die “Verteidiger der Demokratie, der Meinungsfreiheit und der Vielfalt” sehen Fake-News verbreitende “Netzwerke” bei der Arbeit. Wenn das Alles nicht so unendlich traurig wäre, müßte ich in schallendes Gelächter ausbrechen. Das aber bleibt mir angesichts dieser Orwell-Demokraten im Halse stecken.

Martin Landner / 01.12.2018

Als ‘Ossi’ möchte ich mal sagen, dass die Interna wie Medien arbeiten immer sehr interessant sind. So etwas findet man in den ‘großen’ Medien praktisch gar nicht.

Thomas Taterka / 01.12.2018

Immer und immer wieder wird der Gebührenzahler mental vergewaltigt, um von den Manipulationsübungen abzulenken. Es ist nichts weiter als eine exhibitionistische Arbeitsverweigerung. Eine kranke Nachrichtenparty ! Absolut gewissenlos.

H.Schmidt / 01.12.2018

Wir, die nach halbwegs klar denken können, wissen was die ARD und Co. uns verkaufen wollen. Die einzige Frage die jeden Tag bei jedem neuen Problem bleibt ist: Wollen wir uns jedes mal aufs neue Fragen ob wir das gut oder schlecht finden sollen? Wie viel mal wollen wir uns eigentlich noch für dumm verkaufen lassen? Ist Deutschland wieder einmal wirklich nicht zu retten? Wenn , JA, dann wird Deutschland niemals mehr zu retten sein, Ein Volk das dem Untergang geweiht ist. Warum soll ich also noch mehr, und mehr ,und mehr, und mehr, etc.  Sozialbeiträge einzahlen in so ein total verblödetes System mit so einem verblödet Volk, das nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden kann? Mann bin ich froß, das ich dieses Land schon so gut wie verlassen habe. OK, mein Beitrag wird bestimmt nicht frei geschaltet weil es ja soooooo extrem klingt was ich sage.

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