Peter Grimm / 10.04.2019 / 13:00 / Foto: Pixabay / 66 / Seite ausdrucken

Die Tabuzone in der Wohnungskrise

Das ist dieser Tage ein gern gezeichnetes Bild: Es seien in den letzten Jahren in Deutschland nicht genügend Wohnungen gebaut worden. Vor allem der Staat habe nicht hinreichend in bezahlbare Behausungen investiert, während sich jetzt profitgierige Vermieter an überhöhten Mieten gütlich tun. Inzwischen gehen immer mehr der weniger betuchten Mieter und Wohnungssuchenden protestierend auf die Straße. Bis vor wenigen Jahren kannte man Wuchermieten und langes Ringen um die Mangelware Wohnraum zwar schon aus den wirtschaftlichen Boom-Regionen. Doch überall dort, wo keine guten Arbeitsplätze lockten, war es verhältnismäßig leicht, eine Bleibe zu finden. Mancherorts kämpften die Städte auch mit Leerstand. Das klingt heute in weiten Teilen Deutschlands nach Geschichten aus einer anderen Welt. Jetzt wird über Enteignungen diskutiert, weil nahezu überall im Lande die Wohnungen fehlen. Und da heutzutage vieles, was noch vor Kurzem als nicht ernst zu nehmender Unsinn galt, unversehens zu Regierungspolitik wird, sah sich die Kanzlerin zur Erklärung gezwungen, sie sei gegen Enteignungen. Es müsse einfach mehr gebaut werden.

Der Wohnungsmangel, die rasant steigenden Mieten und die Angst, mit dem eigenen Einkommen nicht mehr für das Dach über dem Kopf aufkommen zu können – das sind jetzt die Themen, die Menschen und Medien bewegen. Dazu haben sie auch allen Grund, denn dieses Problem trifft Menschen existenziell. Beim Stichwort „Enteignung“ können sich auch die engagierten Tabu-Bewahrer in den deutschen Redaktionen endlich scheinbar tabulos einem Thema widmen, das die Menschen wirklich berührt und bei dem man nichts schönreden muss wie beispielsweise bei den Kollateralschäden der Zuwanderungspolitik.

Nur eines geht nicht, nämlich den politischen Verantwortungsträgern eine bestimmte Frage nach den Ursachen stellen: Wie kann es eigentlich in einem Land, dessen Geburtenzahl seit Jahrzehnten weit unterhalb der eigenen Reproduktionsrate liegt, binnen kurzer Zeit zu einem solch eklatanten Wohnraummangel kommen, obwohl kein Wohnraum in nennenswerter Zahl zerstört wurde?

Verdrängte Verdrängungseffekte

Die Antwort ist natürlich ebenso einfach, wie die Fragestellung simpel ist. Wenn binnen kurzer Zeit in Millionenzahl Menschen ins Land kommen, die eine eigene Wohnung brauchen und die sie sich auch leisten können, weil der Steuerzahler für ihre Miete aufkommt, dann gerät der Wohnungsmarkt logischerweise in eine Schieflage. Gerade die vielen der in den Hochzeiten der „Willkommenskultur“ nach Deutschland Eingereisten haben inzwischen einen gesetzlichen Anspruch darauf erworben, mit eigenem Wohnraum versorgt zu werden. Darum müssen sich vor allem kommunale Behörden kümmern und suchen nach genau den bezahlbaren Wohnungen, die auch jene Einheimische haben wollen, die nicht zu den Gutverdienern zählen. Und wie alle, deren Miete vom Amt bezahlt wird, sind auch die meisten Asylbewerber sichere Mietzahler, dank der Bürgschaft vom Steuerzahler. Zudem versuchen mancherorts die Kommunen in ihrer Not, ihre kommunalen Wohnungsgesellschaften dazu zu drängen, die Zuwanderer bevorzugt mit Wohnraum zu versorgen. Das sind Vorteile im Wettbewerb um Wohnungen, die man denen, die sie haben, nicht vorwerfen darf. Sie können nichts dafür, denn sie haben die Regeln nicht gemacht. Aber wer wird daran denken, wenn die logischerweise folgenden Verdrängungseffekte für Unmut und später für Wut sorgen?

Dass Konflikte zwischen denen, die Wohnraum brauchen, aufbrechen und zunehmen werden, ist leider ziemlich wahrscheinlich. Trotz reger Bautätigkeit ist der derzeitige jährliche Zuzug von Asylbewerbern im Umfang der Bewohner einer Großstadt kaum mit Neubau aufzufangen, wenn man gleichzeitig den gegenwärtigen Mangel beheben möchte. Natürlich will niemand, dass diese Konflikte aufbrechen. Und wer die offene Debatte über die Folgen der ungesteuerten und subventionierten Zuwanderung scheut, mag es vorübergehend entlastend finden, wenn sich die gegenwärtigen Kampagnen auf die Vermieter, Grundstücksbesitzer und mangelnde Bautätigkeit fokussieren. Nur ist damit das Problem nicht gelöst.

In Berlin, wo derzeit das Volksbegehren zur Enteignung von Großvermietern läuft, wurden die Wohnungen, die man jetzt gern entweder zurückkaufen oder enteignen möchte, einst von einem rot-roten Senat überhaupt erst an Privatunternehmen verkauft. Aber das ist angesichts des Gesamtproblems fast schon eine Marginalie. Sie zeigt aber, dass das Staatsversagen viele Gesichter haben kann.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Peter Thomas / 10.04.2019

Eine Zelle ohne Zellwand muß sterben. Ein Staat ohne Grenzen muß sterben. Wahrscheinlich zieht sich das beim Staat etwas länger hin als bei der Zelle. Mit Sicherheit aber hat das Sterben eines Staates schlimmere Folgen. Doch wer überbringt diese Kunde den Potentaten unseres Orwell-Reiches?

Gottfried Solwig / 10.04.2019

In München wird seit mindestens 6 Jahren an jeder Ecke gebaut und noch vor 10 Jahren konnte man zu jeder Tageszeit recht zügig mit dem Auto von einer Ecke in die andere kommen. Das kann man seit etwa 5 Jahren nicht behaupten. Es ist zu jeder Tageszeit voll, egal ob, Tram,Bus,Bahn,Auto. Ich bin der Meinung, die Krise durch die Aufnahme von Migranten aus entfernten Kultur ab 2015 ist noch gar nicht auf dem Wohnungsmarkt angekommen. Die Bundesrepublik saugt seit 14 Jahren halb Osteuropa auf.300 000 Rumänen jährlich verlassen das Land dauerhaft Richtung Westen. Die Bundesrepublik steht an erster stelle. Es kommen ganze Familien die auf engsten Raum zusammen Wohnen und einer holt den anderen nach. Es ist wie einst in den 80er als ich noch im Banater Bergland wohnte. Damals kamen Rumänen aus dem Nordosten des Landes und aus rumänischen Dörfer des Banats in den Ortschaften der deutschen Minderheit die selbst im kommunistische System der ihnen unterstellt wurde, besser entwickelt waren. Dies hat in den 80er und bis Mitte der 90er zur Aussiedlung, man muss sagen zum Exodus der Deutschen geführt indem sie sich aus der Geschichte dieser Gebiete Richtung Rest-Deutschland verabschiedet haben.Wer heute ins Banat fährt, der findet verlassene Ortschaften in denen nur noch Rentner leben, Weill die zu alt sind. Für mich und für alle anderen deutsche Volkszugehörigen aus dem Banater Bergland war bereits ab 1998 vorherzusehen, dass die Freizügigkeit zu Ende der EU führen wird.Nichts, was mit der EU Osterweiterung versprochen wurde ist eingetreten.Es hat nur zu einer völligen Entwurzelung geführt.

Gisela Mülle / 10.04.2019

Ich sag‘s (frag’s) jetzt mal „ganz allgemein“: welches derzeit in Deutschland „brisante“ Thema hat eigentlich nichts mit den „Zuwanderern“ zu tun? Umwelt vielleicht? Doch, irgendwie wohl auch, oder? Ich habe ansonsten dazu nicht mehr wirklich viel zu sagen: meine Wut weicht so langsam einer Resignation, einer Hoffnungslosigkeit. Wenn ich mir ausmale, dass demnächst die Grünen „direkt“ mit in der Regierung sitzen (indirekt tun sie es ja schon lange), dann wird mir tatsächlich übel ob dieses Szenario. Wer weiss, vielleicht muss ich damit rechnen, dass unser Haus demnächst für 2 Personen + Hund als „zu gross“ erachtet wird. Kann doch sein, oder?

Hans Meier / 10.04.2019

Die durch Merkels offene Grenzen und die Rundum-Versorgung angelockten Femden, inklusive vorrangiger amtlicher Unterbringung, ohne Rücksicht auf hohe Mietkosten, die den ungefragten Steuerzahlern aufgebürdet werden, sind die logische Ursache der Wohnungsverknappung. Auch sind durch Merkels grüne Vorschriften für Immobilien, wie Zwangsaustausch der Heizungen, Dämmstoff-Zwang usw., schon drastische, politische Verteuerungen der Mietkosten vorausgegangen. Die vorgeschriebenen Kosten für erneuerbaren Klima-Lobby-Killefitt machen mindestens 25% bis weit über 30 % der Neubaukosten von Häusern aus und erhöhen so die Mietkosten weiter erheblich, bzw. schaffen keinen neuen preiswerten Wohnraum. Die Schuldigen, die jetzt „haltet den Dieb“ rufen sind die Hinterhältigen die opportunistischen Hütchenspieler, die den gesellschaftlichen Schaden hauptberuflich als Funktionäre organisieren, um sich im verursachten Chaos, als politisch geniale Führerinnen per GEZ-Propaganda, zu präsentieren. Merkel & Co glauben, sie könnten verhindern durchschaut zu werden, sie könnten jede demokratische Opposition und die faktische Wahrheit vernichten.

toni Keller / 10.04.2019

In den Großstädten ist Wohnungsuche schon immer ein Problem und vor einigen Jahren sah es so aus, als würde die Lage sich entspannen, bis der Herbst 2015 kam und seit der Zeit kann der nicht wohnberechtigungsschein berechtige Bürger einfach sehen wo er bleibt. Wobei auch der wohnberechtigungschein berechtigte Bürger mit Wartezeiten von bis zu 3 Jahren zu rechnen hat. Aus der unmittelbaren Nachkriegszeit erzählten mir die Leute Geschichten wie “Mit Säugling bei den Eltern im Wohnzimmer gewohnt!” Neulich hat mir eine junge Frau genau das erzählt, weil sie mit ihrem Baby keine Wohnung findet. Aber man darf auf gar keinen Fall drüber reden, woher der plötzliche, hohe Bedarf an Wohnungen kommt, weil uns geht es doch gut! Weiter sieht die Lage so aus, dass man froh ist wenn man überhaupt irgendwas zum Wohnen findet und nimmt dann eben auch etwas wo man pendeln muss, Man nimmt eine Wohnung die nicht an der Busstrecke bzw Straßenbahn, bzw S-Bahnstrecke oder gar fußläufig zur Arbeitsstelle liegt. Von daher ist der ebenfalls tobende Kampf gegen die Individualmobilität extrem kontraproduktiv. Unter all diesen Aspekten ist es mehr als verwunderlich., dass CDU/SPD/Grüne/Linke nach wie vor 80% der Wählerstimmen erfreuen und niemand, noch nicht mal mehr Horst Seehofer irgendetwas sagt.

Jochen Lindt / 10.04.2019

Enteignung heisst nicht zwingend Entreicherung. Die Wohnungsgesellschaften werden sich im Falle des Falles ihre Immobilien teuer bezahlen lassen.  Alles auf Steuerkosten.  In den dann staatlichen Wohnungen wird wiederum die übliche Klientel leben.  Die Steuerzahlerkaste hat nichts davon. Sie zahlt nur für die Errichtung von staatlich organisierten (und islamischen) Banlieues.

Ivan de Grisogono / 10.04.2019

Die Frage des Autors wäre auch für diese Kanzlerin leicht zu verstehen! Wie kommt so etwas vor in einem stabilem Land, einer reichen Industrienation? Sie antwortet aber wie Radio Eriwan, im Prinzip hat sie Recht, ihre Lösung ist grobfahrlässig falsch! Ihre falsche Migrations- Politik beginnt die Auswüchse zu zeigen, die schon Paul Collier und andere vorausgesagt haben. Resultat sind immer drastischere Gesellschaftsspannungen und bevorstehende Konkurrenzkämpfe, nicht nur um Wohnraum!  Ja, wir beobachten und leiden unter einem Staatsversagen auf breiter Front ohne, dass wirkliche Lösungen in Sicht sind. Die Fehler dieser nie-endenden Regierung sind zu zahlreich und potenzieren sich noch gegenseitig. Geldpolitik, Steuernpolitik, Klimapolitik gehen Hand in Hand mit Reglementierung, hohen Energiepreisen und enormen Abgaben sowie Enteignung der Sparer! Ökonomie und gesunden Menschenverstand darf man an Spitze eines Landes nicht zu gunsten Ideologie und „Religionen“ aufgeben. Denken wir daran auch bei EU Parlamentswahlen!

Linus Pauling / 10.04.2019

Deutschland ist auf dem Weg dazu, nicht ein “failed state”, sondern eine “failed society” zu werden. Während der Kommunismus die Ökonomie der östlichen Länder ruinierte, ruiniert seine Nachfolge-Ideologie, der grüne Multikulturalismus, die Gesellschaft im Westen. Eigentlich ist das viel schlimmer. Denn eine Ökonomie kann man leichter wieder aufbauen als eine an die Wand gefahrene Gesellschaft.

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