Anabel Schunke / 05.11.2020 / 12:48 / Foto: Achgut.com / 149 / Seite ausdrucken

Die SZ und ihr grünes Mädchen

Am Dienstag machte eine Umfrage die Runde, die es in sich hatte. Hierbei wurden Volontäre der ARD befragt, was sie wählen würden, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. Die Umfrage ergab: Ginge es nach den Nachwuchsjournalisten des öffentlich-rechtlichen Senders, hätten wir nicht nur einen Kanzler Habeck, sondern auch eine absolute Mehrheit für Grün im Bundestag. 

Ganze 57,1 Prozent gaben an, den Grünen ihre Stimme zu geben. 23,4 Prozent würden die Nachfolgepartei der SED unterstützen, und die drittstärkste Partei wäre immerhin die SPD mit 11,7 Prozent. Macht nicht nur eine satte Mehrheit für Grün-Rot-Rot von 92 (!) Prozent, sondern auch eine satte Mehrheit von 80,5 Prozent für ein politisches Spektrum, das klar linke bis linksextreme Ansichten vertritt und damit nichts mehr mit einer gemäßigten Mitte-Links-Position zu tun hat.

Und falls Sie sich fragen, weshalb Sie praktisch nie einen Vertreter der FDP in den Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen zu Gesicht bekommen, dafür aber gefühlt dreimal die Woche Robert Habeck und Annalena Baerbock: Das könnte an den kläglichen 1,3 Prozent FDP-Wähler bei den Volontären liegen. Selbst die Union kommt auf drei Prozent, was wiederum die Annahme bestätigt, dass man sich, hervorgerufen durch einen einseitigen medialen Druck von Links, Wählern anbiedert, die einen sowieso nicht wählen. Die AfD wird indes gar nicht erst separat gelistet. Sie wird zusammen mit anderen Splitterparteien unter „Sonstige“ mit 3,9 Prozent geführt. 

Schon 2005 eine Mehrheit für linksgrün

Das Problem auf die Nachwuchsjournalisten der ARD herunterzubrechen, wäre allerdings falsch. Immerhin kamen frühere Studien und Artikel zu schon zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Die älteste Studie hierzu stammt aus dem Jahre 2005 und ergab schon damals eine deutliche Mehrheit für linksgrün. Zudem ist die linke Einseitigkeit keinesfalls nur ein Problem der Öffentlich-Rechtlichen. Dass die Sympathie eines Großteils der deutschen Journalisten für die Grünen mittlerweile Früchte trägt, die weit über eine der Partei zuträgliche Gewichtung der Themen hinausgeht, ließ sich sodann auch am Dienstag in der Süddeutschen Zeitung bestaunen. 

Denn plötzlich tauchte da gestern ein Video von Katharina Schulze auf. Es ist ein Ausschnitt aus einem Livestream von ihr auf Instagram, bei dem sie zu verschiedenen Themen Stellung bezog. In besagtem Ausschnitt geht es um den Terror in Frankreich, das ihr auf jeden Fall voll leid tue, weil man dort ja besonders vom Terror gebeutelt sei.  

Schulze grinst und lacht, durchgehend. Würde man den Ton ausstellen, würde man niemals erraten, worüber die Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayrischen Landtag da spricht. Das Video ist verstörend. Wegen der Grinserei und weil Schulze das ernste Thema dafür nutzt, um sich selbst kräftig auf die Schulter zu klopfen. Schulze wirkt bei allem, was sie sagt, wie eine überengagierte Streberin auf Ecstasy, die erst einmal vorweg ihre vielen Ämter aufzählt, um so den Anschein von Kompetenz zu erwecken. 

Jedenfalls erzählt Katharina Schulze grinsend von ihrem Maßnahmenpaket, das sie als „innenpolitische Sprecherin“ der Grünen schon vor Jahren auf den Weg gebracht hätte. In diesem Maßnahmenpaket seien unter anderem so bahnbrechende Konzepte wie Demokratiebildung und Prävention enthalten gewesen. Also Dinge, auf die außer Katharina Schulze von den Grünen noch nie jemand gekommen ist. Und es scheint, als wolle sie den Franzosen genau das mitteilen: „Hätte ich euch nur mit meiner Kompetenz und meinem Maßnahmenpaket auch in Frankreich zur Verfügung stehen können – es wäre nie so weit gekommen mit dem Terror, der mir irgendwie voll leid tut für euch. #Grinsesmiley“

Aus dem Kontext gerissen und außerdem alt

Das Video fand vor dem Hintergrund des islamistischen Terrorangriffs in Wien am vergangenen Montagabend rasche Verbreitung in den sozialen Netzwerken und wurde tausendfach kommentiert. Unter anderem auch auf einigen größeren Accounts. Meist mit der Absicht, damit das Thema durch entsprechenden Druck in den sozialen Medien auch von der Presse aufgenommen und kritisch kommentiert wird. Und so kam es dann auch. Leider nicht ganz so, wie sich viele User dies wahrscheinlich vorgestellt hatten. 

Denn statt Schulzes Aussetzer aufzugreifen und mit kritischer journalistischer Distanz zur Politikerin zu kommentieren, sprangen ihr der während der Flüchtlingskrise entstandene Weblog „Volksverpetzer“ und die Süddeutsche Zeitung umgehend zur Seite, indem sie den Ausschnitt als „aus dem Kontext gerissen“ bezeichneten und behaupteten, es handele sich um ein "altes Video". 

Nun ist „alt“ ein dehnbarer Begriff. Dennoch würden die wenigsten von uns ein Video, das auf den aktuellen Terror in Frankreich Bezug nimmt und von vergangenem Freitag stammt, als alt bezeichnen. Vielmehr scheint sich die Aussage, es handele sich um ein „altes Video“, darauf zu beziehen, dass das Video vor dem Hintergrund des Terrors in Frankreich entstanden ist und vor dem Anschlag in Wien, weshalb der Autor es als ungerechtfertigt erachtet, dass das Video nun erst nach dem Anschlag von Wien Verbreitung findet. Nun mag es ja durchaus sein, dass die Zeit der Empörung über einen Terroranschlag bei der Süddeutschen nur bis zum nächsten Anschlag andauern darf. „Alt" oder nicht aktuell ist das Video für die meisten anderen Menschen, denen die Anschläge von Frankreich genau wie der von Wien noch in den Knochen stecken, allerdings nicht. 

Das zweite "Argument" zur Ehrenrettung von Frau Schulze ist der Hinweis im Header, von wem die bösartige Attacke gegen sie angeblich ausgeht. Nämlich von den Konservativen und Rechten. Was für linke Journalisten ja eh einerlei ist. Bei so vielen in den letzten Jahren aufgeweichten Begriffen ist der Weg im Kopf dann auch nicht weit zu den Wutbürgern, den AfDlern, den Rassisten und Neonazis, den Rechtsextremen. Man sagt es nicht so, aber es ist genau diese Assoziation, die man wecken will. Und wenn die Kritik von denen kommt, dann weiß der geübte Leser sofort, was er davon zu halten hat. Deshalb verweist man auch gerne auf AfD-Politiker, die das Video als politischer Gegner natürlich dankbar aufgenommen haben. Ungeachtet der Tatsache, dass sich auch viele andere, ganz "normale" Bürger, darunter auch Linke, daran gestört haben, wie die Kommentarspalte der Süddeutschen auf Facebook verrät. 

Ist ja nur ein Mädchen

So erfährt der Leser bereits durch Titel und Kurzzusammenfassung, dass er der Kritik an der grünen Politikerin eigentlich keinerlei Beachtung schenken muss, da das Video a) veraltet ist und b) die Kritik von den „Rechten“ kommt. Für die wenigen Hartnäckigen, die tatsächlich weiterlesen, verweist man dann auf Schulzes „Mädchenhaftigkeit“, um zu begründen, weshalb da jemand vielleicht ein wenig „flapsig“ herüberkam. Hoffen wir nur, dass das die Genderbeauftragte der Grünen nicht liest. 

Der gesamte Text ist ein hochnotpeinlicher journalistischer Offenbarungseid. Nur getoppt von Jana Hensels Liebesbekundung an Robert Habecks löchrige Socken in der ZEIT.  Als hätte ihn der Pressesprecher der Grünen höchstpersönlich verfasst. 

Er zeigt das fundamentale Problem eines Journalismus auf, der keiner mehr ist, weil er jegliche kritische Distanz zu einer von der Mehrheit der deutschen Journalisten präferierten politischen Partei vermissen lässt. In dem es nur noch um Verteidigung und Durchsetzung der eigenen Ansichten und derer geht, die sie politisch repräsentieren und nicht mehr darum, zu schreiben, was ist. Dabei geht es längst nicht mehr nur um ein einseitiges Agenda Setting aufgrund der eigenen politischen Haltung, sondern tatsächlich um die völlig unverhohlene Unterstützung einer bestimmten politischen Kraft und ihrer Protagonisten.

Dass es hier keinerlei Gegenwehr mehr in den Redaktionen zu geben scheint, dass solchen „Journalisten“ niemand auf die Finger haut, hängt letztlich genau damit zusammen, dass wir mittlerweile eine derartige linksgrüne Übermacht in den Redaktionsräumen vorfinden, dass es keine Kontrolle und keinen Ausgleich mehr gibt. Letzteres ist das Entscheidende: Es spricht nichts gegen eher linksgesinnte Journalisten. Offenbar ist man aber wohl mittlerweile der Meinung, es spräche etwas gegen konservative und liberale Journalisten, die das andere Spektrum abbilden. Das Problem liegt also nicht zuvorderst in der Abbildung linker Themen und Meinungen, sondern darin, dass sie kein Gegengewicht, keinen Widerspruch mehr durch Journalisten mit einem anderen politischen Blickwinkel erfahren. 

Mit einer Abbildung verschiedener politischer Positionen innerhalb einer pluralistischen Demokratie hat das nichts mehr zu tun. Vielmehr trägt diese Einseitigkeit wesentlich dazu bei, dass bestimmte Meinungen aus dem öffentlichen Diskurs verbannt werden und Menschen in privaten Gesprächen kaum noch in der Lage sind, widerstreitende Positionen zu ertragen, weil diese auch in der medialen Landschaft kaum noch vorkommen. Ein Beitrag zur Demokratiebildung wird so nicht mehr geleistet. Stattdessen werden durch den Zwang zur Einheitlichkeit Spaltung und Intoleranz innerhalb der Gesellschaft vorangetrieben. Denn die Meinungen sind nicht weg, nur weil sie nicht mehr medial abgebildet werden. Dass dies längst nicht nur ein Problem der ARD ist, sieht man auch an Texten wie dem in der Süddeutschen. 

Foto: Achgut.com

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Leserpost

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Bernd Mundlos / 05.11.2020

Dankeschön, Anabel Schunke, für diese treffend formulierte Analyse einer weiteren Entgleisung dieser unsäglichen Katharina Schulze. Entlarvend und peinlich für Links-Grün. Herzliche Grüße aus Braunschweig

Geert Aufderhaydn / 05.11.2020

Was sich gerade abspielt ist nichts anderes als eine Lehrstunde in Geschichte. Vieles kommt da zusammen: a) die erste Generation baut auf, die zweite verwaltet, die dritte versaut es. b) Demokratien haben eine Halbwertszeit; uns stehen wieder lange, dunkle Jahrzehnte bevor. Die irgendwann aus den Trümmern zusammengebrochener Diktaturen neu entstandenen Demokratien werden sich dann bereitwilliger mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob Demokratie und Pluralismus tatsächlich zusammengehören, zumindest, ob man nicht expliziten Systemveränderern von vornherein das Wasser abgräbt. c) Erst müssen die letzten kritischen Stimmen verstummt sein und der Apparat sich - wie in einer Diktatur, die wir ja auch dann haben - in seiner ganzen plumpen Häßlichkeit zeigen, bis die Mehrheit sich von der Staatspropaganda abwendet; erkennbar übrigens auch am politischen Witz, der letztlich nur unter grossem Druck entsteht. Nur, wenn der Bürger sich mit Grausen abwendet, sobald er “ARD”, “ZDF”, “Phoenix” oder “Arte” hört, haben diese Verräter und Speichellecker endgültig ihr Publikum verloren. Ihr Charakter als Regierungspropagandisten und Schaffer eines “Jakobinischen Tugendstaates” (Lorenz Jäger, 2004) ist dann offenkundig. Nur - dann ist die Diktatur bereits fest installiert.

Karlheinz Patek / 05.11.2020

Glaube ich ihnen sofort die eingangs ihres Artikels genannten Zahlen. Das wird eine Mischung aus wirklicher Überzeugung aber vor allem billigster schäbigster Stromlinienförmigkeit sein. Der Nachwuchs weiss halt was notwendig ist um in dieser Scheinbeschäftigung (Beruf ist das keiner mehr) etwas Geld zu bekommen. In diesen Zeiten ist das nötig sonst verhungern sie. Das führt aber dazu, und soweit ist es schon, dass dieser ehemalige Beruf völlig im Dreck liegt. Das müssen die übrigen ehrbaren Vertreter des Gewerbes ausbaden. Die nehme ich ausdrücklich aus! Wäre ich Nachwuchs-Journalist und mich würde jemand nach meinem Beruf fragen, ich würde alle Farben von Himmel lügen. Lieber Leichenwäscher oder Kanalarbeiter. Das wird die Talfahrt der allseits bekannten MSM noch weiter beschleunigen, prima. Da bewundere ich schon fast die Relotiusfraktion, dazu gehört wenigstens Talent und Phantasie. Zu Schulze will ich mich gar nicht äussern, könnte sein dass das juristisch relevant ist.

Helmut Kassner / 05.11.2020

Naja die SZ hat nicht umsonst den Beinamen „Alpenprawda“. Das muss jeder selber entscheiden ob man sich diese Zeitung antut. Wobei, und das ist das Traurige, die meisten Medien ziehen nach.

Wolfgang Richter / 05.11.2020

Das Verhalten hat nichts mit “Jung” u.ä. zu tun, sondern mit einer insgesamt unreifen Persönlichkeit, die offenbar bevorzugt bei Linksgrünen ihre politische Wirkstätte sucht und findet. Auf der selben Linie liegt das RumGekaspere der schon damals eher nicht mehr so jungen Sozin Eva Högl -heutige Wehrbeauftragte des Bundestages- , die Sept. 2017 anwesend bei einer Trauerrede des damaligenSozen-Chefs Schulze als Beileidsbekundung für die Opfer eines islamischen Terrroranschlages in Barcelona hinter dem Redner herum albert. Und wie man heute sieht, empfiehlt ein solches Verhalten in besten Deutschland etc. nicht zum Abgang in die politische Bedeutungslosigkeit, sondern für ein höheres Amt. Armes Deutschland, nur noch zum Fremdschämen.

Sabine Heinrich / 05.11.2020

@ Martin Müller: ...“Niveau einer Schülersprecherin…” Oh - da muss ich etwas klarstellen. Vor 20 Jahren hatten die Schülersprecher an meiner Hauptschule ein um Längen höheres Niveau als diese offensichtlich dauerhaft unter Drogen stehende peinliche dumme Frau. Das für mich einzig Ärgerliche ist, dass diese dummdreiste, dauerkichernde, gefühls- und anstandslose Frau - von anderen Dummen gewählt - auf meine/unsere Kosten ein luxuriöses Leben führen darf - bis zum St.-Nimmerleinstag!

heinrich hein / 05.11.2020

Sehr schön geschrieben, nur ein Fehler ist im Text enthalten. Die Worte „kompetenz“ und „grün“ verhalten sich wie Feuer und Wasser zueinander. Man darf sie nie zusammen nennen. Grün paart sich immer mit Ideologie und nicht vorhandener Bildung!

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