Henryk M. Broder / 18.05.2018 / 11:00 / 23 / Seite ausdrucken

Die Stimme Teherans im deutschen Fernsehen: Natalie Amiri

Wie weit „Irans langer Arm reicht", nämlich „bis in die ARD" hat Stefan Frank an dieser Stelle bereits beschrieben. Deswegen überrascht es nicht wirklich, dass eine Mitarbeiterin des BR, die aus Teheran berichtet, auch dann ein Kopftuch trägt, wenn sie im Teheraner BR-Studio einen Bericht für die Tagesthemen aufnimmt. Sie tut es aus Rücksicht auf die Teheraner Kollegen, mit denen sie zusammenarbeitet.

Natalie Amiri berichtet aber nicht nur, sie analysiert und kommentiert auch, was im Iran passiert. Am 11.5. war sie in der Rundschau des BR zu hören und zu sehen. Sie sprach über die Freitagspredigt eines nicht ganz unbedeutenden Ayatollahs namens Chatami, der laut Wikipedia „den Ruf eines gemäßigt islamischen Intellektuellen" genießt.

Entspechend gemäßigt fiel dann auch seine Freitagspredigt aus, in der er „mit der Zerstörung von Tel Aviv und Haifa" drohte, aber immerhin Metulla, Arad und Tiberias unerwähnt ließ. Über diese Predigt entspann sich der folgende Dialog zwischen dem Moderator der Rundschau, Stefan Scheider, und der Teheraner Mitarbeiterin der ARD, Natalie Amiri.

Scheider: Unsere Korrepondentin Natalie Amiri meldet sich jetzt live aus Teheran. Guten Abend, Natalie, gleich die erste Frage, man darf, wir haben es grade erst gehört, den Europäern nicht vertrauen, und diese Drohungen gegen Israel, das sind ganz schön schwere Kaliber. Geht der Iran jetzt auf Kontra-Kurs?

Amiri: Das sind schwere Kaliber, die heute aufgefahren wurden, das ist nicht die allgemeine Meinung, das ist nicht die Meinung der Regierung, das ist heute das Freitagsgebet gewesen, an dem kommt es traditionell immer zu aggressiven Aussagen, aber man muss dazu sagen, dass genau dieser Freitagsprediger Chatami heute nochmals die Menschen dazu aufgerufen hat, nur „Tod Israel!“ und nur „Tod Amerika!“ zu rufen und nicht „Tod Europa!“. Das heißt, selbst die Hardliner hegen noch die letzte Hoffnung, dass Europa es irgendwie richten wird und dass man immer noch im Atomabkommen bleiben kann. Und die Europäer müssen jetzt eine Lösung dafür liefern…

Und wärend die Europäer sich daran machen, eine Lösung zu liefern, lassen wir uns beruhigt in unser Ektorp-Sofa fallen. Denn was der Prediger da gepredigt hat, war nicht die allgemeine Meinung, nicht einmal die Meinung der Regierung, wie Natalie in einer Blitzumfrage eruieren konnte, es war das Freitagsgebet, an dem es traditionell immer zu aggressiven Aussagen kommt, wie einst auf den Reichsparteitagen der NSDAP, die aber nicht die allgemeine Meinung, nicht einmal die Meinung der Regierung wiedergaben. Auch im Iran von heute muss man sauber differenzieren zwischen den traditionell immer aggressiven Aussagen während des Freitagsgebets und der traditionellen Friedenspolitik der Regierung. Auch Chatami hat lediglich dazu aufgerufen, nur Tod Israel! und nur Tod Amerika! zu rufen und nicht Tod Europa!

Wir sitzen, stehen oder schnarchen also auf der sicheren Seite, uns kann nichts passieren. Wir müssen nur liefern. Tel Aviv und Haifa, als Anzahlung. Ist doch nicht zu viel verlangt, oder? 

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Leserpost

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Andree Bauer / 18.05.2018

Quid pro quo, Herr Broder. Die Mullahs bleiben lieb zur EU und verlangen eine Gegenleistung- die Mogherini, Maas und Co auch liefern. Die jetzigen Partner der EU sind die Mullahs, Erdogan und die Hezbollah. Vielleicht geht es auch noch eine Etage tiefer. Aber wenn es ernst wird, keine Sorge, ist die EU und auch die deutsche Regierung mit die Ersten die ihr Mitgefühl mit Israel und ihren Bürgern ausdrückt und natürlich auf die Existenzrecht Israels pocht - so ein bisschen, damit in der Freitagspredigt es nicht auch noch heißt “ Tod Europa “.

nathan gelbart / 18.05.2018

das schlimme ist dass wir den ganzen unerträglichen mist finanzieren. zwangsfinanzieren.

Mike Loewe / 18.05.2018

Den Tod Europas hat er wohl freundlicherweise ausgespart, weil er Europa bereits als Teil Arabiens sieht. Aber mal im Ernst, wie kann man einen Menschen, der öffentlich den Tod von Menschen oder ganzen Nationen fordert, zitieren, kommentieren oder in irgendeiner Weise ernst nehmen oder als dialogfähig betrachten? Was würde die deutsche Presse wohl mit jemandem machen, der öffentlich den Tod Irans und den Tod Syriens fordern würde? Allerdings fehlt mir im Artikel ein Hinweis auf den Stellenwert dieser Freitagspredigt. Wurde sie z.B. im iranischen Fernsehen übertragen?

Frank Baumann / 18.05.2018

Ja, dieses “nur” beruhigt natürlich sehr.  Aber gerade beschleicht mich ein monströser Gedanke, wenn ich lese: “das ist heute das Freitagsgebet gewesen, an dem kommt es traditionell immer zu aggressiven Aussagen,”. Könnte diese beliebte traditionelle Folklore etwa im kausalen Zusammenhang mit den Inhalten des Freitagsgebets und der Religion des Frieden stehen? Doch dieses kann nicht sein, wie ich seit etwa zwei Jahrzehnten deutschen Presseerzeugnissen und Politikerstatements entnehmen darf. Ich habe mich daher soeben entschlossen eine Therapie gegen meine schwerwiegende psychische Erkrankung mit Namen “Islamophobie” zu beginnen.

Joachim Lucas / 18.05.2018

So langsam begreife ich, was eine Strafe Gottes ist. Vielleicht prüft der BR und Natalie Amiri ja nur unseren Glauben an ihn.

Andreas Rühl / 18.05.2018

Dieses “nur” rechtfertigt die fristlose Kündigung dieser sogenannten Journalistin. Mag sie sich dann beim Regime in Teheran und im dortigen Staatsrundfunk verdingen. Unfassbar.

Gabriele Schulze / 18.05.2018

Unbeantwortbare Frage: merken diese Leute eigentlich noch, welchen Irrsinn sie da von sich geben? Europa soll bitte bitte verschont bleiben - Gott sei Dank sind ja nur Israel und Amerika gemeint. Zutiefst unanständig.Welche traditionell aggressiven Aussagen gibt es eigentlich in den Gebeten der anderen bekannten Religionen? Religion wäre übrigens hier ja wohl in Anführungszeichen zu setzen. @Peter Pertz: super Idee!

Daniel Gildenhorn / 18.05.2018

Bei solchen unwidersprochenen Ansagen im Rundfunk muss man schon davon ausgehen, daß die Europäer liefern werden. Und zwar ganz im Sinne von Iran.

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