In den 50er Jahren gab es noch Bauern: rund 4,7 Millionen allein im Westen, heute sind es noch etwa 900.000. Grüne Politiker sehen in ihnen Tierquäler und Vergifter von Böden und machen ihnen durch allerlei Auflagen das Leben schwer.
Einst waren sie umworben, die deutschen Bauern. Der „Nährstand“. Schließlich hing nach den Hungerjahren alles davon ab, dass es genug zu essen gab. Ein astreiner Lebensmittelnationalismus, denn Biogemüse kam noch nicht aus China und Fleisch noch nicht aus Neuseeland. Der „grüne Plan“ seit den 1950er Jahren unterstützte die Landwirtschaft mit Subventionen, was zu Überproduktion, etwa zum legendären „Butterberg“, führte. Kollateralschäden: Flurbereinigung, Abholzen von Streuobstwiesen, Begradigung von Bächen. Heute sieht man vieles anders. Doch auch heute noch gibt es Flächenprämien, allerdings nicht nur für agrarwirtschaftlich genutzte Flächen.
In den 50er Jahren jedenfalls gab es noch Bauern: rund 4,7 Millionen allein im Westen, heute sind es noch etwa 900.000. Zugleich stieg die von einem Landwirt bearbeitete Fläche von 2,9 auf 12,5 Hektar und die Zahl der Verbraucher, die von einem Landwirt ernährt wurde, erhöhte sich deutlich von acht auf 59 (Quelle).
Die Bauern waren also eine beachtliche Größe und galten als konservativ, also als sichere Bank für CDU und CSU, weshalb man sie hätschelte, tätschelte, umwarb. Das ist lange vorbei. Nicht nur die Zahl der Bauern ist gesunken, auch ihr Ansehen ist mittlerweile nahe Null. Renate Künast behauptete einst, der Grund für die Covid-Pandemie sei „die falsche Art und Weise, wie wir unsere Nahrungsmittel produzieren, Landwirtschaft betreiben und mit der Umwelt umgehen.“
Nicht immer nur jammern, meint der Herr Wüst
Bauern vergiften Gewässer und Böden (die neuen Brunnenvergifter?) und quälen ihre Tiere, glaubt man bei der veganen Schickeria. Besser, man stellt Solarpaneele auf die Weiden, pflanzt Betonsockel für Windkraftanlagen auf jede Anhöhe und entlässt Rinder und Schweine aus ihren Knästen – was sie nicht lange überleben werden. (Hat sich PETA eigentlich mal gefragt, was mit all den Nutztieren geschieht, nachdem sie „befreit“ worden sind? Welche Qualen etwa Kühe erleiden, die nicht mehr gemolken werden? Doch so weit reicht die Empathie offenbar nicht.)
Nun, der Geist der Zeit ist selten weitsichtig. Wer braucht schon noch Landwirtschaft, fragt der woke Städter? Das Essen kommt aus der Retorte, gluten- und genfrei, und alles wird gut.
Passend dazu lieferte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst eine Art Preptalk auf dem Bauerntag in Münster am 29. Juni, der die Wertschätzung erkennen lässt, die man dem Nährstand heutzutage entgegenbringt. Väterlich ermahnte er die Bauern, nicht immer zu jammern. Nach Planungssicherheit zu rufen, nach kalkulierbaren Rahmenbedingungen! Sie sorgten mit ihrem Genöle doch nur dafür, dass ihren Kindern die Lust daran vergeht, einmal den Hof zu übernehmen! Sie sollten besser Freude haben, ja geradezu Spaß am Landwirtschaften!
Wenn sie „Özdemir“ hören, kriegen Bauern die Krise
Damit hat er sich Freunde gemacht, bei all jenen, die auch nächtens noch auf dem Traktor sitzen, nachdem sie den gewaltigen bürokratischen Krempel erledigt haben, der ihnen von Leuten aufgebrummt wurde, die Mist bauen, aber vom Ausmisten keine Ahnung haben. Der Morgenthau-Plan war ja noch lebensfreundlich in Vergleich zu dem, was Deutschlands klimasensiblen Regierenden mittlerweile anrichten.
Die „Freien Bauern“ setzen jedenfalls keine Hoffnung in den bekennenden Cannabisfreund und Vegetarier Cem Özdemir, der bekennt, das Fleisch, das seine Eltern ihm servierten, an die Katzen verfüttert zu haben:
„Wir brauchen eine Politik für bäuerliche Familienbetriebe, gegen Agrarkonzerne, für regionale Erzeugung, gegen Importe aus Übersee, für fairen Wettbewerb, gegen die Macht der Monopole. Wo ist der Minister, wenn es um diese harten Themen geht?“
Und wo bleibt die Kulturlandschaft, wenn bäuerliche Betriebe weiter zurückgedrängt werden?
Da hilft es auch nicht, wenn sich nun mehr und mehr Menschen finden, die Städte nicht mehr attraktiv finden. Frankreich ist ein abschreckendes Beispiel. Wie man hört, ist die Pariser Tourismusbranche in heller Aufregung. Klar, wer will schon noch in einer Stadt flanieren, in der Horden frustrierter Jungmänner soeben Milliardenschäden verursacht haben? Über 200 Geschäfte seien vollständig geplündert, 300 Bankfilialen zerstört und 250 Kioske in Mitleidenschaft gezogen worden, schätzt man.
Während hungrige Städter einst auf dem Land „stoppeln“ gingen, scheint es heute angesagt zu sein, die Apple-Stores in der Stadt zu plündern.
Wir haben hier keinen Apple-Store. Aber Apfelbäume. Und das ist ganz schön schön.