noch vor einem Jahr waren in der Zeit mehrere Artikel darüber , was für böse Menschen das seien, die aufs Land ziehen. Sie genießen den vielen Platz, die günstigeren Preise und pendeln in die stadt zur arbeit und produzieren dabei CO2 und werden dann auch noch mit der pendlerpauschale belohnt. Wie sich das Blatt ändert. ich hörte auch dass in New york wegen corona eine massive stadtflucht entstanden ist.
@ HaJo Wolf: Es mag ja am Namen liegen, dass Sie ein Herz für Wölfe haben (was mich ein wenig ans Bärchenwerfer-Syndrom erinnert), aber wenn Wölfe mal eben ganze Schafherden reißen oder mehrere Rinder zugleich, kann das nicht am Hunger liegen. Woran es liegt, ist auch völlig egal - in einer (noch) Kulturlandschaft, von Menschen bewohnt, bebaut und bewirtschaftet, hat ein Wolf nichts zu suchen. Er hat den Menschen Jahrhunderte lang nicht gefehlt;, dass er sich nun wieder in Mitteleuropa ausbreitet, ist das Ergebnis naiver Naturromantik, die sich aus den selben dubiosen Quellen speist wie andere romantische Vorstellungen von einem multikulturellen Zusammenleben.
Sehr geehrte Frau Stephan. Ich bin, der Liebe meines Lebens folgend, vor gut 30 Jahren in ein Kaff gezogen und habe als sozialisierter Städter lange damit gehadert. Seit dem Spätsommer 2015 wurde mir dann klar, dass ein Leben in einer Stadt für mich nicht mehr in Frage kommt.
Als langjähriges Landei mit Hund in einem alten Haus, vor Jahrzehnten in einer Großstadt aufgewachsen, möchte ich das Landleben nicht mehr missen, trotz Gülle , Monstertreckern oder den ständigen motorbetriebenen Gartengeräten. Nicht wenige Ko-Landeier müssen eben den superkurzen Rasen pflegen und ihn auch noch düngen, obwohl viel Stickstoff aus der landwirtschaftlicnen Produktion in der Luft ist. Der gute Eindruck nach außen ist eben alles. Die Pest sind die neuen Wohngebiete, die aus Dörfern zersiedelte Bausparkassen-Schlafsiedlungen gemacht haben und die riesigen Windparks, die nachts wie Ufos blinken und bei bestimmten Windrichtungen ballern und grummeln wie entferntes Artilleriefeuer. Dazu gibt es hinter dem Haus den Wald und trockengelegte güllegrüne Einheitsgrasflächen, die keine Wiesen mehr sind, arktische Gänse als Wintergäste, rufende Kolkraben, gelegentlich noch Bussarde, Spechte, den Fuchs (der schon so manches Huhn aus unserem Stall geholt hat, wenn der nicht rechtzeitig zugemacht wurde), die Ratten, die sich am Hühnerfutter mästen und den gelegentlichen Wolf, der keinem außer Rehen und nicht wolfssicher eingezäunten Rindern oder Schafen was tut (den Zaun bezahlt der Staat) dazu. Nur: Der Wolf wurde eben nicht “angesiedelt”. Er kam von selbst. Auch mich hat er nicht gefressen, als ich ihn am Rehkadaver überraschte…
@ R. Kuth / 21.01.2021: Vor Jahrzehnten in der Eifel selbst erlebt, dass Zugereiste aus der Stadt gerichtlich gegen das Quaken von Fröschen in Nachbars Feuerlöschteich vorgingen, von Fröschen, denen sie zur Belustigung der Ureinwohner im Frühjahr über einen Ackerweg halfen, der zu Zeiten der nächtlichen Krötenwanderung nicht einmal als Promillestrecke benutzt wurde. Auch gut die Gattin des Jagdpächters aus der Stadt, zwischenzeitlich wird die Jagd nicht mehr an den Meistbietenden vergeben, sondern bevorzugt an Heimische, sich am Jägerstammtisch mokierte, dass die Wald- und Feldwege in solch schlechtem, schlammigen Zustand seien, dass sie sie mit ihrer Edelbekleidung in Loden von Frankonia nicht betreten könne.
Herr HaJo Wolf / 21.01.2021: “Dat hillije Kölle” hat sich diese Zustände selbst zuzuschreiben: Wie gewählt, so geliefert. Über Zeitgenossen, wie der selbsternannte Bob-Dylan der Südstadt, der aus dem sicheren Hahnwald seine unerbetenen Ratschläge erteilt, all dieses rechthaberische Gesocks der Kölner Szene, wie ein gewisser Jürgen Becker und der Rest vom Fest “Kölsche Liberalität” ist einfach für mich als rheinischer Eifeler nicht mehr tragbar. Ich fahre aus Prinzip nicht mehr. Im Übrigen besitze ich keinen SUV, der den Straßenverhältnissen in dieser durch und durch verlotterten Stadt, angemessen wäre.
Als Landbewohner seit nunmehr 48 Jahren, davon 41 am selben Fleck, kann ich nur sagen: Städter, bleibt bloß in der Stadt! Das Land ist total öde, langweilig, nix los, der Lärm der Traktoren ist noch lauter als das Krähen der Hähne und das Bellen der Hunde. Weit und breit kein Bioladen, der Bäcker hat kein glutenfreies Brot und der Metzger keine veganen Frikadellen. Und dann diese Kirchenglocken! Wenn ich aus dem Fenster sehe: öder Wald ohne Ende. Davor noch ödere Wiesen, auf denen stumpfsinnige Kühe mümmeln. Hier möchte man nicht tot überm Zaun hängen. Multikulturelle Vielfalt und Austausch? Vergesst es. Bis auf ab und zu durchreisende “Rumänen” , die wenig gesprächig sind und zudem bevorzugt zur Schlafenszeit zu Besuch kommen, macht die Welt einen großen Bogen ums Land. Das Land ist das Letzte! Echt ehrlich.
Nicht überall wo ländliche Stille herrscht gibt es Landwirtschaft, geschweige denn Frontlader. Und die alt eingesessenen Dörfler leben auch nicht hinterm Mond wie so viele Städter glauben. Berliner, die glauben man wohne auf “ Kuhbläke fünf” sind über den sozialen Zusammenhalt auf dem Dorfe immer wieder erstaunt. In Ferienzeiten kommen sie gerne in die Ruhezonen eines nördlichen Mittelgebirges. Als Renter auch für immer. Sie müssen sich nur ein bisschen anpassen, am Besten in einen der vielen Vereine eintreten. Das hilft bei der Integration enorm, drei Generationen auf dem Friedhof können sie nicht nachweisen. Damit ist man von Geburt an integriert.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.