Cora Stephan / 23.03.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 23 / Seite ausdrucken

Die Stimme der Provinz: Eine Bauer-Bürger-Bewegung?

Sind nicht die Bauern das neue Proletariat, vor das sich eine echte Linke schützend stellen sollte? Hier ist die Chance für Sahra Wagenknecht, sollte sie ernsthaft daran gehen, eine neue Partei zu gründen!

Eigentlich sind die Niederlande ein ziemlich entspanntes Land. Als bei uns noch Maskenball war, konnte man am Ijsselmeer frei durchatmen. Niemand herrschte einen an, weil man keine Maske trug, zumal die einzigen, die das taten, ersichtlich deutsche Touristen waren. Ein vorbildliches Land, und das neuerdings auch in anderer Hinsicht. Denn dort hat sich gezeigt, dass Protest Erfolg haben kann. 

Die niederländischen Bauern protestieren seit drei Jahren gegen die angeblich klima„freundliche“ Strategie der Regierung, wonach die Emissionen von Stickstoff und Ammoniak bis 2030 um die Hälfte gesenkt werden sollen. Und wer emittiert am meisten? Die Bauern natürlich, die Wurzel allen Übels, wie man ja auch hierzulande glaubt, weshalb die Regierung mit Zwangsmaßnahmen dafür sorgen möchte, dass um die 30 Prozent der Viehbauern aufgeben. Kurz: Es geht den Bauern an die Existenz. 

Die Niederlande sind, was Agrarprodukte wie Fleisch, Molkereiprodukte und Gemüse betrifft, eine starke Exportnation, die zweitgrößte weltweit nach den USA. Und nein: Tomaten aus Holland sind schon längst keine wässrigen Kugeln ohne Geschmack mehr. Der Vorstoß der Regierung zielt aufs Herz des Landes, weshalb sich weite Teile der ländlichen Bevölkerung mit den protestierenden Landwirten solidarisieren. Das half der Bauern-Bürger-Bewegung, der „Stimme der Provinz“, einer winzigen Partei, die bei den jüngsten Provinzwahlen plötzlich zur stärksten politischen Kraft wurde. Die BBB, heißt es, versteht sich als rechts, wenn es um Asyl und Migration geht, und als links, wenn es sozioökonomische Fragen betrifft. Mit Caroline van der Plas hat sie eine kenntnisreiche und durchsetzungsstarke Vorsitzende. Das wird Ministerpräsident Mark Rutte nicht gefallen.

„Sie säen nicht, sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser.“ 

Und deshalb: Kann man sowas in Deutschland nicht mal nachmachen? Das würde auch vielen nicht gefallen, vor allem nicht den Grünen. Bauernproteste gibt es ja auch hier, seit Jahren, mit Treckerfahrten gen Berlin, worüber in den üblichen Medien selten etwas zu erfahren ist. Auch bilden sich neue Interessenverbände abseits des oft recht braven Deutschen Bauernverbands. 

Zum Beispiel die „Freien Bauern“, die Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, keine Freunde der gegenwärtigen deutschen Agrarpolitik, in der sich „fast ausschließlich die weltfremden Ideologien einer selbstgerechten linksliberalen Oberschicht widerspiegeln“. „Sie säen nicht, sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser.“ 

Sie rufen dazu auf, die deutschen Agrarminister zu begrüßen, die vom 22. bis 24. März in Büsum tagen. Bauern, Schäfer und Fischer halten nichts von den geplanten Bewirtschaftungsverboten in Schutzgebieten und wollen in Büsum für Ernährungssicherheit und Kulturlandschaft demonstrieren.

Passenderweise haben sich die Treckerfahrer am Mittwoch an der Dusenddüwelswarf getroffen, wo ein Denkmal an den Sieg der Dithmarscher Bauern über die eigentlich überlegene schwarze Garde des Dänenkönig im Jahr 1500 erinnert. Das ist natürlich von hoher Symbolkraft – und da auch die Nazis sich auf die siegreichen bäuerlichen Kämpfer bezogen haben, dürfte das Anlass für die üblichen Verdächtigungen geben: Hier kämpft das rechte Bauernpack gegen die edlen Klimaretter.  

Eine Art Jeanne d’Arc wie Caroline van der Plas

Doch es hat sich doch längst herumgesprochen: Wer Klima sagt, will lügen. Mit dem „Klima“, das man in Selbstüberschätzung retten oder schützen zu können glaubt, ist mittlerweile jedes Argument totzukriegen. Und deshalb wünscht man den deutschen Bauern dringend eine Art Jeanne d’Arc wie Caroline van der Plas.

Doch haben wir die nicht bereits? Sind nicht die Bauern das neue Proletariat, vor das sich eine echte Linke schützend stellen sollte? Hier ist die Chance für Sahra Wagenknecht, sollte sie ernsthaft daran gehen, eine neue Partei zu gründen. Hier gibt es bereits Strukturen und Kampfesgeist, hier herrscht die Faust, während bei der einstigen Professorenpartei AfD der bleiche Gedanke überwiegt. 

BauernBürgerBewegung unter Sahra Wagenknecht und dann drauf auf die Düppeler Schanzen! Irgendwie gefällt mir die Idee.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Anna Hegewald / 23.03.2023

Die Bauernbewegung unterstützen? Auf jeden Fall. Und hoffentlich haben sie Erfolg! Eine neue Partei? Warum? Haben wir nicht genügend? Ich sehe keinen Bedarf. Egal, mit welcher Führungsfigur…

Dr. med. Jesko Matthes / 23.03.2023

Dazu ist Sahra zu ideologisch, vor allem aber zu zart und zu akademisch. Eher gründet sie mit Björn Höcke eine ostelbisch-intellektuelle Putinophilenpartei mit weißer Parteifahne, als in Gummistiefel und mit Mistforke vor die Kamera zu treten oder sich die Hände auf dem Kartoffelroder schmutzig zu machen. Arbeiter und Bauern? Ach, das ist für arrivierte Linke doch nur Schmieröl und Jauche, altes, überflüssiges, unsagbar dummes Zeug.

Werner Arning / 23.03.2023

Wer sich für die Interessen der Menschen einsetzt, mag per se links sein. Hauptsache wir finden wieder jemanden, der es mit dem zu erwartenden Gegenwind seitens der Medien aufnehmen kann. Sarah kann mit den Medien. Gerade weil sie Kommunistin ist. Wir brauchen Fürsprecher für die Menschen hier in Deutschland. Wir brauchen Fürsprecher für die Steuerzahler. Wir brauchen Nicht-Ideologen. Und wir brauchen unkorrumperte US-, China- und Russen- freie mutige Menschen, die unsere (die deutschen) Interessen verteidigen. Sarah, versuch es. Ich nehme dir deine Ehrlichkeit ab.

K.Behrens / 23.03.2023

Nicht vergessen im allgemeinen Bauern Tratsch Vassiliki Papathanasiou, man schätzt ihr Geburtsdatum auf 1948 oder 1949. Die Gute beherrscht heute ca. 600 Hektar auf „Gut Basthorst“. Ist mal anwesend oder anderswo, eröffent gerade ein Hotel in Athen, trällert in der Elbphilamonie schon zweimal und springt dazu noch ein drittes Mal für Jane Birkin ein? Schade, ich hatte mich auf Jane Birkin diebsch gefreut! Da muß die so genannte Provinz noch einiges dazu lernen, zumal Enno von Ruffin nicht als der hellste Kopf in Sachen 600 Hekar gilt. Aber doch schlau genug als geborener Verlierer, mit Vassiliki Papathanasiou an Geld zu kommen. Nur ein Beispiel, wobei mir beide Protagonisten persönlich privat bekannt sind und leider nach 50 Jahren im „Schlagermodus“ nicht in der Lage sind, auch nur einen vollständigen Satz zu artikulieren. Tja, es muß gruselig sein, von der Bühne abzutreten und 600 Hektar landwirtschaftlich als 70-jähriger Greis und Greisin nutzen zu wollen? 600 Hektar sind nicht wenig, aber es gibt dort nichts! Nicht mal ein Gewächshaus der “Hausherrin”, wo sie ihre Leidenschaft für die Zubereitung eines Essens zeigt!

Gerard Doering / 23.03.2023

Und zu den Tomaten sei gesagt dass sehr viele Holländer spanische Tomatenanbaugebiete übernommen haben. Sich also unter den Nagel gerissen. Und ich habe Holländer in Verdacht dass Sie diese hochwertigen spanischenTomaten umdeklarieren und nun behaupten sie schmecken jetzt besser,und es sind keine wässrigen Kugeln mehr. Wie sollte es denn sonst funktionieren? Und jetzt stehen sie vor der Frage wohin mit den wässrigen Kugeln? Ja da fällt es doch gar nicht schwer 30% der holländischen Landwirtschaft stillzulegen.

A.Schröder / 23.03.2023

In Deutschland kann man so viele Parteien gründen wie man will. Das Grundübel ist der Charakter des Deutschen und der Geist der Gesellschaft. Wir benötigen ein anderes Volk oder zumindest müssen dieses Duckmäusertum, dieses ständige Asche aufs Haupt streuen aufhören. Jeden Tag ein neues Mahnmal für hundert Jahre alte Tote. Nationalstolz, kennt das noch jemand? Und die Untertanenzeit gegenüber der USA, wir sollten die hiesigen Versallen zum auswandern bewegen und viele Rückfahrkarten ausgeben. Arschlöcher einfach wegschicken.

Jörg Themlitz / 23.03.2023

Satire!? Bauern sind selbständig denkende und handelnde Menschen. Individualismus. Frau Wagenknecht ist Kommunistin. Kollektivismus. Freiheit gegen Unfreiheit. Sicherlich wird es irgendwo kleine Schnittmengen geben. Die ändern nichts am nicht behebbarem Grundkonflikt. Bei der nächsten sozialistischen Revolution ruft Frau Wagenknecht mit schönen Worten, intelligenten und volksnahen Sätzen die Knechte und Mägde an die Dreschflegel, um die “Kulaken” davon zu jagen. semper idem

S. Andersson / 23.03.2023

Ein haltbares Argument kann man nicht weg sabbeln. Es ist auch egal was ein Schreiberling zum besten gibt. Politiker sind und bleiben nur die Hilfsgehilfen C des Volkes und den Respekt und Anstand sollten die die sich für diesen Job entscheiden mit der Muttermilch aufgenommen haben. Welcher Clown auch immer sich dafür hergibt ist egal… zum Wohl des Volkes muss gehandelt werden… Punkt !!!

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