Cora Stephan / 24.11.2022 / 12:00 / Foto: Pixabay / 63 / Seite ausdrucken

Die Stimme der Provinz: Auf in die bürgerliche Mitte!

Das „Bündnis Deutschland“ möchte die bürgerliche Parteienlandschaft aufmischen. Aber brauchen wir eine neue Partei? Ich habe mich mal in der Provinz umgehört ...

Brauchen wir eine neue Partei? Der Blick ins herbstlich gekleidete Dorf trifft auf keine jubelnde Menschenmenge, niemand schwingt Reden oder schwenkt Fähnchen mit Schwarzrotgold. So sind wir eben, hier in der Provinz. Die einen nennen es gelassen, die anderen stur. Schließlich gibt es auch ohne neue Partei genug zu tun. Wir halten entweder Mittagsschlaf, sind beim Einkaufen, kochen für die ganz Familie, wiegen das Neugeborene, schauen Fußball oder machen einen gesundheitsfördernden Spaziergang mit dem Hund. Politik ist, wenn man nicht hinhört oder hinsieht.

Apropos Fußball: Das nervt ja nur noch, die Jungs mit ihren „Binden“. Mit Werten und Haltung und Liebe. Kicken sollen die, sonst nichts!

Aber zurück zur neuen Partei, „Bündnis Deutschland“. B. meint, er habe schon von den alten Parteien die Nase voll. Aha! Also einer der Nichtwähler, eine Gruppe, die ja laufend größer wird. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Insa suchen 52 Prozent der deutschen Wähler eine neue politische Heimat. 63 Prozent trauen nach Erkenntnissen des Meinungsforschungsinstituts Forsa keiner Partei mehr die Lösung der Probleme Deutschlands zu.

Also? R. grinst und meint: „Warum nicht? The more, the merrier.“ Er ist von der Sorte „Eins in die Fresse, Liebling“, er will Rache „an den Ideologen und Idioten da oben“. Dass er dafür die Linke wählt, glaube ich nicht. Also wird es die Schwefelpartei sein. Aber darüber reden wir nicht.

Die CDU ist unwählbar geworden

M. ist seit Jahrzehnten in der CDU, immer kurz davor, auszutreten. Mindestens seit Merkel. Und Merz macht ihm auch keinen Frühling. Warum er bleibt? Weil die Nachbarn und Freunde auch bleiben und man den Gemeinderat nicht den Anderen überlassen sollte. Die Anderen sind zu je mehr als 25 Prozent die Freien Wähler und die Freien Bürger. Dagegen kann auch das tapferste Häuflein CDUler kaum anstinken.

Und nun noch eine Partei? Noch eine Konkurrenz?

Bundesweit – also bundesweit wäre das eine Option, meint I. Die CDU ist unwählbar geworden, sagt sie, seit man dort eine „Frauenquote“ eingeführt hat. „Das bringt nur dumme Hühner in Positionen, denen sie nicht gewachsen sind!“ Und die AfD? Alice Weidel als Kanzlerin? I. grinst. „Die würde allen Feuer unter dem Arsch machen. Und wenn man dann noch Sahra Wagenknecht dazunimmt, geht’s richtig rund!“

Mit Sahra Wagenknecht von der „Linken“ ist allerdings noch nicht einmal eine „Bewegung“ gelungen. Und die AfD steht wohl, trotz ihrer immer noch beachtlichen Wahlerfolge, auf Dauer in der Schmuddelecke. Abspaltungen wie die des Mitgründers Lucke („ALFA“) reüssierten ebensowenig wie die „Blauen“ von Frauke Petry. Das Elend mit der AfD ist überdies, dass ihre Existenz Rotgrün auf ewig stellt – solange die CDU nicht mit der Schwefelpartei kooperiert.

„Wählen wird überschätzt“

Und „Bündnis Deutschland“ soll das nun alles ändern, den frustrierten bürgerlichen Wählern eine neue Heimat bieten, mit „bürgernaher, vernünftiger Politik, ideologiefrei und lösungsorientiert“? Das Bündnis wirbt für einen „versorgungssicheren Energiemix“ samt Kernenergie, für Bürokratieabbau, für ergebnisorientierte Bildungspolitik und wünscht sich eine Forschungsoffensive in Energietechnik und Umweltschutz.

„Ein Traum!“ U. lacht. „Wer wünschte das nicht? So eine Neuauflage der CDU, als man sie noch für bürgerlich und konservativ halten konnte? Aber es wird ihnen gehen wie den Grünen und der AfD. Wie jeder neuen Partei, die Ämter und Gehälter verspricht.“

U. weiß Bescheid. Er war in den Anfängen der „Grünen“ dabei.

„Das zieht die Zivilversager an wie das Licht die Motten. Wer sonst nichts geworden ist, weder im Berufsleben noch in einer anderen Partei, hebt in Sekundenschnelle die Hand zum Mitgliederschwur.“

Er hat ja recht. Bei den Grünen kassierten die altgedienten Maoisten und Stalinisten, die von diesem ganzen grünen Gesumse in Sachen Umwelt und Natur, von Batikhemden, Pazifismus und Stricken so gar nichts hielten, fröhlich Staatsknete. Und bei der AfD war es nicht viel anders.

Nun, die neue Partei will verhindern, „geflutet“ zu werden, indem man persönliche Gespräche mit jedem neuen Mitglied führt. Das kann dauern. Und dauern. „Macht nichts“, sagt S. und hindert Dackel Mimi, das Kätzchen Minou zu attackieren. „Wählen wird überschätzt.“

So wird es wohl sein. Die Blätter fallen.

 

Mehr zum Thema lesen Sie im Achgut-Beitrag Was verspricht das „Bündnis Deutschland“?

Foto: Pixabay

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Gudrun Meyer / 24.11.2022

Die AfD hat zwar ein rechtsradikales Problem am Hals, aber anders als die Grünen ist sie im Ganzen nicht unterwandert worden und wehrt sich als Rechtsstaatspartei mit ihrem Bestehen auf der Gültigkeit der Verfassung gegen Leute, die sie unterwandern wollen. Wahrscheinlich spielt dabei ein westeuropäischer Trend zur De-Radikalisierung auf der rechten Seite eine Rolle, ein Trend, der in den letzten 15 bis 20 Jahren mindestens die früher rechtsextremen Parteien Front National, Fratelli d´Italia und Schwedendemokraten zu rechtskonservativen Parteien gemacht hat. In Deutschland ist die im Prinzip gleiche Entwicklung so verlaufen, dass die rechtsextreme NPD in der Bedeutungslosigkeit versunken ist, ohne sonderlich vermisst zu werden, während die rechtskonservative AfD aufgestiegen ist. Der Trend deckt sich mit dem in anderen, westlichen Ländern Die rechten Positionen sind seit langem stabil, auch wenn die Lautstärke auf beiden Seiten etwa gleich zugenommen hat. Die linken Positionen haben sich mit den relativ neuen Themenkomplexen Klima und sexualidentitäre Manipulationen verändert und ausgeweitet. Das, was einem die Medien immer noch als “Rechtsruck” andrehen wollen, ist die laute, aber positionell stabile Gegenwehr der AfD und ihres Umfelds gegen den tatsächlichen, linksextremen Ruck. Selbst Achgut fällt auf das Gebrüll gegen “die Radikalisierung der AfD” herein, und Sie leisten sich eine völlig falsche Parallelisierung der grünen Partei und der AfD. Von den Achse-Autoren erkennt wohl nur Chaim Noll die Unverzichtbarkeit einer anti-totalitären und echten Opposition, also zurzeit der AfD an, die übrigen Mitarbeiter grenzen die AfD brav aus, ohne sich damit in der herrschenden Minderheit beliebter zu machen. Das AfD-Bashing nützt Achgut nichts, auch Sie werden als “rächz” gedisst.

Olaf Dietrich / 24.11.2022

Wir haben in Fr. Weidel und Fr. Wagenknecht excellente Politikerinnen. Tut Euch doch bitte zusammen. Wir haben auch keine Zeit mehr für Parteipolitischen Schabernack, da gehören waschechte Dämonen ausgetrieben!

Sascha Hill / 24.11.2022

Vermutlich war die direkte Distanzierung zur AFD, bereits das direkte Todesurteil. Zur AFD mag man stehen wie man will, aber das eine neue Partei als erstes Männchen macht und sich artig von der AFD distanziert…? Das ist genau das, was wir in Deutschland brauchen. - Das Problem im besten Deutschland aller Zeiten, ist eh ein anderes. Lange Zeit hab ich vor den Grünen gewarnt, den wahren Nachkommen der verbrannten Erde. In konservativen und liberalen Kreisen wurde man müde belächelt. Niemand, wirklich niemand glaubte, das die Grünen jemals soviel Macht bekommen würden. Tja, nun haben wir den Biosalat. Whatever, nicht die totale Inkompetenz der Grünen-Versager-Partei ist das Problem, es sind die viertklassigen Journalisten des ÖRR und der anderen Hofmedien, die uns in diese Misere gestürzt haben. Klar, die Medien sind grün durchzogen und gehören zum Netz. Aber schlussendlich würde es reichen, würden die Medien zerschlagen werden und mal wieder auf Qualität setzen. Mittlerweile wissen wir, eine Person, in diesen Fall ein Mann, ein Musk, kann den Unterschied machen.

Thomas Taterka / 24.11.2022

“Über das einzig wahre Deutschland kann ich noch sabbeln ( und Streuselkuchen essen ) , wenn der Leichenwagen vor der Tür steht .” Aus ” Deutsche Chronik ” , letzter Teil . - Weitermachen !

jan blank / 24.11.2022

Tja , dann wars das wohl in diesem Land….........ist das jetzt die Zeitenwende? Der große Sprung nach vorn- ein Sprung ins Nichts? Es scheint ja nun gar nix mehr zu taugen. Das Opium der Neuzeit ist: Information. Mit Opium hat bekanntlich merry old England damals ganz China sturmreif geschossen. Merry old England heute sind die Tech- Giganten. Überzogen? Was tun Sie denn gerade jetzt, ja genau Sie persönlich, in diesem Moment, lieber Leser? Lustvoll am Haken hängen und sich einzubilden die Welt im Griff zu haben - nichts unterscheidet den modernen Menschen vom Chinesen in der Opiumhöhle. Das “Neue”, was wir alle sehnlichst erwarten, wird nicht aus dieser erwachsen. Zum Trost darf sich jeder demnächst zwei Stauden “Skunk” in den Garten setzen. Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch….........

Dirk Jungnickel / 24.11.2022

“Das Elend mit der AfD ist überdies, dass ihre Existenz Rotgrün auf ewig stellt – solange die CDU nicht mit der Schwefelpartei kooperiert.”  Ich gestehe, diesen Satz habe ich zweimal gelesen - denn dieser Satz hat’s in sich.  Die Frage aber ist doch: Wer oder was muß sich ändern, auf dass aus Absurdistan wieder ein Staat wird, der von Innen und Außen Vertrauen verdient ? Selbstverständlich muß die AfD ihre Rußlandanbiederung korrigieren, aber das dürfte den deutschen Michel (leider) kaum interessieren. Der Hase im Pfeffer liegt bei der CDU,  und Rotgrün kann von ihr nicht optimaler “bedient”  werden.  Statt in Sachen AfD abzuwarten und sie zu beobachten ( Nicht von Verfassungsschutz !!!) preschte sie unter der derzeit Dok.Film- gewürdigten unsäglichen Merkel vor und verbot sich jeglichen Koalitionsgedanken. Merz hätte umschwenken müssen - dazu ist es aber wahrscheinlich zu spät ! Und das neue Bündnis dürfte das Ruder auch nicht herum reißen !

Marcel Seiler / 24.11.2022

„Wählen wird überschätzt“. Richtig. Die entscheidende Vorauswahl des politischen Personals findet in den Parteien statt. Die sind dank des Parteiengesetzes alle sehr ähnlich strukturiert, und deshalb setzen sich dort überall ähnliche Charaktere durch: Selbstpropagandisten, Netzwerker, Machtmenschen, Betriebsnudeln, Streithansel; außerdem braucht man viel Zeit. Wissen und Können spielen eine untergeordnete Rolle; ein bürgerlicher Beruf stört. (Ein erhellender Aufsatz zum “dysfunktionalen Parteienwesen” findet sich auf der Website des Bürgerlich-Freiheitlichen Aufbruch, BFA). –– Z.Zt. gibt es nur zwei Möglichkeiten, etwas zu ändern: Die CDU unterwandern (versucht die Werteunion seit Jahren) oder eine neue Partei. Bei aller Skepsis: Bündnis Deutschland verdient Hochachtung und Unterstützung. Etwas anderes ist nicht in Sicht.

George Samsonis / 24.11.2022

Eines steht fest: Wer meint, aus “großem Frust” über die Parteien, gar nicht wählen zu gehen, darf 1. über das Ergebnis der Wahl nicht meckern und 2. wählt diejenigen, die er überhaupt nicht haben will. Auch wenn zur Zeit alle Parteien als “Übel” wahrgenommen werden, so gibt es doch immer eine Partei, die das kleinste Übel darstellt. P.S. Leider hat sich die FDP auf Bundesebene mit den unsägölichen GRÜNEN ins Bett gelegt. Vor solchen negativen “Überraschungen” ist man denn doch nicht gefeit ;-(( und das wird sich rächen ;-)).

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