Ein besonders schlecht durchblutetes Organ der siechen SPD heißt „Vorwärts“ und dient der Information der Mitglieder. Der Politikwissenschaftler Kai Doering bekleidet dort das undankbare Ressort „Parteileben“, er hat also viel Zeit für die Themen „Integration“ und „Energie“, die er nebenbei noch verwaltet. Ob die Achse des Guten unter „Integration“ oder „Energie“ fällt (Herr Broder drückt sich seit Jahrzehnten um den Integrationskurs), wissen wir nicht, ist auch egal, nur „Parteileben“ hätte uns echt gestunken.
Unter dem Titel „ddvg betreibt keine Briefkastenfirma“ stellt Herr Doering fest, dass die SPD-eigene Firma „Cavete Global Ltd“, die in Hongkong residiert, „keinerlei Strukturmerkmale einer Briefkastenfirma“ aufweise. Nun, das hatte unser Autor in den beiden Beiträgen (siehe hier und hier) auch nicht behauptet, wie wir auch alles andere nicht behauptet haben, was die SPD und ihr Mann fürs Parteileben dementiert. Macht aber nix, wenn schon das Parteileben so munter ist wie das Nachtleben in Mekka, dann muss man eben ab und zu einen Pappkameraden umhauen. Wobei es schon interessant wäre, um welche „Strukturmerkmale“ es geht. Ist ein SPD-Briefkasten möglicherweise rot statt gelb? Oder sieht er wie ein Toaster aus, mit zwei Schlitzen? Und wenn man was reinsteckt, kommt es braun wieder raus?
Apropos: Es ist so merkwürdig still um die Panama-Papiere geworden. Man hört davon ja gar nix mehr. Die Sozialdemokraten hatten anlässlich von deutschen Unternehmen und Bürgern, die über Niederlassungen in Panama verfügen, so laut das Lied vom kriminellen Steuerflüchtling angestimmt, dass wir der Vollständigkeit halber darauf hinweisen wollten, dass sich auch die Sozialdemokratie einen Briefkasten in Hongkong angeschafft hat.
Alles vollkommen in Ordnung lässt uns jetzt „Vorwärts“ wissen, denn man sei geradezu gezwungen, dort eine Niederlassung zu betreiben. Eine mehrheitliche Beteiligung ausländischer Unternehmen an in China tätigen Firmen ließe sich in Hongkong wesentlich einfacher umsetzen als im chinesischen Mutterland. Ja wenn das so ist: Könnten solche Umstände nicht auch auf in Panama ansässige Unternehmen zutreffen? Aber solche Fragen sind vollkommen unpassend, Generalverdacht darf nämlich nur die SPD.
Und wenn Vorwärts mal richtig in Schwung ist, dann gibt es kein Halten, die letzte Inspektion der Bremsen wurde nämlich unter Helmut Schmidt angeordnet. Irgendjemand im nordrhein-westfälischen Landtag muss, obwohl Herr Doering ihm ausdrücklich abgeraten hat, die demokratietechnisch äußerst bedenkliche Achse des Guten gelesen haben (rechts von uns lauert nur noch Dschingis Kahn, wir waren zu lange im Toaster). Sei es, wie es sei: Der CDU-Abgeordnete Marcus Optendrenk wagte es gar, das hohe Haus mit einer Nachfrage nach der Hongkonger Postadresse des Willi-Brandt-Hauses zu nerven.
Dabei kam heraus, dass wir uns jetzt wenigstens keine Sorgen mehr um die Zukunft der SPD und Ihrer Würdenträger machen müssen. Geschäftsziel der SPD-Firma sei nach dem Vorbild von "Ökotest" die Aufklärung der chinesischen Verbraucher. Dies ist ein naheliegender Schritt der SPD, nachdem die Aufklärung der deutschen Wähler als Geschäftsziel zu anstrengend geworden ist. Der Chinese ist als Volk und überhaupt pflegeleichter, gut gewählt! Xiàng qián, xiàng qián, yǒng bù! (Vorwärts immer, rückwärts nimmer). Bis zum Jahresende werde die Zahl der Planstellen auf 100 anwachsen, schwärmt „Vorwärts“. Das sollte zumindest für den SPD-Vorstand reichen. Und Kai Doering wechselt beim Vorwärts ins Ressort Friedhofsverwaltung.