Gerd Buurmann / 13.06.2022 / 10:00 / Foto: Raimond Spekking / 42 / Seite ausdrucken

Die seltsame Antirassismus-Beauftragte der Uni Köln

Das Rektorat der Universität zu Köln hat vor ein paar Wochen als erste Universität in Deutschland eine Beauftragte für Rassismuskritik ernannt. Die Aufgabe von Frau Prof. Dr. Katajun Amirpur ist es, „rassistischer Diskriminierung entgegenzutreten“.

In welcher Form hat sich Dr. Katajun Amirpur bisher engagiert, wenn es um Diskriminierung ging? Als Machmud Ahmadinedschad, der Präsident des Irans war, Israel als Krebsgeschwür bezeichnete und dem jüdischen Land offen mit der Vernichtung drohte, erklärte Amirpur im Mai 2010 in der „Süddeutschen Zeitung“, die Gefahr einer Atommacht Iran, die Vernichtungsphantasien gegenüber Israel hege, werde „künstlich heraufbeschworen“. Sie erklärte, die Gefahr sei nicht so groß, da Ahmadinedschad während der Teheraner Konferenz „Eine Welt ohne Zionismus“ am 26. Oktober 2005 lediglich erklärt hatte, dass das Besatzerregime Israels „von den Seiten der Geschichte verschwinden“ müsse.

Für Dr. Katajun Amirpur war das keine allzu große Gefahr. In Zukunft wird dann vermutlich an der Universität zu Köln auch erklärt werden können, PoCs, Sinti, Roma, Flüchtlinge und manch eingewanderte Menschen sollten an der Universität von Köln von den Seiten der Geschichte verschwinden. Es braucht eigentlich nur noch einen Nazi, der diese Menschen zu Besatzern erklärt, aber dass kann Amipur auch selbst tun, denn wer Besatzer ist, bestimmt sie.

Religion und Scham

Ebenfalls im Jahr 2005 erklärte Amipur: „Wer Muslimen beständig das Gefühl gibt, sie müssten sich ihrer Religion schämen, wird ihr Bedürfnis nach kultureller Selbstbehauptung verstärken.“ Was bitte möchte Amipur damit sagen? Im Jahr 2005 habe ich an der Universität zu Köln studiert, unter anderem Philosophie. In einem Seminar habe ich das Werk „Warum ich kein Christ bin“ von Bertrand Russell aus dem Jahr 1927 gelesen. Dort las ich unter anderem:

„Die Religion stützt sich vor allen und hauptsächlich auf die Angst. Ich betrachte die Religion als Krankheit, als Quelle unnennbaren Elends für die menschliche Rasse. (…) Die Behauptung, das Christentum habe einen erhebenden Einfluss auf die Moral, kann nur aufrechterhalten werden, wenn man sämtliche historischen Beweise ignoriert oder fälscht. (…) Die Christen versichern uns, dass ihre Religion eine Religion der Liebe sei, aber die Annahme des Christentums durch den römischen Staat zu Zeiten Konstantins trug nichts zur Verminderung der Kriege bei, und in unseren Tagen waren viele der fanatischsten Kriegshetzer Christen. (…) Wenn man sich auf der Welt umsieht, so muss man feststellen, dass jedes bisschen Fortschritt im humanen Empfinden, jede Verbesserung der Strafgesetze, jede Maßnahme zur Verminderung der Kriege, jeder Schritt zur besseren Behandlung der farbigen Rassen oder jede Milderung der Sklaverei und jeder moralische Fortschritt auf der Erde durchweg von den organisierten Kirchen der Welt bekämpft wurde. Ich sage mit vollster Überzeugung, dass die in ihren Kirchen organisierte christliche Religion der Hauptfeind des moralischen Fortschrittes in der Welt war und ist.”

Als Christ habe ich mich geschämt, als ich das las – und zwar zu recht. Es wurde von mir erwartet, diese Texte lesen zu können, ohne beleidigt zu sein oder mich herabgesetzt zu fühlen. Niemand warf Bertrand Russell vor, christophob zu sein. Im Jahr 1950 wurde Bertrand Russell sogar der Nobelpreis für Literatur verliehen. Ob ein Mensch, der ähnlich brutal über den Islam schreibt, irgendwann auch mal so geehrt wird? Oder wird die Beauftragte für Rassismuskritik so etwas zu verhindern wissen?

Dichter und Denker „diskriminieren“

Heinrich Böll war ebenfalls Nobelpreisträger. Er schrieb einst: „In seinem Durchschnitts-'Organ' ist der deutsche Katholizismus mies bis dreckig, in seinen Methoden dumm bis dreist.” Wenn ich jetzt sage, der Islam sei mies bis dreckig und in seinen Methoden dumm bis dreist, kommt dann Dr. Katajun Amirpur und erklärt mich zum Rassisten? Wenn ich erkläre, der Islam sei bisher das größte Unglück der Menschheit, ein unsterblicher Schandfleck und großer Fluch, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch und klein genug sei, ist das dann ein rassistisches Hassverbrechen? Friedrich Nietzsche hat genau das über Christen geschrieben. Wenn ich behaupte, Muslime seien zu Sklaven geschaffen und der Islam predige nur Knechtschaft und Unterwerfung und sein Geist sei der Tyrannei nur zu günstig, als dass sie nicht immer Gewinn daraus geschlagen hätte, ist das dann eine inakzeptable Aggression gegen den Islam? Jean-Jacques Rousseau jedenfalls hat genau das über Christen gesagt. Wenn ich erkläre, „Unmoralisch ist der Islam“, ist das dann eine zu verurteilende Mikro-Aggressionen? Albert Camus hat einst erklärt: „Unmoralisch ist das Christentum.“

Zur Ernennung Amipurs als Rektoratsbeauftragte für Rassismuskritik erklärt die Universität zu Köln:

„Rassismus an Universitäten umfasst mehrere Dimensionen. Dazu zählen sowohl der Alltagsrassismus in Form von Mikro-Aggressionen oder rassistischen Aussagen als auch institutionelle Praktiken sowie Inhalte der Lehre und Forschung. Rassismuskritik bezeichnet eine Haltung gegen Rassismus, die die Gesellschaft beziehungsweise eine Institution als Ganze in den Blick nimmt. Die Universität zu Köln will eine rassismuskritische Perspektive in Bezug auf alle Bereiche der Hochschule entwickeln, die zum Erhalt von strukturellem Rassismus beitragen, um diesen abzubauen.“

Wären die christlichen Fundamentalisten doch nur auf die Idee gekommen, die zum Teil heftige und beißende Kritik am Christentum als institutionelle Praktik der Aggression zu brandmarken – die Aufklärung hätte verhindert werden können! Dann allerdings wäre Prof. Dr. Katajun Amirpur heute nicht Beauftragte für Rassismuskritik, sondern würde vermutlich auf diese neo-mittelalterliche Bezeichnung hören: Inquisitor*in.

Foto: Raimond Spekking CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Thorsten Gutmann / 13.06.2022

Etwas bleibt unklar für mich, werter Herr Buurmann: Haben Sie sich sozusagen über sich selbst geschämt, weil Ihnen der Herr Russell die Augen geöffnet hat, und Sie erkannt haben, welches falsche reliöse Weltbild für Sie bisher galt, oder war Ihre Scham vielmehr eine Fremdscham, die dem “falschen” Philosophen (und Mathematiker) galt? Verzeihen Sie mir bitte meine Begriffsstutzigkeit.

Magdalena Hofmeister / 13.06.2022

Rolf Mainz: “Eine Religion ist keine “Rasse” - die Religion kann ich wechseln, meine Ethnie und meine kulturelle Sozialisation hingegen nicht (mehr). ” Prinzipiell richtig und wer bei Kritik am Islam mit Rassismus argumentiert und damit Muslime als Rasse definiert, der bestätigt zugleich das “Austrittsverbot”, heißt das durch den Koran gesetzte Verbot bei Todesstrafe sich vom Islam abzuwenden, als etwas Unverrückbares und rechtens. Ein Muslim muss dieses “Austrittsverbot” anerkennen, sonst wendet er sich automatisch ab vom Islam und wird somit todeswürdig. Aus dieser Geschichte kommen sie mit dem durch den Koran vollzogenen Zirkelschluss tatsächlich nicht mehr raus, Die Religion verwächst mit Eintritt in dieselbe zur zweiten Haut des Menschen. Und so ist aus Sicht eines gläubigen Muslimen tatsächlich Kritik an oder gar Ablehnung des Islams Rassismus, denn er kann ja nicht aus seiner Haut. Denn Häuten (Ablegung des Islams) führt ja unweigerlich zum Tod. Aus Sicht eines Muslimen ist das alles folgerichtig. Auch ein Zirkelschluss ist ja immer folgerichtig, eins folgt unweigerlich (alternativlos) aufs andere, man muss nur eine Prämisse so setzen, dass die Schlussfolgerungen daraus automatisch wieder zurück zur Prämisse führen. Das ist der Kreis des Irrsinns, von dem keine Heilung zu erwarten ist. P.S.: Die Fähigkeit Zirkelschlüsse zu erkennen, besitzt leider nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung, wie in den letzten Jahren wieder deutlich wurde. Denn ein großer Teil der politischen Debatten operieren inzwischen mit Zirkelschlüssen.

Heinrich Friedrich Klemm / 13.06.2022

Gratulation, Herr Buurmann, ein ausgesprochen guter Text - Kompliment nochmal. Aber mit Ihrer Kritik werden Sie demnächst als Delegitimierer des Staates, der ja alles mögliche unternimmt den Islam - m.E. eine längst zu verbietende extremistische politische Organisation -  im wahrsten Sinn des Wortes staatstragend werden zu lassen - ins Fadenkreuzer der Ermittler geraten. P.S. eine Anmerkung zu Ihrer Moderation von “Indubio” : Im letzten Gespräch mit Michael Wolffsohn gab dieser einen bemerkenswerten Hinweis zu Ihren Fragestellungen, sinngem. “... die Aussage die Sie (Herr Buurmann) in Ihrer Frage einbringen…..” sollte Ihnen dahingehend zu denken geben, Ihre Fragestellungen konkreter, kürzer, und ohne die mich z.T. an Oberlehrer erinnerndes Verhalten “Erklärungs- oder Erläuterungsversuche” vorzubringen. Es nervt einfach…... lassen Sie die Gäste sprechen ohne diese m.E. unnötigen “Voraberklärungen”.

Oliver Hoch / 13.06.2022

Dass die “Antirassisten” die übelsten Rassisten weit und breit sind, das ist ja nun wirklich keine neue Erkenntnis. Niemand hetzt so plump und häufig wie unsere lieben Linken, etwa gegen die “alten weißen Männer” als Wurzel jeglichen Übels, oder mit dem hanebüchenen Geschwätz, aufgrund ihrer (nicht existierenden) Rasse wären Weiße automatisch Rassisten, andere Menschen aber per se niemals. Die “Anti-” Rassisten behaupten einfach, Wahr sei Falsch, Krieg sei Frieden, und irrerweise kommen sie damit sogar durch. Ein kleiner Trost: die (der?, das?) Amipur wurde zum Glück nur an der Uni Köln als Hetzbeauftragtes eingesetzt. Und dorthin geht keiner, der (die?, das?, doof?) nicht zuvor bei der Aufnahmeprüfung für die Baumschule durchgefallen ist.

Elias Hallmoser / 13.06.2022

In der Stadt der unterwürfigen Ubier (Köln) ist es nur folgerichtig, wenn eine iranisch-islamische Sittenwächterin den Kulturkampf gegen die einheimischen Deutschen führt.

Joerg Machan / 13.06.2022

In Deutschland gilt die Wahlfreiheit: Ich kann eine Partei wie die AfD genau so freiwillig wählen wie eine Religion namens Islam. Warum darf man die AfD Wähler diskriminieren und boykottieren, die freiwilligen Mitglieder des Islam, die dazu aufrufen, Ungläubige zu töten, jedoch nicht?

Mathias Rudek / 13.06.2022

Merkwürdig, daß zu diesen ganzen ideologisch-tendenziösen, politisch einseitigen und verkniffenen Vögeln immer das Gesicht paßt. Antirassismus-Beauftragte? Was für ein Schwachsinn.

Wilfried Cremer / 13.06.2022

Wie mag die erst auf ihrem Passfoto aussehen?

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