Die Sehnsucht nach Selbstzerstörung

In seinem 1920 erschienen Werk Jenseits des Lustprinzips hat Sigmund Freud, auf dem Hintergrund der Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, den in der psychoanalytischen Diskussion von Anfang an umstrittenen Begriff des Todestriebs eingeführt. Letzterer strebt danach, so Freuds theoretische Annahme, in den anorganischen Zustand zurückzuführen. Denn: „Das Ziel alles Lebens ist der Tod.“ Zu dieser Triebgruppe gehört ein Streben nach Selbstzerstörung und, daraus abgeleitet, eine Neigung zu Aggression und Destruktion. Dem Lebenstrieb (Eros, Libido) steht also auf der negativen Seite, quasi als Dualismus, ein Todestrieb gegenüber, dem die eigene Zerstörung immanent ist. Dass sich jemand selbst schädigt oder verletzt, scheint uns absurd, zeigt sich aber etwa in Phänomenen wie dem Wiederholungszwang. Mit diesem Begriff will Freud den menschlichen Impuls, unangenehme und schmerzhafte Gedanken, Handlungen oder Situationen zu wiederholen, erklären. Die zwanghafte Wiederholung von negativ Erlebtem lässt sich auch als der vergebliche Versuch verstehen, einen alten Konflikt durch seine ständige Inszenierung zu bearbeiten und ungeschehen zu machen. Freud sieht das Subjekt folglich nicht als souverän Handelndes, sondern im Bannkreis von Wiederholungszwängen stehen.

Der Todestrieb hat nach Freud zwei Ausprägungen: die nach innen gerichtete Tendenz zur Selbstzerstörung und die nach außen gerichtete Neigung zu Aggression und Destruktion. In einer Gesellschaft wie der deutschen, die inzwischen vollkommen pazifiziert ist und in der die Selbstbehauptung unter Strafe des moralischen Verdiktes steht, wird der Hang zur Selbstzerstörung unter den historischen Bedingungen der Gegenwart immer deutlicher sichtbar.

Erstmals besonders nachdrücklich wurde das im „Summer of Love“, als die grundlegende Aufgabe eines jeden Staates, die Sicherung der eigenen Grenzen, einer abstrakten Hypermoral zum Opfer fiel. Die massenpsychologische Schulddisposition der (west)europäischen Gesellschaften hat in Deutschland eine geradezu perfekte Form für die Emotionalisierung des öffentlichen Lebens gefunden, bei striktem Ausschluss der Wirklichkeit. „Das Helfersyndrom“, so der Philosoph Rudolf Brandner, „fungiert damit als postreligiöses Heilssubstitut in Zeiten des Verfalls religiöser Orientierungsparadigmen.“ Die offizielle Politik in Deutschland hat aus der ungeregelten Einwanderung eine Art „Bußpflicht“ gemacht, selbst wenn sie von immer größeren Teilen der Bevölkerung wahrscheinlich abgelehnt wird.

In einem früheren Essay (vgl. Die Eitelkeit des Guten) hatte ich nach den psychologischen und religiösen Gründen für die eigene Selbstzerstörung gefragt und sie, verkürzt gesprochen, in einer abstrakten Hypermoral verortet, Ausdruck für eine metaphysische Größe: die eigene und kollektive Schuld, die nun, angesichts des Zustroms der Opfer und Benachteiligten der Erde, abgegolten werden kann. Die Heiligsprechung alles Fremden und die Chance, mit der grenzenlosen Aufnahme aller Beladenen und Benachteiligten, die historischen Verbrechen des Westens (Kapitalismus, Kolonialismus, Faschismus) endlich zu sühnen, sprich: erlöst zu werden, bleiben wichtige psychologische Faktoren für ein Verständnis der aktuellen Situation. Deutschland imaginiert sich – in der Zuspitzung – als Christus, der sterben muss, um die Welt von ihren Sünden zu erlösen. Das ist sozusagen die historische Aufgabe, die auf dem Hintergrund der eigenen Geschichte zu erfüllen ist. Ein kollektives Bedürfnis und eine Sehnsucht nach Anerkennung ist bereit, das Eigene im Rausch der Selbstbegeisterung der eigenen Empfindsamkeit zu opfern. 

Die deutsche Regierung folgt in der sog. Migrationspolitik bis hin zur eigenen Selbstzerstörung abstrakten Rechtsprinzipien und gesteht in der Festhaltung an von der Wirklichkeit überholten Asylgesetzen allen Menschen auf der Welt ein prinzipielles Recht auf Partizipation am deutschen Sozialstaat zu. Moral und Politik heben sich immer mehr auf, der Staat selbst, die Regierung, wird zur Bühne einer Selbstgerechtigkeit, die alle, die hier Widerspruch äußern, moralisch diffamiert und als „rechts“ verortet. In dem nach seinem Freitod erschienen Band „Das Migrationsproblem“ in der Werkreihe von TUMULT kommt Rolf Peter Sieferle zu folgendem Fazit: 

„Ein altes Rechtsprinzip lautet ultra posse nemo obligatur, d.h. jede Verpflichtung hat ihre Grenze dort, wo die Selbstzerstörung begänne. Das Leben wie auch das Überleben des politischen Gemeinwesens hat einen Vorrang vor abstrakten Rechtsprinzipien, auch wenn es einzelnen freistehen mag, den Selbstmord zu wählen. Die politische Führung ist dazu jedoch nirgendwo ermächtigt. Man kann, wenn man will, die andere Wange hinhalten; die Regierung darf jedoch nicht die Wange des Volkes hinhalten, das sie gewählt hat.“

Stolze Vorreiter einer hysterisierten Bewegung

Was für die Einwanderungspolitik gilt – moralische Vorreiterrolle und Retterin der Welt –, das gilt ebenso für die Diskussionen rund um die Energiewende und den Klimawandel. Auch hier ist man der stolze Vorreiter einer hysterisierten Klimabewegung, ergeht sich in Untergangsszenarien, beschwört Bilder der Apokalypse, hat in einer 18-Jährigen mit Asperger-Syndrom eine Heilige gefunden und zerstört um eines Prinzips willen mutwillig die heimischen Industrien, auf denen der Reichtum des Landes beruht. Die Energiewende markiert ebenso wie die offenen Grenzen den Weg aus der moralischen Verworfenheit in die zerknirschte Buße und die endgültige Erlösung von den Sünden der bestehenden Welt. Ohne Not wurde so nach dem Tsunami, der das Kernkraftwerk Fukushima im 10.000 Kilometer weit entfernten Japan zerstörte, ein Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Noch laufende Reaktoren werden sukzessive heruntergefahren, was eine kontinuierliche Energieversorgung mehr und mehr gefährdet. Dafür wird fleißig Atomstrom aus dem Ausland eingekauft. Nachweislich hat die sog. Energiewende bei horrenden Kosten, insbesondere für die Endverbraucher, keinerlei Einsparungen an C02 gebracht.

Das alleinige Setzen auf E-Mobilität, mit allen Problemen rund um den Abbau der dafür notwendigen Rohstoffe, die Entsorgung von Batterien, der zur Verfügung stehenden Ladestationen, die Zerstörung und Rodung von Wäldern für immer größere Windkraftanlagen, die nicht grundlastfähig sind und deren Recycling ungeklärt ist, fehlende Trassen, fehlende Speichermöglichkeiten, das notwendige und teure Backup durch konventionelle Kohlekraftwerke, die zur Stabilisierung des Stromnetzes am Netz gehalten werden müssen – alle diese Entwicklungen finden in der öffentlich-rechtlichen Medien kaum eine kritische Reflexion. Es geht ja um nicht weniger als die Rettung der Welt. Kritiker dieser Politik werden moralisch genauso diffamiert (Klimaleugner) wie diejenigen, die Einwände gegen die ungeregelte Migration formulieren.

Aufgrund von Simulationsmodellen, die mit vielen Unsicherheiten rechnen, wird ein abstraktes Ziel (Begrenzung des Temperaturanstieges um 1,5 Grad) vorgegeben, dem nun alles unterzuordnen ist und das den kompletten ökonomischen Umbau des Landes legitimiert. Im Prinzip ein irrsinniges Unterfangen, das den „deutschen Hang“ zum dogmatischen und moralischem Rigorismus, die unheilvolle Neigung zur Prinzipientreue, zu unerreichbaren Zielen und utopischen Zuständen sichtbar macht. Eine idealistische Grundhaltung, die in der Realitätsverdrängung und der Verwandlung von Politik in Moral ihr deutlichstes Symbol gefunden hat.

Im Frühjahr 2020 hat dann die Corona-Pandemie nicht nur das Klimanarrativ, sondern auch die Einwanderungsdebatte in den Hintergrund gedrängt. Begriffe wie Eindämmung, Grenzen, Beschränkungen wurden plötzlich legitim und haben selbst einen verfemten Begriff wie Abschottung wieder hervorgezaubert. Corona hat seitdem zu erheblichen Eingriffen in unsere Grund- und Freiheitsrechte geführt, mit breitem Konsens in der Gesellschaft. Merkel und die CDU haben so hohe Zustimmungswerte wie nie zuvor. Hatte Greta uns noch die Panik angesichts der „Klimaerhitzung“ gewünscht, hat doch erst das Virus eine Angst erzeugt, die die gesellschaftliche Spaltung nochmals verstärkt hat und der Regierung freie Hand lässt. „Im Ausnahmezustand“, so der Publizist Michael Esders, „können die Problemverwalter und -aussitzer Gefallen an einem Dezisionismus finden, mit dem sie sich eine neue Quelle der begründungslosen Evidenz erschließen, welche die Schwächung des hypermoralischen Narrativs mehr als kompensiert. Der Anreiz, die Ausnahme zu normalisieren, könnte unter diesen Umständen stärker sein als die Rückkehr zur Normalität.“

Damit einher geht aber schon jetzt ein ökonomischer, kultureller und gesellschaftlicher Kahlschlag, dessen fatale Folgen noch gar nicht abzuschätzen sind und der ebenfalls eine Tendenz zur Selbstzerstörung in sich trägt. Machen wir uns nichts vor: Diese Politik wird von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt, denn das Argument des Überlebens, identisch eingeführt schon beim Thema Klimawandel, lässt keinen Widerspruch zu. Wer sich hier kritisch äußert, wird – ähnlich wie bei den Themen Einwanderung oder Klima – als „Unmensch“ getadelt, der über Leichen gehen will. Die moralische Erpressung funktioniert in allen Fällen und grenzt den Kritiker aus dem Kreis der Zurechnungsfähigen aus, um nicht politisch streiten zu müssen.

Es muss die große Lösung sein

Die „großen Erzählungen“ der Klimarettung, des Antirassismus oder der Weltrettung sind alle ganz oben bei der „Menschheit“ angesiedelt. Es geht buchstäblich immer um alles, jedes Thema wird essenzialistisch und so ihre Antagonisten zu Personifikationen von Gut oder Böse. Die Realität wird konsequent ignoriert, wenngleich sie sich früher oder später durchsetzen wird. Medien und Politik investieren einen Großteil ihrer Energie darin, die Produktion von „Wahrheit“ voranzutreiben, exemplarisch der SPIEGEL mit seinem nach Relotius besonders pikantem Slogan: „Sagen, was ist.“ Konstruktionen sind aufwändiger als die Realität und haben ihren Preis. Gut möglich, dass er irgendwann zu hoch sein wird. 

Die politische Umsetzung der Notverordnungen rund um Corona zeigen bereits heute ihre selbstzerstörerischen Wirkungen: Entlassungen bei Großunternehmen, Zusammenbruch der Gastronomie und Beherbergungsdienstleistungen, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und explodierende Sozialkosten. Niemand weiß, wie lange dieser Zustand der gesellschaftlichen Lähmung anhalten wird oder ob er nicht zum Dauerzustand werden wird, denn jedes neu auftauchende Virus könnte nach Corona sofort wieder den Modus des Lockdown reaktivieren. Wieso sollte ein Bürger hier noch in die Zukunft eines Unternehmens investieren, wenn von heute auf morgen durch Beschluss der Regierung sein Geschäft geschlossen werden kann? Der Umgang mit Corona, Migrationsfolgen, Energiewende und horrende Sozialkosten kumulieren sich zu einer Gefahr, die die Politik offenbar nicht einmal zur Kenntnis nimmt. Es wird weiter am „Wir schaffen das“ festgehalten. Der amerikanische Philosoph und Zivilisationshistoriker Will Durant hat wahrscheinlich recht, wenn er schreibt: „A great civilization is not conquered from without until it has destroyed itself within.”

Was die Themen Einwanderung, Klima und Corona verbindet, ist in Deutschland die von den politischen Eliten nachdrücklich geforderte „große Lösung“ auf der europäischen oder globalen Ebene. Nur muss Deutschland immer wieder die Erfahrung machen, dass die anderen Staaten den Vorgaben nicht folgen wollen, was ständig dazu führt, dass man zwar mit seinen Positionen alleine bleibt, sich dafür aber als moralische Instanz und Musterschüler verorten darf. Der ungarische Staatsrechtler István Bibó charakterisiert bereits beginnend im frühen 19. Jahrhundert Deutschland durch ein stetiges Abgleiten der Politik in eine Art von Traumwelt: „Lossagung der Gemeinschaft von den Realitäten, Unfähigkeit zur Lösung der vom Leben aufgegebenen Probleme, unsichere und überdimensionierte Selbsteinschätzung, sowie irreale und unverhältnismäßige Reaktion auf die Einflüsse der Außenwelt.“

Trotz der offensichtlichen Weigerung vieler europäische Staaten, den deutschen Vorgaben zu folgen, sind nationale Alleingänge hierzulande verpönt, obschon Corona eine Art Comeback der Nationalstaaten bedeutet, denn letztere haben sich in der Krise als die einzig handlungsfähigen Akteure gezeigt, was den Globalismus und die „One-World-Vertreter“ zumindest zeitweise in die Defensive gedrängt hat. Doch diese Verschiebung hin zu einem Partikularismus hat den moralischen Universalismus in Medien und Politik nicht zurückgedrängt. Der Arzt und Publizist Adorján Kovács sieht in der Selbstauflösung des deutschen Staates in einer Art europäischen Superstaat eine Lösung für die Abwertung des Eigenen, die eine rein negative Identität zur Folge hat und sich nach einer positiven Bestimmung sehnt. In einem Essay in der Zeitschrift TUMULT schreibt er: „Ein erweiterter Selbstmord als Sühneopfer für die leidende Welt, in einer irrealen Mischung aus Hybris und Demut. (…) Der größte Teil des deutschen Volkes scheint nichts dagegen zu haben, sondern feiert den Untergang oder akzeptiert ihn wenigstens. Hier zeigt sich der wahnhafte und zerstörerische Charakter der deutschen Politik.

Ein vollkommen anderes Deutschland, wie das der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hat bereits im Untergang eine tiefe Faszination gespürt. Der deutsche Nationalmythos, jedenfalls bis 1945, war nicht zufällig die Nibelungen, das Sinnbild eines heroischen und zugleich aussichtslosen Kampfes, der in der Auslöschung endet. Hermann Göring setzte noch das vergebliche Ringen um Stalingrad in seiner Rede am Jahrestag der Machtergreifung am 30. Januar 1943 mit dem Kampf der Nibelungen gleich. Ein Untergangsmythos, von dem eine dunkle Faszination des Opfers ausgeht, die offensichtlich in der deutschen Geschichte mentale Spuren hinterlassen hat. Reaktiviert sich folglich heute eine Art kollektive Mentalität, die für die Rettung der Welt, bei Strafe des eigenen Unterganges, ein Opfer verlangt? Wir bewegen uns hier in einem unsicheren Raum der Spekulation, aber man darf in der aktuellen Situation wohl ein allgemeines Symptom erblicken, das man mit dem Begriff der Dekadenz beschreiben kann, an deren Ende der Verlust des Eigenen und der Errungenschaften vieler Jahrzehnte steht. Freuds Begriff des Todestriebes ist streng genommen eine Hypothese, die versucht, Unerklärliches verständlich und nachvollziehbar zu machen. Auch wenn der Begriff eine instinktive Abwehr erzeugt, solange keine bessere, alternative Erklärung für destruktive Prozesse vorhanden ist, sollte man sich damit beschäftigen.

Die fortschreitende Selbstzerstörung, also der Verzicht auf den Schutz und die Verteidigung der eigenen Werte, ist in sich erklärungsbedürftig. Vielleicht sind aber der Distinktionsgewinn und die eigene moralische Überhöhung – bei Abwertung des Anderen – so starke psychologische Kräfte, dass sie eine Sinnstiftung ermöglichen, die jede Wahrnehmung der Realität komplett überblendet. Eine Umkehr scheint mir erst da möglich, wo das imaginierte Opfer zugunsten höherer Werte ein tatsächliches persönliches Opfer verlangt. Noch ist der Punkt nicht erreicht an dem dieser Umschlag erfolgt. Corona könnte hier aber eine Schlüsselrolle spielen, denn hier sind die Effekte einer selbstzerstörerischen Politik schneller und härter spürbar als beim Klima- oder Migrationsthema. Ob die „Lebenstriebe“ im Sinne Freuds wieder die Oberhand gewinnen werden, bleibt aber offen.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Hans Günter Holl / 18.10.2020

Für Bestatter: Die Maske als Werbefläche.

H.Milde / 18.10.2020

Wohl war. Anscheinend scheint diese beschriebene Apotose einer Gesellschaft “westlicher” Prägung va. von “Führern” auszugehen, die selbst keine direkten Nachkommen, oder aber ein gestörtes Verhältnis zu diesen, oder allen Kindern zu haben. Vielleicht wurden diese in ihrer Sozialisation so geprägt, oder traumatisiert? Vielleicht ist es aber auch nur genuiner Hochmut, Wollust, Gier, Völlerei, Wut, Neid, Trägheit -ergänzt durch Kriecherei- die diese dazu veranlaßt “Unheil” über diejenigen zu bringen, die lernen und arbeiten und dabei Freude(!) haben,  um sich und ihre Nachkommen, und dabei auch die “Nachbarschaft” zu versorgen, und insgesamt eine Gesellschaft voran zu bringen? Das nennt man wohl Zivilisation und Fortschritt, vs. des Abyss der Soziopathie. Auch hier fällt mir “Name der Rose” ein, und die Figuren Jorge von Burgos vs. William von Baskerville.

Gabriele Kremmel / 18.10.2020

Der Anspruch von Moral rechtfertigt die politischen Irrungen der heutigen Regierung nicht und die Frage sei erlaubt, warum so viele auf eine solche Scharade hereinfallen. Ist es nicht zutiefst unmoralisch, dass Menschen aus den entlegensten Ecken der Welt ermuntert werden, sich auf eine lebensgefährliche Reise ins gelobte Deutschland zu begeben, um Ihnen hier mit “Rückführungen, Rückführungen, Rückführungen” die lange Nase zu zeigen? Und das nur, um unschöne Bilder zu vermeiden, sprich das Image der Frau Bundeskanzlerin nicht zu bekleckern. Was hat das mit Moral zu tun? Genauso lassen sich die anderen Scheinmotive leicht widerlegen, etwa die Behauptung von Verantwortung bei der Klimapolitik und der Erzählung, jedes Leben zähle bei der Coronapolitik. Die einzig sichtbaren Motoren sind Dilettantismus und/oder Vernichtungswille, Anmaßung, Verschleierung und Agitation. Nicht umsonst bedient man sich nicht der Argumente und eines wissenschaftlichen Diskurses sondern man benutzt emotional zielende Waffen wie protestierende Kinder, Schreckensszenarien von existenziellen Klimaveränderungen und die Angst vor Krankheit, Siechtum und Tod. Moral ist hier die einzig Abwesende.

Dirk Jäckel / 18.10.2020

Hinsichtlich des zwanghaft-dogmatischen Charakters der Deutschen gehe ich mit dem Verfasser konform. Ggf. wäre näher zu beleuchten, inwieweit insbesondere der deutsche Protestantismus (hier kennzeichnend Luthers Selbszuschreibung als “Sündenhund”) eine prägende Rolle gespielt hat, auch in der säkularisierten Form (Einlassungen der Bedford-Strohms dieses Landes gehören ja bereits zur säkularisierten, postreligiösen Variante des Protestantismus, wie ich als Agnostiker mit genügend Nüchternheit feststelle). “von der Wirklichkeit überholten Asylgesetzen” Hier aber Einspruch. GG Art. 16a hat nichts zu tun mit der Praxis. Bekanntermaßen wird ja Absatz 2 millionenfach ignoriert - ein Absatz übrigens, welcher in voller Übereinstimmung mit Sinn und Wortlaut der Genfer Flüchtlingskonvention Art. 31 steht. Oder siehe das Asylgesetzt Art. 18: ” Dem Ausländer ist die Einreise zu verweigern, wenn er aus einem sicheren Drittstaat (§ 26a) einreist”. Ein Artikel, welche sachkenntnisfreie Journalistendarsteller stets ignorierten, als Seehofer daraus Konsequenzen ziehen wollte (Ältere werden sich erinnern: Er wohnte nicht immer im unteren Verdauungssystem einer ehemaligen FDJ-Sekretärin).

Stefan Schultz / 18.10.2020

Wahnsinn! Bester Text seit langem! Das trifft genau ins Schwarze. Grandios Herr Meschnig. Danke!

B. Oelsnitz / 18.10.2020

SELBSTZERSTÖRUNG - Wir müssen das vorgelegte Narrativ nicht umschreiben, es ist ja quasi ein Abbild der Realität. Doch Quer- und Vordenker DENKEN nicht linear, sondern um mehrere Ecken, und dies ggf. gleichzeitig. Völliger Quatsch und Ausdruck von exorbitanter Inkompetenz wäre, zu sagen, man müsse vom ‘Ende her denken’. ES GIBT KEIN ENDE in diesem Sinne, lediglich das MERKEL-DIKTUM ist dem ABSOLUTEN ENDE geweiht! Wo ist des Pudels Kern? Die oberflächlich betrachtet vorhandene Sehnsucht nach Selbstzerstörung entsteht aus einem unbewußten inneren Triebe heraus, der SEHNSUCHT NACH VERÄNDERUNG. Woher aber, soll die Herde wissen, wohin der Weg führt, wenn sie von einem dümmlichen Haupthirten nicht ge- sondern verführt wird und niemand sich einfindet, der als RUFER in der Wüste laut genug auf die Verführung aufmerksam macht. Da mein OBERMEISTER um die ganzen menschlichen Schwächen weiß, hat er seinen Schäflein nicht nur den Herdentrieb mitgegeben, sondern dazu etwas GANZ WUNDERBARES: Selbsterhaltungs- und Reparaturmechanismen, die über die Vorstellungskraft der meisten Menschen hinausgehen. Vorausdenker denken auch das UNMÖGLICHE, also jenes, was die Schafe für nichtvorstellbar deklarieren und deshalb als nicht möglich bezeichnen. (Dies ist nicht theoretisiert, sondern ich habe solche Gedanken-Ansätze aus einer Gerichtsakte ‘Schwarz auf Weiß’ vorliegen.) Schon der in D-Land berühmteste Affe meinte: NICHTS IST UNMÖGLICH! - Ergo: Die KRAFT DER ZERSTÖRUNG, die zur Aufhebung und Beseitigung der Hindernisse führt, ist das SAATKORN DER Fort-ENTWICKLUNG. Zerstörung muß sein, damit Neues entsteht! Die alten Deutschen sagten es ehemals so: ‘Lasset uns am Alten so es gut ist halten, doch auf altem Grund NEUES wirken jede Stund.’ - Allen Lesern einen schönen Sonntag, AMEN.

Peter Ackermann / 18.10.2020

Ich finde den Ansatz (Selbstzerstörung) unstimmig. Ebenso die Herleitung, die theoretisiert und die Praxis außer Acht lässt. Warum: Die Personen und Kräfte, die an den zerstörerischen Handlungen/Entscheidungen maßgeblich beteiligt sind, setzen sich regelmäßig selber nicht in die Gefahr, von den (unbestrittenen) Zerstörungen betroffen zu sein. Die Unterstellung des Willens zur Selbstzerstörung ist deshalb die geradezu charmante, aber leichtsinnige Verniedlichung der eigentlichen Triebkraft: Die Zerstörung. Und die richtet sich mitnichten gegen das Selbst, sondern gegen das Äußere.

Dr. Joachim Lucas / 18.10.2020

Eine Gesellschaft, die bei der Verfolgung irrationaler Ziele buchstäblich über eigene(!) Leichen geht ist vollkommen krank. Da stimmt es bei der Inneneinrichtung des Kopfes nicht mehr. Dies lässt sich wirklich nur noch psychiatrisch erklären und wird ihr Ende erst finden, wenn wir beim Heulen und Zähneklappern angelangt sind. Dann ist es aber zu spät. Einigermaßen normale Gesellschaften, die im Niedergang begriffen waren, haben wenigstens versucht dies aufzuhalten. Wir versuchen das noch zu beschleunigen und suchen krampfhaft nach mehr Metzgern, die uns Kälber noch schneller schlachten.

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