Thilo Schneider / 01.09.2024 / 14:00 / Foto: Library of Congress / 15 / Seite ausdrucken

Die Schlacht von Sedan

Im September 1870 unterlagen die Franzosen den Deutschen in der Schlacht bei Sedan.

„Wir sitzen in einem Nachttopf und werden darin zugeschissen werden“, soll der französische General Ducrot am 30. August 1870 seinem Stab verkündet haben, als er sich mit einem Fernrohr die Höhen rund um Städtchen Sedan am Ufer der Maas besah, auf denen sich die preußischen Truppen entwickelten und ihre Artillerie in Stellung brachten.

Tatsächlich befand sich sein bisheriger Chef, Feldmarschall MacMahon, mit seinen 130.000 Soldaten in einer wahrhaft beschissenen Situation: Seit der Kriegserklärung Frankreichs im Juli 1870 durch Napoleon den III. (einem Neffen des großen Bonaparte) infolge der von Bismarck „etwas umformulierten“ Emser Depesche war es für die Franzosen insgesamt nicht so gut gelaufen. Nicht nur, dass die vier süddeutschen Staaten Bayern, Baden, Württemberg und Hessen-Darmstadt die französische Kriegserklärung an Preußen auch auf sich bezogen und mit Bismarcks Preußen marschierten, nein, auch militärisch war so ziemlich alles schiefgegangen, was hätte schiefgehen können.

Sicher, auf dem Papier hatte es für die Franzosen nicht so schlecht ausgesehen: Immerhin 1,6 Millionen Mann, 200.000 mehr als bei „Preußens“, konnten mobilisiert werden, und die Franzosen verfügten mit dem „Chassepot“-Gewehr und ihren Mitrailleusen (einer Art Vorläufer des Maschinengewehrs) über die bessere Waffentechnik (das Chassepot-Gewehr schoss mit 1.200 Metern doppelt so weit wie das preußische „Zündnadelgewehr nach Dreyse“). Hinzu kamen eine etwas überhebliche Art „napoleonischer Stolz“ und einige Siege über Österreich in Italien 1859, sodass durchaus auch Kampferfahrung vorhanden war.

Der Konflikt konnte nur militärisch gelöst werden

Andererseits hatten die Preußen nicht nur ein funktionierendes Eisenbahnnetz, sondern mit Generalfeldmarschall von Moltke auch einen hervorragenden Strategen und Logistiker an der Hand, der nach seinem Sieg bei Königgrätz über Österreich durchaus auch praktische Erfahrung in strategischen und taktischen Fragen hatten. Und auch die jetzt noch preußischen, in einigen Monaten aber deutschen Truppen hatten nicht nur einen hohen Ausbildungsgrad, sondern eine ebenfalls hohe Motivation. Wie sie die meisten Verteidiger haben, wenn ihnen aus ihrer Sicht ungerechtfertigterweise der Krieg erklärt wird. Der Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland über die Hegemonie in Mitteleuropa konnte also nur militärisch gelöst werden.

Es begann schon suboptimal: Nicht nur, dass die Preußen schneller mobilisiert und effektiver ihre Truppen gesammelt hatten (die französischen Reservisten mussten sich erst im halben Land mit Waffen und Vorräten eindecken, bevor sie an die Front kamen), das französische „System D“ (was allgemein für „se débrouiller“, „sich durchwursteln“ stand), hatte zwar gegen die ebenfalls eher unorganisierten Österreicher in Italien funktioniert, der gut geölten preußischen Kriegsmaschinerie war es aber klar unterlegen.

Folgerichtig kassierten die Franzosen in den Grenzschlachten im Elsass bei Weißenburg, Wörth und Spichern Niederlage auf Niederlage, wenngleich unter dramatisch hohen Verlusten der Preußen und ihrer Bundestruppen. Die Hauptmacht der Franzosen, die Rheinarmee unter Marschall Bazaine mit 180.000 Mann, hielt nach weiteren Niederlagen bei Mars-la-Tour und Gravelotte zwar die stark armierte Festung Metz gegen die preußische Belagerung, der schnelle Vormarsch von Moltkes Truppen verhinderte jedoch, dass sich der von Nordosten heranrückende Marschall MacMahon mit 130.000 Soldaten mit Bazaine vereinigen konnte. Folgerichtig zog sich MacMahon mit seinen Truppen Richtung Belgien zurück, wurde aber von einigen von Metz abkommandierten preußischen Truppen eingeholt und überflügelt und bei Sedan schließlich eingekesselt. Die „allgemeine Umfassung“, die Moltke bei Königgrätz noch nicht gelungen war – hier konnte er sie endlich vollenden.  

General Ducrot als neuer Oberbefehlshaber

Und so saß MacMahon am 30. August in Sedan fest und musste nahezu hilflos mitansehen, wie die Preußen einen Ring um die in einem Talkessel liegende Stadt zogen.

Die Bayern unter General Von der Tann-Rathsamhausen waren die ersten, die am 1. September, morgens um 4.00 Uhr, unter Feuer kamen. Beim Einmarsch in das wie ausgestorben wirkende Örtchen Bazailles südöstlich von Sedan eröffneten französische „Franctireurs“ (nichts anderes als bewaffnete Zivilisten, heute würde man sie vermutlich als Partisanen bezeichnen), aber auch die Elitetruppen der französischen „Infanterie de Marine“ aus dem Hinterhalt das Feuer auf die Bayern, die in wenigen Minuten grauenhafte Verluste erlitten. Bis etwa 11.00 Uhr mussten die Bayern die französischen Verteidiger regelrecht aus den Häusern heraushacken, bis sie den Ort schließlich einnahmen und aus Erbitterung und Rache an den Franctireurs das Dorf niederbrannten.

Noch wäre für die Franzosen ein kleines Zeitfenster offen gewesen, bevor sich der Ring um Sedan endgültig schloss, aber der französische Oberbefehlshaber MacMahon wurde um 5.45 Uhr verwundet und übertrug nach einigem Hin und Her gegen 6.30 Uhr den Oberbefehl an den eingangs genannten General Ducrot, der auch sofort den Ausbruch seiner Truppen aus dem Kessel Richtung Norden befahl. 130.000 Mann abzüglich der in Bazailles aufgeriebenen Marineinfanterie setzten sich in Bewegung. Bis etwa 8.30 Uhr, während die preußische Artillerie bereits den kompletten Ort bestrich. Um diese Uhrzeit „outete“ der sich erst am Tag zuvor eingetroffene General Wimpffen mit einem Geheimbefehl aus Paris als neuer Oberbefehlshaber der Franzosen und ließ das Ganze wieder „Halt“ machen und Ducrots Befehl zurücknehmen. Er sah bessere Chancen bei einem Durchbruch nach Südosten – und hatte dabei möglicherweise schlechte Augen.

Gegen 17.00 Uhr hissten die Franzosen über Sedan die weiße Fahne

Während also bei den Franzosen noch um den Oberbefehl und sich widersprechende Befehle gezappelt wurde, machten die Preußen im Norden bei dem Flecken Floing „den Sack zu“. Der dort stationierte General Douay hatte bereits einen Teil seiner Truppen auf Befehl von Wimpffen an die Ostseite Sedans abkommandiert und versuchte nun mit allem, was ihm noch zur Verfügung stand, den Weg nach Norden freizuhalten, allein: Seine Reiterattacken wurden von dem ziemlich erschöpften, jedoch motivierten XI. preußischen Korps unter General Von Gersdorff ein- ums andere Mal „abgewiesen“, was im Klartext bedeutet, dass die französischen Kavalleristen in einer der letzten schneidigen Reiterattacken der Kriegsgeschichte zusammengeschossen wurden. Bei einem Gegenangriff auf das Örtchen Cazal wurde dann wiederum Von Gersdorff tödlich getroffen – aber der Ring blieb geschlossen.

Im Osten von Sedan griff zu diesem Zeitpunkt das preußische Gardekorps die französischen Stellungen an und trieb die französischen Verteidiger, die sich aus Teilen dessen I. Korps, aber auch aus versprengten und aufgeriebenen Truppen aus dem unter Dauerbeschuss der preußischen Artillerie liegenden Sedan zusammensetzten, aus dem Wald von Garenne und sorgte dort für den Zusammenbruch der französischen Front.

Es war vorbei. Im Osten Sedans ergaben sich die Franzosen in Scharen, enerviert vom preußischen Artilleriefeuer, dessen Kanoniere gar nicht groß zu zielen brauchten, um ihren Gegner zu dezimieren. In einer letzten verzweifelten Aktion versuchte General Wimpffen gegen 15.00 Uhr nun endlich den Ausbruch aus dem völlig verwüsteten Sedan in Richtung Südwesten, bei dem Dorf Balan nördlich von Bazailles, und tatsächlich gelang es ihm hier, die Bayern, die in der Hauptsache noch damit beschäftigt waren, Bazailles niederzubrennen, aus dem Ort zu drängen. Erst rasch herangeführte bayerische und preußische Reserven bereinigten die Situation, und erste Offiziere verweigerten Wimpffen, angeekelt von der Metzelei, die weitere Gefolgschaft. Zur nicht geringen Überraschung der Preußen hissten die Franzosen gegen 17.00 Uhr über Sedan die weiße Fahne. Aber nicht auf Veranlassung des niedergeschmetterten Generals, sondern auf Befehl Kaiser Napoleons III., der sich zur Freude seiner preußischen Gegner ganz unerwartet ebenfalls bei seinen Truppen in Sedan befand.

Kapitulation gegen 11 Uhr morgens

Gegen 19.00 Uhr schließlich schickten die Franzosen einen Emissär zum künftigen deutschen Kaiser und boten diesem die Kapitulation der Franzosen an. Nun konnte zwar Napoleon III. sich als Person ergeben, da er jedoch nicht den Oberbefehl hatte, musste Wimpffen die Kapitulation seiner Truppen erklären. Um dies auszuhandeln, wurde eine Waffenruhe bis 4.00 Uhr morgens vereinbart. Interessant, dass zu diesem Zeitpunkt in der Kriegsgeschichte noch eine Art „fairer Umgang miteinander“ gepflegt wurde.

Allein: Wimpffen wollte nicht. Ob aus Angst, vor einem Kriegsgericht zu landen, ob aus großspuriger Überzeugung oder verletzter Ehre und Stolz oder einer Mischung aus allem – wer kann das sagen? Er forderte bei den ab 22.00 Uhr stattfindenden Verhandlungen, seine Armee auf Ehrenwort, nie wieder gegen Preußen zu kämpfen, nach Frankreich zu entlassen oder in Algier zu internieren. Moltke und Bismarck lehnten ab und redeten mit Engelszungen und dem Zeigen der Folterwerkzeuge Artillerie (und der Drohung, diese ab 4.00 Uhr auch wieder einzusetzen) bis 1:00 Uhr nachts auf Wimpffen ein, bis dieser schließlich noch einmal Rücksprache mit Napoleon nehmen wollte. Die Waffenruhe wurde auf 9.00 Uhr am nächsten Morgen verlängert, um 7.00 Uhr trafen sich die französischen Generäle zu einem Meeting mit der Aufgabenstellung „die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht oder die Garde ergibt sich, stirbt aber nicht“. Nachdem auch ein Versuch Napoleons, bessere Bedingungen auszuhandeln, gescheitert war, kapitulierten die Franzosen gegen 11.00 morgens endlich.

Aus den Trümmern der Stadt kamen den siegreichen Preußen ein Kaiser, 39 Generäle, 2.830 Offiziere und 83.000 Soldaten entgegengewankt, weitere 21.000 Mann waren schon während der Kämpfe gefangengenommen worden. Auf dem Schlachtfeld blieben seitens der Franzosen 3.000 Tote und 14.000 Verwundete, die Preußen bezahlten ihren Sieg mit 3.000 Toten und etwa 8.000 Verwundeten, über die Hälfte davon entfielen auf die Bayern.

Tarnfarbene Zukunft

Die französische Armee war durch diese Schlacht und die weiterhin bestehende Belagerung von Metz völlig handlungsunfähig und damit besiegt – Frankreich war es noch nicht. Es sollte etwa weitere sechs Monate und einige hunderttausend Tote und Verletzte dauern, bis auch Paris im Januar 1871 und damit Frankreich kapitulierte und im Spiegelsaal von Versailles das „Deutsche Kaiserreich“ ausgerufen wurde. Bismarck gelang es, anders als beim Friedensschluss mit Österreich 1866, diesmal nicht, seinem Dienstherrn die Annexion eines Stückes Land des Feindes auszureden und so wurde das einstmals von Frankreich geraubte Elsass jetzt von den Deutschen zurückgeraubt.   

Der 2. September wurde als „Sedanstag“ im Kaiserreich zum Feiertag erklärt, und das blieb er auch 47 Jahre, bis sich das Rad der Geschichte ein weiteres Mal drehte. Der Verlust des Elsass und die Schmach der Niederlage blieben in Frankreich eine offene Wunde, auf preußisch-deutscher Seite führte der Sieg zu einer weltfremden Arroganz und zickzackigen Überheblichkeit, die erst mit der Kapitulation in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne und dem „Versailler Vertrag“ von 1918 endete.

Militärhistorisch war der deutsch-französische Krieg von 1870/71 der erste Krieg, in dem mehr Soldaten durch Kampfhandlungen als durch Krankheiten und Seuchen ums Leben kamen, und er sah die letzten erfolgreichen (und unerfolgreichen) Kavallerieattacken der Geschichte. Bis 1918 sollten nun Artillerie und Maschinengewehre das Schlachtfeld dominieren, allerdings dauerte es ein paar Jahre und hunderttausende Tote, bis sich das bei den Generälen des Ersten Weltkriegs herumgesprochen hatte. Das aber ist eine andere Geschichte. Die Zeiten der „frisch-fromm-fröhlichen Kriege“ (falls es solche jemals gab), in denen Soldaten „mit Gloire“ und hübschen Uniformen unter Fahnen und dem schmetternden Klang von Militärkapellen ins Gefecht zogen, waren endgültig vorüber. Die Zukunft war tarnfarben.

(Weitere spannende Artikel des Autors unter www.politticker.de

 

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Foto: Übergabe des Kaisers Napoleon III. an König Wilhelm von Preußen in Sedan am 2. September 1870, Library of Congress, gemeinfrei via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Holger Kammel / 01.09.2024

Das Märchen um die Emser Depesche könnte man ja wirklich einmal beenden. Abgesehen davon, daß da nichts derartig Ehrenrüriges darin steht, welches eine Kriegserklärung hätte erzwingen müssen, das vorherige Auftreten des französischen Botschafters gegen den preussischen König und alleine die ultimative Forderung in Bezug auf den portugiesischen Thron wären dann schon tausend mal Kriegsgrund gewesen. Bismarck hat die Story in seiner Biografie aufgebauscht, als er in verbitterter Einsamkeit nach seiner erzwungenen Demission seine Rolle in der Geschichte unnötigerweise aufwerten wollte. Die Kriegserklärung Frankreichs wäre ohnehin erfolgt. Napoleon III. war zu diesem Zeitpunkt schon innenpolitisch erledigt, eine gewaltsame Absetzung und die Ausrufung der Republik lagen schon in der Luft, man versuchte mit einem Krieg das abzuwenden. Natürlich brauchte Bismarck den Krieg zur Reichsgründung. Nur in einem aufkommenden gesamtdeutschen Patriotismus konnten die Fürsten zur Einigung genötigt werden.

Ralf Pöhling / 01.09.2024

Unabhängig der ehemaligen deutsch-französischen Erzfeindschaft, die historisch hoffentlich endgültig ad acta gelegt ist, gilt eins: Derartige Massenmetzelei ist sinnloses Verheizen von Menschen, die sich eigentlich nichts schulden. Das geht auch präziser. Viel präziser. Wenn man denn mal von den alten Strategien wegkommt und sich neuen Strategien öffnet. Aber dafür braucht es eine andere Rechtslage.

Matthias Ditsche / 01.09.2024

@nicolaisen: richtig, die Belagerung von Wien durch die Türken und der Fall Straßburgs erfolgten fast zeitgleich. Farnkreich sandte den Türken Festungs und Belagerungsexperten, desweiteren erhebliche Summen, damit der Fall Wiens beschleunigt wird. Der Zweifrontenkrieg des Heiligen Römischen Reiches konnte nur durch die Siege gegen die Osmanen und die Geschicklichkeit der kaiserlichen Heerführer geführt werden. Mit etwas mehr diplomatischem Geschicke und Hartnäckigkeit hätte man das Elsaß und Straßburg zurückgewinnen können. 1815 stimme ich Ihnen zu, aber die beteiligten Mächte wollten eine europäische Balance, eine allzustarke Schwächung Frankreichs stand nicht zur Debatte, zumal man nach Waterloo und Paris Napoleon ein für allemale dingfest gemacht hatte. @ Diet. Herrmann: in den neunzigern konnte ich mich noch mit Elsässern unterhalten, heute haben sie ihre Sprache verloren. Toni Ungerer hat das schon vor vielen Jahren beklagt. Von Lothringen ganz zu schweigen.

Else Schrammen / 01.09.2024

Sedan, da werden Erinnerungen wach. Als Kind war ich in den 50iger Jahren in den Ferien stets bei Verwandten in Wuppertal. Dort wurde an jedem 1. September “dat Sedansfest (gesprochen wie geschrieben auffe Sedanstraße (gesprochen wie geschrieben, Betonung auf dem <e>) gefeiert, mit Feuerwerk, soweit vorhanden, und jeder Menge Knallfrösche (die sind mir in lebhafter Erinnerung). Was wusste ich als Kind schon von “Sedon mit dem nasalen n”? Gut da wurde mal etwas “vonnenne Schlacht in Sedan (s. o.)” erwähnt.Über die echte Schlacht bei Sedan wurde ich erst im Geschichtsunterricht aufgeklärt. Sie sehen also, lieber Herr Schneider, die “Sedansfeiern (s. o.)” endeten nicht schon nach 47 Jahren, sie fanden sogar 80 Jahre später noch statt und wurden mit Inbrunst gefeiert. Und da wette ich, dass zu meiner Zeit damals die wenigsten Feiernden noch um den Ursprung des Festes wussten.

Dietmar Herrmann / 01.09.2024

@M. Ditsche. Bezüglich Kulturimperialismus bleibt noch anzumerken, daß noch in den 70er Jahren Staatskiberer durch die Straßen elsässischer Kleinstädte patroullierten und deutsch sprechende Kinder herausfischten, deren Eltern dann Ärger bekamen. Diese waren keine bösen Dissidenten, sondern eine Generation zuvor als deutscher Muttersprachler aufgewachsen. Dies geschah alles zu einer Zeit, da den Deutschen vom rechten Rheinufer schon die Ohren mit der deutschfranzösischen Freundschaft zugesülzt wurden und ein unendlicher D-Mark-Strom aus direktem und indirektem Transfer das Leben in Frankreich angenehm und in Deutschland arbeitsreich machte.

Rainer Nicolaisen / 01.09.2024

Tja, die französische Überheblichkeit.—Natürlich hätte man das Elsaß schon 1815 zurückholen müssen, dummerweise ließ man Fränkreich all die durch Ludwig XIV. zusammengeraubten Länder ( 1683 war Frankreich übrigens mit den Türken verbandelt…!).

Klaus Keller / 01.09.2024

...führte der Sieg zu einer weltfremden Arroganz und zickzackigen Überheblichkeit, die erst mit der Kapitulation in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne und dem „Versailler Vertrag“ von 1918 endete… Angeblich spielten dabei aber auch Soldaten aus dem fernen Amerika eine gewisse Rolle. Ich gebe aber zu das mir 1914 im Westen ein Defensivtaktiker lieber gewesen wäre. Heute will man Deutschland ja wieder kriegstauglich machen wobei ja jeder Hühnerstall kriegstauglich ist da er jederzeit zusammengeschossen werden kann. PS Interessant wäre noch ein wenig genauer zu erläutern wer warum, so bescheuert war weiter zu kämpfen nach dem Selenskyj ubs der Kaiser schon aufgegeben hatte.

Matthias Ditsche / 01.09.2024

Der Deutsch -Französische Krieg hätte hier in Sedan, am 2. September 1870 nach gut einem Monat schon zu Ende sein können. Zehntausende von Toten hätte es nicht gegeben. Die regulären französischen Armeen waren zerschlagen, der Kaiser als Oberbefehlshaber gefangen, die Festungen bis auf Belfort ( Metz und Straßburg folgten etwas später) waren genommen. Aber die nationalistische Pariser Presse hetzte weiter, die neue französische Regierung gab dem Druck des fanatisiert empörten Pöbels nach und erklärte den Krieg der Massen. Nun mußte Preußen weitere Truppen und Mittel aufbieten, um den Krieg siegreich zu Ende zu bringen. Der ging nämlich jetzt erst richtig los, nach Paris oder gar nichts. Die deutsche Führung war sich der heiklen Lage bewußt, denn auf einen längeren Krieg war man zu diesem Zeitpunkte nicht eingestellt. Denn jetzt ging es mehr denn je in die Offensive, und das mußte international zu erläutern sein, denn die ausländische Presse war hautnah dabei und steuerte die Stimmungen in Europa. Viele Entscheidungen wie die Reichsgründungsidee, die Kaiserkrönung, die Rückholung des Elsaß und des östlichen Teils Lothringens fielen in diese Phase. Der Krieg modernisierte sich, die Versorgung und Bewegungen der Truppen wurde zum A und O militärischen Denkens, von Moltke weidlichst umgesetzt. Die Versetzung der Grenze nach Westen nahm Frankreich die Offensivkraft gegen das Reich, wie sich 1914 auch zeigte. Und welcher Sieger kehrt schon ohne Beute heim? Der 2. September 1870 hätte als Friedenstag gefeiert werden können. Jemand wollte das nicht!

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