Thomas Rietzschel / 13.10.2016 / 18:07 / Foto: Tim Maxeiner / 4 / Seite ausdrucken

Die Sachsen haben es wieder verbockt

In der Pressekonferenz zum Selbstmord des terrorverdächtigen Syrers in der JVA Leipzig sagte Sachsens Generalstaatsanwalt Klaus Fleischmann: "Es wäre ein sehr schöner Ermittlungsansatz gewesen, wenn Jaber Albakr ausgepackt hätte." Dazu kann es nun nicht mehr kommen. Alles, was der bekennende Moslem über das Terrornetzwerk seiner Glaubensbrüder gewusst haben mag, alles, was uns Angst machen könnte, hat der anerkannte Asylant mit in den Tod genommen. Lediglich die genaueren Umstände des Selbstmordes sind noch aufzuklären. Weiteres lässt sich nicht mehr ermitteln. Dem Verfahren gegen den potentiellen Selbstmordattentäter ist mit seinem Ableben die Grundlage entzogen.

Weder die Justiz noch die Politik muss sich länger damit befassen. Der Fall endet wie er begonnen hat: mit Pleiten, Pech und Pannen. Erst konnte die Polizei dem Flüchtigen in ihren schweren Rüstungen nicht nachkommen. Dann fuhr er den Sicherheitsorganen im Zug nach Leipzig davon, wo es keine Beamten gab, die ihn hätten erkennen können, als er sich auf dem Bahnhof nach einer Übernachtungsmöglichkeit durchfragte. Schließlich mussten sie sich den Mann, der international zur Fahndung ausgeschrieben war, von drei seiner Landsleute gefesselt übergeben lassen.

Ein Akt gelebter Integration, der alles in den Schatten stellt, was wir den Flüchtlingen bisher zu verdanken haben, jedenfalls in den Augen der Bundestagsvicepräsidentin Claudia Roth. Weil sie so "heldenhaft beigetragen" hätten zur Ergreifung des Verdächtigen, sagte sie der Rheinischen Post, "sei Deutschland ihnen die Zusicherung schuldig, mit ihren Familien hier bleiben zu können. Und das Bundesverdienstkreuz darf als Zeichen der Anerkennung dann gern noch mit dazu kommen."

Ja, vielleicht sollten wir ernsthaft überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, den Flüchtlingen das Recht der Selbstkontrolle ihrer Community zu übertragen. Vielleicht gäbe es dann weniger Pleiten, Pech und Pannen bei der inneren Sicherheit. So jedenfalls, da sind sich die Politiker nach dem Tod des Jaber Albakr einig, so kann es nicht weitergehen. "Wie konnte das geschehen", fragt sich zum Beispiel der Grünen-Politiker Volker Beck. "Von einem totalen Kontrollverlust der Behörden" spricht die SPD. Freilich meint sie - und das macht die Sache dann rund - damit nicht die deutschen Sicherheitsorgane in toto, sondern allein die in Sachsen. "Was ist denn da schon wieder in Sachsen los? Irre", twitterte der sozialdemokratische Verteidigungsexperte Johannes Kahrs.

Die im Osten haben es wieder einmal verbockt. Sie kennen sich eben einfach nicht aus mit den Flüchtlingen. Sie haben zu wenig davon im Land. Am Ende hätten sie wohl, wäre es nicht zum Selbstmord gekommen, gar noch geglaubt, Jaber Albakr könne "auspacken". Unvorstellbar im Jahre 2 der deutschen Willkommenskultur.

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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Gerhard Sponsel Lemvig / 14.10.2016

Gut das sich der von den Flüchtlingen festgenommene zukünftige Selbstmordattentäter in seiner Zelle nicht erschoßen hat. Als sich damals, im deutschen Herbst, in Stuttgart - Stammheim sich die bei den 68er hoch angesehenen RAF Terrosristen erschoßen haben, sprach der Anwalt Schilly, der später Innenminister der BRD wurde, von Siegerjustiz. Zeiten der Erinnerung: Um das im deutschen Gutbürgertum hoch umstrittenen Hochsicherheitsgefängnis durchzuboxen, hat der BND mit einem Radlader in die Außenmauer des Provinzgefängnis in Celle ein Loch gerissen. Diese Aktion hat man dem Volk aus Befreiungsaktion der RAF für einen dort einsitzenden Sympatisanten “verkauft”.  Ratzfatz wurde das Hochsicherheitsgefängnis hochgezogen damit sich darin die RAF-Mörder mit Pistolen erschießen konnten. Das haben die Sachsen damals nicht verbockt. Damals waren sie noch im Arbeiter und Bauerstaat gnadenlos weggesperrt.

Michael Post / 14.10.2016

Hat Claudia Roth denn noch nicht Blumen und Kerzen an der Gefängnismauer ausgestellt? Zweifellos gilt es, den Selbstmord eines Untersuchungshäftlings zu verhindern und eine lückenlose Überwachung ist per se im Falle eines Menschen notwendig, der schon durch die Art seines vermutlich geplanten Verbrechens die Bereitschaft bekundet, sein Leben wegzuwerfen. Das hier einiges offensichtlich schiefgelaufen ist, ist das eine. Das andere - und heute leider typische - ist die verkehrte Richtung der Aufmerksamkeit: Ein Mensch, nein - Steigerung - ein Flüchtling hat sich zu Tode gebracht und andere (Deutsche) sich daran schuld und zwar solche, die eh schon in schlechtem Ruf stehen (Sachsen). Die ganze moralinsaure Empörung unterschlägt aber, daß der Verdächtige möglichst viele seiner Gastgeber töten oder zumindest verstümmeln und verletzen wollte, daß also der jetzt Bedauerte zum Massenmörder an den ihn Bedauernden werden wollte. - Man kann und sollte nachdenken. Aber das Nach-Denken hält mit der Hysterie nicht Schritt.

Fritz Helden / 14.10.2016

Jaber Albakr zum “Auspacken” zu bewegen, hätte wohl nur mit Folter geklappt, aber die ist nun mal bei uns verboten. Also bliebe vielleicht eine Tasse Kaffee und ein Törtchen zum vertraulichen Gespräch. Generalstaatsanwalt Klaus Fleischmann hat Vorstellungen von einem universal-mordbereiten Deutschfeind, die bestätigen die ganze dümmliche Naivität der nun fassungslosen rechtsstaatstreuen Schnappatmer.

Florian Bode / 14.10.2016

Der hätte sicher “ausgepackt” und dann kommt der Weihnachtsmann auf dem Osterhasen hereingeritten. Ein Selbstmordattentäter, der Selbstmord begeht. Unfassbar! Wir werden von einer Bande gutgläubiger Naivlinge oder bösartiger Lügner regiert, you name it.

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