Peter Grimm / 29.07.2018 / 16:30 / 40 / Seite ausdrucken

Die richtige Entscheidung zur „Dreckskultur”

Wenn man in dieser komplexen Welt Orientierung braucht und wirklich ganz genau wissen will, was gut und was böse ist, dann ist ein Griff zur taz hilfreich. Auch, um zu erfahren, woran das Land wirklich krankt, falls man zu lange Berührung mit Menschen hatte, die in grenzenloser Zuwanderung ein Problem sehen oder falls man vielleicht gerade selbst einem der seltenen unaussprechlichen Einzelfälle ausgesetzt war.

Die taz weiß beispielsweise ganz genau, dass derzeit die Sprachverrohung das gesellschaftliche Klima vergiftet. Wie heißt es so schön in einem Kommentar:

„Auf der Schattenseite der Menschlichkeit lauert die Unmenschlichkeit. Neuerdings nagt sie wie ein Biber am Sprachgerüst. Denn dies ist eine Geschichte des Verlusts, die Worte sollen umgedeutet und um ihre Resonanz gebracht werden, sie sollen nicht mehr schwingen. Jetzt gilt: Ein Opfer, wer Mitmenschlichkeit gut findet.“

Eigentlich unglaublich, dass die taz, die sich sprachlich so hochsensibel an die Seite der Mitmenschlichkeit stellt, Gegenstand einer Beschwerde beim Deutschen Presserat sein konnte. Doch zehn Beschwerdeführer hatten etwas vorgebracht, über das sieben Männer und eine Frau in der Beschwerdesache 0917/17/2-BA befinden mussten. Den Sachverhalt fassten die Redakteure, Journalisten und Vertreter der Zeitungsverleger in klarem Protokolldeutsch so zusammen:

„TAZ Online veröffentlicht am 22.10.2017 unter der Überschrift „Deutsche, schafft euch ab!“ einen Beitrag in der Kolumne Habibitus. In dem Beitrag geht es um die Deutschen und ihr Verhältnis zum Islam. Die Autorin beschreibt Thilo Sarrazin folgendermaßen: „Ein rechter Lauch, der gerne viel Scheiße labert, wenn der Tag lang genug ist“. Die Autorin verwendet für die Deutschen durchgehend den Begriff „Kartoffeln“. Außerdem enthält der Beitrag die folgenden Passagen: „Der deutsche Hass auf Muslim_innen und die Paranoia vor einer – was auch immer das sein soll – Islamisierung der deutschen (wortwörtlich) Dreckskultur hält Kartoffeln davon ab, ein schöneres Leben zu führen“ und „Sarrazin hat auf 464 Seiten Verantwortliche für die Abschaffung Deutschlands gesucht, aber die größte Problemkindergruppe vergessen: die Deutschen selbst. Sie schaffen sich selber ab. Ich hoffe, sie beeilen sich.“

Über den Beitrag beschweren sich zehn Beschwerdeführer. Sie sehen darin Volksverhetzung, Beleidigung und einen Angriff auf die deutsche Gesellschaft. Es handele sich um eine Hassrede. Der Artikel sei von einem enormen Rassismus getragen. Außerdem werde die Person Thilo Sarrazin bewusst geschmäht und verächtlich gemacht.“

Täter-Opfer-Umkehr

Man muss sich eigentlich nicht wegen jeder entgleisten Polemik beim Presserat beschweren, aber „Dreckskultur“ und die Forderung an die Angehörigen eines Volkes sich abzuschaffen, ist natürlich nicht ohne, zumal in einem Blatt, das sich so penibel um politisch-korrekte Sprache kümmert.

Was sagt also nun die taz vor dem Presserat? Sie versteckt sich immerhin nicht hinter formaljuristischen Formeln, stattdessen übermittelt der Justiziar des Hauses eine Stellungnahme der Autorin. Versteht sie, warum sich manche Leser empören? Begreift sie, dass die Angehörigen einer Ethnie den Aufruf, ihr eigenes Volk selbst abzuschaffen, mithin auszulöschen, nicht besonders witzig finden? Erkennt sie an, dass Deutsche, die ihre Kultur bewahrt wissen wollen, so wie Angehörige eines jeden anderen Volkes auch, deshalb noch lange keine Nationalisten oder Rechtsextreme sind? Klärt sie Missverständnisse auf? Als Antwort auf all diese Fragen hier ein paar Auszüge:

„Meine Kolumne stellt […] nicht nur juristisch keine Volksverhetzung dar. Vielmehr stellt es auch eine groteske begriffliche und historische Verdrehung dar, den [Volksverhetzungs-] Paragrafen zum Schutz der Mehrheit anwenden zu wollen. Gerne verweise ich auch auf die Einstellung der Hamburger Staatsanwaltschaft vom 15. Februar 2017, die der Bezeichnung ‚Köterrasse‘ als Bezeichnung für Deutsche weder Volksverhetzung, noch eine Beleidigung entnahm.

Diese Art der Täter-Opfer-Umkehr erinnert an einen klassischen Topos revisionistischer und rechtsextremer Propaganda seit (mindestens) 1945, mit dem alle Zuschriften mehr oder weniger offen hantieren: die Mehrheit soll und muss geschützt werden. […] Rassismus ist jedoch ein Phänomen, welches so unauflöslich mit Machtstrukturen in der Gesellschaft verwoben ist, dass es gegen Deutsche schlichtweg nicht existiert. Ebenso wenig kann – wie in den Mails behauptet – eine Mehrheit („die Deutschen“) diskriminiert werden. […]

Es geht den Beschwerden nicht darum, vermeintliche Diskriminierungen zu enttarnen und zu bekämpfen, sondern mich als – linke, feministische, post-migrantische, queere, also insgesamt aus einer Marginalisierungsperspektive schreibenden – Journalistin in meiner Arbeit zu (be)hindern. Dieser Eingriff in die Pressefreiheit sollte bei weitem mehr Besorgnis erregen als eine polemische Kolumne aus einer linken Tageszeitung.“

Kein Rassismus bei der „Köterrasse“

In der Welt der „linken, feministischen, post-migrantischen, queeren, also insgesamt aus einer Marginalisierungsperspektive schreibenden Journalistin“ kann es keinen Rassismus, keine Menschenverachtung gegen diese „Köterrasse“ geben, solange deren Selbstabschaffungsprozess sie noch nicht zur Minderheit im eigenen Lande gemacht hat. So muss man sie doch verstehen, oder?

Und wie urteilte der Presserat?

„Der Beschwerdeausschuss erkennt in der Berichterstattung keinen Verstoß gegen die Ziffer 9 des Pressekodex. Bei dem Beitrag handelt es sich um ein Meinungsstück. Die Verfasserin äußert ihre Meinung sehr pointiert und überspitzt. Dies ist im Rahmen der Meinungsfreiheit jedoch zulässig. Meinungsfreiheit im Sinne des Grundgesetzes bedeutet auch, Meinungen auszuhalten, die der eigenen Auffassung widersprechen. Eine Ehrverletzung sehen die Ausschussmitglieder nicht.“

Eine richtige Entscheidung. So verletzend diese taz-Kolumne für manche Eingeborene auch gewesen sein mag – die Meinungsfreiheit ist ein viel zu hohes Gut, das man nicht wegen Befindlichkeiten in Frage stellt. Es ist doch zudem richtig und wichtig, wenn die Dinge klar beim Namen genannt werden. Es gibt doch auch deshalb keinen echten Diskurs, weil die Dinge nicht mehr ausgesprochen werden. Störende Fakten wie auch störende und verstörende Meinungen. Es ist doch gut, zu wissen, welcher Hass auf „Köterrasse“ und „Dreckskultur“ unter Migranten und auch Nicht-Migranten vorhanden ist, denen es eben nicht um vielfältiges und buntes Miteinander geht, wie allen gern wohlwollend unterstellt wird. Solche klaren Worte sollten keine Rügen vom Presserat bekommen. Andere klare Worte auch nicht, egal in welche Richtung sie zielen, solange sie nicht strafrechtlich relevant sind, aber dann muss sich eh die Justiz darum kümmern. Es mag zwar manchmal unangenehm sein, aber jede ehrliche Hassrede ist besser als der verlogene, beschönigende Wortnebel aus der betreuten Formulierungswerkstatt. Letzterer nährt nur Illusionen.

Dieser Text erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Joachim Lucas / 29.07.2018

Danke für diese Information. Man muss sich dazu nicht mehr äußern. Diese Frau hat den höchsten Grad intellektueller Verblödung erreicht. Oder es ist ein Schaltfehler. Möglicherweise kann man es auch mit Sigmund Freud erklären. Dann hätte ihr Vater einiges bei ihr angerichtet. Und die TAZ zieht solche Leute offensichtlich an.

Peter Gruber, Berlin / 29.07.2018

Der - wie die überwiegende Mehrheit der etablierten deutschen Medien - links versiffte Presserat ist nicht der richtige Adressat für Protest gegen diesen Artikel, bringt ihn und seinen/e Autor/in (er/sie bezeichnet sich ja selbst als “genderfluid”!!) bitte bei der Staatsanwaltschaft Berlin zur Anzeige (er ist noch nicht verjährt) - Gerichte sollen entscheiden ob das Volksverhetzung ist oder nicht ...

Rudolf George / 29.07.2018

Was die gute Dame propagiert, ist nichts anderes als die Abschaffung der Menschenrechte, denn diese gelten allgemein, uneingeschränkt und bedingungslos, also nichts von „kommt darauf an, ob man zur Mehrheit oder Minderheit gehört“. Was sie faktisch verlangt, ist ein PRIVILEG, d.h. sie bedingt sich ein Vorrecht aus für ihren multiplen Minderheitenstatus. Willkommen zurück im Mittelalter, die Aufklärung hat nie stattgefunden!

Peter Swoboda / 29.07.2018

Da wurde einer fletschenden, geifernden Straßenköter_in übel mitgespielt. Die Betroffene ist offensichtlich interlektuell nicht befähigt über den Tellerrand zu blicken, deshalb hat man sich jeglichen Diskurs erspart. Diese Reaktion leuchtet ein, da dieser Umstand anhand ihrer Argumentation und Wortwahl sowieso für jedermanns sofort erkennbar ist und es zwecklos erscheint in eine zu komplexe Diskussion einzusteigen. Ja, fast könnte man Mitleid verspüren.

Sabine Heinrich / 29.07.2018

Korrektur: Durch den Beitrag von Herrn Hermann habe ich bemerkt, dass mir ein Irrtum hinsichtlich der Person der “Kartoffelhasserin” unterlaufen ist. Es ist ja noch viel schöner als gedacht - nicht etwa eine stehengebliebene Alt-68erin hat so harmonische Worte für uns und unser Land gefunden, sondern ein 27jähriges iranisches Gör (in Norddeutschland aufgewachsen) - das darf ich doch jetzt sagen? - das noch nicht die schlimmste Phase der Pubertät überwunden hat; die Phase, in der manche aggressiv, ordinär, unberechenbar und einfach nur unerträglich sind. Möge es Frau Y. vergönnt sein, demnächst einmal erwachsen zu werden und mit den Problemen, die sie offensichtlich mit sich selbst hat (kann ich verstehen; ich habe Fotos von ihr im Internet gefunden), z.B. mit professioneller Hilfe zu Leibe zu rücken. Sollte sie das nicht wollen, empfehle ich Laie_*in ihr, unserem garstigen Land mit seinen unerträglichen Kötern umgehend ADIEU zu sagen - zu ihrem eigenen Wohle und dem ihrer sensiblen, empfindsamen Seele. Übrigens: 27 ist ein gefährliches Alter…Mehr sag’ ich jetzt mal nicht…! ;-)

Sabine Schönfelder / 29.07.2018

Die TAZ würde ich ausschließlich dazu benutzen, um mir den Hintern abzuwischen. Während dieser Tätigkeit korreliert die äußere Anwendung mit dem geistigen Inhalt dieser Zeitung. Danach genüßlich im Klo runterspülen und der Tag ist dein Freund!

Dirk Jungnickel / 29.07.2018

@Sabine Heinrich Na, na, na , wer wird da gleich Umkehrschlüsse ziehen. Das geht nun m. E. gar nicht.  Sie können sich doch nicht ernsthaft mit einer taz - Kolumnisten vergleichen !  Aber ich will es an einem Beispiel deutlich machen.  Wie Sie wissen, stehen besondere Spezies unter Naturschutz.  Dieser Naturschutz gilt für gefährdete Arten. Es gibt da diverse Grade.  Wenn es ums pure Überleben der Spezies geht,  sind bei Nichtbeachtung der Naturschutzgesetze sehr hohe Strafen resp. auch Knast angedroht. Wie ich meine zu recht. Sie ahnen inzwischen, worauf ich hinaus will ? Richtig, Migranten sind allesamt hochgradig gefährdete Menschen, auch wenn sie noch gar nicht eingewandert sind, also nur einen potentiellen Status haben. Mir sträuben sich die Finger über den Tasten, wenn ich wiederholen möchte, was Sie denen für Unflat an den Kopf zu werfen bereit sind.  Wollen sie wirklich wegen denen Knast riskieren ??????  Da würde Ihnen keine Pressrat zur Seite springen und sie kein Anwalt herausboxen ....

Martin Landner / 29.07.2018

Es ist Zeit, vor das Verlagsgebäude der Taz zu ziehen & eine Demo gegen Rassismus abzuhalten. Vielleicht mit Schildern wie “Isis = Racist”, “Taz = auch”. Wer kommt mit?

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