Julian Marius Plutz, Gastautor / 04.03.2021 / 11:00 / 34 / Seite ausdrucken

Die Rettung naht: „Gay Games“ vielleicht in München!

Offenkundig habe ich eine neue Profession. Denn, ob ich es mag, oder nicht: Ich bin schwulenbewegt. Ja. Also, nein. Ich bewege mich zwar nicht besonders schwul, wie auch immer das im Detail gehen soll, aber dennoch bewegen mich Themen rund um Homosexualität. Doch nicht etwa, wie viele Linke das Thema angehen und Schwule zu Kuschelmenschen degradieren, die wie Tiere, drohen, auszusterben und schützenswert seien. Inzwischen kann ich mich ganz gut selbst verteidigen, danke. Und wenn Sie wirklich seltene Lebewesen retten wollen, empfehle ich eine Spende an die Deutsche Wildtierstiftung.

Dieses Thema treibt mich um, wie es bedeutungsschwangere Politiker gerne formulieren. Denn wo am wenigsten Schwulenfeindlichkeit herrscht, wollen Social Justice Warrior sie am heftigsten bekämpfen. Was auf eine Art praktisch ist: Denn kann man einen Kampf gegen Niemanden, trotz eklatanter Wehrlosigkeit, kaum verlieren. So doof können sich die Protagonisten gar nicht anstellen. Der Applaus und das lächelnde Nicken selbstzufriedener Grünbürgerlichen ist ihnen gewiss. Und der SZ Artikel folgt.

Gut gemeint ist selten gut gemacht

Wo wir bei meiner zweiten neuen Profession angelangt sind: Rezensent der Süddeutschen Zeitung. Noch nie fühlte sich ein 30-tägiges Probeabo so lang an. Und kaum ein Tag vergeht, wo ich nicht über irgendwelche Sonderbarkeiten stolpere, sehen Sie hier, oder hier. Heute fand ich wieder so eine Merkwürdigkeit. Auch dieses Mal gibt sich die „Alpen-Pravda“ als eine journalistische Zumutung aus, die aber immer die brandheißen Neuigkeiten parat hat:

München habe „Gute Chancen auf Gay Games“. Auf bitte was? Welchen Schwulentrend habe ich schon wieder verpasst? Homosexuelle Videospiele? Schwules Trivial Pursuit? Eine neu erfundene Sportart nur für die geneigten Teilnehmer?! 

Die letzte Beschreibung kommt den „Gay Games“ am nähesten. Und der Hintergrund ist durchaus ernst. Die Spiele gehen auf den Schwulenaktivisten Tom Wadell zurück, der 1980 die Veranstaltung ins Leben rief. Ziel war die Schaffung eines Sportereignisses, das frei von Schwulenfeindlichkeit sei. Tatsache. Leider ist aus der guten Absicht eine Veranstaltung geworden, die frei von interessierten Zuschauern ist. Aber das nur am Rande.

Save Spaces sind für Randgruppen wichtig, keine Frage. Aber eine internationale Sportveranstaltung, die an den Olympischen Spielen angelehnt ist, hat auch immer eine Außenwirkung. Doch welcher Eindruck soll hier entstehen? „Da es so viel Schwulenfeindlichkeit gibt, machen wir unser eigenes Olympia?“ Das klingt für mich nach Appeasement. Warum sollte ich an etwas nicht teilnehmen, weil ein paar Leute mich hassen, weil ich so bin, wie ich bin und mir stattdessen eine rosa Scheinwelt aufbauen? So erschafft man eine Welt, die mit der Realität nichts zu tun hat. 

So wird München endlich „froh und heiter

Nun hat also München, genauer gesagt, das Münchner Olympiastadion, gute Chancen, 2026 den Zuschlag für die Spiele zu bekommen. Wie 1972, schwärmt der SZ Journalist. Hatten sich die Spiele von damals doch „selbst das Motto gegeben, fröhlich und heiter zu sein, was dann durch das Attentat palästinensischer Terroristen auf jüdische Sportler auf schreckliche Weise konterkariert wurde.“ Ja, ja, damals war das Motto schon wie die Schwulis sind. Immer heiter, immer froh. Alle sind sie wie Dirk Bach, Hella von Sinnen und Hape Kerkeling. Blöderweise wurde diese sakrische Fröhlichkeit durch diesen lästigen Anschlag gestört. „Und doch bleiben von damals auch die farbenfrohen Bilder dieser 'Regenbogenspiele' im Gedächtnis, die voll im Trend der Siebzigerjahre lagen und gut zum aufkommenden Farbfernsehen passten“, so der Artikel weiter. Gott sei Dank konnte man das Blut der Opfer in Farbe sehen. 

2026 nun wird München vielleicht wieder „fröhlich und heiter“. Endlich. Bis dahin müssen sich die Bewohner jedoch noch gedulden und mit ihrem Trübsal umgehen. Aber dann, mit den Gay Games, strahlt München endlich wieder unter dem Regenbogen. Nur die elf toten Juden und die eine tote Polizistin, die bei dem islamischen Anschlag 1972 starben, lassen wir dieses Mal weg. 

Everybody’s Kuschelmensch wird zu Everybody’s Depp

In einer Stadt, die zu den schwulen Hochburgen in Deutschland gehört, ein Event für Gays und deren Rechte, Unterdrückung und was weiß ich noch, zu veranstalten, ist ungefähr so sensationell, wie am Karfreitag Fisch zu essen. Es handelt sich hier um eine reine Symbolveranstaltung von und für Funktionäre, die sich danach loben können, was sie denn schrecklich Tolles für die Toleranz getan haben. Traumschön. 

Wie wäre es, die Gay Games in Katar zu veranstalten? Die Islam-Diktatur gilt seit Jahren als Sehnsuchtsort für den Profisport. Das Schwulenevent dort zu organisieren, wäre mehr als nur Symbolik. Hier ginge es um wirkliche Unterdrückung von Homosexuellen. Und wenn schon München, dann könnte man wenigstens die Eröffnungsrede in der Al-Mahdi-Moschee abhalten, in der ein irrer Imam schon mal von der „Krankheit Homosexualität“ spricht, die man heilen müsse. Hier besteht noch am ehesten Aufklärungsbedarf. Dies sagte übrigens ein „liberaler“ Prediger. Was sprechen dann wohl die illiberalen Imame aus?

Aber im Ernst: Der Kampf gegen Schwulenfeindlichkeit braucht keine Extra-Events, wie Gay Paraden oder Gay Games. Eine Einbettung in die tägliche Selbstverständlichkeit, oder besser, in Gleichgültigkeit der Mehrheitsgesellschaft genügt. Doch das ist für die Social Justice Warriors zu wenig, beraubt es sie doch ihrer ganzen Existenz. Eines kann ich Ihnen versichern: Niemand will everybody’s Kuschelmensch sein – am wenigstens für Aktivisten, die sich daraus definieren. Everybody’s Kuschelmensch wird auf kurz oder lang zu everybody’s Depp. 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Neomarius.

Foto: BikerFan22 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Claudius Pappe / 04.03.2021

Ich bin dafür das wir die ” Spiele der alten weißen Männer ” demnächst in Berlin-Kreuzberg abhalten. Zugelassen sind nur weiße Männer ab 60 mit gültigen grünem Impfpass.

Franz Reinartz / 04.03.2021

Es ist aber SJWs - egal welcher identitären Richtung - immer am liebsten, gegen Windmühlen zu kämpfen oder wahlweise offene Türen ein zu rennen. Denn es geht denen ja gar nicht darum, wirkliche Missstände zu identifizieren und dann wirksam an deren Beseitigung zu arbeiten - mit der Betonung auf arbeiten, sondern darum, mal so gepflegt Haltung gezeigt zu haben. Dazu gehört eben dann auch mal eine Sportveranstaltung unter der Regenbogenfahne.

Ferdinant Katz / 04.03.2021

Die Gay-Szene in Deutschland wird seit einigen Jahren von einer sehr ungesunden politischen Instrumentalisierung heimgesucht. Da wird einem schon Mal das “schwulsein” abgesprochen wenn man nicht die erwünschte Meinung kundtut. Ein Bekannter drückte es mit deutlichen Worten aus” Was ich mir als Homosexueller wirklich wünsche ist Gleichgültigkeit und vielleicht ein bisschen Akzeptanz. Das was selbsternannte Krieger für Gerechtigkeit wollen ist Aufmerksamkeit für ihr Geschrei und es ist für diese Leute einfach kein denkbares Konzept das sie anderen Menschen damit auf den Sack gehen und somit der Sache mehr Schaden als Nutzen.”

Volker Kleinophorst / 04.03.2021

Die permanente Klage: Die Schwulen werden ausgegrenzt. Gay Games? Wer grenzt sich denn hier aus? Aber das ist ja alles Funktionärsgelalle. Ich kenne doch einige Schwule. Keiner ist ist irgendeiner politischen Gruppe organisiert. Komisch, oder? Ist wie mit den Corinna-Toten. Man liest davon, kennt aber keinen. Was ich bei Schwulen allerdings auffällig finde, ihre “Affinität” (Sie wissen schon: was ein Affe nie tät; Kandi in Two and a half man) zum islamischen Mann, der sich aber im wesentlichen auf den beschnittenen… beschränkt. Nun könnt man auch an der Stelle ja sagen, das ist aber homophob, so was zu schreiben. Nur ist es eben so. Das denke ich mir nicht aus. Und eine Gefahr für Schwule wollen gerade viele Schwule nicht sehen. PS.: Sie glauben nicht, wie viele Stricher Moslems sind.

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