Oh Wahnsinn, diese Zeit. Welch geistiger Reichtum. Welche Gedankenwelt. Welche Fragen gestellt wurden. Die Romantik. Wer sich dafür interessiert, wird fündig. Der wird geistig satt. Der findet jeden Denkansatz. Der trifft nicht nicht auf Borniertheit, nicht auf Denkverbote. Es wurde gedacht, gefühlt, erahnt, spekuliert, wahrhaft philosophiert. Den Griechen ebenbürtig. Ein Feuerwerk an Geistigkeit. Welch geistig arme Zeit dazu heute im Vergleich. Was gäbe ich für ein Belauschen eines kurzes Gespräches mit Teilnehmern wie Goethe, Novalis, Schiller, Brentano. Und vor allen Anderen mit Goethe. Goldene Epoche. Unvorstellbar eine Zusammenkunft dieser Leute zu etwa gleicher Zeit an einem Ort. Dieses war die Hochzeit des geistigen Lebens in Deutschland. Es gäbe danach nur noch wenige würdige Nachfolger. Aber es gab sie.
Danke, Frau Lengsfeld, endlich mal etwas Erbauliches… Nicht nur Frau Özoguz sollte das lesen, sondern auch die Kanzlerin und ihre Paladine. Denn, wie Sie schreiben: „Die damalige Zauberformel lautete: Freiheit des Denkens. Dort, wo aufgeklärte Monarchen herrschten, bildeten sich Cluster aufgeklärter, kreativer Männer und Frauen.“ Und: „Man traf sich zum Mittagessen… Dabei wurden kontroverse Meinungen ausgetauscht, ohne dass der Kreis auseinanderflog.“ Das klingt heute wie ein Märchen. Dabei wäre genau dies ein wunderschönes Beispiel dafür, was wir im positiven Sinne aus unserer Geschichte lernen könnten und zugleich ein ECHTER Beitrag zur angekündigten, verschärften „Demokratieerziehung“, die in Wahrheit das exakte Gegenteil darstellt, weil sie die freie Meinungsbildung im Keim erstickt. Die Unterdrückung der freien Geister hat aber höchstens zu einem (freilich bewundernswerten) Improvisationstalent, aber noch nie zu wirklichen Höhenflügen und Fortschritten einer Nation geführt. Gerade Leute wie Frau Merkel sollten das eigentlich wissen.
Nicht zu vergessen: Die Gründung der “Urburschenschaft” am 12. Juni 1815. “ZEIT” vom 23.07.15 “Still senken sich vor dem Gasthaus die Fahnen der Landsmannschaften zum Zeichen ihrer Auflösung. Dann verliest der Theologiestudent Karl Horn die Verfassung der Burschenschaft, die nach demokratischer Abstimmung angenommen wird. Die Schrift ist nicht revolutionär, doch sie enthält Passagen, die aufhorchen lassen. Alle Mitglieder der Burschenschaft seien gleich, es gebe keine Unterschiede qua Geburt. Für die “Freiheit und Selbstständigkeit des Vaterlands” wollen die Studenten einstehen. Das deutsche Volk solle geschützt werden “gegen die schrecklichste aller Gefahren, gegen fremde Unterjochung und Despotenzwang”. Nur vier Tage nachdem die Bundesakte auf dem Wiener Kongress verabschiedet worden ist, der die feudalen Strukturen in Deutschland zementieren soll, strebt hier eine Avantgarde nach politischer Mitbestimmung.”
Sehr geehrter Herr Wohlan Precht, der Wind of Change wird über Größen wie die der Ex von Ex Kulturstaatsminister Naumann (!!!) hinweggehen und nur wenig Notiz nehmen. Dafür mehr die Menschen, die künftig mit ihr zu tun haben müssen. Unwissenheit ist heilbar, Dummheit nicht.
Herzlichen Dank, Frau Lengsfeld, für diese interessante Leseempfehlung. Geben Sie sie bitte auch an alle erreichbaren Deutschlehrer weiter, denen Goethe oft nur noch als Namensgeber ihrer Schulen flüchtig bekannt ist. Und in einer Talkrunde mit Herrn Sarazzin nach dessen erster verrufener Bucherscheinung rühmte sich Herr Friedmann öffentlich, das Gedicht “Wanderers Nachtlied” nicht zu kennen. Voller Stolz über das eigene Unwissen blendete man eine Reihe von Deutschlehrern an verschiedenen Goethegymnasien ein, die dieses weltberühmteste Gedicht des weltberühmtesten Deutschen noch nie gehört hatten. Auf diese Weise meinte man Herrn Sarazzins Einstellung zur deutschen Bildungsmisere konterkariert zu haben! - Auch der trostlose Zustand der Allgemeinbildung gehört zum Erbe der Achtundsechziger und zum Sündenregister der verblasenen Salonlinken im Bildungs- und Kulturbereich.
Dann sollte man diesen Roman Frau Özoguz, gefesselt an einen Stuhl, zur Erweiterung des Kleingeistes, vorlesen. Wohlan…
Liebe Frau Lengsfeld, vielen Dank für den Literaturhinweis. Bücher anschaulich vorstellen können Sie also auch. Und zwar hervorragend. Da werde ich mir das Buch wohl kaufen müssen.
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