Weihnachtszeit reimt sich auf Kontoüberziehung und Kreditkartenstrapaze, jedenfalls liegt eine Stimmung von hysterischer Finanzlochstopfung in der Luft, und manchmal muß man ganz rasch etwas einzahlen. Da ist die Postbank das Institut der Wahl, denn erstens hat die Postbank die Echtzeit-Überweisung eingeführt und damit dem Faktor Zeit im Geldgeschäft eine noch phantastischere Dimension gegeben, und zweitens verfügt sie über das dichte Filialnetz der deutschen Poststellen, welche in diesen Tagen an den langen, bis aufs Trottoir hinausreichenden Warteschlangen vor den Schaltern besonders leicht zu erkennen sind.
Allerdings wurde das Netz der Poststellen während der letzten Jahre ziemlich ausgedünnt und umgestaltet: hier versieht ein Schreibwarengeschäft den Postdienst mit, dort sind nur noch Räumlichkeiten von Kioskgröße in Betrieb. Egal, sagt sich der Postbank-Kunde, der hier spricht; Hauptsache, das Geld kommt schleunigst auf das tief überzogene, darbende, mahnschreibenumrankte Konto. Eile ist wirklich geboten, aber Eile ist nicht das, was man in einer Postfiliale zur Weihnachtszeit haben sollte.
Ich stelle mich also hinten an mit baren 2000 Euro in den klammen Unternehmerhänden, denn als Freiberufler gehört man für die Postbank allemal zum Mittelstand, und das Konto trägt dann den stolzen Titel ‚Business Giro’. „Professioneller Zahlungsverkehr für Ihr Unternehmen“, lautet der Werbeslogan, den ich monatlich mit 9 Euro 90 mitfinanziere – soviel kostet das Konto nämlich für Leute, die weniger als 5000 Euro durchschnittlichen Habensaldo aufweisen, und davon sind wir, mein Konto und ich, leider um das Doppelte entfernt.
Die Szene spielt übrigens an einem Flughafen; Berlin-Tegel, um genau zu sein – auch dort wurde das einstmals stattliche Postamt zu einer irgendwie behelfsartigen Annahme- und Ausgabestelle degradiert, in der sich zwei Angestellte an einem Schalter vor konstant zwölf wartenden Kunden abmühen. Da nun die Reihe an mir ist und ich meine Barschaft aufblättere, wird mir mitgeteilt, daß Postfilialen mit nur einem Schalter seit Beginn dieses Monats nicht mehr als eintausend Euro pro Kunde entgegennehmen.
Was der Grund sei? Sicherheitsbedenken. Also bitte, protestiere ich: Wir befinden uns im inneren Bereich eines Flughafengebäudes, durch die Gänge patrouilliert pausenlos Polizei. Nichts zu machen. Tausend Euro und keinen Cent mehr. Wahrhaftig: die Postbank ist die erste Bank der Welt, die Geld für eine so gefährliche Sache hält, daß sie es nur noch begrenzt annehmen mag. Wer hätte das gedacht, daß der Zusammenbruch des Kapitalismus’ so beginnen würde?