Quentin Quencher / 15.12.2015 / 09:00 / 0 / Seite ausdrucken

Die Populisten

Die Populisten sind Zwillingsbrüder. Keine eineiige, sie sehen sich zwar zum verwechseln ähnlich, doch beim genaueren hinsehen sind sie sehr verschieden. Sie haben die gleiche Eltern, logisch, das gleiche Alter und auch ihr Spielsachen sind die gleichen. Ihre Namen sind K. und A. Beide wurden sie lange von der Mutter gestillt, fast zwei Jahre lang, und es hatte jeder von ihnen die Vorliebe für eine bestimmte Brust der Mutter. K. immer rechts, A. immer links, wenn man es aus Sicht der Mutter sieht, aus Sicht der Kinder natürlich umgekehrt.

Deshalb macht es für diese Beschreibung keinen Sinn eine politische Assoziation zu bemühen, die rechts-links Unterscheidung hat mit der Perspektive zu tun, und die ist eben je nach Standpunkt verschieden. Was für die Mutter rechts ist, ist für die beiden Populisten links, es macht also wirklich keinen Sinn, zu sagen, an welcher Brust K. und an welcher A. gestillt wurde. Für uns genügt es vollkommen, zu wissen, dass sie immer nur an der jeweils gleichen waren. Kam es vor, dass es die Mutter verwechselt hatte, sie A. an K.s Brust anlegte, und umgekehrt, so verweigerten sich die Babys, sie schrien und protestierten. Schnell wurde dann gewechselt.

Nur waren die beiden Brüste nicht gleich ergiebig, Brüste sind nie genau gleich, die die näher am Herzen liegt, ist immer etwas größer als die andere. Auch dieser Unterschied ist nur bei ganz genauem hinsehen erkennbar, besser noch beim betasten, dann ist der Unterschied fühlbar. Manchmal, wenn der Ehemann in zärtlichen Momenten die Brüste der Mutter betastet und streichelt, so wird das aufkommende romantische Gefühl sofort durch die Frage der Mutter zerstört: „Kontrollierst du wieder welche Brust die größere ist?“ Ihr ist der Unterschied natürlich immer bewusst, und immer hat sie Angst, andere Menschen könnten diesen, aus ihrer Sicht Makel, erkennen.

Gerade weil sich die Mutter dieser anatomischen und biologischen Umstände bewusst war, versuchte sie die Populistenzwillinge an der Brust zu wechseln, sie wollte sie gleich behandeln, keinen bevorzugen. Doch die beiden verweigerten sich, ein jeder wollte an seine Seite. Auch als dann langsam die Muttermilch versiegte, zuerst auf K.s Seite, und nur noch eine Brust gegeben werden konnte, wollte K. keineswegs an der anderen Brust gestillt werden. Er gab sich scheinbar mit der Flasche zufrieden, in Wirklichkeit aber wurde sein Selbstbild bestätigt, wonach er der benachteiligte ist. Schon vorher hatte er weniger Muttermilch abbekommen, da eben die Mutterbrust auf seiner Seite nicht so ergiebig war. Nie mehr konnte er Vertrauen zur Mutter aufbauen, aus einer Trotzhaltung erwuchsen Überzeugungen.

Heute nun, beide Populisten sind erwachsen, sind diese frühkindlichen Prägungen immer noch wirksam. K. misstraut der Mutter, beäugt sie kritisch, während A. Vertrauen zu ihr entwickeln konnte. Sitzen beide nun an Stammtischen mit anderen Leuten, mit ihren Freunden und Nachbarn, dann schauen sie den Menschen aufs Maul, wie man so sagt. Da sie Populisten sind, ist es ihre Natur dies zu tun. Doch sie nehmen das Vernommene völlig unterschiedlich war. Während K. hinter allem Geäußerten eine Niedertracht und Böswilligkeit vermutet, entdeckt A. darin tiefere Wahrheiten. Es ist eine Verleumdung, unterstellt man den Populisten, egal welchem, es ginge ihnen im Wesentlichen um die Wirkung der eigenen Worte aufs Volk. Dies kommt erst viel später, wenn sie die gewonnenen Erkenntnisse mit eigenen Interessen verknüpfen.

K. misstraut der Mutter und bekämpft sie nun um sich für vergangene vermeintliche Missachtung zu rächen, er möchte sie belehren und in eine neue Rolle zwingen. A. vertraut ihr und möchte sie beschützen und ihr eine Stimme geben. Beide Populisten sehen sich sehr ähnlich, aber nur auf den ersten Blick. Den entscheidenden Unterschied erkennt man in ihrem Verhältnis zur Mutter.

Auch erschienen auf Quentin Quenchers Blog" target="_blank" >http://glitzerwasser.blogspot.de/"> Glitzerwasser

 

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