Thilo Schneider / 14.08.2020 / 10:00 / Foto: Pixabay / 97 / Seite ausdrucken

Die Penisstadt

Die Temperaturen sind im Sommer erfahrungsgemäß heiß, wer also nach draußen geht, sollte einen hohen Sonnenschutzfaktor, eine Kopfbedeckung und ein tapferes Klimaplakat mit sich herumtragen. Weil sich das dann prima über den Kopf halten lässt, wenn die Sonne herunterbrutzelt. Was passiert, wenn Sie das nicht tun und zu allem Unglück auch noch eine Feminismus-Infektion hinzukommt, hat unlängst der Fall Leslie Kern gezeigt. 

Leslie Kern ist nämlich, wie könnte es auch anders sein, Professorinnende für „Gender Studies“ an der Mount Allison Universität im hübschen Städtchen mit dem sexistischen Namen „Sackville“ in Kanada, die bisher vor allem für Ornithologen von Interesse war, weil man dort prima Zugvögel  beobachten kann. Also Sackville. Nicht Leslie Kern. Ich erwähne das nur, damit Sie wissen, wo sie auf gar keinen Fall und unter gar keinen Umständen, wirklich niemals, Ihre Kinder studieren lassen sollten. Zumindest die Kinder, denen Sie eine Zukunft wünschen. Aber zurück zum Thema: Leslie Kern hat etwas Schreckliches herausgefunden. Dieser Schrecken hat sie derart geprägt, dass sie sich sofort hingesetzt und ein vielfach unbeachtetes Buch geschrieben hat. Ich kenne das und kann das nachvollziehen: Du willst auf den Wochenmarkt, aber der ist abgesagt, weil Angela Merkel eine Wahlkampfrede halten will. Kohl statt Wirsing. Nicht schön. Da schreibt man dann drüber. 

Ich schweife ab, zurück zu Leslie Kern: Leslie Kern hat, unter welchem Einfluss auch immer, herausgefunden, dass, (Obacht, nicht weiterlesen, wenn Sie gerade ein Getränk im Mund haben. Oder einen Penis. Haben.) Städte sexistisch sind. Jawohl. Städte sind nämlich und männlich Schweine. In Ihrem Buch „Feminist City“ beklagt die beklagenswerte Feministin toxisch-männliche „Hochhäuser, die in den Himmel ejakulieren“. Das geht bereits bei den toxisch-männlichen Architekten los, die bei der Konstruktion eines Hochhauses nicht von Vulva und Eierstockwerken, sondern von „Sockel, Schaft und Spitze“ reden. Wenn das kein Beweis ist – ja was denn dann? Alle diese Städte mit ihren Skyscrapern sagen, laut Leslie Kern, Frauen, die einen veritablen Dachschaden haben: „Dieser Ort ist nicht für Dich“. Natürlich nicht. Wie viele Frauen gehen nachts durchs Frankfurter Bankenviertel und denken sich: „Wow. Ich bin von Penissen umzingelt!“ Und spätestens nach 23 Uhr wird das für die Unvorsichtigen unter den Uterusträgerinnen unter uns dann in der Taunusanlage traurige Wahrheit, wenn sie sehr unvorsichtig sind. 

Eine U- oder S-Bahn in einen Tunnel eindringen sehen

Aber Leslie Kern wäre lieber nicht Leslie Kern, wenn sie nicht eine Lösung parat hätte: „Streicht der Polizei die Mittel und investiert lieber in bezahlbaren Wohnraum und Kinderbetreuung“, schlägt Leslie vor und zuckt dabei nicht einmal mit den kurzen Wimpern. Da hätten die toxisch männlichen Politiker und Städteplaner aber auch allein darauf kommen können. Jede Frau verzichtet nachts gerne auf Polizeipräsenz, wenn sie sich auf den Weg in ihre bezahlbare Wohnung im Ghettoblock am Stadtrand macht. Sie bezahlt sie dann eben auf andere Art und Weise sehr teuer. 

Außerdem stehen laut Frau Kern viel zu viele männliche und viel zu wenig weibliche Denkmäler herum. Aber was will man denn machen? Natürlich wäre es reizvoll, auch der Frau Bismarcks zu gedenken, die den Typen immerhin haushalten und aushalten musste. Aber wer kennt schon Johanna Friederike Charlotte Dorothea Eleonore von Puttkamer? Und wie groß muss der Sockel für eine lesbare Inschrift sein? Wie viel Platz braucht ein Doppeldenkmal von Karoline Amalie von Mehling und Amalie von Colomb, die Zeit ihres Lebens die in sehr eigenwilligem Deutsch verfassten Feldpostbriefe ihres Ehegatten Blücher dechiffrieren mussten? Außerdem war es nun einmal nicht Anna Bertha Ludwig, die die Ludwigstrahlen entdeckte, sondern Wilhelm Conrad Röntgen. 

Ich als toxischer alter weißer Mann muss allerdings Frau Kern auf ein Versäumnis hinweisen: Denn als Ausgleich für die maskulinen Städte mit ihren in den Himmel wachsenden Riesenpenissen haben die Männer die Infrastruktur der Städte weiblich gemacht. Wer von uns Herren dachte schließlich noch nie an Sex, wenn er eine U- oder S-Bahn in ein Tunnel eindringen sah? Also, außer mir? Gerade die U-Bahnen mit ihren Ein- und Ausgängen sind doch das stein- und betongemeißelte Sinnbild für das urweibliche Thema Zeugung und Geburt? Wenn man(n) ganz behämmert ist, auch für den Durchfall nach ungewohntem indischem Essen? 

Weibliche Termini, wie beispielsweise „schneller Brüter"

Oder denken wir an den technischen Bereich: Gemahnt uns die Kuppel eines stillgelegten Atomkraftwerks nicht an den weiblichen Schwangerschaftsbauch? Und tragen diese Altbauwerke nicht weibliche Termini, wie beispielsweise „schneller Brüter“? Erinnern uns die Kuppeln und Wölbungen von Synagogen, Moscheen und Kirchen – ja, sogar dem Reichstag – nicht an vollendete weibliche Brüste? Sehen die historischen und aktuellen Straßenlaternen mit Doppellampe oder die Pfeiler historischer Prachtbrückenbögen etwa nicht wie stilisierte Eierstöcke aus? Nein?

Natürlich nicht!! Es ist tragisch, dass heute selbst offensichtlichem Schwachsinn mediale Aufmerksamkeit – unter anderem meine – zuteil wird. Wäre ich nicht der Gentleman, der ich nicht bin, würde ich den Leslie Kerns dieser vollverstrahlten Welt über das Haar fahren und „oh, hat Dich mal wieder ein Hochhaus belästigt“ sagen und dann das Prozac verstecken. Dann wären die Leslies zwar wieder traurig, hätten aber keine Nebenwirkungen wie Halluzinationen, Verwirrtheit und sexuelle Funktionsstörungen mehr und könnten wieder beschwert unbeschwert durch die Hoch- und Höherhausarchitektur der internationalen Metropolen unlustwandeln. Oder ich würde sie wenigstens aus der Sonne ziehen, die zwischen den „stahlgewordenen Phallussymbolen“ hindurch scheint. Es wird Zeit, dass es Winter wird. Im Herbst werfen die Zwerginnen sonst längere Schatten, als sie selbst welche haben. Wenigstens sind es kanadische Steuergelder, die dafür verbraten wurden. ImmerHirn etwas.  

(Weitere toxisch-männliche Artikel des Autors auf www.politticker.de)  

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sybille eden / 14.08.2020

Also her mit den feministischen Architektinnen, her mit den feministischen Bauarbeiterinnen, und her mit all den Bewohnerinnen, die dann in die feministischen Häuser einziehen ! Wie die wohl aussehen werden ???

martina bauer / 14.08.2020

nuja der artikel von leslie kern im guardian vom 6. juli 2020 liest sich ganz anders… zu den penistürmen:  das phallussymbol als begriff kennt jede frau, spätestens beim ersten lippenstift. penis klingt halt witziger im artikel. aber ich fürchte, der autor hat das buch nicht gelesen. ich hab auch keinen bedarf, allerdings wie leslie auch, interesse an der sicherheit meiner stadt. siehe guardian artikel…

Claudius Pappe / 14.08.2020

Deshalb hat der FC Islam die Kölner Skyline mit der DIBIT Moschee verschönert. Nun hat das weibliche, runde, wenn man es näher betrachtet eine ....( das was auf dem Kirchentag gemalt wurde) neben dem doppel-penisartigem Dom, Einzug gehalten. Oder stellen die beiden Türme des Doms nur die weiblichen…...( wurde noch nicht auf dem Kirchentag gemalt-vielleicht demnächst) dar. In der Kunst, der Politik und bei der Satire ist alles erlaubt !............nicht wahr Herr Böhmermann und Herr Buhrow ?

Rolf Lindner / 14.08.2020

Früher durften Frauen mit solchen Phantasien bei Sigmund Freud auf der Couch Platz nehmen. Ich gebe zu, nicht ganz frei von solchen Phantasien zu sein, z.B. beim Anblick eines gewissen Hochhauses in London. Hatte mal im SAHMRI (South Australian Health and Medical Research Institute) zu tun. Man schaue sich das Gebäude in Google Maps von oben an. Der Architekt muss ein Witzbold gewesen sein. Ob das jetzt von gewissen kernigen Frauen als Ausgleich zu städtischen Phallussymbolen gewertet wird?

Geert Aufderhaydn / 14.08.2020

Entschuldigung - eine Temperatur kann hoch oder niedrig sein, nicht aber heiß oder kalt. Ebenso, wie ein Preis nicht billig oder teuer sein kann;  Sie wollen ja nicht den Preis kaufen - oder?  Soviel deutsch muß sein. Wenn nicht hier, wo dann?

Martin Landner / 14.08.2020

Ein kleines Geheimnis: In Wirklichkeit sind es die Frauen/Professorinnen die in allem und jedem ein ‘Phallussymbol’ sehen. Kein Mann würde sich ein Schwert oder einen Knüppel zulegen, das ihn an nen anderen Mann erinnert. Ganz im Gegenteil, Schiffen, Autos usw. werden weibliche Namen gegeben und Hügel werden von Männern schon mal mit Brüsten verglichen ;) Es sind Frauen, die beim Anblick eines Knüppels an Sex denken oder in Wolkenkratzern Phallussymbole sehen. Einfach deshalb, weil die Genderprofessorinnen echt zu wenig Sex haben und mehrere Männer brauchen, offensichtlich nicht unter der Größe von Hochhäusern.

Max Wedell / 14.08.2020

Ich war ja immer Atheist, aber so langsam finde ich wieder zu so einer Art Gottesglauben zurück. Das kam so: Seit kurzem betete ich jeden Tag “Vater unser der du bist im Himmel. Unseren täglich Gutmenschen-Irrwitz gib uns heute. Vergib uns unser Lachen und erlöse uns vom Griesgram”. Und was soll ich sagen… meine Gebete wurden erhört! Jeden Tag mindestens einen Artikel auf der Achse über die allerneueste Erfindung voll Durchgewokter, Gendererleuchteter oder sonstiger Weltverbesserungsgetriebener, über die man sich totlachen kann. Vielen Dank, weiter so! :D—Ansonsten lehne ich alle Kommentare ab, die das Wort “Bekloppte” oder “bekloppt” oder Synonyme davon benutzen. Politischer Aktivismus ist nie bekloppt, er verfolgt allenfalls Ziele, mit denen man nicht einverstanden ist. Außerdem liegt hier möglicherweise eine Fehleinschätzung vieler Gesellschaftswissenschaften vor. Üblicherweise werden von wissenschaftlicher Arbeit Erkenntnisse erwartet, die beweisbar Realitäten erklären. Für viele Sozialwissenschaften gilt das nicht so stringent, sondern sie liefern oft unbeweisbare “Erkenntnisse”, die man so sehen könnte oder auch nicht. Die Beweisführung kann vermieden werden, indem z.B. Kausalitäten einfach in prinzipiell unerforschbare Regionen des Unterbewußtseins verlegt werden, oder in Fällen zeitgeistiger Massenverirrungen eine Beweispflicht überhaupt nicht mehr vorliegt. Insofern sind viele Gesellschaftswissenschaften eher den Künsten zuzurechnen als den Wissenschaften, denn beide erzeugen im weitesten Sinne “Erzählungen”. Wozu sind sie dann gut, fragen manche? Die Antwort ist dieselbe wie in den Künsten: Im Idealfall den Konsumenten durch Hinweis auf bunte Sträuße voller Möglichkeiten geistig zu bereichern, mit einer fließenden Grenze zur reinen Unterhaltung. Das Argument “Aber Leslie Kern unterhält/bereichert mich nicht im Geringsten” wäre wenig durchschlagend, denn irgendjemandinnen anders, den sie ganz prächtig unterhält/bereichert, wird es sicher geben.

Gabriele H. Schulze / 14.08.2020

Sehr erheiternd, dieser Artikel! Danke!

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