Carl Christian Jancke, Gastautor / 10.08.2021 / 06:00 / 55 / Seite ausdrucken

Die Pandemie in Zahlen

Die Zahlen rechtfertigen keine epidemische Lage von nationaler Tragweite. Für den 6. August wurden 16 „Corona-Tote” gemeldet. Das sind 0,0000191 Prozent der Gesamtbevölkerung und 0,04% der positiv getesteten Fälle.

Medien und Politik geilen sich geradezu an den steigenden „Inzidenzen” auf, und endlich schießen bei Bild wieder die Zugriffszahlen in die Höhe, wenn Paul Ronzheimer wieder aus den Tweets aus der Ministerpräsidentenkonferenz vorliest.

Zum Höhepunkt der Pandemie am 31.12.2020 hatten wir 377.206 offene Fälle, das waren 0,45 Prozent der Bevölkerung. Den Höchststand der neu positiv Getesteten erreichten wir am 18.12.2020 mit 31.553 Meldungen. Die höchste Belegung von Intensivbetten war wiederum an Silvester 2020 mit 5.649 erreicht. 1.045 Menschen, die positiv getestet waren, wurden am 15.01.2021 als verstorben gemeldet. Das waren die jeweiligen Höchststände.

Alle Zahlen stammen vom Worldometer, nur die schweren Fälle stammen aus dem Intensivregister. Das Robert-Koch-Institut meldet für die Anzahl der Hospitalisierungen für die 51. Woche 11.243 positiv getestete Patienten. 6.404 Menschen sind in jener Woche im Krankenhaus gestorben. Diese traurigen Zahlen bedeuten nicht, dass das Gesundheitssystem überhaupt nur an den Rand der Überlastung kam. Eine Korrelation oder gar Koinzidenz zwischen Lockdown und Entwicklung der „Zahlen” konnte schon damals nicht festgestellt werden. Diese Analyse wurde durch den Vergleich mit anderen Ländern bestätigt.

Ich hatte für diese Daten eine Excel-Tabelle eingerichtet, die automatisch die jeweiligen Anteile an der Gesamtbevölkerung, der Infizierten, der schweren Fälle und der mit auf Corona positiv getesteten Verstorbenen ausgerechnet. Den letzten Eintrag habe ich am 20. April getätigt, weil ich aufgrund der Witterungsverhältnisse und der zunehmenden Impfungen die Angelegenheit für erledigt hielt. So kann man sich irren.

Rund 3,6 Millionen als genesen registriert

Heute habe ich die Daten vom vergangenen Freitag eingetragen, um einen Vergleich zu ermöglichen und die vermeintliche Gefährlichkeit der „Delta”-Variante zu untersuchen.  Dabei entsteht folgendes Bild:

Bei 83,8 Mio. Einwohnern haben wir am 06.08. gerade mal 0,05 Prozent offene Fälle (37.995). Am 31.12. waren das noch 0,45 Prozent (also neunmal so viel). 0,004 Prozent der Gesamtbevölkerung wurden als neu positiv getestet (3.385), am 18.12. waren das 0,03 Prozent. Das Intensivregister meldet heute 426 Fälle auf Intensivstation (0.0051 Prozent der Gesamtbevölkerung. 16 Verstorbene, die positiv auf Corona getestet worden waren, wurden für den 06.08. gemeldet. Das sind 0,0000191 Prozent der Gesamtbevölkerung und 0,04 Prozent der als positiv getesteten Fälle. Bei den schweren Fällen liegt die Wahrscheinlichkeit, zu versterben, bei 3,76 Prozent. Ca. 1,78 Prozent der derzeit als betriebsbereit gemeldeten Intensivbetten waren mit Patienten belegt, die positiv getestet waren. Insgesamt waren in der 30. Woche 468 Menschen hospitalisiert, von denen 13 verstarben. Mittlerweile sind rund 3,6 Millionen als genesen registriert und 44,5 Millionen Menschen zweimal geimpft, es gibt also 48,1 Millionen gegen das Virus immune Menschen der Gesamtbevölkerung, die mindestens keinen schweren Verlauf zu erwarten haben.

Selbst wenn die Inzidenzen steigen oder die Zahl der Neuinfektionen, eine Überlastung des Gesundheitssystems dürfte nahezu ausgeschlossen sein. Damit entfällt allerdings die Rechtsgrundlage für eine epidemische Lage nationaler Tragweite.

Rund 800.000 Tests pro Million Einwohner

Auch im Rest Europas lassen die Zahlen keine Dramatik zu. Am 06.08.2020 starben auf dem europäischen Kontinent 1.175 Menschen, die positiv auf Corona getestet waren. Davon 792 in Russland. 383 entfielen auf den restlichen Kontinent. Dabei liegt Russland mit 22.660 neu positiv Getesteten hinter Spanien (21.561), Frankreich (25.077) und Großbritannien.

Aber die Spanier (75), Franzosen (60) und Briten (92) hatten relativ viel weniger Tote zu betrauern. Obwohl die Briten mit 1,2 Millionen offenen Fällen die meisten als infiziert geltenden Personen aufzuweisen haben, haben Spanien (1.928) und Frankreich (1.498) mehr schwere Fälle als die Briten (871). Das sind nur 0,06 Prozent der offenen Fälle, in Spanien sind es 0,27, in Frankreich 0,36 und in Deutschland mit 1,12 Prozent die meisten schweren Fälle. Dass die sogenannte Delta-Variante vielleicht besonders ansteckend ist, lässt sich aus diesen Zahlen nicht schließen.

Das könnte auch mit der Anzahl der Tests zu tun haben. In Deutschland wurden immerhin rund 800.000 Tests pro Million Einwohner durchgeführt, in Spanien 1,2 Millionen, in Frankreich 1,6 Millionen (schon doppelt so viel wie in Deutschland) und in Großbritannien 3,6 Millionen. Es könnte also weniger am vollen Wembley-Stadion liegen, dass die Briten mehr positiv Getestete entdecken als wir Deutsche, sondern vielmehr an der Anzahl der Tests im staatlichen Meldesystem. Unter diesem Eindruck erscheint das Statement von Karl Lauterbach, die UEFA sei „für den Tod von vielen Menschen verantwortlich“, in einem bizarren Licht.

Wenn nun also die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten tagt, gäbe es nur eine logische Konsequenz: Beendigung der pandemischen Lage, der Maskenpflicht und aller weiteren Einschränkungen, Aussetzung der Inzidenz-Werte. Das Trauerspiel muss ein Ende haben. Sein Titel: „Das Staatsversagen der Corona-Politik“.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

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André Dreilich / 10.08.2021

Selbst wenn die pandemische Lage ... per Order de Merkel für beendet erklärt werden würde, könnten die damit verbundenen Restriktionen (aka Führererlässe) noch bis zu einem Jahr weitergeführt werden. Diese putzige Regelung steht im erst kürzlich angepassten Infektionsschutzgesetz. Soll heißen: Merkel und ihre Wedelfiffis könnten beschließen, die pandemische Lage passend zur bevorstehenden Bundestagswahl zu beenden, die Regeln würden weiter gelten ... Ein Schelm, wer denkt.

T.Kaiser / 10.08.2021

Ungarn: Keinerlei sichtbare Einschränkungen mehr (ausser Maske un Krankenhäusern und bei Ärzten). Das Leben komplett normal, inkl. Handschlag und Küsschen zur Begrüssung. Die bösen Populisten wieder…

Herbert Maas / 10.08.2021

Frau Merkel reizt die Katastrophen gerne bis zum Ende aus. Immerhin denkt sie ja das Ende vom Anfang her. Und das Ende sind wohl permanente Grundrechtsverletzungen (gerne Grundrechtsaussetzungen genannt), politische Erpressung, staatliche Kontrolle in allen Lebensbereichen, Verächtlichmachen von fälschlicherweise so genannten Impfgegnern, und gesellschaftliche Spaltung. Sie beschert uns sozusagen ein Stück DDR, ein Stück ihrer Heimat also, die sie politisch zu vermissen scheint. Logisch, oder, für so eine lupenreine Demokratie und Verteidigerin des freien Westens? Sie kennen mich ja, sagt sie gern. Ja, Frau Merkel, wir haben Sie erkannt, und kennen Sie nun wirklich.

Peter Holschke / 10.08.2021

Hier rumzurechnen macht nur die Rübe weich. Es geht in einer erfundenen Epidemie nicht um Zahlen.

Franz Klar / 10.08.2021

Die wirklich relevante Zahl ist 800 . Die Inzidenz im Goldenen Oktober nach der Spahnschen Exponentialformel . Die läßt sich auch zur Klimamodellierung anwenden . Unbestechliche Mathmatik eben .

Arthur Sonnenschein / 10.08.2021

Bei allem Respekt: Blablabla, Rechtsgrundlage blabla. Wir werden ja heute sehen, was die Ministerpräsidentenkonferenz von der Rechtsgrundlage hält. Als Ergebnis wird man behaupten, es gäbe keine Impfpflicht, so wie man behauptet, es gäbe keine Finanzierung fremder Staaten, ein funktionierendes Dublin-Abkommen, 50000 Atomtote in Fukushima usw. Und natürlich eine erfundene Pandemie, die nichts Anderes als eine durchschnittliche Saison-Infektion war, Tests, die nichts taugen, Inzidenzen, die nichts messen, erlogene Sterbeursachen, eine erfundene Intensivbettenkrise, Impfungen, die vor nichts schützen usw. Das alles war und ist mit der Rechtsgrundlage vereinbar und wird für die Verantwortlichen ohne Konsequenzen bleiben.

Peter Robinson / 10.08.2021

Sind Varianten FAKE NEWS?  Wenn Menschen, die positive getestet werden (ganz egal ob sie tatsächlich infektiöse Menschen sind oder eine «Falschpositive» sind, oder eben eine Kiwi-Frucht oder eine Coca-Cola-Dose sind) nach Haus in die sogenannte «Selbstisolation» geschickt werden. Woher kommt die Zahlen-Spaghetti über eine Variante «Lamda», «Delta» usw. Es gibt keinerlei gängige Tests, die die Masse an Getesteten unterzogen werden. Sind die Zahlen einfach erfunden? Quasi hochrechnet aus einer kleinen Datenmenge bei der RKI? Nur eine Verstärkung der Daten (engl. “Amplification”),  wie der auslaufende PCR-Test selbt, der jetzt seine FDA-Notzulassung deswegen verloren hat? Weil er nichts taugt.

Tom Tompson / 10.08.2021

Im Lockdown gab es sinnlose Maßnahmen und sinnvolle und sogar widersinnige. Andere sinnvolle wurden unterlassen. Die Liste der sinnvollen Kritik ist lang. Dass der Lockdown aber nichts gebracht haben soll will mir jedoch nicht in den Sinn. Unser Gesundheitssystem ist Gott sei Dank nicht zusammengebrochen. Ganz im Gegensatz zu so machem Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Überlastung ist relativ. Trotzdem ist es relativ glimpflich an Deutschland vorüber gegangen. Daran soll der sogenannte Lockdown relativ nichts beigetragen haben?

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