Gastautor / 07.07.2016 / 06:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 17 / Seite ausdrucken

Die „Neuen Deutschen“: Entnationalisierung mit Staatsknete

Von Susanne Baumstark.
 

Da soll mal noch einer mitkommen: Inzwischen gibt es ein Netzwerk aus rund 100 Organisationen, die Menschen aus Einwandererfamilien aus der Taufe hoben. Deren Vertreter wollen sich nicht mehr als Migranten bezeichnen lassen und gaben ihrem Zusammenschluss einen Namen, der aus Sicht politisch unbedarfter Leute Assoziationen zum neonazistischen Spektrum wecken könnte. Sie nennen sich: die „Neuen Deutschen Organisationen“ (NDO). Mit von der Partie sind zum Beispiel: „Neue deutsche Medienmacher“ (auf deren Website „deutsche“ mal klein und mal großgeschrieben), „DeutschPlus“, „Buntesrepublik“ und „Deutscher.Soldat“ – eine von Soldaten mit Migrationsgeschichte gegründete Initiative, „um Thilo Sarrazin und seinen Thesen ein provokantes Symbol für Integration entgegenzusetzen“. 

Zwei Bundeskongresse hat es bisher gegeben, gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), der Stiftung Mercator sowie der Bundesbeauftragten für Migration. Auch beim Bundesparteitag der SPD sind die NDO bereits aufgetreten. Beworben wurde außerdem die mit Mitteln des Auswärtigen Amtes umgesetzte Denkwerkstatt „Ent-Nationalisierung – Beteiligung neu denken?!“ der bpb im Dezember 2015. Sie diente unter anderem der Vernetzung von Akteuren, die mit „Facetten der Ent-Nationalisierung“ befasst sind. Warum sich nun Organisationen mit „Ent-Nationalisierung“ beschäftigen, obwohl sie die Nationalität im eigenen Namen betonen, bleibt ebenso unerklärt wie der Umstand, dass solche Denkwerkstätten vom Auswärtigen Amt und der der Bundeszentrale für politische Bildung – die sorgte für Kostenübernahme von Anreise und Unterkunft der Teilnehmer – bezahlt werden. 

Treudeutsche Forderung nach "ausreichenden finanziellen Mitteln"

Zur Steuerungsgruppe der NDO gehören Leila El-Amaire, Jurastudentin und Projektleiterin bei i,Slam e.V., Breschkai Ferhad, Kulturmanagerin und Leiterin der Koordinationsstelle der NDO bei den Neuen deutschen Medienmachern und Dominik Wullers, Ökonom, Offizier und Vorsitzender des Vereins Deutscher.Soldat. Für ihre „professionelle Arbeit“ fordern sie – jetzt ist man bestimmt überrascht – „ausreichende finanzielle Mittel“. Denn schließlich sei die Strukturförderung der Bundesregierung für Migrantenorganisationen „sehr gering“. Man vergleiche hierzu folgende Meldung auf berlin.de: „Jährlich stellen die EU, der Bund und die verschiedenen Senatsverwaltungen des Landes Berlin in erheblichem Umfang Fördermittel für die Integration und Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund zur Verfügung. Zielgruppe der Fördergelder sind zumeist private Projektträger, die damit ihre Arbeit zur Integration von Zuwanderern finanzieren.“ Allein in Berlin werden Projekte zur Stärkung der Organisationen und Netzwerke von Personen mit Migrationshintergrund mit 1,9 Millionen Euro in 2016 und mit 2,0 Millionen Euro in 2017 gefördert. 

Um Mitspracherecht bemühen sich die NDO ebenso engagiert: „Solange der Anteil von Neuen Deutschen und People of Color in Entscheidungspositionen deutlich unter ihrem Anteil in der Bevölkerung liegt, müssen wir eine Diskussion über Quoten führen.“ Das Grundgesetz solle um ein neues Staatsziel ergänzt werden: „Deutschland ist ein vielfältiges Einwanderungsland. Es fördert die gleichberechtigte Teilhabe und Integration.“ Ein Bekenntnis zum „Einwanderungsland“ reiche allerdings nicht aus, man wolle auch ein Bekenntnis zur „Einwanderungsgesellschaft“: „Die deutsche Bevölkerung ist von Einwanderung geprägt und völkische Ideen dürfen keine Renaissance erleben“ – kurz später heißt es dann: „Auch wir sind das Volk.“ Außerdem seien politische Debatten über die Zugehörigkeit einzelner Religionsgruppen „nicht hilfreich und mit Blick auf das Grundgesetz fragwürdig“ und stünden „Deutschland  nicht gut zu Gesicht“. 

Das „neue deutsche Wir“ vertreten die „Neuen Deutschen“. Wer sich dem Netzwerk nicht anschließen will, etwa weil ihm der Eigenname zu völkisch oder nationalistisch und damit deren gesamte Agenda paradox erscheint, gehört in der direkten Ableitung zu den „Alten Deutschen“; der schon durch diesen Begriff als „dumpf“ und „rückschrittlich“ stigmatisiert werden darf, ohne dass dies auch nur den winzigsten Protest von Antidiskriminierungsaktivisten auslösen würde.

Die „Alten Deutschen“ sind dann „Die“, die nicht dazu passen, und die „Neuen Deutschen“ das „Wir“ – solch spaltende Gegenüberstellung wird im neuen Leitfaden der Amadeu Antonio Stiftung zur Aushebelung des grundgesetzlich und menschenrechtlich verankerten Rechts auf Gedanken-, Gewissens- und Meinungsfreiheit als rassistische Hetze definiert.

Zuerst erschienen auf Susanne Baumstarks Blog Luftwurzel hier.

Nachtrag vom 8.7.:

Da einige wertvolle Leserkommentare zu meinem Beitrag eingingen, erscheint es mir wichtig nachzutragen, dass sich die zwischen den Zeilen stehende Kritik nicht gegen die einzelnen Organisationen richtet, die sich in den NDO zusammengefunden haben. Ganz sicher sind einige im positiven Sinne hoch engagierte Vereine und Personen darunter. Es gibt etwa von Dominik Wullers, dem Vorsitzenden von Deutscher.Soldat, einen gedankenanregenden, sehr lesenswerten Beitrag in der Zeit, in dem er seine Beweggründe erläutert. Meine Kritik richtet sich an jene "antideutsch" motivierte Aktivisten (teils mit Migrationshintergrund und teils mit guten Kontakten zu politischen Entscheidungsträgern), die sich die Migranten geradezu "krallen" und versuchen, sie entsprechend zu formen. Umso wichtiger wäre es, dass auch liberal oder konservativ orientierte Leute den Migranten Anlaufstellen anbieten, durch die sie sich vernetzen können. Die Migranten hätten dann eine Wahlfreiheit und es wäre spannend zu sehen, wo sie sich langfristig wohler fühlen. 

Susanne Baumstark, Jahrgang 1967, ist freie Redakteurin und Diplom-Sozialpädagogin.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Günther Duck / 07.07.2016

Geht es vielleicht auch mal netterweise ein bis zwei Nummern kleiner, als gleich den für Umstürze vorgesehenen Art. 20(4)  auszupacken? Und das auch noch auf eine noch weniger haltbare Interpretation von Absatz 2 zu basieren? Mit der Argumentation kann man juristisch die Gründung einer bewaffneten Bürgerwehr gegen die Vereinigung der Dönerbudenbesitzer von Neukölln inkl. des Tyrannenmords an deren Schriftführer rechtfertigen - und die ist, sofern existent, politisch vermutlich genauso wichtig, wie diese NDO.  

Harry Hain / 07.07.2016

... und der Ex-Taxifahrer, Ex-Steinerwerfer und Ex-Außenminister mit “US-professoralen Heiligenschein” tönte in den USA vor einiger Zeit großspurig herum und klärte die (vermutlich verdutzten) Zuhörer darüber auf, dass das deutsche Volk vernichtet werden müssen, um auf der Welt den Frieden zu sichern.

Renate Pilsner / 07.07.2016

Und wer fehlt mal wieder auf der Briefmarke im Titelbild? Richtig, der Chinese. Aber der zählt ja auch nicht (weil er sich selbst anstrengt, der Fiesling) Meine langfristige Hoffnung liegt inzwischen voll und ganz auf den Ostasiaten. Wenn unsere Zivilisation niedergegangen ist, dann wird sie dort in den Nischen akademische Kreise noch immer gelebt und unsere Kulturleistungen hochgehalten werden. Bekanntlich gibt es ja mittlerweile so viele Chinesen wie Deutsche, die unsere Sprache beherrschen. Bald werden es mehr sein und sie werden bei sie weitem besser beherrschen als wir selbst. Vielleicht werde ich meinen Enkeln irgendwann ein Auslandssemester in welcher zigmillionen Provinzhauptstadt auch immer spendieren, damit sie etwas über unser Volk lernen, das sich jenseits der Selbstzerstörung befindet.

Jürgen G. / 07.07.2016

Der Vorteil für diese Neuen ist, sie müssen sich mit der Vergangenheit der Alten nicht auseinandersetzen. Sie sind die ohne Holocaust und damit ohne Schuldkomplex. Nur ob sie jemals Deutsch sein werden? Was bleiben wird ist allenfalls der Name Deutsch.

Alexander Rostert / 07.07.2016

“Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.” So steht es im Grundgesetz in Artikel 20, Absatz 2, Satz 1. Und nicht “Alle Staatsgewalt geht von der Bevölkerung aus” und noch nicht einmal “Alle Staatsgewalt geht von den Staatsbürgern aus.” Der Träger der Souveränität ist somit ausschließlich durch seine deutsche Ethnie definiert. Jeder Versuch, nichtdeutsche Ethnien etwa über Quoten an der Ausübung der Staatsgewalt zu beteiligen (“Teilhabe”), ist also ein Fall für den Verfassungsschutz und jeder Versuch, am Artikel 20 etwas zu ändern, ist es nach Art. 79 Abs. 3 ebenfalls. Und falls Staat und Justiz untätig bleiben, kann nach Art. 20 Absatz 4 eine Bürgerwehr dem Treiben ein Ende setzen.

Franck Royale / 07.07.2016

Man kann es den “Neuen Deutschen” nicht verdenken: Wer nach Deutschland einwandert findet alles, nur keine “Neue Heimat”. Keine Kultur, zu der man gehören könnte oder möchte. In der Regel nicht mal eine sinnvolle Beschäftigung, weil eben nicht die Wirtschaft, sondern der Einwanderer über seine Einwanderung entscheidet. Nicht mal Sicherheit, weil das Zusammenleben jeden Tag neu verhandelt werden soll, weil Recht und Gesetz ideologischen Zielen untergeordnet werden, und nicht selten nur noch für Einheimische gelten. Ein Land voller Selbstzweifel, Selbsthass, Selbstverachtung. Ein Land, in dem der “weisse Mann” von den Eliten bestenfalls noch für eine Übergangszeit geduldet, und die “People of Color” verehrt und gefördert werden. Wer in Deutschland ankommt, fällt in ein von grünlinken Gesellschaftsgestaltern gegrabenes tiefes schwarz-rot-goldenes Loch. Selbst die regierende Bundeskanzlerin ist angewidert von integrativen Symbolen. Hier gibt es keinen mehr, der Neuankömmlinge integrieren könnte, schon gar nicht in größerer Zahl. Im Gegenteil: Wer als Einwanderer über die Grenze kommt, wird von den “Alten Deutschen” mit einer Heilserwartung konfrontiert, die nur schwer zu ertragen ist und konsequent in Abgrenzung oder Flucht in Parallelgesellschaften mündet.

Sven H. Schillings / 07.07.2016

In allen Ländern Europas ist der Begriff “Nation” positiv konnotiert, sind die jeweiligen Einwohner stolz auf ihre jeweiligen Länder bzw. Nationen. Uns Deutschen wurde nach dem 2. Weltkrieg das Verhältnis zum “Deutschsein” durch Politik, Medien und im Bildungswesen nachhaltig ausgetrieben. Dadurch ist es möglich, daß wir Steuerzahler Organisationen und Personen mit Millionenbeträgen finanzieren, die uns “entnationalisieren” wollen, uns also unserer Wurzeln und Identität berauben wollen. Ein Vorgang, der z. B. in Frankreich, GB oder USA nicht denkbar wäre. Es ist dringend geboten, wieder ein gesundes Verhältnis zu unserer Nation zu entwickeln, dann ist es auch für gewisse Kreise schwieriger, uns zu einem identitätslosen Land zu machen.

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