Die EU liegt im Koma. Aus ist es mit dem Projekt der Vereinigten Staaten von Europa. Corona macht dem politischen Größenwahn ein Ende. Die Nationen separieren sich wieder. Deutschland mauert sich ein. Mit jedem Land, das die Staatsdiener im RKI, dem Robert-Koch-Institut, ganz oder teilweise zum „Risikogebiet“ erklären, sind wir weiter eingesperrt. Die Herbstferien, erklärte uns Jens Spahn eben erst, könne man doch sehr gut daheim verbringen, mit einem Ausflug an die Ostsee oder in den Harz.
Davon waren schon die Machthaber im Osten überzeugt, damals. Allerdings musste Ulbricht, der alte Stalinist, noch Stein auf Stein setzen lassen, Gräben ausheben, Stacheldraht spannen, Minenfelder anlegen und Selbstschussanlagen installieren, um zu verhindern, dass die Insassen seiner DDR sich draußen in der Welt umschauten. Damit sich das Volk nicht mit dem Virus des Kapitalismus infizierte, wurde es präventiv inhaftiert.
Reisewarnungen sind keine Reiseverbote?
Davon kann heute keine Rede mehr sein. Es genügt der Aufbau von Drohkulissen, um die Bürger hinter Schloss und Riegel zu halten. Auch wenn die „Reisewarnungen keine Reiseverbote“ sind – noch nicht –, sollen sie doch „abschrecken“. Ängste werden geweckt, die es einem verbieten sollen, nach Frankreich, Österreich, Belgien, in die Niederlande, die Schweiz, nach England, Dänemark oder Tschechien zu reisen, womöglich einen Flug ins ferne Lissabon zu buchen. Die Welt mutiert zu einer unbetretbaren Gefahrenzone, Deutschland zu einem nationalen Lager.
Für diese vorsorgliche Internierung mag es gute Gründe geben. Dass COVID-19 anderswo stärker wütet als hierzulande, ist, ungeachtet aller staatlichen Dramatisierung, nicht von der Hand zu weisen. Nur ändert es auch nichts daran, dass den Nationen in der Not das Hemd näher ist als der Rock. In dem Moment, da sich die politische Vereinigung Europas als eine existenzielle Notwendigkeit beweisen müsste, versagt die EU – notgedrungen.
Gegen die Wand
Man muss nicht bibelfest sein, das Gleichnis vom Turmbau zu Babel nicht kennen, um jetzt wieder einmal zu sehen: Die Menschen scheitern, wo sie sich überheben, wo sie jedes Maß verlieren, weil sie mehr wollen, als sie vermögen und überschauen. Als Jürgen Schrempp, der Autoschlosser aus dem Schwäbischen, Daimler zu einem „Weltkonzern“ umbauen wollte, fuhr er das Unternehmen gegen die Wand, so fest, dass es sich bis heute nicht erholt hat.
Während sie in Brüssel immer absurdere Pläne schmieden und glauben, sie könnten das Klima „retten“, indem sie die Autoindustrie lahmlegen, um Europas Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß von zwei bis sieben Prozent auf null abzusenken, hat ein aus Asien importiertes Virus längst alle Blütenträume von einem glücklich vereinten Europa platzen lassen.
Wer zu schwach ist, mit dem fertig zu werden, was unverhofft über ihn hereinbricht, den erledigt das Schicksal jetzt wie vorzeiten, vielleicht nicht gleich nach dem ersten, aber doch nach dem zweiten oder dem dritten Schlag. In manchen Fällen entbehrt das nicht der Tragik; in anderen ist es die Folge eines ebenso hochmütig wie dilettantisch provozierten Unheils. In der EU geht das Scheitern auf Kosten derer, die sich berufen fühlten, ein Großreich zu errichten.
Interniert im eigenen Lager
Für den Scherbenhaufen, vor dem die Länder nun stehen, haben die Verantwortlichen wie die Turmbauer zu Babel selbst gesorgt. Dafür wären sie als Täter zu belangen, indes die Völker, jedes für sich, sehen müssen, wie sie ihre Existenz nach dem Lockdown sichern, abgeschottet von den Nachbarn, interniert im jeweils eigenen Lager.
Abermals werden Sperranlagen im grenzenlosen Europa errichtet. Mit jeder weiteren „Reisewarnung“ werden sie unüberwindlicher. Mit der Ausweisung immer neuer Risikogebiete errichtet der Staat eine neue Mauer. Eine, hinter der die Deutschen abermals gehalten sind, heimattümelnd und politisch entmündigt zu verdämmern.