Irgendjemand hat einmal gesagt: „Die Familie ist die kleinste Keimzelle der Gesellschaft“. Früher, in den dunklen Zeiten, als es nur die Union, die SPD und die FDP im Bundestag gab, bestand diese statistisch in der Regel aus Vater (männlich), Mutter (weiblich), Kind (sächlich), Kind (sächlich), Kind (unsachlich) und gelegentlich einem Hund. Und wer auf dem Land lebte, der hatte häufig auch noch Opa (männlich) und Oma (weiblich) von wenigstens einer Seite unter dem Dachboden wohnen, von wo sie ihren Enkeln mit Bonbons und Schokolade auflauerten.
Dann kam der unbarmherzige Pillenknick, und Familien sahen ungefähr so aus: Vater (männlich), Mutter (weiblich), Kind (Kevin) und ein Zweitwagen. Wieder zwanzig Jahre später sehen deutsche Familien ungefähr so aus: Elternteil (gesellschaftliches Konstrukt), Elternteil (gesellschaftliches Konstrukt), Kind (gesellschaftliches Konstrukt), Ex-PartnerIn (Mann/Frau). Oder es existiert lediglich ein gesellschaftliches Konstrukt mit einem kleinen Menschen, der tagsüber in wohlmeinende und behütende staatliche Hände abgegeben wird und abends mit dem älteren gesellschaftlichen Konstrukt noch etwas fernsieht. Alles in allem ist die deutsche Familie heute tatsächlich zu 89 Prozent mit ein oder zwei Kindern, auf jeden Fall aber zu 52 Prozent mit einem Kind bestückt.
Bei den Alleinverziehenden (davon wiederum zu 87 Prozent Menschen mit Menstruationshintergrund) liegt die Anzahl der 1-Maximilian/Melanie-Haushalte höher, da sich anscheinend der Partner in dem Moment verabschiedet hat, als er gesehen hat, was er da in die Welt gesetzt hat. Wenngleich der Trend zum Zweitkind ungebrochen ist, so scheint es trotz 16,8 Millionen Einzelhaushalten (die Aufteilung männlicher und weiblicher gesellschaftlicher Konstrukte ist in etwa gleich) doch an geeigneten Paarungspartnern zu mangeln. Ich würde da sehr gerne meinen Beitrag zur demographischen Änderung leisten, aber erstens packe ich sie nicht alle und zweitens würden mich die Alimente umbringen, auch, wenn ich systemrelevant würde.
Die Renaissance der Großfamilien?
Aber es gibt Hoffnung. Sozusagen einen Silbersteifen am Horizont (OK, der war platt, aber mir hat es gefallen): Denn sie existieren doch noch, die großen Großfamilien mit Mama, Papa, Oma, Opa, Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Nichte, Neffe, Cousin und Cousine. Blutsverbunden, wertekonservativ, einig und treu. Ob in Berlin, Bremen, Dortmund, Neuss, Essen, oder Essen oder Essen, oder auch bereits in kleineren idyllischen Orten wie München, Mosbach oder Nienburg oder Bad Gandersheim oder Oberhausen zeigt sich – die klassische Großfamilie ist nicht totzukriegen. Im wahrsten Sinne des Wortes und auch, wenn sie sich dauernd Mühe damit gibt.
Dabei werden Meinungsverschiedenheiten noch auf klassische Art und Weise respektvoll und wertschätzend ausdiskutiert, auch, wenn die zahlreichen Schmitts gegen die noch zahlreicheren Schmidts die gleichen archaischen Sitten wie die vielen Meiers und Maiers und, in Oberbayern, Mayrs, pflegen.
Da wird der Ehevertrag noch mit der Faust getippt und werden Hochzeiten noch mit zünftigen Feuerwerken wie zum Beispiel in Berlin oder Bonn oder Heilbronn oder Bremen begangen, wenngleich solche liebenswerten Traditionen gelegentlich zu Missverständnissen unter den Hochzeitsgästen führen, wie hier in Hannover. Aber unsere multikulturelle und bunte Gesellschaft ist derart reif genug, zu wissen, dass sich das auf Dauer ausmendelt, weswegen speziell Grüne und Linke auf einen Familiennachzug zur Förderung der Integration der Neumeiers und Neumaiers drängen. Alles andere verstößt ja wohl auch gegen Menschenrechte, denn jeder hat das Recht auf seine Blutsbrüder und -schwestern. Mit allem Zipp und Zapp.
Tatsächlich bietet nur die – im wahrsten Sinne des Wortes – Familienbande Schutz vor gesellschaftlichem oder staatlichem Ungemach, wie diese kleine Episode aus Solingen zeigt. Da haben sich doch tatsächlich Nicht-Familienmitglieder erdreistet, eine kleine, sympathische, familieninterne Ertränkung zu unterbrechen. Ein alleine erziehendes gesellschaftliches Konstrukt hätte da echte Probleme bekommen – eine Familie bietet hier Schutz, Sicherheit und Geborgenheit. Und als „kleinste Keimzelle der Gesellschaft“ sind diese sozialen Gemeinschaften aus verwandter und verbandelter Verbundenheit nur zu begrüßen.
Mögen wir, die wir statistisch nur eineinhalb Kinder – und davon wenigstens ein Doofes mit Tattoos und umgedrehter Baseballkappe – gezeugt haben, die Arme weit für Menschen öffnen, die uns und unsere Gesellschaft mit ihrer mediterranen Lebensfreude für ein sehr, sehr neues Deutschland begeistern werden. Damit die Maiers nicht mehr, wie früher, auf die Meiers losgehen.
Und war es nicht der große Denker und Staatsmann Wolfgang Schäuble, der „uns“ gewarnt hat, dass ohne die Großfamilien „wir“ in „Inzucht degenerieren werden“? Also! Solche Warnungen sollten „wir“ als Altmaiers und Altmeiers durchaus ernst nehmen und lieber ohne Inzucht degenerieren. Auch, wenn die kindliche und kindische Kanzlerin und ihr energieloser Minister gleichen Namens nicht gerade gebär- und zeugungsfreudig mit gutem Beispiel vorangehen.
Aber wann wäre – außer Joseph Goebbels, der seine bunte Kinderschar allerdings vor der Zeit zu Engelchen gemacht hat – schon einmal ein Politiker oder eine Politikerin den eigenen Empfehlungen vorangegangen? Ich sage es Ihnen: Im Jahr 2015. Da wurde die Oberhäuptin des Von-der-Leyendarsteller-Clans das erste Mal Großfamilien-Großministerin, später wurde sie Mutter der Bundes“wehr“. Falls Sie also irgendwo die Schlagzeile „Großfamilien gehen in Hannover aufeinander los“ lesen, dann können sich da durchaus auch die Von-der-Leyens mit dem traurigen Rest der entsorgten Väter-Landesverteidiger in die Wolle gekommen sein. Also passen Sie beim Überlesen gut auf! Und machen Sie endlich Kinder. Mit irgendjemandem. Kann ja nicht so schwer sein. Genug junge Männer sind ja jetzt da! Mehr geht nicht!