Ich gehe ja davon aus, dass jede Identität separat verhandelt und auch bestraft wird. Konsequenterweise!
Schlechte Idee. Erstens wird mit zweierlei Maß gemessen. Wenn man bei einem “Flüchtling” mehrere Identitäten feststellt, wird man ihm sagen, dass das eigentlich nicht geht, und dass er doch bitte bei Gelegenheit diesen Irrtum korrigieren und die nicht korrekten Identitäten löschen möge. Notfalls wird zusätzlich das eine oder andere Auge zugedrückt. Legt ein Deutscher sich mehrere Identitäten zu, ist das natürlich streng verboten und wird mit Höchststrafe geahndet. Hinzu kommt, ich hoffe es ist nicht rassistisch, das zu sagen, dass viele “Flüchtlinge” einander ein bisschen ähnlich sehen. Das schützt vor Wiedererkennen, Vergleich mit Ausweisfotos etc.
Wenn ich mir die Abzüge auf meiner Lohnabrechnung ansehe, glaube ich, dass der Staat denkt, ich habe mehr als nur eine Identität bzw. bin mehr als nur eine Person.
ZITAT: “Über solche Erfolgsgeschichten wird leider oft viel zu zurückhaltend berichtet.” Eben, es heißt doch immer: Bad news are good news. Aber die Presse ist derzeit mit etwas besserem beschäftigt. Sie steht am Rand eines Kraters und sieht dabei zu, wie andere dort abstürzen. Zuerst ist ihre Glaubwürdigkeit abgestürzt. Danach ist die Auflage abgestürzt. Und nun erwartet sie mit freudiger Erregung den nächsten Kandidaten.
Ja, weg mit der Einheitsidentität für Nicht-Flüchtlinge. Hin zur multiplen Identität für schon Länger-hier-Lebende. Gerechtigkeit für jedermann. Gleichbehandlung für alle. Schluss mit der Diskriminierung. Wir fordern Gratiswohnen, Taschengeld, freie medizinische Versorgung, Deutschkurse, eine Wohnungseinrichtung, Kindergeld für sehr viele Kinder, eine Babyausstattung für das nächste Neugeborene, Hartz4, freie Taxifahrten zwecks Arzt- und Kirchenbesuche, neue Zähne, einen persönlichen Betreuer und Hilfe bei lästigen Formalitäten bei Ämtern und öffentlichen Einrichtungen. Und das Ganze bitte für die nächsten fünf Jahre und in, sagen wir mal, achtfacher Ausfertigung. Jede Identität möchte schließlich nur, was ihr zusteht.
Nicht, dass ich Ihnen Ihre Idee madig machen wollte, lieber Herr Grimm. Aber ich fürchte doch, für uns würde das anders laufen. Mehrere Identitäten für schon länger hier Lebende würde -im Gegensatz zu den mehrfach hier Zugewanderten- bedeuten, mehrfach zur Kasse gebeten zu werden: mehrfache Krankenkassenbeiträge, mehrfache Steuern, mehrfache Rentenbeiträge, mehrfacher Solidaritätsbeitrag.
Angenommen ich werde mit einem Knöllchen beehrt, dann könnte ich behaupten, ich hätte mein Auto verborgt gehabt, der Sünder sei nicht ich gewesen. Sollte ich ihn nicht nennen können oder wollen, würde mir ein sogen. Fahrtenbuch aufgebrummt. Lästigerweise müßte ich da wohl ein Jahr lang jede Tour eintragen oder eben eintragen lassen. Peter Grimms Beitrag bringt mich auf eine Idee. Ich suche mir einen geeigneten Syrer mit mehreren Identitäten. Dem leihe ich mal mein Auto unter der Maßgabe in zukünftigen Knöllchenfällen für mich einzuspringen. Selbstverständlich müßte er mir eine vorübergehende Adresse hinterlassen. Wetten, dass ich die zehn oder fünfzehn Euro spare. Die Knöllchenfahnder hätten Besseres zu tun als die Migrantenheime abzuklappern. Trotzdem: Sicherheitshalber sollte ich mir den Führerschein zeigen lassen. Falls er ihn nicht verloren hat.
Ja, die Kreativität ist bewundernswert. Ich habe in meiner Familie Italiener, Spanier, Iren, Schweizer. Einige von der Mutterseite sind wohl aus Frankreich eingewandert, weshalb ich auch nicht wirklich deutsch aussehe. Ich habe kurdische, türkische, chinesische, polnische, russische, jüdische, afrikanische Bekannte, auch Freunde dabei. Und alle haben ihre Bedeutung und, ganz wichtig, ihren Wert. Doch ich weiß genau wo ich her komme und wo meine Wurzeln sind. Ich habe nur eine Identität! Derer bin ich mir bewusst und hab gar keine Lust diese zu ändern, zu benutzen und für materiellen Vorteil zu missbrauchen. Ich würde im Knast landen, weil ich dies nicht kann und nicht darf, bin ja Deutscher, ich muss mich an die Regeln halten. Wäre toll auch mal so durch die Republik zu gondeln und mitnehmen was geht. Ich komme da auf tolle Ideen.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.