Guten Morgen, es ist Freitag der 4. November und vor dem Eintauchen in die aktuelle Nachrichtenlage machen wir uns besser auch heute wieder auf eine ganz kurze Zeitreise in die Nachrichtenwelt vor zehn Jahren. Die Bild-Zeitung berichtete, dass die Stadtwerke Bochum künftig nicht mehr behaupten wollten, dass es eine Vereinbarung mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück gegeben habe, wonach dieser sein Honorar für einen Auftritt in Höhe von 25.000 Euro für einen karitativen Zweck hätte spenden müssen. Sein Genosse und Fraktionsvorsitzender Frank-Walter Steinmeier stellte sich öffentlich hinter ihn und erklärte die Kritik an Steinbrück millionenschweren Nebenverdiensten für "nicht nur heuchlerisch, sondern in vieler Hinsicht böswillig". Doch nun in die Nachrichtenwelt des Jahres 2022, die sich dagegen eher wie ein Frontbericht liest.
Wie so oft beginnt diese Morgenlage mit Neuigkeiten aus dem Ukraine-Krieg. Russland soll den Rückzug seiner Truppen aus der südukrainischen Stadt Cherson vorbereiten, behaupten westliche Sicherheitskreise. Die Russen hätten wohl entschieden, dass "die Stadt den Kampf nicht wert" sei, wird ein nicht näher genannter hochrangiger Beamter einer westlichen Regierung aus einem Hintergrundbriefing vor Journalisten zitiert. Zuvor soll ein Vertreter der russischen Besatzungsmacht-Verwaltung von einem möglichen Abzug vom Westufer des Flusses Dnipro gesprochen haben. "Höchstwahrscheinlich werden sich unsere Truppen auf das linke (östliche) Ufer zurückziehen", habe der von Moskau eingesetzte Vize-Chef der Besatzungsregierung der Region, Kirill Stremousow, im russischen Staatsfernsehen erklärt. Einwohner, die in Cherson geblieben sind, "müssen die Stadt so schnell wie möglich in Richtung des linken Ufers verlassen". Gibt es vielleicht noch ein belastbares Indiz für einen etwaigen russischen Abzug? Vielleicht, wenn man die Nachricht des russischen Exilmediums "Meduza", wonach die russische Flagge vom Gebäude der Regionalverwaltung in Cherson verschwunden sei, als solches deutet. (Quelle: n-tv)
Derweil soll sich die russische Schwarzmeerflotte von Angriffen ukrainischer Marine-Drohnen bedroht sehen. Medienberichten zufolge soll es bereits einen entsprechenden Kamikazeangriff dieser Drohnen im Marinehafen Sewastopol gegeben haben. (Quelle: Der Standard)
Immerhin haben die Ukraine und Russland erneut Kriegsgefangene ausgetauscht. Jeweils 107 Offiziere und Soldaten seien aus der Gefangenschaft entlassen worden, heißt es in Mitteilungen aus Kiew und Moskau. Unter den Ukrainern sollen auch 74 Soldaten sein, die im Frühjahr das Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol verteidigt hätten. (Quelle: n-tv)
Derweil berichtet die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), dass sie in der Ukraine keine Hinweise auf den Bau einer „schmutzigen Bombe“ gefunden habe. Das sei das Ergebnis einer Inspektion von drei Standorten, hätte IAEA-Direktor Rafael Grossi gestern erklärt. Anlass der Untersuchung waren bekanntlich russische Vorwürfe, wonach die Ukraine angeblich eine „schmutzige Bombe“ einsetzen wolle. Die Regierung in Kiew hatte die Vorwürfe entschieden dementiert und um eine IAEA-Mission gebeten. (Quelle: Berliner Zeitung)
Die Schweizer Regierung verbietet Deutschland derweil weiterhin, in der Schweiz hergestellte Munition für den Flugabwehrpanzer "Gepard" an die Ukraine zu liefern. Aufgrund der Schweizer Neutralität sei es nicht möglich, dem deutschen Antrag auf den Weiterexport dieser Munition in die Ukraine stattzugeben, habe Wirtschaftsminister Guy Parmelin in einem Schreiben an die deutsche Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht erklärt. Schweizerische Gesetze verbieten demnach den Export in Länder, die sich in einem bewaffneten Konflikt befinden. (Quelle: n-tv)
Und wenn Russlands Führung keine Erfolge im selbst begonnenen Krieg vermelden kann, lässt sie sicher gern über einen Erfolg der eigenen Rüstungsindustrie berichten. Das russische Verteidigungsministerium habe nach eigenen Angaben ein neues Atom-U-Boot erfolgreich getestet, heißt es. Die „Generalissimus Suworow“ hätte eine mit Nuklearsprengköpfen bestückbare Interkontinentalrakete vom Typ Bulawa (Nato-Code: SS-N-32) aus dem Weißmeer an der Barentssee abgefeuert. Der Flug der Rakete bis zum Einschlag auf einem Übungsgelände der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka wäre normal verlaufen. Das U-Boot werde in den Bestand der russischen Pazifikflotte eingegliedert. (Quelle: ORF)
Über den Kurzbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in China, mit dem er als erster westlicher Regierungschef dem Staats- und Parteichef Xi Jinping nach dessen "Wiederwahl" - eigentlich war es wohl eher eine Krönungsmesse - seine Aufwartung machte, ist schon viel diskutiert worden. Nun hat ihn Xi empfangen, ohne Maske, aber auch ohne Handschlag, wie Berichterstatter vermerkten. (Quelle: Der Standard)
Der türkische Präsident Erdogan ist auch ein Herrscher, der gern Oppositionelle und Kritiker verfolgen lässt. Jetzt trifft es den Vorsitzenden der größten Oppositionspartei, der sozialdemokratischen Partei CHP, Kemal Kilicdaroglu. Er wurde Berichten zufolge wegen eines angeblichen Verstoßes gegen ein umstrittenes "Desinformations"-Gesetz angeklagt. Es geht demnach um den Tatvorwurf der "öffentlichen Verbreitung irreführender Informationen". Damit sei der Oppositionsführer der erste Türke, der auf Grundlage dieses im vergangenen Monat verabschiedeten Gesetzes belangt werden soll. Gibts da jetzt eigentlich lautstarken und solidarischen Protest der regierenden deutschen Sozialdemokraten? Entschuldigung, war ja nur eine Frage.