Peter Grimm / 03.11.2022 / 08:00 / Foto: cartese / 0 / Seite ausdrucken

Die Morgenlage am Donnerstag

Guten Morgen, es ist der 3. November und zu Beginn dieser Morgenlage könnten wir uns noch eine kleine Zeitreise gönnen. "Viele deutsche Dörfer schwimmen im Geld" lautete vor genau zehn Jahren eine Schlagzeile der Welt. Und an anderer Stelle berichtete die Zeitung an diesem Tag, dass der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel eine Einkommenserhöhung für Bundeskanzler, also in diesem Falle für die Bundeskanzlerin, forderte. Doch nun verabschieden wir uns von diesem Land, das solche Probleme hatte und kehren in die Gegenwart zurück. Und am Anfang stehen da, wie so oft, Meldungen aus den Kriegs- und Krisenregionen.

Für Russland scheint dieser Krieg einen spürbaren Menschen-Verlust zu bedeuten. Laut westlichen Regierungsquellen sollen wegen der jüngsten Teilmobilmachung schätzungsweise 400.000 Russen aus ihrer Heimat geflohen sein. Dabei seien diejenigen nicht mitgezählt worden, die das Land schon vorher verlassen hätten. Viele Russen sollen einem Bericht zufolge auch im eigenen Land untergetaucht sein, um der Einberufung zum Kriegsdienst zu entgehen. Wenn man dies mit der Zahl der Menschen addiere, die tatsächlich eingezogen wurden, wäre der Rückgang der berufstätigen Bevölkerung „eine erhebliche zusätzliche Last für Russlands Wirtschaft und seine öffentlichen Finanzen“. In der vergangenen Woche hatte die russische Regierung bekanntlich mitgeteilt, dass die Ende September begonnene Teilmobilmachung von 300.000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine inzwischen abgeschlossen sei. Rund 82.000 der Männer wären bereits an der Front, die übrigen würden derzeit in Russland auf den Kampf vorbereitet. (Quelle: orf.at)

Vielleicht ist das ja so etwas wie eine gute Nachricht: Russland soll wieder bei dem Getreideexportabkommen mit der Ukraine einsteigen. Mitgeteilt hat dies der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der es wohl schafft, einer der größten Kriegsgewinner des Ukraine-Kriegs zu werden. Nach seinen Worten habe Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu gestern zugesagt, dass die Vereinbarung seit gestern wieder befolgt werde. (Quelle: dw.com)

Derweil wirft die US-Regierung Nordkorea vor, Russland im Krieg gegen die Ukraine heimlich mit Militärausrüstung zu unterstützen. Nordkorea soll die Lieferungen von Artilleriegeschossen über andere Länder etwa im Nahen Osten zu verschleiern versuchen, habe der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, gesagt. "Wir werden weiterhin beobachten, ob die Lieferungen tatsächlich ankommen." Es handle sich demnach um eine "beträchtliche Zahl". (Quelle: n-tv.de)

In den Meldungen von den Kampfplätzen dieser Welt findet sich immerhin auch eine über einen Waffenstillstand. Nach fast zwei Jahren Krieg haben die äthiopische Regierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) einen solchen vereinbart, wie der Vermittler der Afrikanischen Union, der ehemalige nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo, gestern nach Verhandlungen in Südafrika mitgeteilt hat. (Quelle: dw.com)

Die Ampel-Regierung will positive Asylentscheidungen nicht mehr nach drei Jahren daraufhin prüfen lassen, ob nicht vielleicht Asylgründe entfallen sind. Bislang ist das eigentlich noch verpflichtend. Doch offenbar sollen sich die Mitarbeiter der Behörden lieber um die unzähligen neuen Asylanträge kümmern. Im Zuge eines Gesetzes zur Beschleunigung der Asylverfahren in Deutschland wolle die Bundesregierung die Regelüberprüfung von Asylentscheidungen abschaffen, heißt es in Medienberichten. Zukünftig sollen Asylbescheide nur noch anlassbezogen auf Widerrufs- und Rücknahmegründe überprüft werden, habe eine Sprecherin von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) in Berlin mitgeteilt. Das ist auch wirklich eine konsequente Politik, denn wenn zwar festgestellt werden kann, dass Asylgründe entfallen sind, es aber so gut wie keine Abschiebungen gibt, dann ist eine solche Prüfung ziemlich wirkungslos. (Quelle: dw.com)

Natürlich gehört in den Reigen der Morgenmeldungen auch noch eine andere des gestrigen Tages, nämlich dass sich die Ministerpräsidentenkonferenz auf Maßnahmen im Rahmen des "Doppel-Wumms" und der Verteilung der Migrationskosten verständigt hat. Kann man das so formulieren? Die wirklich konkrete Vereinbarung war, dass sich die Regierungen von Bund und Ländern auf das 49-Euro-Ticket geeinigt haben, das nun auch noch den schönen Namen "Deutschlandticket" bekommen hat. (Quelle: berliner-zeitung.de)

An dieser Stelle wurde jüngst auch auf die Nachricht verwiesen, wonach ein leitender Ermittler der finnischen Polizei über Ermittlungsergebnisse hinsichtlich des Waffenschmuggels aus der Ukraine berichtete. Kriminelle sollten demnach an Waffen gekommen sein, die ursprünglich aus dem Westen in die Ukraine geliefert wurden. Jetzt ruderte die finnische Polizei ganz offiziell zurück und erklärt, doch über keine entsprechenden Beweise zu verfügen. (Quelle: t-online.de)

In den Niederlanden wurden Klebe-Attentäter zu einer Haftstrafe verurteilt. Für die drei Täter eines Klebstoff-Angriffs auf das weltberühmte Vermeer-Gemälde "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" gab es jeweils zwei Monate Haft. Das Gericht in Den Haag habe bei der Urteilsverkündung gestern von einer "schockierenden" Tat gesprochen.(Quelle: kleinezeitung.at)

Zum Abschluss gibt es Neuigkeiten von der Deutschen Bahn. Mögen sich auch immer mehr Züge verspäten oder gar nicht fahren - beim gesellschaftlichen Fortschritt ist das Unternehmen ganz vorn dabei. Künftig dürfen sich die Mitarbeiter ihre Uniform aussuchen, zumindest nach Geschlecht. Jeder Schaffner darf künftig auch im Dienstkleid erscheinen. Oder in heutiger Bahn-Sprache ausgedrückt: "Zugbegleiter:innen, Kundenbetreuer:innen, Lokführer:innen oder Servicekräfte können damit sowohl Artikel aus der Männer- als auch aus der Frauenkollektion bestellen und im Dienst tragen". Das wird sicher über manche Verspätung hinweghelfen. (Quelle: sueddeutsche.de)

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