Peter Grimm / 15.06.2021 / 06:00 / 117 / Seite ausdrucken

Die Maske runter? Das muss rückgängig gemacht werden!

Erstaunliche Töne waren am Wochenende von der Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) zu hören: Angesichts immer niedrigerer sogenannter Infektionszahlen sei es kaum zu rechtfertigen, den Bürgern länger eine allgemeine Maskenpflicht aufzuerlegen. Vielleicht nicht gleich überall, aber nach und nach sollten die Menschen in Deutschland ihre Masken doch fallen lassen dürfen. Kabinettskollege Jens Spahn (CDU) wollte ihr da wahrscheinlich nicht nachstehen – die Maskerade fällt ja auch irgendwie in sein Ressort – und stellte ebenfalls den Masken-Fall in Aussicht.

Gerade beim Bundesgesundheitsminister schlösse sich an dieser Stelle auch ein nachhaltiger Kreislauf. Am Anfang der Corona-Krise erklärte er den Deutschen noch, warum es völlig unnötig sei, im Alltag Masken zu tragen, um sie kurz darauf mit Mund und Nase hinter selbige zu zwingen. Dann ließ er zu viele, zu teure und zu schlechte Masken beschaffen, was seinem Haus mal Spott und mal Kritik eintrug. Etwas Ärger gabs obendrauf, als herauskam, welche Politiker beim Maskengeschäft mitverdient hatten. Für Jens Spahn könnte die Befreiung von der Maskenpflicht auch ein Befreiungsschlag aus dem Maskendesaster sein.

Bis zum Montagmorgen konnte man als Chronist des Corona-Wahnsinns noch hoffen, in dieser entspannten Art nun weiter über Jens Spahn und seine Mitstreiter räsonieren zu können. Wenn neben denen, die ohnehin längst das Ende von Grundrechtseinschränkungen forderten, nun auch maßgebliche Akteure der Corona-Politik vom Ende der Maskenpflicht sprachen, würde es ja wohl bald heißen: Masken runter! Selbst die Liebhaber des Corona-Ausnahmezustands schienen einzusehen, dass sich der Zwang zum alltäglichen Maskenball kaum mehr legitimieren lässt. Passend dazu machten die Bilder die Runde, die die Herrschenden der G7-Mächte, nah und maskenfrei zusammen sitzend zeigten, also all die Regeln ignorierend, denen die meisten der von ihnen Regierten unterliegen. Hätten die Herrschenden ihren Beherrschten erklärt, wir testen mal kurz die neuen Freiheiten, bevor ihr die morgen bekommt, wäre das zwar immer noch eines freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens unwürdig, dennoch hätte sich kaum jemand daran gestört.

Wieder einmal die vierte Welle

So standen zum Wochenbeginn kurzzeitig alle Zeichen auf Abschied vom Maskenzwang. Doch als hätte jemand von irgendwoher dekretiert, dass das rückgängig gemacht werden müsse, änderte sich das am Montag schlagartig. Plötzlich überboten sich Koalitionspolitiker in Bekenntnissen zum Maskenzwang. CSU-Generalsekretär Markus Blume zu "Bild": "Ich kann nur davor warnen, so zu tun, als sei Corona schon vorbei." Er halte die Abstandsregeln und die Maskenpflicht "für die geringste Zumutung und für einen sehr guten Schutz nach wie vor". Ähnlich hatte sich sein SPD-Kollege Lars Klingbeil geäußert: "Ich glaube, es verlangt uns als Gesellschaft nicht viel ab, wenn wir jetzt im öffentlichen Nahverkehr, dort, wo wir wirklich auf Menschen treffen, wenn wir dort die Masken weiterhin tragen. Ich halte das für richtig." Wenn die Corona-Mutation sich nicht als so krass erweisen sollte, wie man im schlimmsten Fall befürchten müsse, dann sei das "eine Frage von Wochen", habe er der "Bild" gesagt: "Die sollten wir uns noch an diese Regeln halten und die Masken tragen".

Auch eine Sprecherin der Bundesregierung, der ja Lambrecht und Spahn eigentlich auch angehören, warnte, die Maskenpflicht zu schnell aufzuheben. Die Infektionszahlen würden zwar sinken. "Trotzdem mahnen wir zur Vorsicht", fügte sie hinzu und habe auf die Gefahr von Virusvarianten verwiesen. Deshalb solle man die Regeln vor allem in Innenräumen nicht zu schnell lockern. Und als hätte man es am kuschligen und maskenfreien G-7-Tisch in Cornwall abgesprochen, meldete sich in Großbritannien Boris Johnson zu Wort und erklärte, dass der große „Tag der Freiheit“, mit dem eigentlich demnächst das Ende aller Corona-Beschränkungen gefeiert werden sollte, wegen der Virusmutationen um vier Wochen verschoben werden müsse.

In der Das-muss-rückgängig-gemacht-werden-Stimmung wollte auch die Opposition, also die gute Opposition, und manch Verbandsvertreter rechtzeitig ein Masken-Bekenntnis ablegen.

Die Co-Chefin der Linkspartei, Susanne Hennig-Wellsow, sei gegen ein schnelles Ende der Maskenpflicht, meldete zeit.de. Sie halte es für "völlig falsch", jetzt eine Debatte über eine generelle Aufhebung der Maskenpflicht zu führen, habe sie weiter gesagt. In Deutschland sei durch Impfungen noch keine Herdenimmunität erreicht und die Pandemie sei global noch nicht im Griff: "Deshalb ist es aus meiner Sicht dringend notwendig, dass wir überall dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen, sei es beim Einkaufen, beim Zugfahren, sei es möglicherweise auch in den Schulen, weiter auf Maskenpflicht setzen." Auch mit Blick auf eine mögliche vierte Welle habe sie sich dafür ausgesprochen, die Maskenpflicht beizubehalten.

Hilfe von Honeckers Nachfolgerinnen

Da hört sich die Genossin Linken-Vorsitzende und damit Nach-Nach-Nach-Nach-Nach-Nach-Nach-Nachfolgerin von Erich Honecker an, als wäre sie eine Gefolgsfrau des CSU-Kollegen Markus Söder. Aber bei Corona kennen viele deutsche Politiker ja keine Parteien mehr. Man fragt sich nur, ob Frau Lambrecht und Herr Spahn jetzt öffentlich widerrufen müssen. Vielleicht entschuldigen sie sich ja bald dafür, nicht bedacht zu haben, dass die Idee, auf den Maskenzwang zu verzichten, den „Querdenkern“ nützen könnte.

Überraschender war die Unterwerfungsgeste eines Verbandes, von der ebenfalls zeit.de berichtete. "Wir müssen jetzt alles vermeiden, was die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie gefährdet und möglicherweise in einen nächsten Lockdown führt", habe der Handelsverband Deutschland mitgeteilt. Die Lockerungen der vergangenen Wochen dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden, hätte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth gewarnt. Kunden und Händler hätten sich an die Maskenpflicht gewöhnt. "Sie sollte erst abgeschafft werden, wenn die Experten aus Medizin und Politik das für verantwortbar halten."

Ob das die Händler, die für unzählige Stunden unter die Maske gezwungen werden, ähnlich sehen? Vor allem mit Blick auf jene Kunden, die nicht kommen, weil ein Einkaufserlebnis ohne freies Atmen für sie mehr Last als Lust ist? Aber was haben die schon zu sagen? Auch etliche Lehrerverbandsfunktionäre möchten die Schüler lieber maskiert in der Schule sehen. Ob sie damit wirklich die Interessen der meisten Lehrer vertreten, kann wahrscheinlich niemand sicher sagen. Die der Schüler ganz gewiss nicht.

Immerhin zeigen uns unsere nördlichen Nachbarn, dass es auch ohne Masken geht. Dänemark schafft die Maskenpflicht weitestgehend ab. Wenigstens Urlaub von der Maske ist möglich.

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Dietmar Blum / 15.06.2021

@  Tobias Kramer / 15.06.2021:  “Da haben wir Sachsen uns eine Granate eingefangen ...” Jagt sie zum Teufel und Euren Pumuckel dito.

Lutz Herrmann / 15.06.2021

Es geht nur noch um die vierte Welle. Virologe Martin Stürmer, der Landeselternbeirat und die GEW halten selbst bei 30 Grad im Schatten die Masken weiterhin bei Kindern und Jugendlichen für notwendig im Klassenraum. Von Toten und überfüllten Krankenhäusern redet niemand mehr. Sonst müsste man sich ja eingestehen, dass das Virus längst nicht so schlimm ist und die schnellstens zusammengemixten Impfstoffe bei immuninkompetenten Zeitgenossen nichts bringen und für den Rest keinen Mehrwert darstellen. Was für ein Beschiss!

T. Schneegaß / 15.06.2021

Also liebe Leute, die Maske muss bleiben, denn die Delta-Mutante ist ja unterwegs. Auf LOCUS werden die drei katastrophalen Wirkungen dieser neuen Killervariante genannt: Kopfschmerzen, laufende Nase, Rauheit im Rachen. Da wünscht man sich doch lieber ein schnelles Ende.

Albert Sommer / 15.06.2021

Ich setzte meine Maske erst im September zur Wahl wieder auf, man will diese Diktatur auf Probe ja schließlich gebührend honorieren! Nicht das ich damit im EU-Deutschland noch einmal etwas ändern könnte. Die Wahlen in Deutschland haben seit dem Millennium ja gefühlt nur noch den qualitativen Wert der ehemaligen Ergebnisse von ehemaligen Wahlen mit der immer 98%-SED bis `89. Allerdings werde ich mir auch später nicht vorwerfen lassen, ich wäre (wieder einmal) ein (Reichs)Mitläufer gewesen. Das bedeutet ich werde zum dritten Male in Folge aus tiefster Überzeugung genau jenen REEEEEECHTSkonservativen, politischen Inhalt wählen, für den bis zur Ära der FDJ-Merkel dereinst noch die CDU/CSU stand. Das heißt, ich wähle zum dritten Male in Folge eben GANZ BEWUSST und (hey CDU, is nix nur Protest) nicht mehr CDU/CSU oder die KPD, pardon SPD. Und für die Inquisition, also dieser durchgeknallten Sekte von Grünen ÖkoFaschist*Innen oder deren charakterlich identisch gepolten, „menschenfreundlichen“ Linken Mauermördern habe ich auch nur Abscheu und Ekel übrig. Und nun raten Sie mal welche Partei ich wähle.…..

Gabriele Klein / 15.06.2021

Nachdem es mittlerweile Viren tötende Masken gibt die, wer will, geschwächt ist etc.  tragen kann, sowie Pastillen d.des Weiteren den Übertragungsweg a.d. Quelle blockieren, indem sie d.Virus i. Mund effizient abtöten, verstehe ich das ganze beim besten Willen nicht mehr und kann es mir nur so erklären: Durch das vorschreiben BESTIMMTER Masken (sofern verseucht,wie teilsdas Equipment das aus China kam, könnte man versuchen die Pandemie zu verlängern oder zu verschärfen. Mir sieht das ganze ziemlich eingefädelt und beabsichtigt aus. Irgendwie so:  Pandemie war / ist   erwünscht, hat aber nicht ganz geklappt und insoweit der Wunsch nicht erfüllt wurde hat man ihn einfach behauptet, um zum gleichen Ergebnis, d. langersehnten “Resets” zu kommen. Nur so kann ich mir erklären warum man Anfangs doch einerseits gar nichts wußte und bei gewissen gain of function Experten sich dumm stellte, andrerseits aber dann schon wußte welche “Wellen” wie auf uns zukämen u. die Rechte abzubauen. Mittlerweile wissen alle , dass man an diesen “Viren” die uns heimsuchten lange vorher intensiv in gain of function Forschung forschte, D.h. es gab doch einige die sehr wohl gewußt haben was abging, hielten sich aber diskret zurück oder gaben trotz ihres Wissens falsche Ratschläge,  um den Preis von Menschenleben.  Für mich hat das Ganze nicht die Gefahr einer Seuche sondern die Gefahr einer WHO und UN aufgezeigt über die gewisse Kräfte, deutsche und chinesische vorneweg gerne nicht nur Europa, sondern die ganze Welt regieren wollen mit Hilfe von AGITPROP,  cancel culture und so.  Bei Schweden ging das Ganze zum Glück nicht auf. Und Indien hat wie ich las gewisse Hilfen v. d. UN auch dankend abgelehnt.  England bin ich für d. Brexit sehr verbunden, der ein europäische von Deutschland im Sinne Chinas / Rußlands verwaltete Hongkong etwas erschweren dürfte.  Ich hoffe dass es zu einem neuen Europa kommt mit einer englischen statt deutschen Vormachtstellung.

Petra Wilhelmi / 15.06.2021

Im Teletext liest sich das sinngemäß so, dass jetzt im Sommer der Inzidenzwert niedrig wäre, wie das mit Infektionsgeschehen im Sommer eben immer so wäre. Und was steht zwischen den Zeilen? Im Herbst kann es wieder losgehen, weil das Infektionsgeschehen im Herbst/Winter jedes Jahr höher ist. Man will die Wahlen gut über die Bühne bekommen. Da stören nur Restriktionen, deshalb sollen die Leibeigenen im Sommer mal kurz von der Leine genommen werden. Die werden sich so freuen, dass sie im Herbst zur Wahlurne eilen und ihre Herren wieder wählen werden - und dann kommt die Leine wieder an die man sich so sehr gewöhnt hat. Dazu kommt noch das Framing, dass Biden Merkel bewundere, weil sie das Rückgrat der EU wäre und weiter solch Sermon. Es soll eine tolle Stimmung geschaffen werden. Und - ich glaube fest daran - die Bürger werden denen auf den Leim gehen. Urlaub und Konzerte sind wichtiger als Freiheit und Demokratie in deren Augen. Weiter muss nicht gedacht werden. Deshalb wird auch der elektronische Impfausweis gestürmt. Die Hundemarke ist wichtig. Sozialismus? Was interessiert es z.Z. die Massen. Der Grillabend mit Freunden ist viel wichtiger und der größere Teil der Bürger Deutschlands kennt nicht mal den Sozialismus.

Fritz kolb / 15.06.2021

#Karina Gleis: so ist es. Vor allem was den Öder betrifft, ist der zu einem Pappkameraden für Beliebigkeit geworden. Und läuft damit sogar dem bisherigen König des sowohl als auch, dem Herrn Lindner, den Rang ab. Weg mit dem Kerl.

toni Keller / 15.06.2021

Soweit ich die Nachrichten überblicke und den Kaffeesatz richtig interpretiere, wird so langsam aus dem ganzen Irrsinn ausgestiegen. Langsam zwar aber immerhin. Und das ganz Schlimme ist, die Leute sind es zufrieden! Es ist hohe Zeit den Leuten die Verantwortung für ihr eigenes Leben wieder zu geben, aber nein, wir bauen den Nannystaat weiter aus und die gleichen Gestalten die uns das Leben so schwer gemacht haben, werden weitermachen, als sei nichts gewesen!

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