Gastautor / 14.06.2019 / 06:15 / Foto: Pixabay / 186 / Seite ausdrucken

Die Leiden eines Hausplaners: Hilfe, E-Auto-Ladestation!

Von Paul Lech. 

Deutschland 2019. Umbruchstimmung entnehme ich vielen Schlagzeilen. Das ist der Aufbruch in die Elektromobilität, heißt es, 1.000.000 E-Autos werden angestrebt. So weit die Theorie. Die Praxis geht anders: Da landet die schöne neue Elektromobilität auf meinem Schreibtisch, und ich weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll.

Ich (m) werde in wenigen Wochen 59 Jahre alt und bin in einem Ingenieurbüro für Haustechnik in NRW beschäftigt. Ich arbeite nun seit zwei Jahren in einer Mini-Elektroabteilung – 4 Menschen = 3+1, entsprechend 25 Prozent Frauenanteil – und wie Sie sich denken können, bei weitem der Älteste. In den vergangenen zwei Jahren haben wir bei verschiedenen Projekten so zwischen 400 und 500 Wohnungen geplant, teils auch höherwertige Ausstattungen, alles in allem etwa 20 Prozent Sanierungen.

Nun ist bei einer Neubau-Wohnanlage (ca. 100 Wohnungen in 12 Häusern) Folgendes passiert. Der Bauherr möchte in der gemeinsamen Tiefgarage mindestens 20 Ladesäulen für Elektroautos installiert haben. Eine entsprechende Ladesäule kann bei Schnellladung einen Strom von 32 A liefern. Das heißt, würden alle Ladesäulen voll in Betrieb gehen, müsste ich theoretisch 640 Ampere vorhalten. Das geht natürlich nicht. Die Säulen sind untereinander vernetzt und regulieren sich gegenseitig. Somit kann die Ladezeit – bei Mehrfachnutzung – auf mehrere Stunden anwachsen, wo der Hersteller der Säulen sagt, dass dies vertretbar ist, aber der Bauherr hartnäckig nachfragt, warum das denn so sei. Er verkaufe oder vermiete schließlich hochwertige Wohnungen, und eine Ladezeit von mehreren Stunden (bis zu 8 Stunden) wären kein gutes Verkaufsargument.

Kann ich nachvollziehen... aber es kommt noch besser: 100 Wohnungen mit Warmwasserversorgung aus der Heizung (nicht mit Strom) haben nach DIN 18015 einen Anschlusswert von 108 kVA. Die Werte-Tabellen basieren auf den Erfahrungswerten der städtischen Energieversorger (Sehen Sie hierzu die Tabellen auf den Seiten 5 und 6.)

Zu den 100 Wohnungen kommt noch die Lüftungsanlage der Tiefgarage, einige Pumpen und Hebeanlagen, Außenbeleuchtung, Reserve und dergleichen. Ich hätte normalerweise bei den Stadtwerken eine Leistung von 15 bis 180 kVA, entsprechend 130-150 kW angemeldet. Nebenbei bemerkt, auch für diese Leistung hätte ein kleiner Trafo installiert werden müssen, da sich das Grundstück zwar auf Stadtgebiet aber mehr auf der "grünen Wiese" befindet. Bei Großstädten wäre diese Leistung – je nach Lage – aber noch im Netz vorhanden.

„Das muss ich den Bauherren erklären und kann es nicht“

Auf Grund der 20 Ladesäulen, gegebenenfalls auch mehr, muss nun ein Transformator mit 400 kVA installiert werden, weil diese hohe Leistung grundsätzlich nicht mehr im Niederspannungsnetz (400/230V) vorhanden ist. Außerdem möchte der Bauherr, dass die Ladesäulen doch eine entsprechende "Power" bringen und sich nicht selbständig komplett auf den Minimum-Ladestrom reduzieren. Somit also die Ladezeit auf weniger Stunden reduziert wird. Jetzt zu meinem Problem. Auf Grund der 20 Ladesäulen, gegebenfalls auch mehr, muss nun ein Transformator mit 400 kVA installiert werden, weil eine so hohe Leistung nicht im Niederspannungsnetz vorhanden ist.

Das wird in Zukunft bei fast jedem Bauvorhaben so sein, sage ich mal voraus. Denn in den Ingenieurbüros sind wir nicht nur Planer, sondern auch Berater. Wenn ein Bauherr eine neue Wohnanlage plant – und sei es nur ein 8-Familienhaus –, dann muss ich immer fragen, ob er auch eine Ladesäule in der Tiefgarage oder an den Parkplätzen wünscht. Das zählt zur guten Beratung der heutigen Zeit, jedenfalls meiner Meinung nach.

Wir werden in Zukunft viele Trafos verkaufen. Aber irgendwann geben uns die Elektrizitätsversorger/Stadtwerke keine Trafos mehr, weil auch das Mittelspannungsnetz am Ende ist. "Ausgelastet", wie man sagt. Sollte tatsächlich die Elektromobilität einen Boom bekommen, werden alle nach einem Zeitpunkt X nicht mehr schnell laden können.

Das muss ich den Bauherren erklären und kann es nicht. Wir in den Ingenieurbüros haben selten Kontakt zu anderen Büros, deshalb kann ich mich nicht immer in vollem Umfang austauschen oder beraten. Aber die nächste Elektromesse kommt bestimmt. 

Ich werde das Thema natürlich bei entsprechender Gelegenheit mit den Energieversorgern diskutieren, aber ich weiß jetzt schon, was die antworten werden: "Geh weg, wir haben andere Sorgen. Wenn was nicht geht, dann geht es nicht, und ein Netzausbau steht bei uns immer zum Schluss an".

Der hauseigene Trafo war schon ausgelutscht

Vor ein paar Jahren Jahren habe ich die Bauleitung in einem Luxus-Projekt mit fast 270 Wohnungen begleitet. Wir reden hier über Luxuswohnungen mit einem Preis zwischen 4.500 bis 16.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, Innenstadt-Lage. Nur nebenbei, die kleinen Wohnungen sind mindestens 80 Quadratmeter groß, und die üppigen Wohnungen bis zu 120 oder gar 200 Quadratmeter. Wer hier lebt, kann sich einen flottes Tesla Luxusmodel als Hobby und gutes Gewissen leisten. Getreu dem Motto, "ich fahre grün".

Ich hatte das Thema Elektromobilität mal bei einer unserer Planungsrunden angesprochen. Wohlgemerkt, Planungsrunde während der Bauzeit zwischen Rohbau und Endausbau. Der lustige Vorschlag der Planer (war nicht unser Büro) und des Bauherrn war, ein paar gewöhnliche Steckdosen an ein paar Stellplätze der Tiefgarage zu verteilen, weil die Leistung der hauseigenen Trafos ja schon fast "ausgelutscht" wäre. Zudem sollten die "Interessierten" die Zusatzkosten für die Zuleitung, etwa 30 Meter im Durchschnitt und die Installation der Steckdose inklusive Absicherung, als Aufpreis bezahlen (280 bis 350 Euro netto ohne Mehrwertsteuer je Stellplatz/Wohnung, Stand 2014). An die Profis: Wir reden über eine offene Rohrinstallation auf-Putz in einer Tiefgarage, am Ende mit einer abschließbaren Klappdeckel-Schutzkontakt-Steckdose 230V, angeschlossen über eine NYM-Leitung 3x2,5 qmm (ggf. 3x4 qmm) separat abgesichert (16 A) in der Zählerverteilung.

Jetzt stellen Sie sich einmal vor, jemand zahlt für seine Wohnung eine Million Euro und bekommt für die Aufladung seines Teslas eine Steckdose, an die man normalerweise eine Waschmaschine anschließen würde. Ein Mittelklasse-Tesla Model S startet ab etwa 72.000,- Euro aufwärts, und nehmen wir einmal an, dass eine 70-kWh-Batterie installiert ist (Reichweite 440 Kilometer). Dann beträgt die Ladezeit laut Wikipedia etwa 20 Stunden, in Worten zwanzig (!), für eine Vollaufladung an eben jener oben genannten Normalo-Steckdose.

Doch noch einmal zu den oben genannten eine Million Elektroautos und den geforderten Schnell-Ladestationen.

1.000.000 Autos mal 16-Ampere-CEE-Steckdose (400 V) in der Garage zum laden, sind gleich 16.000.000 Ampere gleich 16 Mega-Ampere! Dabei könnte das größte deutsche Kraftwerk, Neurath in meiner Heimat NRW, mit 4.400 MW Leistung (Kohlekraftwerk!), bei einer Spannung von 400 V gleich 4.400 Mega-Watt geteilt durch Wurzel 3 = 1,73 x 400 Volt theoretisch nur 6,35 Mega-Ampere liefern. Da fehlen noch fast 10 Mega-Ampere.

Glücklicherweise steht neben dem Kraftwerk Neurath in vier Kilometer Entfernung auch noch das Kohlekraftwerk Frimmersdorf. Anfang der 1970er Jahre immerhin das größte Kohlekraftwerk der Welt! Doch das läuft aktuell nur noch auf 2 x 300 MW. Soll das wirklich abgeschaltet werden? 

Meine Intention ist, mit diesem Beitrag eine Diskussionsgrundlage für Fachleute und Interessierte zu schaffen. Interessant wären auch Fragen oder Hinweise und Beispiele von absoluten Laien. Erfahrungsgemäß kommen hier recht unbedarfte aber auch echt originelle Lösungsansätze. Ich weiß keinen anderen Weg, als mich an eine breitere Öffentlichkleit zu wenden. Jedes Mal, wenn ich dieses Thema anschneide, kommt ein Schulterzucken, von Kollegen, Freunden, teils werde ich auch belächelt.

Ich sammle die Zuschriften der Leserpost und werde diese in einem zweiten Beitrag oder auch weiteren Beiträgen ansprechen, auswerten und kommentieren. Das wird sicher einige Zeit in Anspruch nehmen, da ich ja nebenbei voll berufstätig bin. Es werden auch einige Profis meine Zahlenbeispiele kommentieren und gegebenfalls korrigieren, und das ist gut so. Nur so werden wir uns gemeinsam den tatsächlichen Gegebenheiten nähern können. Ich bitte sogar ausdrücklich darum, von Ihren Erfahrungen zu berichten, auch mit Berechnungsbeispielen. Ich bitte die Leserinnen und Leser um Verständnis, dass ich unter einem Pseudonym schreibe. Im oben beschriebenen Projekt handelt es sich um eine laufende Baumaßnahme. Der hier veröffentlichte Text ist mit der Geschäftsleitung unseres Büros abgestimmt.

Nachtrag/Update vom 17.06.2019:

Werte Leserinnen und Leser,

ich bin überwältigt von so vielen qualitativ hochwertigen Postings, schön gemischt mit Beiträgen wo ich laut aufgelacht habe, kontrovers aber doch effektiv geführte Diskussionsansätze und herrlich verrückte Vorschläge von den Laien. Ich habe alle 186 Postigs in mehreren Stunden gelesen - ich hatte das in dieser Form und Intensität nicht erwartet.

Hierfür möchte ich mich ganz besonders bei Ihnen bedanken!

Da kommt ein schönes Stück Freizeitarbeit auf mich zu, mit der ich mich gerne in den nächsten Tagen beschäftigen werde.

Klarstellung:

Die Berechnungen rund um das Kraftwerk Neurath waren rein fiktiv und sollten den Laien einmal zeigen, wieviel Energie für die E-Mobilität gebraucht werden könnte. Hierbei lege ich besonderen Wert auf den Konjunktiv, den ich auch im Beitrag häufig bewusst gewählt habe. Meine Intension ist weder ein Experte zu sein, noch irgendwie ein Besserwisser und Fingerzeiger. Mir geht es lediglich darum aufzuzeigen was auf uns zukommen könnte, wenn wir einen Boom bekommen. Ich möchte Ihre Vorschläge sammeln und am Ende dieser kleinen Serie zu Lösungsansätzen zusammen führen. Vielleicht nimmt das ja eine(r) außerhalb der Achse als Anregung.

Folgende Themen haben sich für den nächsten Beitrag heraus kristalisiert:

  • Brandgefahr!
  • Gleichzeitigkeit, damit verbunden das Lastmangement
  • standardisierte Batterien für die E-Autos - Tausch, Leasing o.Ä.
  • Speicherbatterien im eigenen Haus zur Abdeckung der Spitzenlasten
  • die Erfahrungen der E-Auto-Besitzer
  • die Energiepolitik in Deutschland 

Ich weiß noch nicht ganz wie ich die Themen kombinieren werde, um einerseits nicht zu lange Artikel zu verfassen, und andererseits "was passt zusammen?".

Paul Lech

Foto: Pixabay

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Leserpost

netiquette:

G.Krül / 14.06.2019

Hallo Ich Installiere in der Tiefgarage je Stellplatz eine Kraftsteckdose für 3x32A/400V. Die Leitung kommt jeweils auf den Zähler der zum Stellplatz gehörenden Wohnung, und zwar über ein Lastabwurfrelais (oder Vorrangschalter) an dieSicherungen für den Durchlauferhitzer.  Wenn nun jemand in der Ladezeit warmes Wasser haben möchte, schaltet sich die Ladesteckdose ab.  Da kann jeder selbst entscheiden was ihm wichtig ist.

O. Prantl / 14.06.2019

Werter Herr Lech, Sie wollen ein nicht lösbares Problem bewältigen. Geht nicht. Also Umstieg auf andere, damit untrennbare Probleme umstellen. Feuerwehr mit allen rechtlichen und sachlichen Gegebenheiten einbinden. Falls sich die Wohnungen über der Tiefgarage befinden, bauen Sie einen Bewohnergrill und je nach Lage der Wohnung haben die Bewohner die Wahl zwischen Hitzetod und Rauchvergiftungstod (ein Atemzug genügt) ! Wenn in der Tiefgarage ein Auto brennt, haben Alle ! keine Autos und vielleicht sogar keine Wohnung mehr. Dies alles bedenkend, wird diese Wohnanlage über die Eigentümerversammlung zu einem Schlachtfeld für Juristen und führt zu Streitexzessen der Bewohner. Sehen sie bei 100 Wohnungen Räume für mindestens eine Kanzlei vor. Die daraus entstehenden Streit- und Feundschafts-Kosten werden höher sein als die Miet-Nebenkosten. Und zum Schluss, ein Schild am Garageneingang “Zufahrt und Parken von elektrisch betriebenen Fahrzeugen ist mit Rücksicht auf die anderen Bewohner in der Tiefgarage verboten” löst alle Probleme. Setzen sie dieses Schild durch und fahren danach in den wohlverdienten Urlaub.

Stefan Müller / 14.06.2019

Ich bin schon etwas erschüttert, was hier für Kommentare abgegeben werden. Wollte der Autor Lösungen oder eine politische Diskussion? Nach drei Seiten Leserbriefen habe ich nicht Einen gefunden, der tatsächlich ein Elektroauto fährt und von daher die Praxis der Ladens halbwegs vernünftig beurteilen kann. Die Unkenntnis des Planers trifft auf die realitätsfernen Forderungen des Bauherrn. Kein Wunder, dass es dafür keine Lösungen gibt. Jeder, der bereits einige Zeit ein Elektroauto fährt und einen eigenen Stellplatz zur Verfügung hat, weiß dass das Vollladen über Nacht für jedes aktuell angebotene Modell mit weniger als 11kW Anschlussleistung möglich ist. Die Fahrzeuge mit den größten Batterien haben dabei Reichweiten von 400-500km. Haben wir jetzt wirklich bei 100 Wohnungen 100 Leute, die täglich 500km elektrisch fahren? Und dann bereits nach einer halben Nacht (sonst würden auch 11kW reichen) schon wieder 500km fahren müssen? Der Durchschnittpendler fährt am Tag 50-100km. Er braucht dafür je nach Fahrweise 10-30kWh Strom. Er braucht auch nicht mehr, wenn die Ladestation größer ist. Wenn man beraten werden will, geht man am Besten in ein Elektroautoforum (z. B. GoingElectric.de). Dort gibt es auch Elektriker, die bereits ähnliche Projekte geplant haben. Ach ja, ich bin alles andere als ein Grüner. Ich fahre elektrisch, weil es mir Spaß macht.

Christina M. Kerpen / 14.06.2019

Also, wenn ich dem auf uns zukommenden Energiekollaps entgehen will, kaufe ich mir ein Pferd, ziehe irgendwohin aufs platte Land mit ganz viel Land um meine Hütte ohne Wasser und Stromanschluss herum, dann habe ich zwar kein Internet mehr, aber ich kann mich fortbewegen, mein Futter selbst anbauen, hoffentlich Wasser aus einem Brunnen schöpfen und muss nicht in der Stadt verhungern, weil Internet haben die Städter ohne Strom auch nicht mehr, fahren können die ohne Sprit oder Steckdose (weil alles vom Strom abhängig, selbst die garstige Tankstelle) ebenfalls nicht mehr und Futter im nächsten Supermarkt gibt es auch nicht mehr, weil Türen gehen nicht freiwillig auf, mangels Fenstern gibt es kein Licht und die doofen Kassen funktionieren auch nicht. Hach, wird das Leben im Deutschland nach dem Rückfall in den gemütlichen vorchristlichen Lebensstandard herrlich werden.

R. Lichti / 14.06.2019

Pragmatische Lösung des Problems: Man stelle neben die Wohnanlage einen 20-Fuß-Container mit steckerfertigem 350kVA Dieselaggregat. Zwei Streifenfundamente und man kann das aus dem Katalog bestellen: Dann werden die Menschen, die ihr Umweltbewußtsein mit dem Fahren eines e-Mobils zur Schau stellen wollen nicht unnötig in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Gegebenenfalls kann man auch einen Gasmotor für den Antrieb des Generators nutzen und die Wärme für die Heizung der Wohnanlage auskoppeln.

Ralf Wagner / 14.06.2019

Ja Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern ist in der Tat eine neue Herausforderung.  Genau zu dem Thema gibt aber die neue VDI 2166/2 Richtlinie viele Hinweise. Die wesentlichen zwei Punkte sind Lastmanagement und eine vernünftige Leistung. Die 22 kW Ladeleistung kann kaum ein Auto (alte Teslas, Zoe, Smart mit Schnelllader) und braucht kaum einer.  Ich habe einen Tesla und kann 22 kW zu Hause laden, aber es ist unnötig so schnell zu laden. 11 kW, d.h 16 A dreiphasig sind ein Maß das absolut ausreicht. In der Regel kommt man nicht komplett leer an. Selbst wenn jemand 80 kWh nachladen müsste, könnte er das in einer Nacht.  Viele fahren auch nur ein Fahrzeug dass ein oder zweiphasig lädt, dann reduziert sich die Last weiter. Das zweite Thema ist das Lastmanagement, das ist etwas kniffeliger. Idealerweise mißt man am Hausanschluß, dass muß aber mit dem Netbetreiber abgeklärt werden. Auf diese Weise kann man die volle Synergie zwischen Wohnung und Ladestation nutzen. Spätestens wenn die letzte Spülmaschine am Abend gestoppt ist und der letzte im Bett ist, können die Fahrzeuge die Leistung unter sich aufteilen. Rechnet man mal nach wieviel Energiebedarf zu laden ist, wird schnell klar, dass Lastmanagement eher ein psychologisches denn ein technisches Problem ist. Ralf Wagner

Wolfgang Kronberg / 14.06.2019

Das eigentliche Problem scheint mir hier zu sein, dass etliche ‘Berater’ bei den Leistungen zur E-Mobilität genauso verfahren, wie wir es von der PS-Gläubigkeit bei Verbrennerautos kennen. Es werden grotesk hohe Zahlen empfohlen. Ein Beispiel. Ich selbst würde mir, wenn mein Auto heute schlapp machen würde, am liebsten einen Tesla Model 3 Hinterrad-Antrieb Maximum Reichweite kaufen, weil das ganz einfach das praxistauglichste E-Mobil am Markt ist (leider ist er arg teuer, und vor allem habe ich das rechtliche Problem mit der Eigentümergemeinschaft - aber sonst wäre das mein Auto). So ein Teil kommt 600km weit nach NEFZ. Das brauche ich auch, nämlich auf Fernreisen, zumindest für die nächsten 5-10 Jahre. Was für einen Anschluss wünsche ich mir damit für zu Hause in der Tiefgarage? 3,7kW, also 16A auf einer einzelnen Phase. Reicht völlig. Die Reichweite brauche ich ja nur für die Langstrecke, und nicht für das nächtliche Laden. Mit einer Nacht 3,7kW kommt man, pessimistisch gerechnet, ca. 200km weit. Nur wenige fahren jeden Tag regelmäßig mehr - und für die kann es ja eine Option sein, einmal pro Woche für eine halbe Stunde eine Schnellladestation aufzusuchen. Nun sind 3,7kW für jeden einzelnen Stellplatz immer noch ganz schön viel, denn so muss man eigentlich rechnen - 20 von 100 Stellplätzen mit Wallbox sind für eine Planung m.E. heutzutage viel zu wenig. Was heute schon in Norwegen gilt, wird in 5-10 Jahren auch hier Gesetzeslage sein. 100 von 100 muss man planerisch ausstatten können, auch wenn man einen guten Teil davon nur vorbereitend vorsehen muss. Insofern müssen Sie sich leider tatsächlich mit einem deutlich kräftigeren Anschluss befassen. Aber bitte beraten Sie auch dahingehend, dass die gerne geforderten 11kW oder gar 22kW für die heimische Wallbox Mumpitz sind. So etwas braucht auch in ferner Zukunft nur eine sehr kleine Minderheit, und dementsprechend darf und soll man auch planen.

heinrich schmid / 14.06.2019

sehr geehrter herr lech, ein paar ergänzende gedanken, die mir beim lesen ihres artikels durch den kopf gegangen sind. in einer süddeutschen stadt wird der bebauungsplan für ein neues zu erschließendes wohngebiet im gemeinderat besprochen, es kommt die frage auf, ob nicht für alle wohnungen und häuser ladestationen für künftige e-autos installiert werden sollten. die kosten pro anschluß sind im bereich eines tiefgaragenstellplatzes, der ortliche stromversorger kann die künftigen theoretischen stronmengen nicht ohne änderung des vorhandenen kommunalen stromnetzes, was die erschliessungskosten weiter steigert, anbieten. ich spreche immer noch vom netzausbau, woher der ladestrom kommen soll ist noch immer nicht entschieden und diskutiert. dazu ein beispiel von strommengenbewirtschaftung, die landeswasserverorgung in langenau muß den betrieb von 350 kW pumpen zur wasserförderung nach nordwürttemberg anmelden sonst bricht das örtliche netz zusammen. mfg heinrich schmid

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